die Förderung ...
der Heimatpflege zwischen den Heimatgebiet ansässigen und den außerhalb des Heimatgebietes lebenden Landsleuten
„Theodor Fontane“
Guben vor 100 Jahren
Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.
Im Online-Archiv der Gubener Zeitung haben wir für Sie einige Beiträge von 1901 bis 1921 zusammengestellt.
Die in der Stadt verbreiteten Gerüchte, das Elektrizitätswerk käme in diesem Jahre nicht mehr in Betrieb, entsprechen, wie wir aus zuverlässiger Quelle erfahren, nicht den Tatsachen. Die Bauarbeiten sind so weit vorgeschritten, daß im Laufe dieser Woche noch sämtliche Gebäude unter Dach kommen; mit der Aufstellung der Maschinen wird alsdann sofort begonnen. Die Anlieferung der Leitungskabel wird ebenfalls in diesen Tagen erfolgen und die Verlegung sofort in Angriff genommen. Diese Arbeiten sowie die Aufstellung der Maschinen dürften spätestens am 1. November beendet sein, so daß die Inbetriebsetzung des Werkes bestimmt am 1. Dezember zu erwarten ist.
Über die Unzulänglichkeit der Gubener Eisenbahn-Verkehrs-Verhältnisse erhalten wir folgende Zuschrift: Von Tag zu Tag wächst die Unzufriedenheit über die in jeder Weise unzeitgemäßen und unzulänglichen Verkehrs- und damit zusammenhängenden anderen Verhältnisse am hiesigen Bahnhof und immer wieder wird die Frage aufgeworfen, wie lange soll denn das noch so weitergehen? Die Unterführung der Kaltenborner Straße wird schon lange geplant, aber immer wieder hinausgeschoben, obwohl dieselbe im Interesse der Bahn und des Straßenverkehrs dringend geboten ist. Bedenkt man, daß die ganze Kupferhammerstraße entlang, ja bis zur Grünstraße hin, nur der einzige Übergang über die sogenannte Rampe besteht, welcher, um die jammervollen Verhältnisse zu vervollständigen, noch dazu das denkbar schlechteste Pflaster hat, so muß doch mit allen Mitteln darauf hingearbeitet werden, hier Wandel zu schaffen. Die ganze Straße samt den anliegenden Straßen ist durch die Bahn wie durch einen festungsartigen Gürtel von der inneren Stadt abgeschlossen. Die diesseitigen, an der Bahn entlang führenden Straßen (Berliner- und Uferstraße) sind direkte Sackgassen, da der Übergang am Kupferhammer nur ein Privatweg und auf Widerruf freigegeben ist. Wurde von den städtischen Behörden früher der Fehler gemacht, daß die direkte Überfahrt-Verlängerung der Berliner Straße in direkter Richtung zur Cottbuser Straße gegen Umtausch der Rampe freigegeben wurde, so erfordern es die heutigen Verhältnisse unbedingt, daß der schon so oft angeregten Frage der Durchlegung des Tunnels ernstlich näher getreten wird. Es liegt dies auch im Interesse der Bahn selbst, da dann das Ueberschreiten der Gleise, welches viele Gefahren hat, wegfällt. Ebenso wäre es am Platze, daß von der Bahn bestehende, veraltete Einrichtungen, durch neue, zeitgmäße ersetzt würden. So z.B. kann hier am Bahnhofe ein Entladen von Waggons nur durch Ueberschippen geschehen, was sehr umständlich und zeitraubend ist, während in anderen Städte zeitgemäße Entladungs-Einrichtungen, wie schiefe Ebenen, Rutschbahnen etc. angelegt sind, durch welche Arbeitslöhne etc. gespart werden. Schließlich möchte ich auch noch bemerken, daß wir Gubener hinsichtlich des Personenverkehrs stets recht stiefmütterlich behandelt worden und sogar bestehende, den Lokalverkehr fördernde Züge wieder eingegangen sind. – Es wäre an der Zeit, daß die Eisenbahn-Verwaltung einmal zeigt, daß sie auch Interesse für die Stadt Guben hat und nicht nur den umliegenden Städten ihre Aufmerksamkeit zuwendet.
Sedanfeier im Vereinslazarett Wilkestift. Etwas verspätet wird uns berichtet: Am 3. Sept. wurde den verwundeten und kranken Feldgrauen des Veienslazaretts Wilkestift eine angenehme Abwechslung und Anregung zuteil. Die Anstalt feierte mit ihnen den Sedansieg, an welchen auch mehrere Gedichte erinnerten, die von den kleinen Pfleglingen des Hauses bezw. von Soldaten vorgetragen wurden. Auf Se. Maj. den Kaiser, dessen Büste im Hintergrund der festlich geschmückten Kriegerhalle prangte, wurde durch den Leiter des Festabends, Herrn Pastor Dr. Jacobskötter, ein Hurra ausgebracht. Vaterländische Lieder wurden gemeinsam gesungen. Ein vaterländischer Reigen von 16 Anstaltskindern unter dem Gesang der „Wacht am Rhein“ trefflich ausgeführt, fand großen Beifall. Fräulein Ilse Waske trug durch verschiedene herrliche Lieder, zwei Geiger und Klavierspieler durch einige Stücke und der Schwesternchor durch Vortrag von drei altniederländischen Volksliedern mit Klavier- und Geigenbegleitung zur Verschönerung des Abends bei. Große Freude bereitete allgemein ein von vier Verwundeten mit Geschick u. Begeisterung aufgeführter Schwank: „Die erste Instruktionsstunde“. Uebrigens fehlte es auch an leiblicher Erquickung nicht. Den Schluß bildete das Niederländische Dankgebet, der übliche Abendsegen und das Lied: „Ich bete an die Macht der Liebe“. Noch oft ist von dem wohlgelungenen Abend bei den Teilnehmern die Rede.