Gubener Zeitung

Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.

1915

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5. Januar 1915

Erläuterungen zur Herstellung kartoffelhaltigen Brotes hat der Minister für Handel und Gewerbe den Handelskammern und durch Vermittlung der Innungsaufsichtsbehörden den Bäcker-Innungen zugehen lassen. Dabei sei nochmals darauf hingewiesen, daß es sich um eine Angelegenheit von größter Bedeutung handelt. Jeder Bäcker erwirbt sich ein Verdienst um das Vaterland, wenn er durch möglichst umfangreiche Verwendung von Kartoffeln für die Brotbereitung dazu beiträgt, daß unsere Getreidevorräte bis zur nächsten Ernte ausreichen. Wenn mit den Erläuterungen die Beseitigung etwaiger backtechnischer Schwierigkeiten und dadurch auch eine weitere Verbreitung des „K“-Brotes erreicht werden soll, wird es nötig sein, daß die Bäcker-Innungen jedem Mitgliede wenigstens ein Stück der Erläuterungen übersenden und in den nächsten Vorstandssitzungen und Innungsversammlungen deren Inhalt erläutern und dabei die Mitglieder veranlassen, auch ihre Erfahrungen im Einzelfalle gegenseitig auszutauschen. Auch eine Veröffentlichung in den Fachzeitschriften wird sich empfehlen.


12. Januar 1915


13. Januar 1915

Das neue städtische Krankenautomobil, das, wie wir bereits mitteilten, vor einigen Tagen durch den hiesigen Vertreter der Opelwerke, Herrn Otto Hänelt, zur Ablieferung gebracht worden ist, hat gestern seinen ersten Transport ausgeführt. Dabei zeigte es sich, daß die Einrichtung des Wagens, der 10/28 Pferdestärken hat, recht praktisch ausgeführt ist. Sind schwer Verwundete zu befördern, so können 4 Personen auf Tragen eingeladen und mit den Tragen ins Lazarett an Ort und Stelle gebracht werden. Sind dagegen nur 2 schwer Verwundete aufzunehmen, können nebenbei noch 5 leicht Verwundete befördert werden. Sind aber nur leicht Verwundete zu transportieren, bedarf es nur einiger Handgriffe, um das Gestell zu entfernen, wonach für 10 Personen Platz geschaffen ist. Der Wagen enthält elektrisches Licht mit Abblendvorrichtung, sowie Heizung, die vom Motor aus eingestellt wird. Vom Innern aus führen zwei Klingeln nach vorn zu dem Wagenführer bzw. Begleiter. Durch seinen einheitlichen grauen Anstrich macht der Wagen auch äußerlich einen guten Eindruck; auf seinen Zweck weist ein großes rotes Kreuz hin.


16. Januar 1915

Einschränkung des Kuchengenusses an Sonntagen. Der Regierungspräsident macht in einer Sonderausgabe zum Amtsblatt bekannt, daß die Bestimmungen bezügl. der Sonntagsruhe im Konditorei- und Bäckerei-Gewerbe auf alle Backwaren ausgedehnt werden, die mit Hefe, Sauerteig oder Backpulver hergestellt werden. Das kuchenessende Publikum wird daher vom nächsten Sonntag ab für die Dauer des Kriegszustandes auf den Genuß von frischen Pfannkuchen, Streuselkuchen, Bienenstich, Mandelkuchen, Gußkuchen, sogen. gezogener Ware, usw. verzichten müssen. Es wird aber diese, im Interesse des sparsamen Mehlverbrauches liegende und damit durch sichere Abwehrung von Hungersnot die Wehrhaftigkeit des Vaterlandes stärkende Bestimmung, als dem Ernste der Zeit angemessen, freudig begrüßen.


17. Januar 1915


22. Januar 1915


26. Januar 1915


30. Januar 1915

Die Kirchenheizung in der Klosterkirche ist dank der günstigen Witterung so gefördert, daß nach kaum vierwöchiger Arbeit bereits heute die Abnahme erfolgen konnte. Die gestern vorgenommene Probeheizung hatte ein vortreffliches Resultat ergeben. Die Kirche wurde in wenigen Stunden angenehm durchwärmt. Die von der Firma Sachße & Co. in Halle a.S. gebaute Anlage selbst ist so hergestellt, saß von ihr kaum etwas zu bemerken ist. Je zwei große Heizkörper zu beiden Seiten des Hauptportals unten und auf der Empore strömen starke Hitze aus. Hinter dem Altar ist ein weiterer mächtiger Heizkörper für den Kirchenbesucher unsichtbar angebracht. An den längeren Seitenwänden laufen unter den Seitenbänken ebenfalls unten und auf der Empore starke Rippenrohre entlang. So wird die kalte Luft von allen Seiten erwärmt, und der Kirchenbesucher wird sich recht behaglich fühlen können. Um etwa mögliche Zugerscheinungen zu vermeiden, sollen die Seiteneingänge vor Beginn des Gottesdienstes geschlossen bleiben; das Hauptportal und die drei Türen auf der Empore sollen mit starken Friesvorhängen versehen werden. Die Heizung wird zum ersten Male am Sonntag zur Nachfeier von Kaisers Geburtstag in Betrieb genommen werden.