die Förderung ...
der Heimatpflege zwischen den Heimatgebiet ansässigen und den außerhalb des Heimatgebietes lebenden Landsleuten
„Theodor Fontane“
Guben vor 100 Jahren
Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.
Im Online-Archiv der Gubener Zeitung haben wir für Sie einige Beiträge von 1901 bis 1921 zusammengestellt.
Ein durchgehendes Pferd verursachte heute früh gegen ½ 9 Uhr einige Aufregung in der Frankfurterstraße. Das Fuhrwerk gehörte einem Bauern aus Kerkwitz; in der Gasstraße ging das Pferd durch, der Führer des Fuhrwerks versuchte vergeblich es zu zügeln, er stürzte herab und das Pferd rannte weiter. In der Frankfurterstraße warfen sich ihm 2 Mann entgegen, sie wurden eine Strecke geschleift, der Wagen wurde dabei gegen einen schweren Kohlenwagen geschleudert und ging fast in Trümmer, das Pferd stürzte und wurde jetzt leicht gebändigt. Der Kutscher ist mit einigen Schrunden und Schrammen davongekommen, das Pferd hat Verletzungen an einem Knie erlitten.
„Stecknadel aus dem Munde!“ so ruft wohl mancher besorgte Gatte seiner eifrig nähenden Frau zu, nicht einmal, sondern immer wieder. Ob er damit Erfolg hat, und diese häßliche Unsitte wenigstens aus seinem eigenen Hause verbannen wird? In einer Stadt Ostpreußens fiel kürzlich ein blühendes Menschenleben einer Stecknadel zum Opfer. Der Arzt sezirte die Leiche des jungen Mädchens, um der räthselhaften Todesursache auf den Grund zu kommen. In ihrem Magen fand sich eine Stecknadel, die Geschwulste, Eiterungen und schließlich den Tod herbeigeführt hatte. Könnten unsere liebenswürdigen Leserinnen nicht die nöthige Folgerung aus dieser traurigen Geschichte ziehen, selbst mit einer üblen Gewohnheit brechen und dann auch beim Anproben von Kleidern und Mänteln streng darauf achten, daß die betreffenden Schneiderinnen die Nadeln nicht in den Mund nehmen? Wozu giebt es denn die praktischen Nadelkissen, die so bequem am Gürtel befestigt werden können, gerade so gut wie die Scheere! Vielleicht ahnen viele unserer Frauen und Mädchen nicht, die mit Schneidern sich befassen, daß von dem Metallgeschmack der Stecknadeln auf die Dauer im Munde Uebelkeit und Appetitlosigkeit, sowie eine Lockerung der Zähne entsteht. Und wie schnell ist bei aufsteigendem Reiz zum Niesen oder Husten eine Stecknadel verschluckt. Ebensowenig, wie man Messerspitzen in den Mund steckt, sollte man das auch mit den Stecknadeln thun. Darum fort mit der Stecknadel aus dem Munde!
Die Einwohnerzahl unserer Stadt hat bekanntlich innerhalb fünf Jahren um 3152 zugenommen. Ein Vergleich mit einigen Nachbarstädten zeigt folgendes interessante Ergebnis: Der Stadtkreis Forst hat von 1900 bis 1905 um ca. 1700 Selen zugenommen. De Bevölkerung ist von 32 075 auf 33 777 gestiegen. Aber vordem hatte die Stadt einen rapiden Aufschwung zu verzeichnen. Im Jahre 1871 zählte Forst nur 7584 Einwohner (Guben hatte schon 21 665 Einwohner), 1875 stieg die Einwohnerzahl nach der Eingemeindung von Altforst auf 14 130 Personen; 1895 hatte Forst 24 323 Einwohner und 1900, nach der Eingemeindung von Berge (1897), wie schon angegeben, 32 075 Einwohner.
