die Förderung ...
der Heimatpflege zwischen den Heimatgebiet ansässigen und den außerhalb des Heimatgebietes lebenden Landsleuten
„Theodor Fontane“
Guben vor 100 Jahren
Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.
Im Online-Archiv der Gubener Zeitung haben wir für Sie einige Beiträge von 1901 bis 1921 zusammengestellt.
Der Lesestoff in der hiesigen städtischen Lesehalle hat in der letzten Zeit eine wesentliche Bereicherung erfahren, indem zu den bereits ausgelegten politischen Zeitungen und 15 großen Zeitschriften, den kleineren Schriften für Stenographie, Gesundheitspflege, Tierschutz, Mä-ßigkeitsbestrebungen u .s. w. noch als neu "Der Kunstwart", "Die deutsche Romanzeitung" und "Die deutsche Romanbibliothek" hinzugekommen sind. Für das reisende Publikum wird besonders seitens des hiesigen Verkehrsvereins durch Auslegung interessanter, neuerschiene-ner Zeitschriften und durch eine große Zahl von Führern für Städte, Bäder und vielbesuchte Gegenden des In- und Auslandes, welche größtenteils auch für den häuslichen Gebrauch zu-gänglich sind, reichlich gesorgt. Um den kunstliebenden Besuchern der Lesehalle noch mehr zu bieten, als es bisher durch die Zeitschriften "Die Kunst für alle" und "Das Kunstgewerbe-blatt" geschah, sind vorläufig 2 Bildermappen mit Radierungen berühmter Meister eingeführt worden, welche jedem Verehrer künstlerischer Erzeugnisse auf seinen Wunsch von jetzt ab zur Besichtigung übergeben werden können. Sollte dieser Versuch hierorts die gebührende Würdigung finden, so wird die Zahl dieser wertvollen Kunstblätter allmählich weiter ver-mehrt werden.
Bei den Kanalisationsarbeiten in der Schögelnerstraße stürzte heute früh eine Strecke des Schachtes ein. Zwei Arbeiter wurden verschüttet. Es gelang, sie lebend herauszuschaffen, doch mußte der eine nach dem Krankenhause gebracht werden.
Peitz. (Bohrversuche nach Kohlen) sind, wie die Niederl. Ztg. erfährt, in letzter Zeit von einigen Berliner Unternehmen in unserer Gegend bei Drachhausen angestellt worden und haben günstige Ergebnisse gezeitigt. Die Kohle liegt nur einen Meter tief und soll eine angesehene Mächtigkeit besitzen, sodaß der Abbau äußerst lohnend erscheint. Weiter verlautet, daß mit einzelnen Besitzern bereits Verträge geschlossen wären.
Lieberose. (Erdbohrungen.) In unserer Umgegend soll in diesem Jahre in großem Maßstabe auf das Vorhandensein von Braunkohlen und sonstigen Mineralien gebohrt werden. Am 13. d. Mts. hatte der Bohrunternehmer G. aus Berlin die Grundbesitzer der Gemeinde Staakow zu einer Besprechung in dieser Angelegenheit und behufs Abschlusses eines Vertrages durch den Gemeindevorstand einberufen lassen. Die Versammlung, welche im Gasthofe stattfand, war von fast sämtlichen Besitzern besucht. Es kam leider nicht zum Abschluß des Vertrages, da der gebotenen Preis für die Grundstücke, falls Fossilien oder sonstige Mineralien gefunden werden, zu niedrig war. Auch waren die sonst gestellten Bedingungen nicht besonders günstig. Mit den benachbarten Gemeinden und Großgrundbesitzern sind ebenfalls Verhandlungen angeknüpft und führen hoffentlich zu einem für beide Teile günstigen Abschluß, denn eine Brikettfabrikation kann unserer industriearmen Gegend nur zum Vorteil gereichen.
