die Förderung ...
der Heimatpflege zwischen den Heimatgebiet ansässigen und den außerhalb des Heimatgebietes lebenden Landsleuten
„Theodor Fontane“
Guben vor 100 Jahren
Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.
Im Online-Archiv der Gubener Zeitung haben wir für Sie einige Beiträge von 1901 bis 1921 zusammengestellt.
Die Unpünktlichen eines großen Berliner Waarenhauses, dessen nach Hunderten zählende Angestellte meist in einem und demselben Vorort wohnen, der mit der Wannseebahn in wenigen Minuten zu erreichen ist, müssen des Morgens die Zeit und Gründe ihres Zuspätkommens in eine zu diesem Zwecke ausliegende Liste einzeichnen. Der erste der Unpünktlichen giebt seinen Grund an, der gewöhnlich so lautet:" Zug verspätet" oder "Straßenbahn gestört" oder "Omnibuspferd gestürzt" etc., während alle Folgenden nur ein dito daruntersetzen. Diese summarischen Dito haben sie sich so angewöhnt, daß sie sich meist gar nicht die Zeit nehmen, den erst angegebenen Grund zu lesen.
Eines Morgens, so wird im "Confect" erzählt, schrieb der Erste:" Frau krank, Zwillinge" und pflichtschuldigst folgten die Ditos. Man kann sich das Erstaunen des Prinzipalso denken, als er konstatirte, daß an diesem gesegneten Tage seinem Personal etliche 50 Zwillinge geboren waren, sein Erstaunen wurde noch gesteigert durch die Entdeckung, daß sich selbst etliche Lehrlinge unter den Bescheerten befanden.
Ein neuer Tarif für das städtische Krankenhaus ist in der gestrigen Stadtverordnetensitzung festgesetzt worden. Der niedrigste Satz für erwachsene Patienten beträgt jetzt 2 M., bisher 1,80 M. Mitglieder, die von der Kreiskrankenkasse oder auswärtigen Krankenkassen, von den Berufsgenossenschaften usw. überwiesen werden, zahlen 50 Pfg. mehr als die hiesigen Einwohner.
Früher Winter. Recht plötzlich ist eine starke Abkühlung erfolgt, und es sieht gerade so aus, als ob sich der Winter in diesem Jahre ungemein früh einstellen wolle. Ein Hochdruckgebiet, das sich Sonnabend über Skandinavien ausgebildet hatte, ist über die Ostsee nach Polen gezogen, hat sich dort mit einem über Südosteuropa befindlichen zweiten Hoch vereinigt und so ein sehr hohes Maximum von über 780 mm erzeugt, das Montag früh den größten Teil Europas beherrschte und schnell eine starke nächtliche Ausstrahlung verursachte. Infolgedessen sind in vorletzter und letzter Nacht in der ganzen östlichen Hälfte Deutschlands Nachtfröste vorgekommen, die an einzelnen Orten, auch in Guben, sehr scharf waren. Die jetzige Luftströmung dürfte eine Verschiebung des kalten Hochdruckgebietes nach Südosteuropa und damit eine langsame Wiedererwärmung ergeben, die allerdings nicht erheblich werden dürfte, angesichts des Umstandes, daß die Luftzufuhr aus Ost- und Südeuropa zunächst noch kalt bleibt. – Sommerliche Wärme herrscht zur Zeit nur noch in Italien und Südfrankreich, wo die Morgentemperaturen vielfach noch 17 Grad Wärme betrugen. Auf die Zufuhr erwärmter Luft aus diesen Gebieten ist aber einstweilen nicht zu rechnen, da dort der Luftdruck am niedrigsten ist, während er am höchsten in dem westrussischen Kältegebiet ist. Es darf daran erinnert werden, daß auch vor drei Jahren in der dritten Oktoberwoche bereits Frost einsetzte, und zwar bei einer gegenwärtigen ziemlich ähnlichen Luftdruckverteilung und bei gleichfalls frischen bis starken Ostwinden. Möglicherweise leitet dieser Oktoberfrost ähnlich wie vor drei Jahren einen frühen und strengen Winter ein, sehr zum Leidwesen unserer Landwirte, wie wir bereits gestern ausgeführt haben.
