die Förderung ...
der Heimatpflege zwischen den Heimatgebiet ansässigen und den außerhalb des Heimatgebietes lebenden Landsleuten
„Theodor Fontane“
Guben vor 100 Jahren
Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.
Im Online-Archiv der Gubener Zeitung haben wir für Sie einige Beiträge von 1901 bis 1921 zusammengestellt.
Ein echtes Weihnachtsfest mit Schnee und Eis, wie wir es seit Jahren nicht gehabt haben, war uns in diesem Jahre beschieden. Als am Tage vor dem Fest in den Mittagsstunden das so tief gesunkene Quecksilber im Thermometer immer höher stieg und fast den Nullpunkt erreichte, fürchtete mancher, das zu Weihnachten schon traditionell gewordene Schmutzwetter mit Regen werde sich auch diesmal einstellen. Aber es kam doch anders. Die Quecksilbersäule im Thermometer fiel wieder, die angekündigten Niederschläge gingen am ersten Feiertag nieder, doch in Form von Schnee, der eine prächtige Schlittenbahn bildet. Der zweite Feiertag war ein herrlicher Wintertag mit einigen Grad Kälte. In der Nacht zu Donnerstag ging wieder reichlich Schnee nieder und unausgesetzt schneite es weiter. – Während der letzten 11/2 Jahrzehnte brachten die Weihnachtstage ausschließlich Tauwetter oder doch nur für kurze Zeit leichten Frost (z.B. 1899). 1890 ereignete sich zum letzten Mal der Fall, daß während der Festtage andauernd mäßige Kälte herrschte. Eine strenge Kälte von -6 Gr., wie sie in der Nacht zu Sonntag herrschte, ist dagegen schon seit den siebziger Jahren in der Weihnachtszeit nicht mehr dagewesen. Das kälteste Weihnachtsfest fiel in das Jahr 1876. Sehr strenge Kälte in der Weihnachtszeit brachten besonders die Jahre 1870 und 1855. Bemerkenswert wegen der enormen Menge Schnee in weiten Teilen Norddeutschlands war das Jahr 1886, wo durch einen vier Tage langen, kolossalen Schneefall (19.-23. Dezember) der Eisenbahnverkehr in einer kaum wieder dagewesenen Weise behindert wurde, so dass viele Reisende, die im Schnee festsaßen, wider Willen das schöne Fest unterwegs verleben mussten. Man muß sehr lange zurückgehen, bis man eine Weihnachten mit so starkem Schneefall findet. Das war im Jahre 1829. Kurz vor dem Fest, in der Nacht zum 21. Dezember, waren damals 80 Zentimeter Schnee gefallen.
Blühender Kirschbaum. Auf dem Grundstück des Schneidermeisters Geier, Eichholzstraße 107, steht ein Kirschbaum in schönster Blüte. Ein blühender Zweig wurde heute in unserer Redaktion vorgezeigt.
Dem Weihnachtsfest, dessen lieblicher Zauber wieder verflogen ist, fehlte diesmal der glitzernde Schnee, der dem Feste einen so eigenen Reiz verleiht. Der Winter hat sein Regiment in diesem Jahre noch nicht geltend gemacht, weder strenge Kälte noch Schneefall waren bisher zu verzeichnen. Daher war nach Schlitten und Schlittschuhen in den Geschäften vor dem Feste auch keine rege Nachfrage, die Läger in diesen Artikeln dürften demzufolge wohl erst mit dem Eintreten eines echten Winterwetters geräumt werden. Der „goldene Sonntag“ brachte, obwohl er diesmal auf den heiligen Abend fiel, den Geschäftsleuten noch einen recht guten Ertrag. Der Verkehr in den Straßen war ein äußerst reger, zumal auch in den Geschäften noch ein flotter Absatz herrschte. Sonntag nachmittag 5 Uhr läuteten die Kirchenglocken das traute Weihnachtsfest ein und ein liturgischer Gottesdienst in der Stadt-und Hauptkirche gab der Gemeinde Gelegenheit, vor dem allgemeinen Jubel und der Freude noch Gottes Wort zu lauschen. Nach dem Geschäftsschluß um 7 Uhr abends strebte alles dem Familienkreise zu. Die Straßen schienen wie ausgestorben. Durch die Fenster in fast allen Häusern sah man die Lichter des im vollen Schmuck prangenden Weihnachtsbaums aufflammen und fröhlicher Gesang „Stille Nacht, heilige Nacht“ drang aus den Wohnungen auf die menschenleeren Straßen… Friede auf Erden! - Der erste Feiertag brach in feierlicher Ruhe an. Fast schien es, als leuchtete der Frühling schon entgegen, denn das Wetter hatte ganz den Charakter eines Vorfrühlingstages. Die Glocken riefen um ½ 10 Uhr zum Gottesdienst. Alle Kirchen füllten sich mit ihren Gemeindemitgliedern. In der Stadt- und Hauptkirche konnten die Kirchgänger nicht alle Platz finden, viele mußten mit einem Stehplatz vorlieb nehmen. Die Kirchenmusik war eine besonders erhebende, der Chorgesangverein leistete sein bestes. Nach Schluß des Gottesdienstes füllten sich die Straßen mit Spaziergängern, die zahlreichen Urlauber aller Waffengattungen gaben dabei dem Verkehr ein besonderes Gepräge. Der erste Feiertag Abend war dem Vergnügen gewidmet. Wohl war in der ganzen Stadt kein Saal zu finden, in dem sich nicht ein Verein versammelt hätte zur gemeinsamen Feier des Weihnachtsfestes mit seinen Mitgliedern. Alle Veranstaltungen dürften sich einer großen Beteiligung erfreut haben, denn bis in die tiefe Nacht hinein wogte der Verkehr fröhlich plaudernder Menschen in den Straßen. – Am zweiten Feiertag herrschte vorwiegend kaltes, regnerisches Wetter, das die Menschen zu Hause hielt.
