die Förderung ...
der Heimatpflege zwischen den Heimatgebiet ansässigen und den außerhalb des Heimatgebietes lebenden Landsleuten
„Theodor Fontane“
Guben vor 100 Jahren
Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.
Im Online-Archiv der Gubener Zeitung haben wir für Sie einige Beiträge von 1901 bis 1921 zusammengestellt.
Ein Seeadler (Haliaêtus albicilla) wurde vor einigen Tagen vom Oberförster Herrn Krause-Rattel erlegt. Dieser schöne Vogel hat eine Flügelspannung von 230 ctm und wurde zum Ausstopfen dem Präparateur Herrn Menzel in Guben zugesandt.
Pinnow: (Treibjagd.) Am Donnerstag hielt Herr Fabrikbesitzer Lehmann aus Gr.-Gastrose auf unserer Feldmark eine Treibjagd ab. Erlegt wurden 3 Hirsche, 5 Rehe, 20 Hasen und 45 Kaninchen; außerdem wurde noch ein Fuchs zur Strecke gebracht.
Aus der alten Zeit, da in Guben noch reger Schiffsverkehr herrschte, sind dem Stadtmuseum zwei bemerkenswerte Gegenstände von hiesigen Einwohnern freundlichst überwiesen worden. Herr Töpfermeister Türk stiftete vor einiger Zeit eine große altertümliche Blechlaterne, wie sie früher die Lastkähne als Signallicht führten. Einen schönen Deckel-Zinnkrug mit der Jahreszahl 1776 und dem sehr sorgfältig eingravierten Bilde eines Schiffes schenkte Herr Rentier Noack. Dieser Krug stammt nachweislich aus altgubener Schifferbesitz und erinnert an die fast schon sagenhaft anmutende Zeit, da Gubener Lastkähne nach Warschau und sogar bis nach Odessa ihre Fahrten ausdehnten. – Kleine, bis ins Einzelne genau nachgebildete Modelle dieser Fahrzeuge fand man früher öfters als hübschen Zimmerschmuck in Schifferwohnungen, es ist leider bisher trotz vieler Bemühungen noch nicht gelungen, solch ein Zeichen eines ehemals sehr blühenden, jetzt ganz erloschenen Gewerbes unserer engeren Heimat wieder aufzufinden.

Die Goldmünzen gehören in den Schatz der Reichsbank! Das beherzige jeder, der Goldmünzen im Besitze hat! Die Postanstalten tauschen Gold gegen Papiergeld um und führen alle Goldmünzen der Reichsbank zu. Dies ist trotz eines Aushangs in den Schaltervorräumen noch immer nicht hinreichend bekannt. Es wird deshalb erneut darauf hingewiesen, daß die Postanstalten für jedermann eine bequeme Gelegenheit zum Umtausch der Goldmünzen bieten.
Lutherabend. Die ev.-altluth. Kirchengemeinde wird ihren alljährlichen Familienabend zu Luthers Geburtstag diesmal in ihrem Gotteshause abhalten. Er soll am Sonntag den 10.Nov., 8 Uhr, stattfinden und in der Hauptsache einen Vortrag über Martin Luther im Jahre 1518 bieten, den Herr Pastor Jacobskötter halten wird. Zutritt hat jeder Protestant.
Ein interessanter Fall, der zur Warnung dienen kann, spielte sich vor dem hiesigen Schöffengericht ab. Die Handelsfrau Marie Tschirschwitz von hier hatte eine Pflaumenallee gepachtet und eine Frau und zwei Knaben dabei ertappt, wie diese sich einige Pflaumen aneigneten. Unter der Bedrohung, den Diebstahl zur Anzeige zu bringen, hatte sie von den drei Personen Geldbußen verlangt, von der Frau 5 M und den Knaben je 10 M. In der Schöffensitzung wurde der Spieß umgedreht und Frau Tschirschwitz wegen Erpressung zu sechs Wochen Gefängnis verurteilt.
Schwerer Unfall. Der Inhaber des Warenhauses James Kirschbaum u. Co. Herr James Kirschbaum bestieg heute vormittag beim Dekorieren eines seiner großen Schaufenster eine kleine Stehleiter. Diese kam ins Rutschen, wobei K. in die Scheibe stürzte, die mit großen Krach gänzlich zerbrach. Mit schweren Rücken – und Armverletzungen mußte K. in ärztliche Behandlung gebracht werden.
Forstdiebstähle. Trotz aller Mahnungen, Belehrungen und Verwarnungen werden Forstdiebstähle gelegentlich der Abfuhr von Waldstreu aus der Stadtforst ausgeführt. Da werden schnell einige Stangen abgeschnitten und zersägt unter der Streu verpackt. Es ist eigentlich ganz unglaublich, daß diese Dummen nicht alle werden, ganz abgesehen von dem groben Vertrauensbruch, der darin liegt, daß die Stadt in zuvorkommender und ausgiebiger Weise Streu zur Verfügung gestellt hat mit dem ausdrücklichen Hinweis, daß jeder Forstdiebstahl zu vermeiden ist. Die Interessenten dürfen sich nun auch nicht wundern, wenn die Forstverwaltung der Abgabe von Waldstreu weiteren Widerstand entgegenbringt und die Namen der Forstdiebe bedingungsgemäß öffentlich bekannt gegeben werden.
Der große Saal des „Kaisergartens“ machte mit seiner reichen Deckenbeleuchtung, seinen frischen Farben und seinen weißbedeckten, blumengeschmückten Tafeln einen überaus festlichen Eindruck. Nach einigen flotten Vorträgen der Wolff`schen Kapelle eröffnete der Gubener Sängerbund unter Leitung seines Dirigenten, Herrn Musikdirektors Zierau die festliche Veranstaltung mit dem klangvollen, rhythmisch belebten „ Lied hoch“, worauf Herr Lehrer Richter den von Herrn Pfarrer Dr. Anspach der Gubener Liedertafel zum 80. Geburtstag gewidmeten, das deutsche Lied preisenden Vorspruch in passender Weise vortrug.