die Förderung ...
der Heimatpflege zwischen den Heimatgebiet ansässigen und den außerhalb des Heimatgebietes lebenden Landsleuten
„Theodor Fontane“
Guben vor 100 Jahren
Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.
Im Online-Archiv der Gubener Zeitung haben wir für Sie einige Beiträge von 1901 bis 1921 zusammengestellt.
Der in Berlin seit 8 Jahren bestehende Verein der Gubener feierte Sonntag, den 10.d. Mts. in seinem Vereinslokale Hotel Krebs, Niederwallstraße 11, ein ,,Weinlesefest in Guben.’’
Nachdem der Vorsitzende, Kaufmann Bernhard Koch, die zahlreich Erschienenen – wohl über 150 Personen – im prächtig dekorirten Saale herzlich begrüßt und auf die Feier eines so schönen Festes, das ein großer Theil der älteren Mitglieder des Vereins auf Gubens schönen Bergen so oft gefeiert, hingewiesen hatte, wurde dasselbe durch eine Reihe von Vorträgen und schönen Gesängen eingeleitet. Alsdann fand ein Umzug der zahlreich erschienenen und reizend kostümirten Winzerinnen und Winzer statt, dem sich ein Tanzreigen bis fast zum frühen Morgen anschloß. Das Fest kann als ein wohlgelungenes bezeichnet werden, hat es doch dem Vereine , der bisher einige fünfzig Mitglieder zählte, eine stattliche Zahl neuer lieber Landsleute zugeführt. Zweck und Ziele des Vereins bestehen darin, den in Berlin und seinen Vororten ansässigen frühere Gubenern einen engeren Anschluß zu ermöglichen und alte liebe Jugenderinnerungen auszutauschen.Daß ihm das bisher vollauf gelungen ist, hat das so schön verlaufene Weinlesefest wiederum auf’s beste gezeigt.- Der Verein hat bereits eine Sterbe– und Unterstützungskasse ins Leben gerufen. Monatlich findet Zusammenkunft mit Damen und eine solche der Mitglieder zur Erledigung geschäftlicher Angelegenheiten statt; letztere immer am ersten Sonnabend nach dem 15.
Der Ausschuß des Bismarckturm-Komitees hat am Sonnabend verschiedene Punkte in unseren Bergen besichtigt. Es wurde der Beschluß gefaßt, zunächst 4 Punkte ins Auge zu fassen, zwei in der Nähe der einsamen Fichte, einen neben dem Wasserbehälter auf Engelmanns Berg und einen neben Schönhöhe. Diese Punkte sollen mit Fahnenstangen bezeichnet und dem weiteren Komitee die Beschlußfassung überlassen werden. Sobald das geschehen, wird weiteres mitgeteilt werden.
Starzeddel. (Mühlenneubau). An Stelle der alten Pauligschen Mühle, die vor Jahresfrist ein Raub der Flammen wurde, ist ein Neubau entstanden, der unserem Ort zur großen Zierde gereicht. Mit den neuesten Maschinen ausgestattet, kann sich das Etablissement mit jedem größeren gleichen Werk der Umgebung messen. Der Betrieb geschieht durch zwei Fracisturbinen, bezogen aus Gotha von Bringleb-Hansen & Co. Die Müllereimaschinen lieferten die Mühlenbauanstalten Wetzig-Wittenberg und Hartmann-Guben. Sehr praktisch ist die Schneidemühle mit Horizontalgatter und Kreissäge von Kießling-Leipzig. Die Elektrizitätsgesellschaft von Siemens-Schuckert-Berlin stellte eine Dynamomaschine auf, welche gegen 50 Flammen speisen kann. Sowohl die Firma Hartmann, wie auch die von Gutte und Sohn-Guben, welche die Gebäude aufführte, haben sich beste Ehre eingelegt. Bis zur Zeit war der Betrieb ein tadelloser. Interessenten ist der Besuch der Mühle sehr zu empfehlen. Sie befindet sich seit 160 Jahren im Besitz der Paulig´schen Familie.
Ein Witterungsumschlag ist endlich eingetreten. Seit Wochen lagerte hoher Luftdruck mit meist heller trockener Witterung über Europa und insbesondere auch über Deutschland. Unter dem Einfluß nächtlicher Ausstrahlung und östlicher wie südöstlicher Winde trat ausnahmsweise frühzeitig Kälte ein. Gestern zeigten sich aber am Himmel lebhaft aus West-Nordwest ziehende Oberwolken, auch begann das Barometer langsam zu sinken. Über dem Ozean westlich von Europa hat sich ein Tiefgebiet entwickelt, das uns bei westlichem Winde milde unbeständige Witterung bringen dürfte. Gestern abend hat es nach reichlich 7 Wochen zum ersten Male wieder geregnet, zwar noch nicht lange genug, aber mehr Niederschläge werden jetzt wohl nicht mehr lange auf sich warten lassen.
Die Umgestaltung der Schreiberschen Wiesen nach den Plänen des Gartendirektors Brodersen (Berlin) wird zurzeit ausgeführt. Eine drei Meter breite Promenade vom Lubstufer an der Kirschmarktseite die steile Berglehne nach Friedrichshöhe hinauf ist bereits fertig und bietet einen verhältnismäßig bequemen Aufstieg zu den Lubstbergen. Am Fuße des Abhangs ist schon ein Stück der sechs Meter hohen Böschungsmauer hergestellt, die das acht Ar große Zuschauerplateau stützen soll. Vor ihm erhalten durch Einebnung und Planierung die Spiel- und Sportplätze ihren Platz, deren Verbindung mit dem Ammenplatze und dem Kastaniengraben am jenseitigen Lubstufer durch eine einfache Fußgängerbrücke erreicht wird.

(Ausgehobenes Falschmünzernest) Die Kriminalpolizei nahm sieben Männer und eine Frau fest, die falsche 50 Mark-Scheine in großen Mengen teils hergestellt, teils im Umlauf gebracht hatten. Bei der Hausdurchsuchung wurden etwa drei Waschkörbe voll fertiger Scheine im Gesamtwerte von 1,5 Millionen Mark beschlagnahmt.

Allgemeiner Deutscher Sprachverein. In der Novemberversammlung der hiesigen Ortsgruppe hielt Frl. Studienrat Steinberg einen fesselnden Vortrag über Gerhart Hauptmann, den Hauptvertreter der naturalistischen Richtung im neuzeitlichen deutschen Schrifttum. Mit sicheren Strichen entwarf die Vortragende ein treffendes Bild von dem Lebenswerk, der Eigenart und der Bedeutung des vielumstrittenen Dichters, der auf seinen Wege zur Kunst nicht die Schönheit, sondern die Wahrheit suchte und doch das Land der Träume nicht ganz gemieden hat. Nach einem kurzen Blick auf seinen Lebensgang wurden fast alle seine Werke nach Inhalt und Form gewürdigt und nicht bloß die Vorzüge, sondern auch die Mängel seines künstlerischen Schaffens beleuchtet, er selbst aber zuletzt als ein zwar nicht großer, aber Stil reiner Naturalist dargestellt.- Herr Landgerichtsrat Dr. Bloch der nach dem Fortgange des Herrn Dr. Ewert den Vorsitz im Verein führt, widmete seinem Vorgänger herzliche Gedenkworte und teilte mit, dass am 15.Dezember Herr Studienrat Brösicke über Phonetik sprechen wird.