1922
Januar Februar März April Mai Juni Juli August Oktober November Dezember1. Oktober 1922
Auf die Obstschau, die morgen, Sonntag und übermorgen, Montag, in den Räumen der Landwirtschaftlichen Schule, Crossener Straße 30, stattfindet, sei nochmals aufmerksam gemacht.
3. Oktober 1922
Das Straßenrennen des Radfahrvereins „Wanderlust“, das am Sonntag nachmittag aus Anlaß der Nagelungsfeier ausgetragen wurde, zeigte eine rege Beteiligung und ließ ein ernstes Interesse für den Radfahrsport erkennen. Von den als Gäste erschienen Vereinen beteiligten sich am Rennen nur die Radfahrer-Vereine „Adler“ und „Wanderlust“ – Frankfurt a. O. Das Ergebnis des 20 km-Rennens ist folgendes: 1. Seeger, 2. Schulz, beide „Wanderlust“- Frankfurt a. O., 3. Karl Kitzke,„Wanderlust“-Fürstenberg. Während der Abwesenheit der Fahrer wurde das 3 km – Damenfahren ausgetragen, das mit großer Aufmerksamkeit verfolgt wurde. Als erste Fahrerin ging Frl. Zirkem durchs Ziel. In kurzem Abstand folgte Frl. Zedlitz, letztere war nach fachmännischer Ansicht die bessere Fahrerin , wurde aber durch einen kleinen Zwischenfall, der glatt verlief , an dem Sieg verhindert. Um 3 Uhr kam das 12 km Touren – Rennen zum Austrag. Das Ergebnis war folgendes: 1. Hölzke, „Wanderlust“- Fürstenberg a. O. 2. Urban , „Wanderlust“- Fürstenberg a. O., 3. Kossar, „Abler“-Fürstenberg a. O., 4. Erich Finte, „Abler“- Fürstenberg a. O. Nach dem sportlichen Teil folgte die feierliche Nagelung des Banners und die übrigen Unterhaltungen. Das Fest verlief in bester Weise.
5. Oktober 1922
Warnung!
In der letzten Zeit sind an amtlichen Stellen Mitteilungen gelangt, wonach junge Leute unter der Vorspiegelung, es solle ihnen im französischen Wiederaufbaugebiete lohnende Arbeit verschafft werden, in die Fremdenlegion verschleppt worden sind. Es kann nicht dringlich genug davor gewarnt werden, solchen Einflüsterungen Gehör zu schenken. In der Frage der unmittelbaren Beteiligung deutscher Arbeiter am Wiederaufbau der zerstörten Gebiete hat sich die französische Regierung bisher bekanntlich ablehnend verhalten. Es ist daher auch bis jetzt der Einrichtung amtlicher Arbeitsnachweise für diesen Wiederaufbau nicht nähergetreten worden. Sollten deutsche Arbeiter wirklich schon jetzt in das Wiederaufbaugebiet ausgewandert sein und dort Beschäftigung gefunden haben, so kann es sich nur um Einzelfälle handeln.
7. Oktober 1922
Auf Schneiders Berg sind in den behaglichen Räumen allabendlich Kabarettvorträge von einigen Künstlern. Die Darbietungen bringen moderne Neuheiten aus dem Gebiete humoristischer Vortragskunst.
8. Oktober 1922
Gefundener Geldbetrag.
Auf der Finanzkasse ist ein größerer Geldbetrag gefunden worden. Der Verlierer wird aufgefordert, seine Ansprüche umgehend geltend zu machen.
Entendiebstahl.
In der Nacht zum 6.Okt. wurden aus einem unverschlossenen Stalle am Wendischen Kirchhof 6 Enten (2 weiße und vier farbige) gestohlen. Etwaige Verdachtsgründe möge man der Kriminalpolizei mitteilen.
