1922
Januar Februar März April Mai Juni Juli August Oktober November Dezember1. April 1922
Lichtbildervortrag. Der Verein Heimatschutz und der Verein zur Pflege der Lichtbildkunst haben sich vereint, um in einem Lichtbildervortrag „das schöne Guben und seine Umgebung“ in Wort und Bild zu schildern. Der große Schützenhaussaal, in dem der Vortrag gestern Abend stattfand, war bis auf den letzten Platz besetzt: Spätkommende mussten sogar wegen Ueberfüllung des Saales wieder umkehren. Herr Professor Dr.Roes wies in einleitenden Vortrage auf die Bestrebungen der beiden genannten Vereine hin, die sich in der Pflege der Liebe zur Heimat durch bekanntmachen ihrer Schönheiten begegneten und rührte dann in etwa 70 ausgezeichneten Lichtbildern, die er nach verschiedenen Gesichtspunkten erläuterte, reizvolle Straßen- und Landschaftsbilder aus unserer Stadt und ihrer näheren Umgebung vor.Bei den von der Liebe zu unserer engeren Heimat und der Freude am Schönen und künstlerischen beseelten Ausführungen des Vortragenden dürfte vielen erst die Erkenntnis darüber aufgegangen sein, daß Guben mit vollem Recht den Beinamen „Perle der Niederlausitz“ führt. Wir kommen auf den Vortrag noch zurück.
5. April 1922
Falsche Gerüchte über Straßenüberfälle und Beraubungen gehen gegenwärtig in Guben wieder fleißig um. So soll in den letzten Tagen einer Dame auf der grünen Wiese spät abends der Mantel ausgezogen und gestohlen worden sein. Wie wir auf unsere Erkundigungen feststellen können, ist an diesem Gerücht kein wahres Wort. Bei dieser Gelegenheit sei darauf hingewiesen, daß man derartige Gerüchte nicht weiter tragen sollte, weil damit Beunruhigungen in der Bürgerschaft getragen werden. Wenn sich derartige Fälle wirklich ereignen, machen wir der Öffentlichkeit davon Mitteilung.
14. April 1922
Die Eröffnung der fünften Apotheke in Guben. Nach stattgehabter Verpflichtung durch die dazu berufenen Regierungsvertreter wird die neue Apotheke in der Triftstrasse in den nächsten Tagen eröffnet werden als Zweig Apotheke der Stadtapotheke. Damit wird den Wünschen vieler Bewohner des Osterberges und der Triftstrasse und besonders auch der Anlieger Rechnung getragen.
26. April 1922
Ein Baumblütenfest veranstaltet die Bezirks- und Ortsgruppe Guben der Reichsvereinigung ehemaliger Kriegsgefangener am Sonntag, den 30.April, zu dem sämtliche Mitglieder des Landesverbandes Brandenburg einschließlich Berlin mit ihren Angehörigen eingeladen worden sind. Am Sonnabend findet abends auf Wilhelmshöhe und Zeschkes Garten ein gemütliches Beisammensein mit Unterhaltungen statt. Am Sonntag Spaziergang durch die Berge. Von 10 Uhr ab Treffpunkt auf Sanssouci.
28. April 1922
Die neuen Glocken für die Stadt- und Hauptkirche lassen noch einige Zeit auf sich warten. Wie Herr Oberpfarrer Adam in der gestrigen Sitzung der kirchlichen Körperschaften mitteilte, ist es der Firma Voss &Sohn in Stettin leider nicht möglich, die Glocken jetzt abzuliefern, obwohl ihr eine Nachfrist bis zum 30. April d. Js. gestellt war. Wie die Firma schreibt befindet sie sich im Umbau ihres Gußofens, wobei sie durch eine Berliner Firma, welche die Armaturen hierzu liefert, im Stiche gelassen worden ist. Sie hofft jedoch, bald in den Besitz der notwendigen Bestandteile zu dem neuen Ofen zu gelangen, worauf der Glockenguß erfolgen kann. Die kirchlichen Ķörperschaften nahmen das Schreiben zur Kenntnis und beschlossen von einer abermaligen Fristsetzung abzusehen, der Firma aber mitzuteilen, dass man erwarte, daß die Glocken sobald als möglich geliefert werden. Die Sammlung für die Beschaffung der neuen Glocken geht, wie weiter mitgeteilt wurde, tüchtig vorwärts. In einigen Stadtbezirken war eine Opferwilligkeit wahrzunehmen, was dankbar anerkannt wurde.
29. April 1922
Festgenommen.
In der Nacht zum 25.d.M. wurde einem Einwohner im Hause Zindelplatz 17/18 Geräusch gehört, welches vom Hofe herkam. Als er diesem nachging und auf dem Hofe ein Streichholz anzündete, sang ein Mann, der sich zweifellos überrascht fühlte, daß Lied „Heil dir im Siegerkranz“. Mit Hilfe Anderer wurde der Mann, in dem man den Handelsmann I. Erkannte, aus dem Gebäude herausgeholt. I. hatte vorher eine Fensterscheibe eingedrückt, die dahinter stehende Eisenstange gelockert und ist dann eingestiegen. Er hatte Pöckelfleisch und Ließen zurechtgelegt, um damit zu verschwinden. Man ließ ihn laufen. Gestern wurde I. Von der Kriminalpolizei festgenommen.