1922
Januar Februar März April Mai Juni Juli August Oktober November Dezember1. März 1922
Neuzelle 28.Febr.(Nachfeier.)
Am Sonntag fand auf vielseitigen Wunsch eine Wiederholung des Vergnügens am 12.Febr. statt. An beiden Sonntagen gelangte vor einem vollen Saale Operette „Winterstiefel“ zur Aufführung ‚ die überall reichen Beifall erntete. Auch durch zahlreiche andere Darbietungen wurden die Anwesenden voll auf befriedigt. An die Vorführungen schloss sich ein gemütliches Kränzchen. Auch diese Feier kann als sehr gelungen bezeichnet werden.
4. März 1922
Vetschau 3. März.(Tödlich verunglückt.) Der Arbeiter Paule aus dem Vorort Schönebegl.,der in einem Kohlewerk bei Senftenberg beschäftigt war, ist dort in der Vorigen Nacht kurz vor Schichtwechsel vom jähen Tode ereilt worden. Er wurde unter einer umstürzenden Lore begraben und blieb auf der Stelle tot. Er hinterlässt hier eine Familie.
16. März 1922
Künstlerfest. Am Sonnabend, den 25mitgeteilt, im großen Saal des Schützenhauses ein Künstlerfest statt und am Nachmittag um 4 Uhr ein Tee mit – Vorträgen. Zur Aufbesserung des Fundus ergeht an alle Freunde des Theaters die Bitte, Gegenstände, die im Haushalt überflüssig geworden sind und nutzlos im Keller oder Boden stehen, dem Theater zu schenken. In Stettin und Rostock haben vor kurzem diese Fundusstelle einen großen Erfolg gehabt, und sind in Stettin Sachen im W.März findet, wie bereits erste von 200000 M gestiftet worden. Es befinden sich darunter: Möbel, Bilder, Portieren, Gardinen, Tippfiguren, Vasen, Porzellane, Stühle, Kissen, Decken usw. Die Geschenke werden am Nachmittag beim Tee ausgestellt und auf Wunsch des Spenders namentlich bezeichnet. Die Sachen sind zur Ausschmückung der Bühne bestimmt und werden dem städtischen Fundus einverleibt. In der Kanzlei werden telephonische Geschenk-Anmerkungen und Gegenstände jederzeit ab Montag, dem 20.Maerz entgegengenommen.
Neuzelle, 15. März.(Der stetige Preistreiber.) Zu einem Zwischenfall kam es auf dem gestern hier angesetzten Holzversteigerungstermin. Ein Händler aus Berlin versuchte zu fabelhaften Preisen alles Holz aufzukaufen, wogegen sich die heimischen Bieter energisch verwahren. Schließlich wurde der Fremde recht unsanft an die Luft befördert. Man glaubte sich zu diesem Akte der Selbsthilfe umsomehr berechtigt, als durch den Verkauf des Holzes nach außerhalb die Sägewerke der Umgegend ohne Belieferung gewesen wären, so dass eventuell. Der Fall hätte eintreten können, daß mangels Beschäftigung hier und dort Arbeiterentlassungen vorgenommen werden mußten.
17. März 1922
„Frühlingsfest“. Am 25.d.M. veranstalten, wie uns mitgeteilt wird, die hiesigen Bühnenmitglieder auf vielseitigen Wunsch der Gäste des „Unterweltfestes“ ein „Ballfest“ des als Abschluss der Wintersasion gedacht ist. Gleichzeitig plant man ein „Sta-tu-Fe“ (Stadttheater-Fundus-Fest ). Näheres wird dieser Tage bekannt gegeben. Die Leitung liegt in bewährten Händen.
22. März 1922
Das „Frühlingsfest“ am Sonnabend, den 25.Maerz, in den Räumen des „Schützenhauses“, wird neben anderen Darbietungen auch eine reizende Komödie bringen, deren Titel noch bekanntgegeben wird. Außerdem ist es der Festleitung gelungen, einen Vertrag mit der alltäglichen Tänzerin Ment G,Hahela abzuschließen. Die beliebte Tänzerin wird mit ihrer verblüffenden Tanzkunst gewiss großen Anklang finden. Ferner teilt die Festleitung mit, dass die Festbesucher gebeten werden, in Gesellschafts- oder Frühlingstoilette zu erscheinen. Für Sportfreunde ist im kleinen Schützenhaussaal eine besondere Überraschung vorgesehenen. Siehe auch daß heutige Inserat.
23. März 1922
Die Verlegung der Straßenfluchtlinie in der Augustastraße, und zwar auf der Westseite des von der Wilhelmstraße nach Süden abzweigenden Straßenteiles, in die Eigentumsgrenze nach dem vorliegenden Lageplan vom 27.Februar 1922 wurde genehmigt.