„Himbeer-Limonade“. Gelegentlich einer Anklage wegen Fälschung von Nahrungs- und Genußmitteln kam es am hiesigen Schöffengericht zu Erörterungen, die auch für weitere Kreise, namentlich aber für Kaufleute, Händler und Schankwirte von Interesse sein dürfte. Ein Bierverleger war beschuldigt, Himbeer-Limonade nachgemacht und in den Verkehr gebracht, und ein Schankwirt, diese Limonade in seinem Geschäft als Himbeer-Limonade verkauft zu haben. Nun wurde aber seitens des Sachverständigen, Chemikers Dr. Köster-Frankfurt a.O., festgestellt, daß echte Himbeer-Limonade im Handel gar nicht zu haben sei, weil sie in 8 Tagen trübe und unansehnlich wird, sie müsse vielmehr jedesmal frisch hergestellt werden. Eine in der Farbe ähnliche Limonade werde durch Zusatz von Wasser zu den Rückständen der Beeren und nochmaliges Pressen erzielt. Alle der echten Limonade ähnlichen Produkte müssen schon durch ihre Bezeichnung als Kunstprodukte gekennzeichnet werden. Der Hersteller der beanstandeten Limonade erklärte, er habe das Rezept dazu von seinem Vorgänger übernommen, der seit beinahe 20 Jahren nach demselben Brauselimonade hergestellt habe, es bestehe aus einer mit Teerfarbstoff gefärbten Essenz und sei nur unter dem Namen rote Brauselimonade verkauft und in den Büchern geführt worden.. Da sich letztere Angaben bestätigten, erzielte er seine Freisprechung. Der Schankwirt, welcher die rote Brause von ihm gekauft und als Himbeer-Limonade wieder verkaufte, hatte sich strafbar gemacht.
Eine stille Weihnachtsfreude bereitete, wie schon seit Jahren, auch am vergangenen Heiligabend Herr Polizeiinspektor Lück den Aermersten unter den Armen. Durch Sammlungen von Geld, Gebrauchsgegenständen und Lebensmitteln aller Art war es ihm möglich, 66 alten Frauen und Kindern, deren Väter noch nicht aus dem Felde heimgekehrt sind, mit Geld usw. zu beschenken. In heutiger Zeit der allgemeinen Knappheit waren diese Sondergaben besonders willkommen und so rang sich dann auch ein herzliches Vergelt´s Gott von den Lippen der alten Mütterchen und ein freudestrahlender Blick aus fröhlichen Kinderaugen dankte dem warmherzigen Spender.
Stargeddel, 27.Dez. (Diebstahl.) Billigen Feiertagsbraten verschafften sich gewissenlose Leute dadurch, daß sie in der Nacht in den festverschlossenen Stall des Försters Benedikt hier eindrangen und ein ziemlich schweres Schwein abschlachteten. Auf einer Karre beförderten sie das Tier in die Nähe der Lubs, wo es regelrecht ausgenommen wurde. Die Eingeweide fand man im Wasser. Von den Tätern fehlt jede Spur.
Am 1.Feiertag nachmittags brachte die Theaterleitung ein drittes Kinderstück und zwar: „Zauberglöckchen oder Prinz Mandelkerns Brautfahrt“. Es ist ein reizendes Stück für das Gemüt der Kinder, das so recht in die Weihnachtszeit hineinpaßt. Der Spielleiter Ernst Göbbe hat mit gutem Blick das herauszuarbeiten verstanden, was erheiternd auf die Kinderherzen einwirkt. Ein reizender Elfenreigen, der den Jubel der Kinder wach rief und Solotanz, sowie eine eindrucksvolle Weihnachtsapotheose vervollständigten die Wirkung des Weihnachtsmärchens. Die Kinder folgen gespannt den Vorgängen auf der Bühne und rührten die kleinen Hände lebhaft nach jedem Aktschlusse. Es werden gewiß noch einige Aufführungen kommen, sodaß noch viele Kinder Gelegenheit finden, das Weihnachtsmärchen von dem schönen Prinzen Mandelkern und der lieblichen Prinzessin Rosine miterleben. Der Besuch der Abendvorstellungen an den Feiertagen war recht befriedigend. Hoffentlich hält er auch nach Inkrafttreten der Vergnügungssteuer so an.
Neue Aktiengesellschaft in Guben. In Frankfurt a. M. wurde am 18. Dezember 1921 eine neue Aktiengesellschaft unter der Firma Guben – Rastatter Hutstoffwerke Akt.-Ges. mit dem Sitz in Guben errichtet.