11. Oktober 1922
Die beiden Glocken, die das Geläutwerk der Stadt- und Hauptkirche vervollständigen, sind heute mittag angekommen. Die größere, etwa 20 Zentner schwere Glocke enthält die Inschrift: „Ein feste Burg ist unser Gott, ein gute Wehr und Waffen, mög wenden er die große Not, die Deutschland jetzt betroffen“, sowie die Widmung: „Gestiftet zum Gedächtnis der Frau Helene Wolf von ihrem Gatten Tuchfabrikant Adolf Wolf und Sohn Erich“- Auf der kleineren etwa 15 Zentner schweren Glocke steht zu lesen: „Für meine im Weltkriege dem Vaterlande geopferte Schwester“. Die Einweihung der neuen Glocken dürfte nun in Kürze, sobald sie im Glockenturm hängen, erfolgen.
13. Oktober 1922
Unbekannte männliche Leiche.
Am 29.September wurde in einem Fremdenlogis in einem Zimmer eine unbekannte männliche Leiche aufgefunden. Nach den Feststellungen hat der Verstorbene alle Ausweise vernichtet und hat zuvor ein Paket weggetragen, um seine Identität nicht feststellen zu können. Aus einem bei der Leiche aufgefundenen Notizbuch ist der Verstorbene bei einer Zementfabrik als Meister tätig gewesen. Auch hier in Guben soll er mit Geschäftsleuten in Verbindung gestanden und Zement verkauft haben. Er wird wie folgt beschriebenen: Etwa 55 Jahre alt, 1,70-1,75 Meter groß, graumelierten Vollbart, der Tote war bekleidet mit grauem Anzug, grauen Strümpfen, schwarzen hohen Spangenschuhen, Trikothemd, Gummiumlegekragen, buntem schwarz mit weißen Punkten versehenem Schlips und schwarz lackierten Strohhut. Lichtbilder sind vorhanden. Nachricht über die Persönlichkeit erbittet die Kriminalpolizei.
15. Oktober 1922
Die Ausstellung für Säuglingspflege und Tuberkulosebekämpfung ist auch morgen, Sonntag geöffnet. Man versäume die Besichtigung nicht, sie ist überaus lehrreich und liegt im Interesse aller heranwachsenden und erwachsenen Volksgenossen. Die Besuchszeiten sind aus den Anzeigen und Plakatanschlägen zu ersehen.
17. Oktober 1922
Die Arbeiten an der Neißebrücke gehen jetzt ihrem Ende entgegen, wenn auch die völlige Fertigstellung wohl noch einige Zeit währen dürfte. Gegenwärtig werden das Reihenpflaster und das Gleis der elektrischen Straßenbahn gelegt. Vermutlich wird der Straßenbahnverkehr schon Ende d. M. über die neue Brücke geleitet werden können, um die Notbrücke zu entlasten. Wann der gesamte Verkehr über die Brücke geleitet werden kann, lässt sich noch nicht genau übersehen, immerhin dürfte damit aber Anfang oder Mitte nächsten Monats zu rechnen sein.
31. Oktober 1922
Vorsicht bei Ausgabe von Stadtgeldscheinen.
Auf dem Wochenmarkt ereignete sich heute vormittag ein ärgerlicher Vorfall. Eine unbemittelte Frau, die auf dem Wochenmarkt für ihre Dienstherrschaft Einkäufe besorgte, kaufte von einer Gemüsefrau 5 Pfund Zwiebel und gab anstelle eines Hundertmarkscheins einen Fünfhundertmarkschein (Gubener Stadtgeld) und einen Fünfzigmarkschein in Zahlung. Als sie, zu Hause angelangt, ihren Irrtum bemerkte, war es zu spät. Zur Aufklärung des Vorfalles wird die Dame, die neben der Zwiebelkäuferin stand und Rotkohl kaufte, gebeten, sich bei Frau Amtsgerichtsrat Senff, Grüne Wiese 43 hier zu melden.