Hans Zuchhold – von der Sehnsucht eines Gubener Schülers zum Riesengebirge
Am 28.04.2025 führte der Gubener Heimatbund e.V. in Zusammenarbeit mit der Landsmannschaft Schlesien Berlin Brandenburg und der Stadtbibliothek eine Begegnung mit dem schlesischen Dichter Hans Zuchold, der Gubener Wurzeln hat, durch.
Hier ein Auszug aus dem Vortrag von Herrn Metzig:
Unser heutiger Nachmittag ist einem nahezu vergessenen Dichter gewidmet: Hans Zuchhold. Ich weiß nicht, ob Sie diesen Namen schon einmal vor der Einladung zu dieser Veranstaltung gehört haben. Wenn nicht, dann müssen Sie sich keineswegs schämen. Sie teilen damit das Schicksal von 99,9% der Deutschen.
In dieser kleinen Einführung darf ich mich auf ein paar wenige biographische Daten beschränken, denn wir haben heute eine viel kompetentere Zuchhold-Kennerin unter uns, Fr. Michelle Sakowicz, geboren und wohnhaft in Hirschberg, noch Germanistikstudentin in Breslau, die einen Teil ihrer akademischen Abschlußarbeit Zuchhold gewidmet hat und uns anschließend unter Einbezug seiner Biographie und anhand einiger seiner Gedichte in den Zuchholdschen Kosmos einführen wird.
Geboren wurde er 1876 im brandenburgischen Tschecheln im Kreise Sorau. Sein Vater hatte dort eine Pfarrstelle inne. Nach mehreren Wohnungswechseln, bei Seelsorgern ja nicht unüblich, unter denen die Schulbildung wohl etwas litt, sollte der kleine Hans nun eine ordentliche Bildung bekommen. Und die konnte man damals noch am Gymnasium erhalten. Die Wahl fiel vermutlich nicht zufällig auf das nahe Guben, denn sein Vater war selbst im Kreise Guben geboren worden. Und so besuchte Hans Zuchhod zwischen 1888 und 1895 hier, in Ihrer Stadt, das jenseits der Neiße gelegene Gymnasium.
Aber in diese fiel nun außerhalb des Gymnasiums eine Begebenheit, die seinem gesamten Leben eine andere Wendung gab, die bereits in seiner Gymnasialzeit erste mentale Auswirkungen hatte. Inzwischen Primaner unternahm er mit seinem Vater einen Ausflug ins Riesengebirge.
Fortan galt seine ganz Liebe dem Riesengebirge. Auch in seiner der Schule und dem Studium folgenden beruflichen Laufbahn, die sich überwiegend, also ca. 20 Jahre, in Liegnitz abspielte, ließen ihn die Berge nicht mehr los. Immer wieder entfloh er dem Treiben der Großstadt in Richtung Riesengebirge. Dabei war er kein Feind der Stadt. In das Liegnitzer Stadtleben hatte er sich integriert als angesehener Schulmann, zuletzt als Oberstudiendirektor des dortigen Herzog-Heinrich-Gymnasiums, aber auch als „Seßhafter Ritter und Erzschlaraffe der Colonia Lignicia“, einer logenartigen Vereinigung von Akademikern, die Kunst und Vergnügen miteinander verband, und schließlich als maßgeblicher Initiator des Logau-Bundes, einer Gruppierung vornehmlich schlesischer Dichter und Künstler, die sich vor allem die Pflege heimatlichen Schrifttums und heimatlicher Kunst zur Aufgabe gestellt hatte, und deren Bundeszeitschrift „Die Saat“ er zeitweise betreute. Zum heute weitgehend unbekannten Logau-Bund gehörten übrigens namhafte Künstler und Literaten, z. B. die Maler Hanns Fechner und Hermann Hendrich, Schriftsteller wie Hans-Christoph Kaergel, Will-Erich Peukert und Hermann Bauch, aber auch Geistliche, Lehrer, Fabrikanten und Kaufleute. Enge Kontakt unterhielt man außerdem mit Hermann Stehr, den Gebr. Hauptmann, Kurt Heynicke, Fedor Sommer u. a., die immer wieder in der „Saat“ veröffentlichten bzw. ihre Zustimmung zum Abdruck ihrer Werke gaben.
Zu den damals eher unbekannten Mitgliedern gehörte eine junge Lehrerin und Laien-Schriftstellerin namens Käte Figowski, zu der sich eine lebenslange Freundschaft entwickelte. Nach seiner Pensionierung und dem Tode seiner Frau, wir befinden uns im Jahre 1938, zog er zu ihr in das kleine Riesengebirgsdorf Haselbach, Kreis Landeshut, wo sie als Dorfschullehrerin tätig war. Am denkwürdigen 8. Mai 1945 heiratete er sie und verließ mit ihr kurz vor Weihnachten 1945 die Heimat, kam in Westdeutschland notdürftig unter, wo er 1953 in Bad Essen verstarb.
Nun aber sind wir der Zeit etwas vorausgeeilt und gehen zurück ins Jahr 1938. In diesem Jahr kam er endlich ganz im Riesengebirge an. Viele seiner schönsten Riesengebirgsgedichte entstanden hier. Aber neben der Liebe zum Riesengebirge war es vor allem sein christlicher Glaube, der sich in seinen Gedichten Ausdruck verschaffte und der ihn gegen den Nationalsozialismus immun machte.
Als Oberstudienrat am Landeshuter Langhansgymnasium prägte er seine Schüler in diesem Geiste: christlich, heimatverbunden, geschichtsbewußt, vaterlandsliebend und genau deshalb kein Freund der Hakenkreuzler.
Aber die Erinnerung an Zuchhold ist uns Landeshutern und dem Arbeitskreis Landeshut, dessen Vorsitzender ich bin, nach wie vor wichtig. Deshalb verleihen wir seit letztem Jahr ein Hans-Zuchhold-Stipendium an begabte Germanistik-Studenten aus Breslau. Wir haben heute die Ehre, die erste Stipendiatin zu begrüßen, die in ihrer wissenschaftlichen Abschußarbeit, in der sie sich mit der Künstlerkolonie in Schreiberhau befaßte, auch ein Kapitel Hans Zuchhold gewidmet hat. Aus diesem wird sie uns jetzt vortragen.
Lic. theol. Dirk Carolus Metzig