die Förderung ...
der Heimatpflege zwischen den Heimatgebiet ansässigen und den außerhalb des Heimatgebietes lebenden Landsleuten
„Theodor Fontane“
Guben vor 100 Jahren
Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.
Im Online-Archiv der Gubener Zeitung haben wir für Sie einige Beiträge von 1901 bis 1921 zusammengestellt.
Zum 50-jährigen Bestehen der Gasanstalt.
Wenn auch, gegen heutige Verhältnisse, in höchst unvollkommener Weise, so hatte doch Guben schon zu Anfang des 19. Jahrhunderts eine öffentliche Straßenbeleuchtung und war damit vielen großen Städten voraus. So waren vor hundert Jahren zirka 20 Stück öffentliche Straßenlaternen vorhanden, deren Bedienung und Unterhaltung von Jahr zu Jahr unter folgenden Bedingungen an den Mindestfordernden vergeben wurden:
1. Es müssen die Lampen sofort, wenn es dunkel zu werden beginnt, angezündet werden und wenigstens bis halb 11 brennen;
2. müssen dieselben von Anfang bis Ende gleich hell brennen;
3. mindestens des Abends, sobald sie brennen, zwei- bis dreimal geputzt,
4. die Lampen gehörig gereinigt und insonderheit die darin befindlichen Gläser gesäubert werden,
5. muß reines, klares Öl, und womöglich Hanföl gebrannt werden,
6. das Aufbewahrten der Lampen der Mindestbietende übernehmen,
7. das Aufhängen und Abnehmen besorgen,
8. dauert die Pachtzeit auf 8 Monate, als vom September d. Js. bis ultimo künftigen Jahres,
9. müssen auch sämtliche Lampen, wenn in der Nacht eine Feuersgefahr sich zutragen sollte, sofort angezündet werden, sobald nicht voller Mondschein vorhanden ist,
10. sollen und dürfen die Lampen aber nicht angezündet werden, sobald Mondschein ist und durch trübe Witterung nicht verdunkelt wird…
Alle Besucher des hiesigen Stadtmuseums und der Lesehalle pflegen mit dem Ausdruck des Bedauerns zu scheiden, daß die reichhaltigen Sammlungen und literarischen Bildungsmittel ihr Unterkommen in sowenig günstigen, namentlich so dunklen Räumen gefunden haben. Diesen Uebelständen wird durch die reiche Schenkung nachhaltig abgeholfen, die der Königl. Kommerzienrat Herr Ad. Wolf seiner Vaterstadt in diesen Tagen gemacht hat. Zur Errichtung eines eigenen Gebäudes für Stadtmuseum, Volksbibliothek und Lesehalle sind von ihm 50 000 Mark gestiftet worden. Der Bau soll, wie wir hören, am Eingang der Königstraße auf dem freigelegten Platze am Werderturm errichtet werden und wird jedenfalls bereits im Frühjahr k. Js. in Angriff genommen – gleich den anderen großen Stiftungen der letzten Jahre ein beliebendes Denkmal hochherzigen und opferwilligen Bürgersinns.
Neue Taxameterdroschken. Nachdem der Berliner Fuhrwerksbesitzer seine Taxameter aus dem Verkehr gezogen, hat der Magistrat geeignete Schritte getan, um dieses Verkehrsmittel der Stadt zu erhalten. Wie wir hören, haben sich mehrere hiesige Fuhrwerksbesitzer vereinigt zwecks Aufrechterhaltung des Taxameterbetriebes. Die Unternehmen haben sich verpflichtet, die bisherige Zahl von acht Droschken verkehren zu lassen und neues Wagen- und Pferdematerial anzuschaffen. Ein Vertrag mit den Unternehmern, der den Verkehrsverhältnissen in jeder Weise Rechnung trägt, hat bereits die Zustimmung des Magistrats erhalten und man hofft, daß auch die nächste Stadtverordnetenversammlung ihre Zustimmung nicht versagen wird. Es haben sich für den Droschkenbetrieb auch zahlreiche Unternehmer von außerhalb gemeldet, da jedoch die hiesigen Fuhrwerksbesitzer versichert haben, alles aufzubieten, was im Interesse der Stadt liegt, ist es erfreulich, daß der Magistrat ihr Angebot berücksichtigt hat. Zur Errichtung des Betriebes erhalten die beteiligten Fuhrunternehmer eine Subvention. Während der Weihnachts- und Neujahrszeit werden die hiesigen Droschkenbesitzer entsprechende Vorkehrungen treffen, den Verkehr zu regeln.


