die Förderung ...
der Heimatpflege zwischen den Heimatgebiet ansässigen und den außerhalb des Heimatgebietes lebenden Landsleuten
„Theodor Fontane“
Guben vor 100 Jahren
Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.
Im Online-Archiv der Gubener Zeitung haben wir für Sie einige Beiträge von 1901 bis 1921 zusammengestellt.
Raddiebstahl: Aus dem Hause Schulstraße 13 wurde Sonnabend ein Fahrrad gestohlen. Der Dieb fuhr damit zunächst nach Wellmitz und von dort mit der Bahn nach Fürstenberg. Der Bestohlene hatte inzwischen in Erfahrung gebracht, daß auf der Neuzeller Chaussee ein verdächtiger Radler bemerkt worden sei; er telegraphirte nach Neuzelle, von hier wurde das Telegramm nach Fürstenberg weitergegeben, wo beim Aussteigen aus dem Zuge der Dieb gleich festgenommen wurde. Er wurde nach Guben zurücktransportirt und dem Bestohlenen das Rad wieder ausgehändigt. Der Dieb ist ein Tischler und Schiffer Franz Bürger; man glaubt in ihm einen gewerbsmäßigen Fahrraddieb ergriffen zu haben.
Starker Schneefall trat Dienstag nachmittag ein und hielt bis zum andern Vormittag an. Trotz des feuchten Erdbodens blieb der Schnee bei der Massenhaftigkeit, mit der er niederging, liegen und bedeckte schließlich in einer Höhe von ¼ Meter die Fluren. Bei dem Tauwetter, das ständig herrscht, wird die weiße Herrlichkeit wohl nicht lange andauern. Der feuchte Schnee legte sich in dicker Schicht auf die Bäume, die Äste tief niederbeugend und viele abbrechend; die Telephondrähte glichen dicken weißen Stricken. Die Straßen waren Mittwoch früh kaum zu passieren. Die Bürgersteige wurden ja bald vom Schnee gesäubert und Überwege durch den Schnee hergestellt, trotzdem ist der Fußgänger häufig genötigt, durch große Pfützen Schneewasser und durch schmelzenden Schnee waten.
Von dem Neubau des städtischen Museums, das Anfang nächsten Jahres eingeweiht werden sollte, ist jetzt das Baugerüst gefallen. Das Gebäude präsentiert sich als ein geschmackvoller Bau moderner Renaissance. Der Unterbau ist in rotem Sandstein gehalten. Vom Parterregeschoß an trägt der Bau sandsteinartigen Putz in ockergelbem Anstrich. An der Seite nach der Werdermauer zeigt der Bau durch die weithin lesbaren Worte: “Stadt-Museum“ seine Bestimmung an. An der Hauptfront in der Königstraße prangt das Sprichwort: “Lern am Vergangenen die Gegenwart verstehen und in dem Heut das Gestern sehen“- Der zweistöckige Bau ist auf das praktischste eingerichtet. Für Baukosten sind rund 80 000 M. vorgesehen. Der Betrag dürfte sich aber wesentlich höher stellen, da man bei der Ausschachtung des Grundes auf Reste der alten Stadtmauer gestoßen ist, wodurch erhebliche Mehrkosten entstanden sein dürften. Die Niederlausitzer Gesellschaft für Anthropologie und Altertumskunde, deren langjähriger Vorsitzender Prof. Dr. Jentsch (Guben) ist, kann sich nun eines würdigen neuen Heims erfreuen, in dem ihr Archiv und die reichhaltige Bibliothek Unterkunft finden werden. Der Niederlausitzer Gesellschaft ist nämlich für diesen Zweck im obersten Stockwerk ein geräumiges Zimmer überwiesen worden, weil sie Guben als ihren gerichtlich einzutragenden Sitz zu bezeichnen im Jahre 1910 beschlossen hat. Die Bibliothek steht bis jetzt im Korridor des Gymnasiums.

Die bevorstehende Volkszählung.