24. März 1922
Ossendorf,23. März. (Kartoffeldiebstahl) Hier wurden in einer der letzten Nächte Kartoffeln gestohlen. Die Diebe kamen mit Fuhrwerk, hielten an einer Miete, die schöne Esskartoffeln enthielt, und entwendeten ungefähr 20 Zentner. Bei ihrer Arbeit wurden sie von einem Wächter bemerkt. Dieser holte Hilfe, aber sie kam zu spät. Zwei Radfahrer nahmen die Verfolgung auf. Es gelang diesen, die Diebe im Dorfe Drewitz zu stellen, und so konnten dem Eigentümer die Kartoffeln wieder zugestellt werden.
25. März 1922
Crossen a,O. 24. März. (Unfall). Kaum ist die elektrische Leitung in Gr.- Blumberg in Tätigkeit getreten, so hat sich schon ein Unfall ereignet, der leicht sehr schlimme Folgen hätte nach sich ziehen können. Der Monteur Ll von den Siemens & Schubert -Werken arbeitete Montag, nachdem er die Leitung ausgeschaltet hatte, an einem Hausanschlusse. Unterdessen war jedoch von anderer Seite der Strom wieder eingeschaltet worden , und so erhielt der Monteur beim Berühren der Leitung einen so starken elektrischen Schlag , dass er mit arg verbrannten Händen von der hohen Leiter stürzte , glücklicherweise ohne weitere ernstliche Verletzung.
Festgenommen. Von der Kriminalpolizei wurde gestern in einem Hotel der wegen Betrügereien steckbrieflich gesuchte Ingenieur B. betroffen und festgenommen.
26. März 1922
Im Wunderbereich der Träume. Ueber dieses Thema hielt am Donnerstagabend auf „Sanssouci“ im Verein für Gesundheitspflege Herr Schriftsteller und Redakteur D.Kummert aus Berlin einen hochinteressanten und nützlichen Vortrag. Schon den Redner sprechen zu hören, ist ein Vergnügen. Er führte aus, wieweit die Wissenschaft über die Träume, unterrichtet ist, sprach über die Arten der Träume, ihre Ursachen und Wirkungen. Die Frage, gibt es Wachträume? Bejahte er. An zahlreichen Beispielen, die als Tatsachen unzweifelhaft , sagte er, dass wahrsagende Träume nicht selten sind, wie durch sie sogar häufig Verbrechen und Geheimnisse aufgedeckt wurden, nahendes Unglück angekündigt und verhütet wurde. Die meisten Träume seien jedoch Illusionen. Sehr lehrreich waren die Ausführungen über den Zusammenhang der Träume mit dem Gesundheitszustands der Seele und Leibes, hauptsächlich mit dem Nervensystem. Wer träumt habe keinen gesunden Schlaf. Wer gar nicht träumt, brauche den wenigsten Schlaf. Vor allen Dingen schicke man Kinder nicht aufgeregt ins Bett, Für die Zuhörer , die dem Vortrage mit größter Spannung bis zum Schluss zu hörten , werden die Träume in Zukunft ein guter Gesundheitslehrer und Ratgeber fürs Leben sein. Der Vortrag war gut besucht und wurde mit großem Beifall aufgenommen. Vor Beginn sprach der Redner einige aufklärende Worte über die Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten.
28. März 1922
Lehrgang für Landwirtstöchter. Am 3. April d.J. beginnt in der Landwirtschaftlichen Schule zu Guben, Straße 30, der 2.Lehrgang für schulentlassene Landwirtstoechter. Der Unterricht dauert täglich von 7 bis 12 Uhr. Den landwirtschaftlichen und hauswirtschaftlichen Unterricht hat die landwirtschaftliche Haushaltungslehrerin Fräulein von Wach Guben übernommen. Anmeldungen zu diesem Kursus werden noch angenommen, müssen aber umgehend erfolgen.
30. März 1922
Neuzelle 29. März. (Gustav Adolf-Fest) Das kirchliche Leben unserer Gemeinde stand Sonnabend unter dem Zeichen des Gustav Adolf – Festes. In dem Festgottesdienst am Vormittag Predigte Schlosspfarrer Helm (Sorau) über die Not unserer evangelischen Volksgenossen in den örtlichen Diaspora Gebieten. Der Kirchenchor bot den Chor: “Ist nicht des Herrn Wort wie ein Feuer , wie Hämmer der Eisen zerschlägt“ Abends 7:30 fand Gemeindeabend statt, zu dem der evangelische Volksverein eingeladen hatte Schlosspfarrer Helm als Redner des Abends sprach jahrelanger Erfahrung über deutsch – evangelische Treue in dem Posner Lande und über die Pflicht , den Glaubensbrüdern im Lande des weißen Ahlers Treue zu halten. Gesänge des Kirchenchores, Instrumentaltrios und einige Pilonfast umrahmen die Ausführungen des Redners. Zwischendurch erfreute Herr Schwarz durch den vollendeten Vortrag der Masvorsichen Dichtung: „Mein Deutschland.“ Eine Tellersammlung ergab den Betrag von über 500M, der den Redner für die Stunde des Gustav Adolf Vereins übergeben wurde. Nach dem recht ernsten Inhalt des Abends hat der Kirchenchor zum Schluss noch zwei Gäste heiteren Inhalts, „ein Frühlinglied“ von Linden und den „Jaeger aus Kurpfalz“ von Othegraben.