Gattenmord in Horno Wie wir gestern bereits berichten konnten, hat sich in Horno bei Briesnigk eine schwere Bluttat zugetragen. Der Zimmermann Karl Hapke drang morgens gegen 6 Uhr in die Wohnung seiner von ihm getrennt lebenden Ehefrau und stach mit einem großen Schlachtmesser auf die Frau ein. Mit drei Stößen in der Brust sank sie tot nieder. Drei Männer, die im Hause wohnen, hatten sich bereits an ihre Arbeitsstellen begeben, sodaß die Frau schutzlos war. Der Mörder flüchtete. Mit Hilfe des herbeigerufenen Bezirksgendarms ergriff man ihn an der Neiße. Der Grund zu der Tat ist Zwist der Eheleute, hervorgerufen durch überreichen Alkoholgenuß des Ehemannes. Schon am Donnerstag soll der Mörder Drohungen gegen sein Opfer ausgestoßen haben. Die Leute befinden sich im vorgeschrittenen Alter. Hapke ist etwa 62 Jahre alt. – Vor einem Vierteljahr haben sich Mann und Frau getrennt. Die Frau fand Aufnahme in dem Hause ihres im Orte verheirateten Sohnes, der ebenfalls Zimmermann ist. Als sich der Sohn gestern früh mit den anderen männlichen Bewohnern des Hauses zur Arbeit begeben hatte, drang Hapke in die Wohnung, nachdem er die Scheibe einer Glastür zertrümmert und dann die verschlossen gewesene Tür geöffnet hatte. Die allein anwesende Frau wollte flüchten; es gelang ihr nicht. Der Mörder stürzte sich mit dem gezückten Messer auf sie und vollbrachte die schreckliche Tat, bei der die Enkel des Ehepaares zugegen waren. – Die Untersuchung über die scheußliche Tat ist von der Königlichen Staatsanwaltschaft eingeleitet.
Orgelweihe in der Klosterkirche Am gestrigen Trinitatisfeste wurde die Weihe der neuen Orgel, deren Bau der Firma Heinze in Sorau übertragen war, durch Herrn Superintendent Mueller aus Fürstenberg a. O. vollzogen. Mit der Motette : „Jauchzet dem Herrn“, gesungen von einem Männerchor, den Herr Kantor Klinkott zusammengestellt hatte, begann die Feier. In einer Weiherede gedachte Herr Superintendent Mueller der langen Jahre, in denen die alte Orgel die Gemeinde so oft durch ihre Klänge erbaute und daß nun das neue Werk zur Verschönerung des Gottesdienstes dienen soll. Leise setzte dann die Orgel ein, die unter dem Spiel des Herrn Kantors Klinkott ihre schöne Klangwirkung in allen Registern erkennen ließ. Während der Liturgie erklangen noch mehrere Chorgesänge, worauf der Pfarrverweser Archidiakonus Hildenhagen die Predigt hielt. – Die endgültige Abnahme des Werkes erfolgt in den nächsten Tagen.
Kriegsbeschädigte. Zwischen der Hauptfürsorgestelle und dem „Gemeinnützigen Obstbau- und Heimstättenverein Frei Land“, welcher in Müncheberg i.M. angesiedelt, ist ein Vertrag geschlossen, wonach der Verein gehalten ist, auch Kriegsbeschädigte in der Siedlungstätigkeit, d.h. in Landwirtschaft und Gartenbau wie auch in einem anderen Erwerbszweig auszubilden. Als Ausbildungsbetriebe kommen in Betracht: Tischlerei, Holzbearbeitungs- Abteilung, Sägewerk, Steinfabrik, Schlosserei, Gärtnereiverwaltung und Imkerei. Diese Betriebe dienen in erster Linie dem Zweck, die Siedlung durch die eigene Arbeit der Genossen zu errichten. Kriegsbeschädigte, die sich für diese Ansiedlung interessieren, erhalten nähere Auskunft in der Fürsorgestelle für Kriegsbeschädigte, Schulstr.11, Arbeitsamt.
Von einer Grabstelle des Ostfriedhofes ist in der Zeit vom 16./17. d, Mts, eine 4m lange Zinkgußkette gestohlen worden. Sachdienliche Mitteilungen nimmt die Kriminalpolizei entgegen.