1917
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3. Juli 1917
Schwimmfest. Die Opferwoche für die U- Bootspende wurde, wie angekündigt, am Sonntag nachmittag durch die Schüler des Gymnasiums und der Realschule mit einem gutgelungenen Schwimmfest eingeleitet. Es war ein " Schwimmfest" im wahrsten Sinne des Wortes, denn nach langer Trockenheit öffneten sich gegen mittag die Schleusen des Himmels und ließen unter Blitz und Donner den ach so lange ersehnten Regen, gleich in Bindfadenstärke, auf die dürstende Erde niederrauschen. Während einer Gewitterpause fanden sich am nachmittag etwa 100 Zuschauer - eine größere Anzahl darf noch baupolizeilichen Vorschriften die leichtgebaute Schwimmanstalt nicht aufnehmen - im Herrenbad der städtischen Flußbadeanstalt ein und folgte mit sichtlichem Interesse den Vorführungen, die unter der trefflichen Leitung des Gymnasial-Turnlehrers u. staatlich geprüften Schwimmlehrers, Herrn Kleindienst, standen. Eingeleitet wurde das Schwimmfest mit Froschsprüngen und Paketsprüngen aller Teilnehmer, die heitere Freude auslösten. Darauf folgte ein Reigenschwimmen der Kleinen, das bei den starken Stromverhältnissen der Neiße brav durchgehalten wurde. Anschließend ließen Gesellschaftssprünge, Tellertauchen und Eilbotenschwimmen die gute Schulung der Schwimmer erkennen. Ein Sekundaner zeigte bei dem Streckentauchen die respektable Leistung, 2 Minuten 20 Sekunden unter Wasser. Große Heiterkeit erregten das U- Bootgefecht und das Uebersetzen zweier junger Damen, von denen eine auf der Tonne stehend sich als Künstlerin entpuppte. Die Pflichtsprünge, von welchen Kopfsprung vorwärts und rückwärts, Entenstich, Salto, Fenstersprung und Schraube durch den Reifen hervorzuheben sind, bewiesen ein sicheres Können. Bei den Kürsprüngen, an denen sich auch Herren der hiesigen Garnison in liebenswürdiger Weise beteiligten, wurden mit Zwischensprung von der Brustwehr auf das Federbrett Kopfsprung, Hechtsprung, Salto, Auerbacher Salto, Salto mit anschließenden Kopfsprung in graziöser Haltung vorgeführt, Sprünge, die unter Berücksichtigung der primitiven Anlage unserer Schwimmanstalt, die Meisterschaft erkennen ließen.
Die Veranstaltung ergab einen Reinbetrag von 76,40 M, die der U- Bootspende überwiesen werden. - Möge das Schwimmfest, das seit etwa 30 Jahren das erste in Guben ist, Interesse am Schwimmsport erwecken, Interesse bei den Schwimmern, die durch diesen vorzüglichsten Zweig der Leibesübungen ihren Körper am besten formen und sich zum Mut und zur Entschlossenheit erziehen, aber auch Interesse bei der städtischen Verwaltung, daß sie die Schwimmanstalt, dem Zweck entsprechend, in späterer Zeit ausbaut.
5. Juli 1917
7. Juli 1917
Sammelt Pilze! Die Knappheit an Lebensmitteln macht es notwendig, alle für die menschliche Ernährung in Betracht kommenden Nahrungsmittel zu verwerten. Hierzu gehören auch die Pilze, die ein sehr wohlschmeckendes und nahrhaftes Volksnahrungsmittel bilden und überall in unseren deutschen Wäldern, ja sogar an Wegen und Plätzen zu finden sind. Der Kriegsausschuß für Volksernährung hat in Verbindung mit der Reichsstelle für Gemüse und Obst eine farbige Pilztafel zusammengefaltet in Taschenformat herausgegeben, in der die hauptsächlichsten eßbaren sowie die giftigen Pilze in natürlicher Größe und Farben in Kunstdruck verzeichnet sind. Preis für 1 Tafel 25 Pf. ausschließlich Porto, größere Mengen billiger. Bestellungen sind zu richten an den Kriegsausschuß für Volksernährung, Geschäftsstelle Sanitätsrat Dr. Albert Moll, Berlin W. 15, Kurfürstendamm 45.