Hiernach wurde in die Beratung der Vorlage: Bewilligung einer Unterstützung bis zu 600 M. an die Landgemeinde Groß-Drewitz zu den Kosten eines Gemeindebrunnens eingetreten. In der Begründung dieser Vorlage heißt es: Die Wasserversorgung ist in der Landgemeinde Groß-Drewitz höchst mangelhaft. Der Königl. Kreisarzt hält einen Umbau des bestehenden Gemeindebrunnens für geboten. Im Orte hat sich häufig schwere Wassernot eingestellt. Es ist notwendig zur Abwendung von gesundheitlichen Uebeln und von großen Gefahren für den Ort bei Feuernot mit Rücksicht hierauf und in Anbetracht dessen, daß verschiedene Gehöfte überhaupt keinen Brunnen haben, einen Gemeindebrunnen auf der südöstlichen Spitze des dreieckigen Dorfplatzes vor dem Gasthofe zu erbauen. Die Kosten werden auf 1700 M. berechnet. Zu ihrer alleinigen Uebernahme ist die Gemeinde Gr.-Drewitz außer Stande. Sie ist höchst leistungsschwach. Die Gemeindesteuerpflichtigen Staats- und staatlicherseits veranlagten Realsteuern betragen 530,16 M. An Gemeindeabgaben werden 241 % Zuschläge erfordert. Die Verzinsung und Tilgung des Baukapitals durch die Gemeinde würde einen weiteren Zuschlag von etwa 20 % notwendig machen. Die einzelnen Wirte sind stark verschuldet; die Wirtschaften sind klein und dürftig. Die Landfeuersozietät hat eine Beihilfe von einem Drittel der Anlagekosten unter der Voraussetzung in Aussicht gestellt, daß aus Kreismitteln eine gleiche Beihilfe gewährt wird. Die Gemeinde hat den Bau eines Gemeindebrunnens für Feuerlösch- und Wirtschaftszwecke nach den Bestimmungen der Landfeuersozietät unter der Bedingung beschlossen, daß sie zu den Gesamtkosten eine Beihilfe von zwei Dritteln erhält. Es wird daher die Bewilligung einer Beihilfe von einem Drittel der Gesamtkosten des Gemeindebrunnens in Gr.-Drewitz bis zum Betrage von 600 M. beantragt. Der Antrag wurde nach längerer Debatte, an der verschiedene Abgeordnete sich beteiligten, mit allen Stimmen angenommen.
Gefährdung der öffentlichen Versorgung durch den gewerbsmäßigen Schleichhandel mit Getreide und Kartoffeln. Vom städtischen Lebensmittelamt wird uns hierzu geschrieben: Durch den Herrn Staatssekretär des Kriegsernäherungsamts wird in einem besonderen Erlaß dringend darauf hingewiesen, daß der unberechtigte Aufkauf von Getreide und Kartoffeln durch Verbraucher bei den Erzeugern in diesem Jahre schon jetzt in einer Reihe von Kommunalverbänden einen Umfang erreicht, der die Ablieferungsverpflichtung auf das ernsteste gefährdet. Es besteht die außerordentlich große Gefahr, daß bei Fortdauer nicht nur des gewerblichen Schleichhandels, sondern auch der Schleichversorgung das Durchhalten mit den Mehl- und Kartoffelrationen außerordentlich in Frage gestellt ist. Der Präsident des Kriegsernährungsamts weist deshalb besonders darauf hin, daß die Selbstversorger (Erzeuger), die durch Abgaben an den Schleichhandel ihre ablieferungspflichtigen Vorräte vermindern, in allererster Linie mit einer Herabsetzung der Kopfquote für Selbstversorger zu rechnen haben. Eine ständige Kontrolle der Bahnhöfe und Zufuhrstraßen wird zur Bekämpfung des Schleichhandels verschärft durchgeführt werden.
Festgenommen wurde am 13.d.M. in Sommerfeld ein aus der Irrenanstalt Sorau entwichener Kranker, welcher aus Guben gebürtig war und nach hier wandern wollte. Er wurde der Anstalt wieder zugeführt.