die Förderung ...
der Heimatpflege zwischen den Heimatgebiet ansässigen und den außerhalb des Heimatgebietes lebenden Landsleuten
„Theodor Fontane“
Guben vor 100 Jahren
Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.
Im Online-Archiv der Gubener Zeitung haben wir für Sie einige Beiträge von 1901 bis 1921 zusammengestellt.
Eine Feuerlöschprobe mit dem Apparat Minimax veranstaltete gestern Nachmittag ein Vertreter der Apparat herstellenden Fabrik, wozu sich zahlreiche Zuschauer eingefunden hatten, namentlich aus dem Kreise der Fabrikanten, die selbst erschienen waren oder Vertreter geschickt hatten. Der Apparat besteht aus einem 6 Liter fassenden, nach oben zugespitzten Blechbehälter. Im Innern des Apparates befinden sich ein Metallkorb, in welchem eine an beiden Enden zugeschmolzene Glastube mit Säuren ruht. Der Apparat wird mit Wasser, in welchem man ein beigegebenes Quantum Salze vorher aufgelöst hat, gefüllt, der Korb mit der Tube wird hineingesteckt, der Verschlußknopf aufgeschraubt, und der Apparat ist gebrauchsfertig und in dieser Form unbeschränkte Zeit haltbar, weil sich nichts verändern kann. Bei eingetretener Feuersgefahr erfaßt man den Apparat einfach am Handgriff und stößt ihn mit kurzem harten Schlag auf den Boden oder gegen die Wand auf; die Säuretube wird dadurch zertrümmert und es entsteht Kohlensäure, die das Wasser zu einer kleinen Oeffnung an der Spitze in einem 12 bis 14 Mtr. langen Strahl aus dem Apparat hinaustreibt, sodaß man in gebührender Entfernung von Feuer und Qualm operieren kann. - Die Wirkung des Apparates war wirklich verblüffend. Es wurde zunächst ein mit Teer und Petroleum getränkter Holzstoß entzündet. Als er in hellen Flammen stand, nahm der Vertreter der Firma einen Minimax und setzte ihn in Tätigkeit. Wenige Augenblicke genügten, das Feuer abzulöschen. Als zweites Brandobjekt war eine Bretterbude errichtet worden, die gleichfalls mit Teer und Petroleum reichlich getränkt war; sie brannte unter gewaltiger Flammenentwicklung, und es wirkte geradezu verblüffend, wie die mächtige Flamme durch den dünnen Strahl in wenigen Augenblicken gelöscht war. Als drittes Brandobjekt wurde ein größerer Posten Teer gewählt, der zu diesem Zweck auf dem Platz ausgegossen war und der reichlich mit Petroleum begossen wurde, damit er besser brenne. Der brennende Teer entwickelte ungeheure Rauchwolken, während am Boden die hellen Flammen gefräßig weiter um sich griffen. In kürzester Zeit erstickte die Spritze eines Minimax das Feuer vollständig. Zu bemerken ist noch, daß das Wasser aus dem Apparat Kleiderstoffe etc. nicht angreift.
Eine ganz besondere Bedeutung hat der 1. Advent in diesem Jahr für unsere Stadt- und Hauptkirche. 1706, mitten in der schwedischen Invasion und den Zeiten schwerster Bedrängnis für unsere Stadt, entstand als Beispiel von Liebe und frommer Zuneigung der Bürger zu ihrer Kirche die kostbare schöne Kanzel unserer Kirche, deren Kosten durch freiwillige Gaben aufgebracht wurden. Poppo schreibt in seiner Kirchen- und Schulchronik 1768: Es kam solche neue Kanzel 1706 und wurde am 1. Advent eingeweiht und zum erstenmal darauf gepredigt am 28. November. Die Bürgerschaft, bei welcher dazu colligiert (gesammelt) wurde, hatte ihre Liebe, der bösen Kriegstrouble ohngeachtet, so reichlich bewiesen, dass über 200 Taler eingekommen sind. 1720 erstand unter verhältnismäßig größeren Opfern der künstlerische Hochaltar.
Meteor. Donnerstag abend 8 Uhr wurde am östlichen Himmel der Niedergang eines in bläulichem Licht erstrahlenden Meteors beobachtet. Die Erscheinung tauchte am Sternenhimmel etwa bei dem Siebengestirn auf und verschwand, ehe sie den Rand des Horizonts im Osten erreicht hatte. Bemerkenswert ist, daß das Meteor ein blendendes Licht verbreitete und Funken zu sprühen schien, als es am Himmel seine kurze Bahn beschrieb.
