die Förderung ...
der Heimatpflege zwischen den Heimatgebiet ansässigen und den außerhalb des Heimatgebietes lebenden Landsleuten
„Theodor Fontane“
Guben vor 100 Jahren
Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.
Im Online-Archiv der Gubener Zeitung haben wir für Sie einige Beiträge von 1901 bis 1921 zusammengestellt.
Zur Verhütung des Einfrierens der Wasserleitungen wird folgendes Verfahren empfohlen: Man bedeckt die dem Froste ausgesetzte Rohrleitung mit einer dünnen Schicht von Stroh, Sägespänen oder Gerberlohe. Hierauf gibt man eine Schicht faustgroßer Stücke ungelöschten Kalks und darauf wieder eine dicke Lage irgend eines schlechten Wärmeleiters. Die ersterwähnte Schicht hat hauptsächlich den Zweck, die metallische Rohrleitung vor der Berührung mit dem ungelöschten Kalk und damit vor einer etwaigen chemischen Einwirkung zu schützen. Eine solche Packung schützt den betreffenden Rohrstrang den ganzen Winter hindurch vor der Gefahr des Einfrierens und dem meist hierdurch bedingten Bersten. Dasselbe Verfahren läßt sich auch anwenden, sobald es sich um das Auftauen einer Rohrteilstrecke handelt, wenn man sich aus irgend welchen Gründen nicht einer freien Flamme bedienen will oder kann. Man braucht nur den Rohrstrang mit ungelöschtem Kalk zu umgeben und diesen mit Wasser zu benetzen. Die dann frei werdende Wärmemenge genügt, um das Auftauen des Wassers in der Rohrleitung zu bewirken
Zusammenschluß zweier Hutfabriken. Der Aufsichtsrat der Berlin-Gubener Hutfabrik hat eine außerordentliche Generalversammlung einberufen, um über den Ankauf der Lißnerschen Hutfabriken in Guben und die dadurch notwendige Erhöhung des Aktienkapitals der Gesellschaft von 1 250 000 M auf 8 000 000 M. unter Ausschluß des Bezugsrechtes der Aktionäre Beschluß zu fassen. Es wird ferner vorgeschlagen, den Sitz der Gesellschaft von Berlin nach Guben zu verlegen. Wie wir erfahren, ist der Zusammenschluß der beiden Fabriken durch Vermittelung der zum Conzern der Deutschen Bank gehörigen Niederlausitzer Kredit- und Aparbank-Aktiengesellschaft in Guben herbeigeführt worden. Die neuen Aktien sollen von einem unter Leitung der Deutschen Bank stehenden Konsortium übernommen werden.
Neubau der katholischen Kirche. Die auf einer Anhöhe in der Haagstraße so malerisch gelegene katholische Kirche wurde im Jahre 1860 für die damals etwa 200 Seelen zählende katholische Gemeinde erbaut. Inzwischen ist die Gemeinde auf etwa 2000 Seelen angewachsen, zu denen noch viele aus den ländlichen Ortschaften kommen, so daß das kleine zierliche Kirchlein mit seinen 200 Sitzplätzen für den Gottesdienst längst nicht mehr ausreicht. Der derzeitige Pfarrer ist mit Erfolg bemüht, Mittel für eine größere Kirche zu sammeln, so daß in absehbarer Zeit mit dem Neubau wird begonnen werden können. Da aber Bauen, und besonders ein Kirchenbau, Geld, viel Geld kostet, so lassen sich sowohl der Kirchenvorstand wie auch die katholische Gemeinde in ihrer Gesamtheit die Sammlung von Baumitteln angelegen sein. Diesem Zwecke diente auch die gestern, am Todestage der hl. Elisabeth, auf „Sanssouci“ veranstaltete Wohltätigkeits-Vorstellung . Zur Aufführung kam das religiöse Schauspiel „ Die hl. Elisabeth von Thüringen“ von Dr. Weißenhofer. Die hl. Elisabeth, Landgräfin von Thüringen (1207 – 1231), residierte auf der Wartburg, zeichnete sich durch Werke der Barmherzigkeit aus; Arme und Kranke verehrten sie schon zu ihren Lebzeiten als Heilige. Ihr Schwager, Landgraf Heinrich Raspe, oder nach dem Volksschauspiel ihre herrschsüchtige Schwiegermutter, Gräfin Sophie, vertrieb sie von der Wartburg, nachdem ihr Gemahl, Landgraf Ludwig IV. , auf einem Kreuzzug angeblich gefallen war. Doch erhielt sie durch Vermittlung ihres Oheims, des Bischofs Eckbert von Bamberg, wieder Zutritt zur Wartburg. Sie lebte nach dem Tode ihres Gemahls auf ihrem Witwensitz in Marburg in frommer Zurückgezogenheit. Papst Gregor sprach sie 1235 heilig. Ueber ihrem Grab zu Marburg legte ihr Schwager, Landgraf Konrad, 1236 den Grund zu der heutigen Elisabethkirche. Das Schauspiel hält sich zwar nicht streng an die historische Treue, Wahrheit und Dichtung werden darin vermischt; es stellt die hl. Elisabeth in die Mitte der Handlung und läßt uns diese thüringische Fürstin durch ihr Gottvertrauen, ihre Barmherzigkeit und ihren Leidensweg her und lieb erscheinen. Die Aufführung war sorgfältig vorbereitet. An der Darstellung waren talentierte Damen und Herren der Gemeinde beteiligt. Die Rollen der frommen Elisabeth, der herrschsüchtigen Gräfin Sophie, der treuen Rosamunde, des gewalttätigen Burgvogts, des alten Einsiedlers der edlen Kaiserin und der armen Frauen wurden mit gutem Verständnis durchgeführt. Die stimmungsvolle Dekoration und die kostbaren historischen Kostüme, namentlich im letzten Akt, wirkten sehr malerisch. Die Pausen wurden durch Musikvorträge ausgefüllt. Die Aufführung, die am Sonntag, den 23. November (Totensonntag), wiederholt wird, wurde sehr beifällig aufgenommen.