Weihnachtsfeiern.
In der festlich geschmückten Schulküche der Schule III hatten sich am Dienstag nachmittag die Leiterin Frl. Gast mit den Schülerinnen der Sophienschule zu einer schlichten Weihnachtsfeier versammelt. Frisch erklangen die Weihnachtslieder zwischen den Festgedichten und Aufführungen. Herr Schulrat Proelß hielt eine zu Herzen gehende Ansprache. Nachdem die Feier zu Ende war, zu der sich außer den Müttern der Schülerinnen die Damen des Kuratoriums und andere Gäste eingefunden hatten, ging es an die gedeckten Kaffeetafeln, um sich an den schönen Sachen zu laben, die die angehenden Hausmütterchen selbst gebacken hatten. - Am folgenden Abend erstrahlte in der Schulküche wieder der Weihnachtsbaum. Diesmal waren es die jungen Mädchen des Jugendbundes, die einmal wöchentlich dort zusammenkommen und nun eine Festfeier mit Festgedichten und Aufführungen, welche sie mit viel Lust eingeübt hatten, veranstalten. Auch bei dieser Feier hatte Herr Schulrat Proelß die Ansprache übernommen, die er ausklingen ließ in dem Pauluswort: Freuet euch in dem Herrn allewege und abermal sage ich: Freuet euch! Die zahlreich erschienenen Mütter lauschten gern dem fröhlichen Spiel ihrer Töchter.
Eine besondere Weihnachtsfreude hat seit einer Reihe von Jahren der Polizeiinspektor Lück den Aermsten der Armen gemacht, indem er ihnen am Weihnachtsheilgabend allerhand nützliche Gegenstände und Eßwaren schenkte, die ihm von verschiedenen Seiten zu diesem Zwecke zur Verfügung gestellt wurden. Die Mittel sind in diesem Jahre allerdings knapp, immerhin war es dem Spender durch die Liebenswürdigkeit einiger Geber noch möglich, einige Wollsachen und Brot sowie Geld zu erhalten. Somit konnte Herr Lück heute nachmittag etwa 65 alten Frauen eine willkommene Weihnachtsfreude bereiten, für die alle Beschenkten ihren herzlichsten Dank kundgaben.

Ein Lichtbildergottesdienst wird am 2. Weihnachtstag nachmittags ½ 6 Uhr in der Klosterkirche veranstaltet werden. In einer Reihe schöner Lichtbilder soll der ganze Zauber der deutschen Weihnacht vor unseren Augen lebendig werden. Gemeindegesang, Chorgesang, Einzelgesang werden an passenden Stellen eingelegt werden, damit auch die herzenbezwingende Macht unseres deutschen Weihnachtsliedes zur Geltung kommt.
Dritter Feiertag für die Banken. Die Bureaus der hiesigen Banken bleiben, wie bereits im Anzeigenteil bekannt gegeben, am Montag, dem 27.Dezember geschlossen.
Eröffnung der Stadtbücherei. Nach vollendetem Umzug in den 1. Stock des alten Rathauses wird die Stadtbücherei am Donnerstag, dem 28. Dezember, wieder ihren vollen Betrieb aufnehmen. Während der Schließung ist der ganze Bücherbestand einer genauen Durchsicht und Säuberung unterzogen worden. Diese zeitraubende aber notwendige Arbeit (es gibt noch immer zahlreiche Leser, die die nötige Sorgfalt in der Behandlung der Bücher außer Acht lassen) wäre nicht so schnell von statten gegangen, wenn sich nicht einige freiwillige Hilfskräfte zur Unterstützung des Büchereipersonals gefunden hätten. Ihnen sei an dieser Stelle nochmals gedankt.