Pferdebesitzer, die ihren Pferden die Hufeisen noch nicht haben schärfen lassen, wollen wir hiermit erinnern, es nicht weiter aufzuschieben, da bei zunehmender Kälte die Wege noch glatt bleiben werden. Pferden vor Lastwagen ist es oft eine große Erleichterung, an glatten Stellen, wo sie trotz scharfer Eisen immer wieder abgleiten, wenn man ihnen eine alte Decke dicht vor die Füße legt oder mit Lappen ihnen die Füße umwickelt, damit sie auf dem beeisten Pflaster fest auftreten können. Jeder Lastwagen sollte jetzt, wie es an anderen Orten üblich ist, zu diesem Zwecke immer irgend ein altes Stück Zeug mitnehmen, für den Fuhrherrn ist dies überhaupt keine Ausgabe und den Pferden wird damit oft eine große Qual erspart.
Fahrplanuhr. Die Verwaltung der elektrischen Straßenbahn hat seinerzeit vor der Post neben dem Fahrplankasten eine Uhr aufstellen lassen. Viele Leute betrachten diese als einen unverständlichen Luxus oder als Dekorationsstück, da man die Zeit doch ganz bequem von der Turmuhr ablesen kann und wir hier in Guben nicht auf dem Standpunkte jenes Kalauer Witzboldes stehen, der zwei Uhren nebeneinander für nötig hielt, im Falle zwei Personen zur gleichen Zeit nach der Uhr sähen. Die Uhr der Straßenbahn ist nun in der Hauptsache ein Fahrplan. Jeder rote Strich auf dem Rande des Zifferblattes zeigt das Eintreffen eines Wagens an, und zwar gilt das für jede Fahrtrichtung, da sich am Markte die Wagen kreuzen. Während des 15 Minuten-Verkehrs (statt des 71/2 Minuten-Verkehrs) wird jedes Mal ein Strich übersprungen.
Der Tierschutzverein hat beschlossen, die Fütterung der Turmtauben im Winter zu übernehmen. Namentlich in den Ferien leiden die Tiere, die gewohnt sind, auf dem Schulhofe der Schule I Futter zu suchen, oft große Not.
Rücksicht bei zwangsweiser Wohnungsräumung. Amtlich wird bekanntgemacht: Unbeschadet einer von der Reichsregierung geplanten weitergehenden Einschränkung der Zwangsvollstreckung gegen Kriegsteilnehmer hat der Justizminister Dr. Rosenfeld mit Rücksicht auf die herrschende Wohnungsnot für Preußen angeordnet, dass die Gerichtsvollzieher vor der zwangsweisen Räumung von Wohnungen ohne Rücksicht darauf, ob es sich um Kriegsteilnehmer handelt oder nicht, in allen Fällen, in denen eine Obdachlosigkeit der aus der Wohnung zu entfernenden Personen zu befürchten ist, die anderweitige Unterbringung dieser Personen bei der Ortspolizeibehörde zu vermitteln haben.
Weihnachtsfeier am Lyzeum. Auch das Lyzeum veranstaltete gestern am Tage vor Schulschluß eine von Fräulein Magda Lehmann geleitete Weihnachtsfeier, die nach der Andacht aus einer Ansprache, Einzel- und Chorgesängen und der Aufführung eines Deutschen Weihnachtsspieles für Kinder bestand. Dieses Spiel ist von Lina Krüger, der Direktorin des Städtischen Lyzeums zu Kreuznach, nach alten Weihnachtsspielen und Weihnachtsweisen aus Hessen, Bayern, Oesterreich, Schlesien und Steiermark zusammengestellt und von ihr ergänzt worden: es wurde dort und an anderen Lyzeen bereits mehrmals zur großen Freude der Zuschauer und auch der Spielerinnen selbst aufgeführt. Auch gestern fand es jubelnden Beifall bei allen Schülerinnen. Da diese Feier des beschränkten Raumes wegen unter Ausschluß von Gästen stattfinden mußte, soll sie (mit Ausnahme der Andacht) auf allgemeinen Wunsch am nächsten Sonntag zugunsten der Kasse des „Junggesellenbundes“ öffentlich wiederholt werden.