die Förderung ...
der Heimatpflege zwischen den Heimatgebiet ansässigen und den außerhalb des Heimatgebietes lebenden Landsleuten
„Theodor Fontane“
Guben vor 100 Jahren
Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.
Im Online-Archiv der Gubener Zeitung haben wir für Sie einige Beiträge von 1901 bis 1921 zusammengestellt.
Das bekannte russische Sprichwort: "Je mehr Wächter man hat, je mehr wird man bestohlen", fand, wie aus Petersburg der "Kgsbg. Hart. Ztg." geschrieben wird, eine überaus drastische Illustration durch einen fast unglaublichen Diebstahl im kaiserlichen Schloß Peterhof. Man muß es den Russen lassen, daß alles, was sie thun, einen Zug ins Große aufweist, sogar das Stehlen.
Vor einigen Jahren wurde eine Lokomotive gestohlen, etwas später ein Dreimastvollschiff, und in Bessarabien bilden ganze Pferdeherden willkommenen Diebesbeute.
Die Entwendung des größten Theiles der Dekorationen aus dem kaiserlichen Theater dürfte auch noch in Erinnerung sein; aber der neueste Fall übertrifft alle vorausgegangenen Leistungen an Großartigkeit. Im Schlosse Peterhof ist eingebrochen worden, und was fiel wohl den Dieben zum Opfer? Kunstwerke und Antiquitäten, die ein einzelner überhaupt nicht vom Platze hätte bewegen können wegen ihrer Schwere und starken Befestigung an der Wand oder im Boden. Es muß also viel Lärm gemacht worden sein, ohne daß einer der gerade in Peterhof besonders zahlreichen Wächter das Geringste merkte.
Fast hinter jedem Baume steht ein Militärposten und auf den Gängen wimmelt es von Lakaien und Kammerdienern. Erst am Morgen sah man die Bescheerung. In einem der Säle war alles von unterst zu oberst gestürzt. Die schönsten Statuen und Statuetten, eine Uhr von unschätzbarem Werthe und kostbare Bronzegegenstände fehlten. Von solchen Werken, die den Dieben zu schwer waren, hatten sie einzelne Theile, Arme, Köpfe usw. abgebrochen, um das Metall wenigstens zu verwerthen.
Als das Verbrechen bekant wurde, gerieth natürlich alles in die größte Aufregung. Der Oberpolizeimeister kam sofort mit einer großen Anzahl Gendarmen und Geheimpolizisten nach dem Schlosse, ließ alle Ausgänge besetzen und jedes Haus im Orte durchsuchen. Endlich glückte es, die Diebe zu entdecken; es waren Bauern aus den umliegenden Dörfern, eine ganze Bande, der es gelang, unbemerkt in das Schloß einzudringen. Man fragt sich, wie so etwas möglich gewesen sei. Entweder haben die Leute im Einverständniß mit Personen im Schlosse gehandelt oder der Wachtdienst ist überaus nachlässiger. Jedenfalls zeigt dieser Vorfall, daß den Zaren und sein Eigenthum selbst eine lebende Mauer nicht vor äußeren Eingriffen zu schützen vermag.
Kindersegen: Aus Brühl im Landkreis Köln wird berichtet: Einen Rekord im Kindersegen hat jedenfalls der Fuhrmann Engels in Kardorf aufgestellt. Er meldete dieser Tage sein dreißigstes Kind auf dem Standesamte. Engels ist zum zweitenmal verheirathet; aus der ersten Ehe stammen 17, aus der zweiten 13 Kinder. Sein Haus ist ihm begreiflicherweise zu klein geworden und der 60jährige Mann muß sich nach einer größeren Wohnung umsehen.
Grießen: Der Oberbau auf der Forst-Gubener Eisenbahn ist schon so weit fertig gestellt, daß vorgestern nachmittag der erste Zug hier ankommen konnte; er brachte Weichen und Baumaterial zum hiesigen Bahnhof. - Die hiesige Gemeinde ist angehalten worden, den Zufuhrweg vom Dorfe bis zum Bahnhofe (ca. 500 Mtr.) vorschriftsmäßig auszubauen und zu pflastern. Bis zum 1. Mai d. J. sollen diese Arbeiten fertiggestellt sein; sie werden der Gemeinde ca. 6000 Mark Kosten verursachen.
Das Nachtwachwesen erfährt vom 1. Oktober ab in unserer Stadt eine Umgestaltung. Die Nachtwächter verschwinden, an ihre Stelle treten Nachtpolizeisergeanten unter Leitung eines Wachtmeisters, denen fortan die Fürsorge für die Sicherheit der Bewohner unserer Stadt in der Nacht anvertraut wird.
Der Gubener Ruderclub 1905 e.V. hielt im Deutschen Hause seine diesjährige Hauptversammlung ab. Aus dem Geschäftsbericht ist mitzuteilen, daß der Ruderclub auch im 14.Jahre seines Bestehens weiteren Zuwachs an ausübenden und unterstützenden Mitgliedern verzeichnen kann. Nachdem in den Kriegsjahren die Rudertätigkeit erheblich nachgelassen hatte – waren doch insgesamt 59 ausübende Mitglieder zum Beeresdienst eingezogen- konnte im verflossenen Jahre ein erfreulicher Aufschwung der Rudertätigkeit sichergestellt werden. Der Gubener Ruderclub wird sich auch weiterhin durch sachgemäße Ausübung des gesunden Rudersportes die körperliche Ausübung seiner Mitglieder zur obersten Aufgabe machen.
Sommerfeld, 23 .Jan. (vorläufige Amtsenthebung) Gegen den zweiten Bürgermeister Jung ist durch Verfügungen des Regierungspräsidenten ein Disziplinarverfahren eingeleitet worden, bei dem es sich um Enthebung von seinem Amt als Kreisausschußmitglied handelt. Während der Tour des Verfahrens ist Bürgermeister Jung von diesem Amt suspendiert worden.