die Förderung ...
der Heimatpflege zwischen den Heimatgebiet ansässigen und den außerhalb des Heimatgebietes lebenden Landsleuten
„Theodor Fontane“
Guben vor 100 Jahren
Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.
Im Online-Archiv der Gubener Zeitung haben wir für Sie einige Beiträge von 1901 bis 1921 zusammengestellt.
Wellmitz: Bei dem Königsschießen unserer Schützengilde, die ihr Privilegium von 1572 besitzt, also auf eine 330jährige Zeit ihres Bestehens zurückblicken kann, errang die Königswürde der Großbauer Ernst Thumernicht auf Bartholomäus hierselbst, und zwar zum zweiten Male seit seiner Zugehörigkeit zur Gilde.
Das Pfingstfest war vom Wetter nicht sehr begünstigt. Der Himmel blieb meist bedeckt, am Morgen des ersten Feiertages regnete es sogar, dazu herrschte eine kühle Temperatur; im Freien sitzen konnte man allenfalls noch dort, wo man vor dem kühlen Ostwinde geschützt war. Die zahlreichen Gartenkonzerte, die während der Feiertage veranstaltet wurden, hatten hierunter sehr zu leiden.
Die Kanalisationsarbeiten werden jetzt nach dem westlichen Stadtteile, der Deulowitzer-, Sprucker- und Grünstraße, fortgeführt. Von der Straupitzerstraße aus ist man gegenwärtig daran, das zwischen der Halle-Sorau-Gubener und der Niederschlesisch-Märkischen Eisen-bahn gelegene Gelände, sowie die Bahnkörper zu durchbrechen. Man hat zu diesem Zweck auf jeder Seite der Dämme starke Pfähle eingerammt, welchen gewaltige T-Träger quer und längs als Unterlager für den Schienenbau aufgelagert sind. Zwischen den Pfählen wird der Schacht gegraben, in den die Kanalisationsröhren versenkt werden sollen. Das Erdreich der Dämme ist, um ein Nachsinken zu verhüten, zu beiden Seiten abgesteift. Die gewonnenen Erdmassen werden zur Auffüllung des hier ziemlich sumpfigen Terrains verwendet. Die Ka-nalisationsröhren sind von größter Dimension, da hier ein Haupt- oder Stammkanal angelegt werden soll.
Der Poetensteig ist angesichts seiner Schmalheit, seines fast durchweg sehr steilen Flußufers und des gar nicht so harmlosen Gewässers eine gewisse Gefahr für nicht besonders vorsichtige Passanten, insbesondere in der Dunkelheit und beim Ausweichen sich begegnender Personen. Besonders beklagenswert war es, daß wiederholt spielende oder aus den angrenzenden Gärten herumlaufende Kinder die Böschung hinunterstürzten und nicht immer den Fluten entrissen werden konnten. Es ist darum eine sehr dringende und dankenswerte Maßnahme, daß jetzt die Uferböschung überall mit einer Einfriedung versehen wird, dem Vernehmen nach auf Grund einer allgemein an die Anlieger ergangenen Verfügung.
Und auch vor 100 Jahre wurde schon „in der alten Gubener Zeitung gestöbert“. Über 200 Jahre zurück gehen die Informationen, die am 20. Juni dort zu lesen waren. Hier ein kleiner Einblick:
Gegen die Ausartung des Tanzes haben die hiesigen Saalinhaber in einer Versammlung am Donnerstag, zu der alle Besitzer von Tanzsälen erschienen waren, Stellung genommen. Man war einmütig der Ansicht, daß dem überhandnehmenden Tanzunfug entgegen gesteuert werden müsse und da die Polizeiorgane neuerdings eine strenge Kontrolle ausüben und alle Tänzer und Tänzerinnen, die wackeln, schieben und tunken, wegen Erregung öffentlichen Aergernisses zur Anzeige bringen, wurde beschlossen, die Polizei zu unterstützen und streng auf Ordnung zu halten. Sämtliche Saalinhaber haben sich zur Ausführung dieses Beschlusses unterschriftlich verpflichtet. – Notwendig wird es ferner sein, daß künftig die Zensur dafür sorgt, daß diese unästhetischen Tänze auch von der Bühne verschwinden, denn solange derartige Tanzmanieren aus den neueren und neuesten Operetten im Theater geduldet werden, wird es immer Nachahmer dieser Schiebetänze geben. Leider sieht man auch neuerdings bei Festlichkeiten geschlossener Gesellschaften, daß nicht immer einwandfrei getanzt wird. Also auch hier ist Aufmerksamkeit durchaus am Platze.
Die Lesehalle der städtischen Bücherei ist werktägig von 5 bis 8 und sonntägig von 4 bis 7 Uhr nachmittags geöffnet. Der Zutritt ist für jedermann unentgeltlich. Es liegen eine Anzahl Tageszeitungen und Unterhaltungsblätter aus; außerdem kann die Stadtbücherei, enthaltend Nachschlagewerke sowie die letzten Jahrgänge der Unterhaltungsblätter wie Gartenlaube, Türmer u.s.f. benutzt werden. Folgende Neuanschaffungen gelangen zur Ausgabe: Ohm Peter von Max Dreyer; Der Pojaz von Karl Emil Francos; Der Freihof von Margarete Gehring; Das Buch vom Jäger Mart von Hans von Hoffensthal; Der Tor von Bernhard Kellermann; Frau Harke geht durch das Land von Wilhelm Kotzde; Der Mittler von Nithack-Stahn; Bilderstürmer von Johannes Proelß; Die törichte Jungfrau von Rudolf Stratz; Ursula von Wilhelm Speck; Die Osterinsel von Adolf Wilbrandt; Schwesterseele von Ernst von Wildenbruch; Du sollst ein Mann sein! Von Olga Wohlbrück.
Das seit Jahren hier stattfindende, sich großer Beliebtheit erfreuende Missionsfest wird auch in diesem Jahre am Himmelfahrtstag abgehalten.
Verein zur Pflege der Lichtbildkunst. Um auch in Guben die Liebhaberphotographie auf eine künstlerische Höhe zu bringen, haben eine Anzahl Amateure vor einigen Wochen im Reichshof einen Verein zur Pflege der Lichtbildkunst gegründet. Der Verein hat seine Tätigkeit bereits begonnen und am 2.Feiertag vormittag einen Studienausflug zur Schulung im Erkennen und in der Bewertung von Motiven unternommen. Im Herbst soll ein Wettbewerb mit Prämierung der besten künstlerischen Leistungen veranstaltet werden. Der Verein beabsichtigt sich dem Verbande deutscher Amateurphotographen-Vereine, sowie dem Wanderwappenzirkel dieses Verbandes anzuschließen. Die Sitzungen des Vereins finden, wie aus der gleichseitigen Anzeige hervorgeht, jeden 1. und 3. Mittwoch im Monat im Reichshof statt.
Ueber den Kartoffelkäfer, der schädlich auftritt, werden den Amts-, Gemeinde- und Gutsvorstehern, sowie den Postanstalten des Kreises in diesen Tagen Drucksachen zugehen. Der Landrat bittet, diese Drucksachen an leicht sichtbarer Stelle zum Aushang zu bringen, damit die Ortseinwohner auf den Kartoffelkäfer und seine Schadenanrichtung aufmerksam werden.