1915
Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember6. Mai 1915
Durch die Sendung zahlreicher Liebesgaben an die Front hat sich die Bürgerschaft unserer Stadt bei unseren „Feldgrauen“ einen guten Namen gemacht. Wie hochwillkommen diese „Liebesgaben“ unseren Truppen im Felde sind, geht aus vielen Dankschreiben hervor, die hierher gelangen. Eine ganz besondere Freude hat die Sendung Apfelwein und Rotwein einer hiesigen Export-Apfelwein-Kelterei an das Reserve-Inf-Regt.Nr. 52 hervorgerufen. Der Inhaber der Firma erhielt für seine hochwillkommene Sendung von einem Offizier ein herzliches Dankschreiben, in dem es u.a. heißt: Der von Ihnen übersandte Apfel- und Rotwein wird sicher große Freude erwecken und vor allen Dingen eine willkommene Abwechslung in dem Einerlei der täglichen Verpflegung im Felde bieten.
Eine gleich große Freude hat ein hiesiger Brauereibesitzer, dessen jüngster Sohn der 1. Landsturm-Batterie des III. Armeekorps zugeteilt war, inzwischen aber verwundet worden ist und jetzt in einem Lazarett in Würzburg liegt, dieser Batterie durch Uebersendung von mehreren halben Tonnen Bier gemacht , wie aus dem Schreiben des Hauptmanns und Batterieführers hervorgeht. Es heißt darin: Mit Ihrer so schönen und überreichen Ostergabe haben Sie uns allen eine ganz außerordentliche Freude bereitet… Die Truppen im Felde sind ja durch die Liebe und den Opfersinn unserer Lieben daheim so überreich beschenkt worden, wie Ihnen Ihr Herr Sohn in dem Bericht über das Weihnachtsfest der Batterie sicher auch mitgeteilt haben wird, und noch immer will der Strom der Gaben nicht abflauen, aber der Ostergruß aus Guben hat denn doch bei weitem den Vogel abgeschossen. Die Sendung kam ausgezeichnet an, wurde unserer Lage und Verteilung entsprechend in kleinen Quantitäten genossen und hat allen trefflich gemundet. Vielen, vielen Dank für Ihre schöne Gabe, die trotz ihrer schnellen Vergänglichkeit uns allen eine liebe und dauernde Kriegserinnerung bleiben wird.
7. Mai 1915
Aufruf! Nichtrauchertag
Am 18. Mai, dem Himmelfahrtstage, findet, wie schon bekannt gegeben, in der Stadt Guben ein Nichtrauchertag statt. An diesem Tage soll jeder sich des Rauchens enthalten und dafür zu Gunsten unserer Brüder im Felde in bar oder in Zigarren oder in Zigaretten die gleiche Menge Rauchzeug hingeben, wie er sie für sich selbst zu verbrauchen pflegt. Selbstverständlich werden die Zuwendungen auch von denen angenommen, die auch an diesem Tage von der Gewohnheit des Rauchens nicht lassen können oder die überhaupt Nichtraucher sind.
Die Einsammlung geschieht durch die Mannschaften der Jugendkompanien, und zwar auf den Straßen und in den Gastwirtschaften in der Zeit von 9:00 Uhr früh bis 9:00 Uhr abends. Daneben werden Zigarrenhändler und Gastwirtschaften Sammelkisten aufstellen, in die Zigarren und Zigaretten für unsere Truppen niedergelegt werden können, und mit dieser Sammlung kann auch schon vor dem 18. Mai begonnen werden.
Jeder, der im Feld gewesen ist, berichtet wie wertvoll, wie notwendig das Rauchen für unsere tapferen Soldaten ist, wie es ihre Widerstandskraft, ihren Humor in den ungeheuren Strapazen dieses Krieges erhält und erhöht. Jeder der nach seinen Kräften an dem Nichtrauchertag teilnimmt, darf deshalb gewiß sein, daß er unseren Kriegern etwas wirklich Gutes tut.
In zahlreichen andern Städten ist der Nichtrauchertag mit bestem Erfolge abgehalten worden. Wir sind gewiß, daß sich ihnen unser Guben auch in diesem Werke der Liebe wie in so vielen anderen erfolgreich zur Seite stellen wird.