Vom untergehenden Schiedlo. „Die preußische Verwaltung sieht nicht nur zu, wie eins der ihr unterstellten Dörfer, ohne von einer Großstadt aufgesaugt zu werden, verschwindet, sondern sie hat selbst den Beschluß gefasst, daß es geschieht. Der Scholle, auf der sich so seltenes zuträgt, wendet sich an sich schon die menschliche Teilnahme zu: wie viel mehr, wenn sie zugleich die Trägerin einer langen, interessanten Geschichte ist.“ So beginnt O. E. Schmidt, der Verfasser der bekannten und beliebten Streifzüge durch die Niederlausitz, seinen Abriß der Geschichte des untergehenden Dorfes Schiedlo an der Neißemündung (Leipzig 1908, Pr. 1 M. 20 Pf). In seiner frischen und feinsinnigen Darstellungsweise entwickelt er von dem ersten Auftauchen der Siedlung im Frühlicht der Niederlausitzer Geschichte an die Ereignisse, die sich seit 1229 hier abgespielt haben, zunächst unter polnischer Herrschaft, dann in der Periode der deutschen Kolonisation des 13. Jahrhunderts, danach unter dem meißnischen Markgrafen Heinrich, der am 20. Oktober 1253 der Kirche des Hl. Georg, die morgen, am 1. Dezember, unter den Hammer kommt, Wiesen, Zehnten und Zölle zueignete. Dann sollten „das mächtig aufstrebende Guben mit der den Oderübergang deckenden Burg Schdelowe, der wichtigen Zollstätte Fürstenberg und dem geistlichen Stift Neuzelle an der mittleren Oder den Wettinern eine aussichtsreiche, auf das polnische Ostufer übergreifende Stellung schaffen.“ – Es folgte eine 60jährige brandenburgische und die fast 300jährige böhmische Herrschaft, die 1620 von der kursächsischen abgelöst wurde. In den Beginn der letzteren , in das Jahr 1629, fällt die von einer alten gleichzeitigen Urkunde mit Abbildung wiedergegebene „Wasserschlacht“, die von der kleinen Gubener Kriegsflotte einem Crossener Biertransport in Angesicht des alten Kastells geliefert wurde. Zwei Menschenalter später richtet August der Starke ein besonderes Augenmerk auf den Punkt, an dem allein das Gebiet der Albertinischen Sachsen die Oder übersprang – ein Brückenkopf auf dem Wege nach Polen, das mit seinem Staat durch Personalunion zu verbinden des Kurfürsten Plan war. Bei allen brandenburgisch-sächsichen Verträgen und Friedensschlüssen des 18. Jahrhunderts wird dann des wichtigen Dorfes gedacht; 1709 war dort durch den auch anderweitig bekannten Major de Bruyn eine sechseckige Schanze angelegt worden, deren Reste noch jetzt deutlich erkennbar sind, namentlich von dem nunmehr dem Abbruch entgegensehenden Kirchturm aus. Mit der gesamten Landschaft ging der Ort 1815 an die Krone Preußen über, die den Bewohnern nach manchen der verderblichen Überschwemmungen ihrer Aecker hilfreich beigestanden hat. Bis auf einige wenige Bauten für Beamte werden bald sämtliche vom Fiskus angekauften Wohnstätten verschwunden sein. Schon jetzt erkennt man ihren einstigen Standort nur an leichten Bodenerhebungen, die bereits mit Bäumen bepflanzt werden. Ein schlichter Denkstein soll künftig die Stätte kennzeichnen, wo auf künstlicher Anhöhe, vom alten Wallgraben umzogen, einst die Burg und nach ihrem Verfall die 1769 neugebaute Kirche gestanden hat, deren Ausstattung in verschiedenen städtischen Museen die Erinnerung an das untergegangene Dorf lebendig erhalten werden, wie es in der Geschichtsliteratur die Schmidtsche Schrift tun soll, die auch durch vortreffliche Abbildungen die einstige Anlage veranschaulicht.
St. Andreastag Der heutige 30. November ist der Kalendertag des heiligen Andreas, des Bruders des Petrus, über dessen Wirksamkeit fast gar nichts Bestimmtes bekannt ist. Eine sagenhafte Ueberlieferung verweist ihn nach Synthien, und darum verehren ihn die Russen als Nationalheiligen. Im deutschen Volkstum gilt der Andreastag als einer der wichtigsten Lostage.
Abends wird durch Bleigießen gewahrsagt; in manchen Landgegenden lassen die heiratslustigen Mädchen Nußschalen mit Lichtchen schwimmen und schließen daraus auf die nächste Hochzeit. Im Elsaß wollen die Dorfschönen das Bild des künftigen Gatten abends im Wasserspiegel schauen. Anderwärts genügt es, einen halben Apfel unter das Kopfkissen zu legen, dann kommt alles Nähere in einem schönen Traume. Wahrscheinlich ist das Vorbild des Andreas der gütige, besonders das eheliche Glück beschirmende Germanengott Freyr. Das gibt dem Andreasaberglauben immerhin einen poetischen Reiz.

Züllichau, 29.Nov. (Gefaßter Einbrecher.) Der Polizei gelang es, einen Einbrecher festzunehmen, der seit langem die hiesige Geschäftswelt ausraubte. Es handelt sich um einen Alfred Zock, 18 Jahre alt, der hier von der Scholle stammt. Auf dem Polizeibureau bequemte er sich nach anfänglichem Leugnen, hier verübten Diebstähle zuzugeben. Diese sind folgende: Einbruch bei Schneider Migdau, hier, entwendete er Waren im Werte von etwa 2000 M., 2 Einbrüche bei Kaufmann Honisch, im Oktober und November, Wert der entwendeten Waren etwa 2000 M, ferner Einbrüche bei Kaufmann C. Pfeiffer, Kaufmann Haak und Schuhmacher Prüfer. Die entwendeten Waren sind von ihm nach Berlin geschafft worden. Die bestohlenen dürften von ihren Sachen wohl nichts mehr wiedersehen.