Sembten (Schulerweiterung). In unserem Orte schwebt infolge der großen Kinderzahl, die von einem Lehrer mit Erfolg nicht mehr unterrichtet werden können, seit einiger Zeit die Frage der Schulerweiterung durch Errichtung einer 2. Lehrerstelle. Das jetzige, mitten im Dorfe gelegene Schulhaus gestattet infolge seiner Beschaffenheit und Lage keine Erweiterung. Es mußte deshalb ein Neubau ausgeführt und ein Bauplatz erworben werden, der am Weg nach Göhlen gelegen und ungefähr 1,5 Morgen groß ist. Der Neubau, den die Baufirma Budewitz in Guben ausgeführt hat, ist im Rohbau vollendet und enthält im Erdgeschoß Räumlichkeiten für 2 Schulklassen zu je 70 Kindern, die Wohnräume für einen verheirateten Lehrer und im Dachgeschoß ebenfalls die Wohnräume für einen verheirateten Lehrer…
Ihr weißes Winterkleid hat die Natur in der Nacht zum Sonntag angetan. Während der Sonnabend stürmisch verlief und Anzeichen zum Eintritt strenger Kälte erkennen ließ, brachten die Nachtstunden leichten Schneefall. Als der Tag graute, erwachte die Stadt Guben mit einer leichten Schneedecke bedeckt. Den ganzen Tag dauerte dann das Fallen leichter Schneeflocken an, so daß bis Abends die Schneeschicht auf mehrere Zentimeter Höhe angewachsen war. Der Jugend bereitete die Einkehr des plötzlichen Winters natürlich helle Freude; flugs wurden die Schlitten hervorgeholt und fröhlich tummelte sie sich auf den verschneiten Wegen und Plätzen. Auf den Eisenbahnbetrieb wirkte der Schneefall störend, die Züge trafen meist mit Verspätungen ein, weil weite Gegenden gleichzeitig von dem Schneefall betroffen wurden. Das Thermometer zeigte heute morgen mehrere Grad unter Null. Es hat aber den Anschein, daß dieser plötzliche Winter zunächst nur eine Episode bedeuten wird, denn der Schnee schmolz bei den Sonnstrahlen am Tage ziemlich rasch fort und die Temperatur stieg im Laufe des Tages wieder höher.
Die Turnerschaft Guben E.V. veranstaltet mit ihrer Jugend- und Schüler-Abteilung am Sonntag, dem 21. d. M., abends 7 Uhr eine turnerische Aufführung im Restaurant „Sansouci“. Außer einem schönen Festspiel, bei dem auch die Damen-Abteilung mitwirkt, zeigt die Festfolge reiche Abwechslung. Die Aufführung ist dem Tage entsprechend eingerichtet. Der Eintrittspreis ist sehr niedrig. Der gesamte Ueberschuß soll für die Pfingstwanderung der Jugendturner verwendet werden.
Der Umbau des Bahnhofsgebäudes geht nun langsam seinem Ende entgegen. Durch die Aufstockung hat das Gebäude ein recht freundliches Aussehen bekommen. Auch sind 10 Wohnungen geschaffen worden, so daß jetzt 12 Familien einschl. des Bahnhofswirtes indem Gebäude untergebracht sind. Das Stellwerk ist noch im Bau, dürfte aber in Kürze auch fertiggestellt sein. Der Bau ist nur langsam vorwärts gekommen und wurde besonders durch den Bauarbeiterstreik behindert. Allseitig wird bedauert, daß das kleine Gärtchen der Bahnhofswirtschaft eingegangen ist. Es verlautet indessen, daß bei dem in Aussicht genommenen Bau eines Ueberholungsgleises wieder etwas Platz für einige Tische und Stühle vor dem Gebäude (Bahnsteigseite) geschaffen werden soll. Das ganze Bahnhofsgebäude mit Nebengebäuden gereicht dem Ort zur Zierde und macht auf den Fremden einen guten Eindruck.