die Förderung ...
der Heimatpflege zwischen den Heimatgebiet ansässigen und den außerhalb des Heimatgebietes lebenden Landsleuten
„Theodor Fontane“
Guben vor 100 Jahren
Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.
Im Online-Archiv der Gubener Zeitung haben wir für Sie einige Beiträge von 1901 bis 1921 zusammengestellt.
Bahndamm Guben – Forst: Man hatte gehofft, bis zum November die Erdarbeiten zu vollenden, es wird jedoch noch einige Zeit vergehen, ehe die Strecke vollständig aufgeschüttet sein wird. Freilich liegt das nicht an dem Unternehmer, sondern an den widrigen Verhältnissen; es dauerte länger, als man erwartet hatte, bis mit allen Grundbesitzern ein Einvernehmen erzielt war, wodurch der Unternehmer genötigt war, an mehreren wichtigen Stellen die Arbeit zu unterbrechen und eine neue Teilstrecke zu beginnen. Mit fieberhafter Tätigkeit wird mit Unterstützung einer Dampfmaschine am Bahnhof in Schlagsdorf gearbeitet, um hier die hohen Erdaufschüttungen zu vollenden, sind doch nicht weniger als 15 000 cbm Erdmassen notwendig, um hier den Damm zur erforderlichen Höhe zu bringen. Da nun auch nach Guben zu über Gubinchener Feldmark gearbeitet wird, so wird die Verbindung mit der Cottbuser Strecke und dadurch mit dem Bahnhof Guben bald hergestellt sein. Von Schlagsdorf müssen die Arbeiten nochmals nach Groß-Gastrose weitergeführt werden, da auch hier noch an 6000 cbm Erdmassen bewegt werden müssen, um den Damm herzustellen. Eine schwere Stelle ist noch auf dem Taubendorfer Gebiet zu überwinden, wo der Untergrund vollständig sumpfig ist und das Wasser erst abgeleitet werden muß. Interessant ist hinter dieser Stelle eine starke Schutzmauer in der Länge von einigen 70 m, die am Fuße eines vorstehenden Berges gezogen worden ist, um den Bahndamm bei starken Regengüssen vor herabstürzenden Sandmassen zu schützen. Jedenfalls ist diese Vorsicht sehr geboten, um die Bahn an jener Stelle vor einer Katastrophe zu bewahren. Zwischen Briesnigk und Horno wird sogar mit zwei Dampfmaschinen und einer Kolonne von 200 Mann gearbeitet, um die Aufschüttungen zu vollenden. Sollte das Wetter noch längere Zeit mild bleiben, so wird man in nicht mehr allzulanger Zeit die Strecke vollständig aufgeschüttet haben. Hat man doch in Forst schon mit dem Oberbau begonnen und ist mit demselben bis Eulo fortgeschritten. Die Bahnhofsgebäude in Schlagsdorf, Groß-Gastrose, Grießen und Briesnigk sind alle schon gerichtet und teilweise auch eingedeckt. Es sind schmucke, mit Dienstwohnungen versehene Häuser, welche der ganzen Bahnhofsanlage und auch den Orten zur Zierde gereichen. Neu ist wohl die Einrichtung, dass dem Hauptgebäude sich gleich der Güterschuppen anschließt und man aus dem Dienstraum sofort in denselben gelangen kann. Mögen die Arbeiten rüstig fortschreiten, damit die langersehnte Bahn endlich ihrer Vollendung entgegengeht.
An das kunstsinnige Publikum der Stadt Guben
Seit dem Jahre 1891, also vor 10 Jahren, zu welcher Zeit mir die Ehre zu Teil wurde, das hiesige Stadt-Theater zu übernehmen, sind die Preise für die Duzendkarten immer dieselben geblieben, obwohl die Anforderungen des Publikums, vor allen Dingen aber die Honorarforderungen der Künstler und Autoren sich von Jahr zu Jahr gesteigert haben.
Zu keiner Stadt von der Größe und Bedeutung Gubens, mögen die künstlerischen Darbietungen des Theaters noch zu geringwertig sein, bestehen erwiesenermaßen so kleine Eintrittspreise für die Duzendkarten wie hier; infolgedessen haben bereits mehrfach hervorragende Kräfte erklärt, sie kämen sehr gern wieder nach Guben, wo Publikum und Direktion ihnen überaus sympathisch wären, aber die zu erzielenden Einnahmen ständen in keinem Verhältnis zu den Offerten anderer Städte von gleicher Größe.
Das kunstsinnige Publikum wird es daher wohl nicht mehr als gerecht finden, wenn die Preise für die Duzendkarten etwas erhöht werden, damit die künstlerischen Leistungen auf der jezigen Höhe erhalten bleiben und der gute Ruf, dessen sich Guben in der ganzen Theaterwelt erfreut, nicht verloren geht.
Mit der höflichen Bitte, dass bisher meiner Direktionsführung geschenkte Vertrauen und Wohlwollen mir auch ferner hin gütig bewahren zu wollen, zeichnet
Hochachtungsvoll
Sascha Hänseler
Fußwegübergänge an der Eisenbahnbrücke über die Oberneiße. Die Eisenbahnverwaltung beabsichtigt, wie wir schon vor längere Zeit mitteilen konnten, die mit Drehkreuzen versehenen Fußwegübergange an der Eisenbahnbrücke unserer Oberneiße zu beseitigen und beide Fußwege unter der Brücke durchzuführen. Die Fußwege sollen ungefähr 2 Meter breit angelegt und gegen den Neißefluß mit Geländer abgeschlossen werden. Um ein Durchfallen von Funken, Kohlen usw. aus den Lokomotiven zu verhüten, soll die Unterkante der Eisenkonstruktion über den Fußwegen durch Blech dicht abgeschlossen werden. Bei eintretendem Hochwasser sollen die Fußwege unter der Brücke gesperrt und die Übergänge über die Schienen wieder hergestellt werden. In diesem Falle soll der linksseitige Schienenübergang, bei dem s. Zt. Herr Geheimrat Wilke verunglückte, bei Tage durch einen besonderen Wärter und der linksseitige Übergang durch den daneben postierten Bahnwärter überwacht werden…



