die Förderung ...
der Heimatpflege zwischen den Heimatgebiet ansässigen und den außerhalb des Heimatgebietes lebenden Landsleuten
„Theodor Fontane“
Guben vor 100 Jahren
Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.
Im Online-Archiv der Gubener Zeitung haben wir für Sie einige Beiträge von 1901 bis 1921 zusammengestellt.
Atterwasch: Münzenfund: Ein hochinteressanter Fund wurde am Montag von dem 12jährigen des bei dem Mühlenbesitzer Bähr in Atterwasch angestellten Vogtes Gumkrecht gemacht. In Gesellschaft mehrerer gleichaltriger Kameraden begab sich der Knabe auf den dicht bei Atterwasch gelegenen Schießstand, um die bei dem am vorangegangenen Sonnentage veranstalteten Büchsenschießen abgefeuerten Bleikugeln aufzusuchen. Bei dieser Arbeit stieß der Knabe plötzlich auf einen irdenen Krug von ziemlicher Größe. Als der Versuch, den Krug zu heben, mißlang, wurde er zerschlagen. Wer beschreibt das Erstaunen des Knaben, als beim Zerspringen des Gefäßes eine ungeheure Masse alter Münzen, theils in gut erhaltenem Zustande, theils vom Grünspan zerfressen, zum Vorschein kam. Die Münzen sind im 17., 18. und 19. Jahrhundert geprägt worden. Die meisten tragen die Jahreszahl 1810. Die ältesten Ortseinwohner betrachten es als ein heimliches Vermächtnis eines früheren ortseingesessenen Offiziers aus jener Zeit. Nach in Atterwasch verbreiteten Gerüchten, soll in der Umgegend des Ortes vor den Freiheitskriegen viel Geld vergraben worden sein.
Endloser Regen kennzeichnet den diesjährigen Sommer. Die unausgesetzten, tagelang anhaltenden und immer wieder neu beginnenden Regengüsse schädigen Feld- und Gartenfrüchte in gleicher Weise. Immer beklommener sieht der Landwirt der Ernte entgegen, von der man Ende Juni noch gutes erwartete. Spätherbstliche Kühle in der üppigsten Zeit des Hochsommers, das geht denn doch über die Begriffe, die man sich von einem richtigen Verlauf der Jahreszeiten macht. Wirklich schöne warme Sommertage hatten wir nur in der ersten Hälfte des Wonnemondes, vom 5 bis 15. Mai. Seither herrscht im Wetterreiche ein planloses Regiment. Sobald die Sonne ein paar Stunden, wenns hoch kommt, ein paar Tage, vom wolkenlosen Himmel strahlte, gleich zogen außergewöhnlich schwere Gewitter auf, sandten enorme Regenmassen herab, meist mit Hagel vermischt, und sorgten für jähe Abkühlung. Zu den wenigen völlig regenfreien schönen Tagen dieses Sommers gehörte der – Siebenschläfertag, ein drastischer Beweis, wenn es eines solchen noch bedurfte, für die Haltlosigkeit dieses Aberglaubens. Das miserable Wetter ist auch für die Sommerfrischler sehr ärgerlich. Ist es schon im Flachland kühl, so ist es in den Gebirgen naturgemäß noch viel kälter, aus verschiedenen Gebirgsgegenden wird sogar von Schneefällen berichtet…
Zwiebelt die Spatzen! Ein einfaches und vorzügliches, doch wenig bekanntes Mittel, Kirschbäume, Weinspaliere usw. gegen die räuberischen Spatzen zu schützen, ist die Zwiebel. Man schneidet, schreibt, die „Kieler Zeitung“, die Zwiebeln in der Mitte durch und befestigt die Hälften hier und da im Geäst. Die Vögel haben einen solchen Abscheu vor dem starken Zwiebelgeruch, daß sie die betreffenden Bäume nicht mehr heimzusuchen pflegen.