Der Unterrichtsminister hat in einem jetzt erschienen Erlaß die Lehrerschaft zu einer regen Beteiligung als freiwillige Zähler bei der am 1.Dezember stattfindenden Volkszählung aufgefordert. „Ich vertraue“, sagte der Minister, „daß Oberlehrer und Oberlehrerinnen, Lehrer und Lehrerinnen das Ehrenamt eines Zählers gern freiwillig übernehmen und gewissenhaft ausführen, wenn nicht ein zwingender Grund ihre Mitwirkung durchaus unmöglich macht. Auch die freiwillige Beteiligung geeigneter älterer Schüler der höheren Lehr- und der Lehrerbildungsanstalten unter Aufsicht ihrer Lehrer soll gefördert werden. Die Schüler sollen von den Schulen über ihre Aufgabe unterrichtet werden. An den Volks- und Mittelschulen soll deshalb der Unterricht in der Regel am 1.Dezember nachmittags, am 2.Dezember ganz ausfallen. Ausgenommen bleiben Schulen oder Klassen, deren Lehrkräfte an der Zählung nicht beteiligt sind.“
Das 75jährige Bestehen der Liedertafel wurde gestern abend, wie schon erwähnt, im engsten Kreise der Mitglieder durch einen stillen Umtrunk gefeiert. Die dem Ernst der Zeit entsprechende schlichte Zusammenkunft wurde mit dem gemeinsamem Gesang: „Brüder reicht die Hand zum Bunde“ eingeleitet, worauf der Vorsitzende, Herr Fabrikbesitzer Rudolf Trebsch, eine kurze Ansprache hielt, in der er darauf hinwies, daß der Tag des 75. Geburtstages der Liedertafel besonders geeignet sei, sich die Hände zu reichen und dem Verein aufs Neue die Treue zu geloben. Dieser Ehrentag schwebte allen Mitgliedern als ein Festtag von besonderer Bedeutung vor, an dem sich weite Kreise beteiligen sollten; er muß nun aber im engsten Kreise verlebt werden. Bei Ausbruch des Weltkrieges hatte auch die Liedertafel nicht geahnt, zu welch ungeheurer Gewalt der Krieg anwachsen, wie tief er in das Vereinsleben eingreifen und wie weit er die Familien treffen würde. Ist auch die Liedertafel nur durch eine kleine Zahl von Mitgliedern direkt durch den Krieg betroffen worden, so kann doch eine echte Sangesfreudigkeit nicht aufkommen. So Gott will, soll daher die Feier des 75jährigen Bestehens nach dem Kriege stattfinden. Fest und unerschütterlich hat die Liedertafel in den verlaufenen 75 Jahren an ihrem Fahnenspruch: „Harmonie in Lied und Leben“ festgehalten, sie ist damit über alle Wechselfälle der Zeiten hinweggekommen und groß geworden. Sie hat sich stets zur Aufgabe gemacht, die herrliche Gabe des Gesanges zu pflegen, durch sie zu bilden und zu veredeln, sowie Frohsinn und Gemütlichkeit in das Erdenleben hineinzutragen. Mit einem Hoch auf den Jubelverein schloß die Ansprache. Nach kurzem Austausch froher Erinnerungen aus den früheren Vereinstagen nahmen Herr Lehrer Baehr, der frühere langjährige Vorsitzende und jetziges Ehrenmitglied, sowie der Leiter des Männerchores, Herr Kgl. Musikdirektor Zierau, das Wort, um auch ihrerseits in den Schönheiten vergangener Zeiten zu schwelgen und zu wünschen, daß ein baldiger ehrenvoller Friede wieder zur Erstarkung des Vereinslebens beitragen möchte. Herr Lehrer Otto Richter gedachte der musikalischen Arbeit des Vereins unter der Leitung des Herr Zierau. Mehrere Chorlieder, Einzelvorträge ernsten und heiteren Charakters verschönten noch den Verlauf des Abends, der durch seine schlichte Art allen Teilnehmern, besonders den erschienen Feldgrauen, in Erinnerung bleiben wird.
Empfänger postlagernder Pakete treiben mit dieser Art von Postempfang teilweise Mißbrauch. Sie nutzen mehr oder weniger einen großen Teil der Lagerfrist aus, um nicht einen Aufbewahrungsraum unterhalten zu brauchen. Es scheinen sich unter diesen Postabholern auch solche zu befinden, die die Postpackkammer als sicheres Versteck für Schmugglerwaren benutzen. Um Mißbräuchen zu steuern, werden die Postanstalten vom 1.Dezember ab eine ungebührliche Lagerung nicht mehr gestatten. Wer sich innerhalb der zulässigen Lagerfrist zur Abholung einfindet hat künftig alle für ihn lagernden Sendungen auf einmal in Empfang zu nehmen. Nur bei Nachnahmepaketen bleibt dem Empfänger die 7 tägige Lagerfrist weiter gewährt. Lehnt er die Empfangnahme eines Teiles ab, so wird dieser Teil als verweigert gemäß der Postordnung weiter behandelt. Eine gewisse Nachsicht werden die Postanstalten solchen Empfängern gegenüber bestätigen, denen die Postlagerung ein notwendiges Mittel für ihren Erwerb ist z.B. Hausierern, wenn es sich offensichtlich nicht um Schmugglerwaren handelt.
Kartoffelspende.
Für Kriegsbeschädigte hat der Rittergutspächter Herr Marke, Ottohof 2000 Zentner Kartoffeln zu einem verbilligten Preise und 50 Zentner Kartoffeln kostenfrei gespendet. Die Verausgabung dieser Kartoffeln ist bereits erfolgt.