10. Juli 1917
15. Juli 1917
24. Juli 1917
Gemüsemangel. Der Deutsche Städtetag hat eine Umfrage darüber veranstaltet, in welchen Städten der Obst - und Gemüsemangel besonders stark hervorgetreten ist. Das Ergebnis soll den Reichsbehörden mitgeteilt werden, um dem Antrag auf Verbesserung des Systems der Obst - und Gemüseversorgung als Unterlage zu dienen. Der Gubener Markt wird von den Winzern und Gemüsegärtnern mit Frühobst und Gemüse trotz aller Bitten noch recht spärlich beschickt. Die Schuld an dem Gemüsemangel wurde in der letzten Versammlung des Gartenbauvereins der anhaltenden Trockenheit zugeschoben. Inzwischen hatte der Himmel ein Einsehen und ließ regnen, sogar tüchtig regnen. Seitdem dauert das kühle und regnerische Wetter an. Die ganze Pflanzenwelt hat sich gut erholt; es gibt jetzt reichlich Frühgemüse, namentlich Gurken, Bohnen und Mohrrüben. Aber trotz der fast sündhaft hohen „Höchstpreise“ kommt wenig auf den Markt. Ein bekannter Gemüsegärtner, der auch Stadtverordneter ist, geht zwar mit gutem Beispiel voran und erscheint mit großen Körben Gemüse an jedem Markttage auf dem Markt. Einige wenige Gärtner tuns ihm nach, aber wo bleiben die andern?! Heute z.B. mußten wieder zahlreiche Marktbesucherinnen mit leeren Taschen nach Hause gehen, obwohl sie sich, gehorsam der polizeilichen Weisung folgend, „angestellt“ hatten und geduldig warteten. Bis aber die Reihe an sie kam, war alles ausverkauft. Wo aber bleibt das viele Gemüse, das in Guben selbst und in Gubens allernächster Umgebung erzeugt wird? Im Interesse einer halbwegs genügenden Versorgung unserer bisher so geduldigen Bevölkerung, insbesondere derjenigen, die keine „Schwerarbeiterzulage“ bekommen und dennoch schwer arbeiten müssen, muß gefordert werden, dass unsere Stadtverwaltung nicht nur zu dem bequemen Mittel der fortwährenden Hinaufsetzung der Höchstpreise greift, sondern baldigst anderweitige Maßnahmen in die Wege leitet, die eine bessere Marktzufuhr gewährleisten. [ Bei dieser Gelegenheit sei auch eine Beschwerde erwähnt, die uns heute einige Hausfrauen vorgetragen haben. Nach der neuen Höchstpreisfestsetzung dürfen Möhren und Karotten mit Kraut zum Preise von 35 - 40 Pf das Pfund verkauft werden. Eine Frau kaufte heute 2 Pfund Karotten und stellte beim Nachwiegen fest, daß davon ¾ Pfund für das nasse und daher schwerwiegende Kraut abgegeben. Man stelle sich vor: auf 2 Pfund Gemüse ¾ Pfund Abfall! Das ist denn doch zu arg! Während der Gemüsegärtner und Landmann das Kraut als Futtermittel für die Tiere verwenden kann, wissen die wenigsten Käuferinnen etwas damit anzufangen und werfen es fort, müssen es aber teuer bezahlen. Der Magistrat bezw. die örtliche Preisfestsetzungsstelle sei daher gebeten, den Verkauf der Karotten, solange er nicht wie früher mandelweise, sondern nach Gswicht erfolgt, ohne Kraut vorzuschreiben, wenn ebenso wie den Magistratsherren essen auch andere Leute wohl die Karotten, aber nicht das Kraut davon!