Feuer. Gestern abend wurde von Vorübergehenden bemerkt, daß in der Maschinenfabrik von Ernst Tietze, Wilkestr., ein Feuer entstanden war. Es wurde der in der Gasanstalt befindliche Feuermelder in Bewegung gesetzt, während die Männer, die das Feuer bemerkt hatten, an die Löscharbeiten gingen, die ihnen nach einigen Bemühungen auch gelangen, ohne daß wesentlicher Schaden entstanden ist. Der Feuermelder ist jedoch während des Baues in der Gasanstalt abgestellt, und so kam es, daß nach einer Stunde die Feuerwehr noch nicht erschienen war. Eine Mitteilung in der Gasanstalt hätte genügt, um die Feuerwehr zu requirieren. Der Melder ist von morgen, Mittwoch, an wieder gebrauchsfähig.
Sonderfahrt nach Ratzdorf. Die Motorbootfahrten mit der „Forelle“ erfreuen sich recht großer Beliebtheit. Da das Motorboot für die Fahrten am Sonnabend und Sonntag schon ausverkauft ist, sollen am Freitag zwei Sonderfahrten, vormittags halb 9 Uhr und nachmittags 2 Uhr, stattfinden.
„Zuckerine“, ein feines Wort! Eine Verwandte der „Margarine“. Die Bienenzüchter streben nämlich einen gesetzlichen Honigschutz an und wollen das Wort „Honig“ nur für den von den Bienen von lebenden Pflanzen zum Zwecke der Ernährung des eigenen Volkes eingetragenen Süßstoff geschützt wissen. Der Kunsthonig soll „Zuckerine“ heißen und soll ebenso wie die Margarine durch irgend einen unschädlichen Zusatz gekennzeichnet werden. Den Imkern, die eine recht schwere Zeit durchzumachen haben, wäre das wohl zu wünschen. Dem Publikum wird es gewiß gleichgiltig, ob es „Zuckerine“ oder „Kunsthonig“ aufs Brot streicht. Manchem der „Imker“, der mit „Honig“ hausieren geht, wäre aber doch endgültig das Handwerk gelegt.
Veränderliche Sommertage.
Auch während der vergangenen acht Tage ist die Witterung in ganz Mitteleuropa veränderlich geblieben, und fast täglich kamen Regenfälle vor, die zum Teil wieder ungemein ergiebig, aber nicht von langer Dauer waren. Infolgedessen herrschte tagsüber häufig sonniges Wetter, so daß die Wärmeverhältnisse der Jahreszeit entsprechend normal und sommerlich waren. Wie nach den Erfahrungen aus der abgelaufenen Woche in meteorologischen Kreisen angenommen wird, dürfte der veränderliche Charakter der Witterung bei ungefähr normalen Temperaturverhältnissen auch weiter vorherrschend bleiben.
Erstes großes Konzert des Gubener Konzert- und Theaterorchesters. Am Dienstag, dem 19. d. M., abends 8 Uhr, findet im Schützenhauspark das erste größere Konzert des Gubener Konzert- und Theaterorchesters unter Leitung des Kapellmeisters Hans Betsch statt. (Solistin: Käthe Helbig , Berlin.) Wie uns geschriebenen wird , ist der einheitliche Rahmen des Programms durch die Wahl des Stoffes bedingt. Vor allem sind die deutschen Romantiker und Neuromantiker berücksichtigt. Franz List kommt mit seiner symphonischen Dichtung „Lee preludes“ zu Wort, die in ihrer einsätzigen Form, als Vorläufer unserer allerdings oft mehr äußerlich bedingten symphonischen Werke seit Richard Strauß zu betrachten sind und von denen Ludwig Thuille sagt: Sie lehren uns mit den Ohren sehen. Die Form der Brelubsen Liszt‘s ist noch vom rein musikalischen Gehalt diktiert: sie dürften hier musikalischen Zuhörern auf dem Programm sehr willkommen sein.
Tauer, 15. Juli. (Eine Kuh gestohlen)
Aus dem Stalle des Besitzers Friedrich Schwing hier wurde in der Nacht vom Dienstag zum Mittwoch eine hochtragende rote Kuh im Werte von 35000 M gestohlen. Der Spitzbube ist beobachtet worden, als er auf einem Fahrrad, die Kuh neben sich hertreibend, am frühen Morgen Radewiese passierte. Es handelt sich angeblich um einen jüngeren Burschen, der grauen Anzug und graue Mütze trug. Vor Ankauf der Kuh wird gewarnt. Der Besitzer setzt auf Wiedererlangung seines Eigentums eine angemessene Belohnung aus.