1923
Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember4. Februar 1923
Die enorme Teuerung der Schulbücher stellt zu Ostern viele Eltern vor die ernste Frage, ob sie ihre Kinder noch weiter die höheren Lehranstalten besuchen lassen können oder nicht, wenn sich die Dinge weiter wie bisher entwickeln. Diese Angelegenheit ist eine ernste Sorge der zuständigen Verwaltungsstellen, sowie der Schulleitungen und Elternbeiräte. Es muß ein Weg gefunden werden, der es auch diejenigen Eltern ermöglicht, ihre Kinder weiter die höheren Lehranstalten besuchen zu lassen, die wirtschaftlich nicht mehr in der Lage sind, aus eigenen Mitteln die Lehrbücher zu beschaffen. Wie weit auf Bücher überhaupt verzichtet werden kann, müssen die Lehrerkollegien entscheiden, wie aber die Beschaffung der Lehrbücher zu organisieren sein wird, sollen die Eltern mit entscheiden, weil dabei ihre Mithilfe nicht entbehrt werden kann. Gestern abend tagten Vertreter der Elternbeiräte des Gymnasiums und des Lyzeums gemeinsam mit Vertretern der Lehrerkollegien unter dem Vorsitz des Herrn Oberstudiendirektors Pohl, um die Lage zu besprechen. Die Herren Direktoren Pohl und Stegemann machten Vorschläge, wie die Lehrbücher gesammelt, ergänzt und an die Schüler der einzelnen Klassen geliehen werden sollen.
10. Februar 1923
Horno, 9. Febr. (Angetrieben) wurde am Mittwoch am Neißeufer eine Holzkiste, in der sich u. a. zwei Militär- Unterhosen, eine Drillichhose, drei weiße Taschentücher, eine gelbe Ulanenbrust, eine Troddel, ein Leibriemen, ein Portemonaie mit einem silbernen Fünfmarkstück und fünf einzelnen Zehnpfennigstücken befanden. Auf der Kiste war die Adresse: Sergant Max Semisch, 3. Ulanen-Regiment, verzeichnet. Der Häusler Richter in Horno hat die Kiste mit Inhalt einstweilen an sich genommen, bis sich der rechtmäßige Eigentümer der Sachen meldet. Allem Anschein nach in die Kiste in Forst in die Neiße geworfen. Gegen einen Mann, det den Namen Semisch führt, schwebte vor kurzem ein Strafverfahren wegen Diebstahls.
28. Februar 1923
Warnung vor französischen Werbern. In den letzten Tagen haben hier 2 Personen im Alter von etwa 25 und 18 Jahren versucht, junge Männer für Frankreich, wahrscheinlich für die Fremdenlegion, anzuwerben. Als Reiseziel war vorläufig Mainz in Aussicht genommen, wo jeder Angeworbene 100 000 Franken ausgezahlt erhalten sollte. Sämtliche Personen, die mit den Werbern in Verbindung getreten sind, werden ersucht, sich bei der Kriminalpolizei zu melden.