die Förderung ...
der Heimatpflege zwischen den Heimatgebiet ansässigen und den außerhalb des Heimatgebietes lebenden Landsleuten
„Theodor Fontane“
Guben vor 100 Jahren
Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.
Im Online-Archiv der Gubener Zeitung haben wir für Sie einige Beiträge von 1901 bis 1921 zusammengestellt.
Eine ergötzliche Szene hat sich letzthin in einem hessischen Amtsgericht abgespielt. In der Prozeßangelegenheit eines Händlers war dessen Sohn zur Vernehmung geladen worden. Als aber der etwa vierzehn Jahre alte Junge bei seinem Aufruf im Saal erschien, brach eine unbändige Heiterkeit los, und selbst der Richter hatte große Mühe, ernst zu bleiben.
Die Kläranlage schreitet ihrer Vollendung entgegen. Das Klärbecken mit seinen 78 Feldern ist bereits fertig. Es wird nicht, wie mancher Besucher des Bauplatzes angenommen haben dürf-te, bis zum Niveau des Bauterrains emporgeführt, sondern bleibt in der jetzigen Tiefe stehen; dagegen werden die Ränder der Baugrube in sanfter Neigung zum Becken reguliert. Die Ma-schinenhalle präsentiert sich in geschmackvoller Ausführung; bei ihr wird gegenwärtig die letzte Hand an die Bedachung und die Verglasung der Fenster gelegt. Im Innern des Hauses werden die Maschinen, Pumpen etc. montiert. Nunmehr muß der Hauptkanal der Schwemm-kanalisation mit dem Maschinenhause in Verbindung gebracht werden, ferner gilt es noch, den Ableitungskanal für das Klärwasser von der Station zur Neiße herzustellen. Der Einmün-dungskanal zur Station wird überdies mit dem Ausmündungskanal durch eine Sonderleitung verbunden, damit erforderlichen Falls die Wassermassen unter Umgehung der Klärstation fortgeleitet werden können. Die Abzweigungsstellen erhalten für diesen Zweck große Schäch-te zur Aufnahme der erforderlichen Betriebseinrichtungen.
Zum Patent angemeldet wurde von der Berlin-Gubener Hutfabrik, Akt.-Gesellschaft, vormals A. Cohn, eine Vorrichtung zum Färben von Stumpen für Hüte, Mützen etc.
Atterwasch (Unfälle. Nachtfrost.) Am Sonnabend vor den Feiertagen in den Nachmittagsstunden versuchte der 9jährige Knabe des Eigentümers Resack von hier barfüßig auf ein Fahrrad zu steigen, kam dabei in die Kette und riß sich 2 Zehen vom rechten Fuß ab. Der Knabe wurde von seinen Eltern sofort in das Wilkestift nach Guben gebracht. - Am 2. Feiertag wurde die Tochter des Schmiedemeisters Seidel von einem Schäferhund gebissen. Während die Eltern des Kindes sich zur Anlegung eines Notverbandes zum Arzte begeben hatten, geschah ein anderes Unglück. Ein Bruder des Mädchens raufte sich mit einem Altersgenossen und renkte sich dabei einen Arm aus, sodaß sie auch für dieses Kind ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen mußten. In der Nacht zum 1. Feiertag herrschte hier Nachtfrost. Gurken, Bohnen und stellenweise Kartoffeln haben unter ihm stark gelitten.
Ein Einbrecher in der Taubstummenanstalt.
Gestern abend kam Dienstmädchen nach Hause und bemerkte im oberen Stockwerk der Anstalt Licht. Es benachrichtigte sofort den Inspektor, der sich zur Untersuchung anschickte. Vom Fenster aus gab der Einbrecher sodann zwei Schüsse auf den Inspektor ab und verschwand hiernach. Nach einiger Zeit kam der Täter aus dem Kellerfenster gestiegen und wurde von dem Inspektor bemerkt. Dieser gab einen Schuß auf den Täter ab, ohne ihn indessen zu treffen, sodaß der Verbrecher leider entkam.
Die Zittavia Sänger, das lustige und humorvolle Sängervölkchen, hat gestern trotz des einsetzenden ungünstigen Wetters noch gut abgeschnitten. Der Kreis der Freunde der Gesellschaft hat sich bedeutend vergrößert, der Schützenhaussaal war fast ganz besetzt und die Darbietungen waren wieder derart vielseitig, dass jeder befriedigt nach Hause ging. Herr Dir. Hopfstock hat Glück in der Wahl seiner Mitarbeiter. Die Doppelquartetts, Quintetts und Quartetts fanden hinsichtlich der Ausgeglichenheit der Stimmen eine ausgezeichnete Wiedergabe. Dazu kommt der humorgewürzte Inhalt, so daß der Beifall in jedem Falle gesichert ist. R. Matthes-Wolf ist ein vorzüglicher Humorist, der nichts Abgesprochenes, sondern Zeitgemäßes und Dezentes in seinen Vorträgen bringt. R. Lehmann hatte mit seinen ernsten und gemütvollen Tenorliedern, sowie Oppelt mit seinen Baßliedern starken Erfolg und der Tanzhumorist O. Kühn erregte unentwegt die Lachlust der Zuschauer. Die komische Soloszene „Der Turner“ (O. Brocksch) war ebenso von durchschlagendem Erfolg, wie auch Fritz Oppitz als Damendarsteller sich elegant und sicher in kleidsamen Kostümen bewegte. Den Schluß des amüsanten Abends bildete das Gesamtspiel „Pepitta, die Dame ohne Unterleib“, das sich als harmlos, aber launig und witzig erwies. Insgesamt bot das Gastspiel wieder eine Zugkraft, die bei späterem Wiederkommen der Gesellschaft zugute kommen wird.