Gubener Zeitung

Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.

1923

Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember

1. Oktober 1923


2. Oktober 1923

Schützengilde. Am Mittwoch, den 26.d. Mts. beginnt die hiesige Schützengilde ihr Bogenschießen. Die Gilde hat in ihrer Generalversammlung am 6. April beschlossen, dem hiesigen Magistrat als Patron Kenntnis zu geben, daß an diesem Schießen außer den Mitgliedern auch alle Gubener Bürger teilnehmen können, die noch im Ersatzreserve- oder landsturmpflichtigen Verhältnis stehen, somit also noch Aussicht haben, eingezogen werden zu können. Dieser Beschluß ist infolge eines Aufrufs des Generals v. Ries gefaßt worden, der auf die Notwendigkeit hinwies, daß sich jeder Militärpflichtige mit dem Gebrauch des Gewehrs einigermaßen vertraut macht. Der Magistrat hat die Mitteilung der Gilde freundlich aufgenommen, da der Beschluß zahlreichen Personen die willkommene Gelegenheit bietet, wenigstens die einfachsten Regeln der Hantierung mit dem Gewehr kennen zu lernen.


4. Oktober 1923

Im Stadttheater erneuert Käte Baste, welche bereits in voriger Spielzeit mit eigenem Ensemble der „Intimen Künstlerspiele“ hier mit Erfolg gastierte, die Bekanntschaft mit dem hiesigen Publikum. Das Personal des Ensembles setzt sich, wie uns mitgeteilt wird, aus sehr guten Kräften zusammen. Fräulein Trude Koenen vom Lessingtheater, die in voriger Spielzeit gut gefallen hat, ist auch wieder in schöner Rolle vertreten.


15. Oktober 1923

Der Besuch des Eichwaldes zwischen Schenkendorf und Riemitzsch hat in letzter Zeit derart zugenommen, daß er für die Forstaufsichtsbeamten lästig wird. Der Verkehrsverein macht im heutigen Anzeigenteil darauf aufmerksam, daß das Wäldchen als forstliskalisches Gebiet nicht uneingeschränkt zugänglich ist und daß Vereine, Schulklassen usw. die Erlaubnis zum Aufenthalt in dem Walde bei der zuständigen Försterei vorher einzuholen haben.


17. Oktober 1923

Vom Wochenmarkt. Butter und Eier waren heute sehr reichlich angeboten. Butter kostete das Pfund 1,60 bis 1,70 M, Eier die Mandel 1,50 bis 1,60 M, junge Tauben das Paar 1,10 bis 1,20 M, wilde Kaninchen das Stück 1,25 M. Auch auf dem Gemüsemarkt  waren reiche Vorräte vorhanden. Es wurde bezahlt für das Pfund Kirschen 50 bis 60 Pf, Stachelbeeren das Pfund 25 Pf, Erdbeeren das Pfund 1 M, Kohlrabi Mandel 50 bis 60 Pf, Rhabarber 3 Pfund 20 PF; Spargel Pfund 40 bis 65 Pf, Salat 6 Kopf 10 Pf, Spinat Pfund 15 Pf, frische Gurken Stück 25 bis 35 Pf, Speisezwiebel Pfund 60 Pf, Blumenkohl Staude 20 bis 40 Pf, Schoten Pfund 30 Pf,Mohrrüben Mandel 20 Pf, Rettiche Bündchen 10 Pf, Gurkenpflanzen in Töpfen Stück 5 Pf, Krautpflanzen Schock 20 bis 25 Pf, Selleriepflanzenpflanzen Mandel 15 Pf, Strünkpflanzen Schock 10 Pf, Kartoffeln waren auch wieder genügend angefahren, das Viertel wurde mit 2,20 bis 2,50 M verkauft.


23. Oktober 1923

Ein tapferes Verhalten zeigte der Obertertianer des hiesigen Gymnasiums Harry Jahn. Er bemerkte letzten Donnerstag nachmittag beim Baden, daß ein mitbadender Grenadier von Krämpfen befallen wurde und lautlos unterging. Er tauchte nach dem Ertrinkenden und brachte ihn mit Hilfe des herbeigeeilten Bademeisters in eine Zelle. Der Direktor des Gymnasiums lobte am Montag bei der Andacht das wackere Verhalten des Schülers.


28. Oktober 1923

Festnahme eines gefährlichen Einbrechers. Der Händler Otto Specht bereiste unter dem Namen „Händler Nobert Schulze“ die hiesige Gegend und kundschaftete unter dem Vorwande, Obst, Gemüse und Geflügel aufkaufen zu wollen, Gelegenheiten zu Geflügeldiebstählen aus. Seine angebliche Ehefrau, die ihn meistens begleitete, brachte das Diebesgut nach Berlin und andere Orte. Seine beiden letzten Einbrüche beging Specht in voriger Woche in Reichenbach und Guben. Specht alias Nobert Schulz ist etwa 57 Jahre alt, hat graumeliertes Haar, gestutzten Schnurrbart und fällt durch Hinken mit dem linken Bein auf. Specht wurde am 2. d. Mts. von der hiesigen Kriminalpolizei festgenommen. Es wurde festgestellt, daß Specht von diesen Behörden wegen schwerer Diebstähle gesucht wird und er noch 5 Jahre Zuchthaus abzusitzen hat, deren Verbüßung er sich durch Flucht auf einem Transport entzog. Die Kriminalpolizei ersucht um Mitteilungen, wo der „hinkende Nobert Schulz“(Specht) seit 1921 gesehen worden ist und alsdann Einbrüche erfolgten. Gegenüberstellung mit Specht kann zu jederzeit erfolgen.


30. Oktober 1923

Höhere Bewertung des Turnens als Lehrfach. Der Erlaß des Unterrichtsministers über den Turnunterricht an den höheren Lehranstalten enthält zum Schluß noch einen bemerkenswerten Hinweis auf die zukünftige Bewertung des Turnens bei den Prüfungen für das höhere Lehramt. Es ist danach beabsichtigt, in Zukunft von allen Kandidaten für das höhere Lehramt den Nachweis zu verlangen, daß sie an einem zweijährigen vorbereitenden Lehrgang für Turn- und Sportlehrer an einer Universität teilgenommen haben. Ferner behält sich das Ministerium vor, dem Fach „Turnen und Leibesübungen“ unter entsprechender Festsetzung neuer Prüfungsanforderungen eine gehobene Stellung als bisher im Rahmen der Prüfung für das Lehramt an höheren Schulen zu geben. Über die hierzu erforderliche Änderung der Prüfungsordnung soll noch ein besonderer Erlaß herausgegeben werden.


31. Oktober 1923

Zur Bekämpfung des Kartoffelkäfers sollen in Preußen nach einer Verfügung des Ministers des Innern auch Schutzpolizeibeamte herangezogen werden, soweit die übrigen Aufgaben dieser Beamten es irgendwie zulassen, oder soweit Landjäger oder kommunale Polizeibeamte nicht in ausreichender Zahl zur Verfügung stehen. Etwa notwendige Anordnungen dieser Beamten gelten hierbei als im landespolizeilichen Interesse erfolgt.