1917
Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember1. September 1917
Die Pilzvergiftungen und ihre bösen Folgen sind leider nur zu geeignet, einem unserer besten und billigsten Volksnahrungsmittel den Weg in weitere Kreise zu verschließen. Dabei haben wir weit weniger Giftpilze im Land, als allgemein angenommen wird. Die meisten Pilzvergiftungen rühren, wie dem „Berl. Lok.-Anz.“ geschrieben wird, auch gar nicht von ihnen, sondern von der falschen Behandlung der gesammelten Pilze und von angefaulten und schlechten Exemplaren her. Wer Pilze sammeln und verwenden will, merke sich folgende Regeln, sie sind der beste Schutz gegen jede Pilzvergiftung: 1. Nimm keinen Pilz, den du nicht genau kennst oder der dir nicht von durchaus zuverlässiger Seite als einwandfrei empfohlen wird. 2. Lasse die gesammelten oder gekauften Pilze nicht stundenlang zusammengeballt in Korb oder Tasche, sondern breite sie so, daß jedes Exemplar einzeln liegt, auf einem Brett oder Papier aus, tunlichst am offenen Fenster, wo Luft darüber hinstreichen kann. 3. Putze die Pilze noch am Tage des Sammelns und sortiere alle alten, allzu schwammigen und feuchten oder madigen Exemplare aus. Wenn es geht, koche die Pilze noch am selben Tage an, dann halten sie sich besser. Wer sich danach richtet, wird über Pilzvergiftungen nicht zu klagen haben. Alle anderen Schutzmittel, Mitkochen eines Silberlöffels, einer Zwiebel usw. nutzen wenig.
4. September 1917
Unterhaltung im Lazarett Hindenburgschule. Am vergangenen Freitag veranstaltete die Gesangsabteilung des Jungfrauenvereins Edelweiß und des Jünglingsvereins einen Unterhaltungsabend im Lazarett Hindenburgschule. Herr Lehrer Brühl eröffnete den Abend, indem er die leidenden Feldgrauen begrüßte und ihnen dankte für ihre Heldentaten, die sie bisher dem Vaterlande und damit uns gebracht haben. Vom Sedantage ausgehend, entrollte er ein Bild von dem herrlichen Deutschland, das unsere Feinde vernichten wollen. Die Kriegslage sei für uns eine sehr günstige, wie Hindenburg und Ludendorff erklären. Der jetzige große Kampf im Westen entscheide für die Zukunft. Der Friede sei nahe. Nun heißt es Durchhalten im Schützengraben, Lazarett und überall. Mit einem Hurra auf Kaiser, Heere und Reich schloß er seine Ansprache. Alle sangen: Deutschland über alles. Es folgte die Aufführung der Gesangsabteilung: “Worulf, der Befreier Hamelns“. Ein Zyklus von Gesängen mit Deklamation als verbindendem Text für mehrstimmigen Chor, Soli und Klavier. Die Begleitung der schönen Lieder hatte Frau verw. Oberpfarrer Werner freundlichst übernommen. Unter der bewährten Leitung des Herrn Lehrer Knäsche darf diese Darbietung als sehr gelungen bezeichnet werden. Damit auch die Lachmuskeln der Leidenden ein wenig in Bewegung gesetzt würden, brachte das Programm auch ein kleines Lustspiel: “Großreinemachen“. Die Durchführung dieses Einakters war eine wohlgelungene. Zum Schluß wurden noch einige vierstimmige Lieder recht gut vorgetragen. Erfreut und mit Dank verließen die Vaterlandsverteidiger den Saal. Sie wünschen und bitten, daß ihnen ein solcher genußreicher Abend wieder bald werden möchte.
10. September 1917
11. September 1917
Geographisch hinweisende Zusätze in Paketaufschriften werden von der Reichspostverwaltung dringend empfohlen, um Irrtürmern bei der Zuteilung für die verschiedenen Eisenbahnstrecken vorzubeugen und Absender und Empfänger vor Schaden zu bewahren. Es empfiehlt sich deshalb, daß die Absender in den Paketaufschriften nicht nur die amtliche Bezeichnung der Postorte angeben, sondern- abgesehen von den Orten mit dem Sitz einer Oberpostdirektion und sonstigen allgemein bekannten großen Städten- auch zusätzliche Bezeichnungen (Kreis, Provinz, Bundesstaat , Fluß , Gebirge oder dergl.) hinzufügen. Dadurch wird den jetzt im Verteilungsdienst beschäftigten wenig geübten Hilfskräften die richtige Leitung erleichtert.
14. September 1917
15. September 1917
Sedanfeier im Vereinslazarett Wilkestift. Etwas verspätet wird uns berichtet: Am 3. Sept. wurde den verwundeten und kranken Feldgrauen des Veienslazaretts Wilkestift eine angenehme Abwechslung und Anregung zuteil. Die Anstalt feierte mit ihnen den Sedansieg, an welchen auch mehrere Gedichte erinnerten, die von den kleinen Pfleglingen des Hauses bezw. von Soldaten vorgetragen wurden. Auf Se. Maj. den Kaiser, dessen Büste im Hintergrund der festlich geschmückten Kriegerhalle prangte, wurde durch den Leiter des Festabends, Herrn Pastor Dr. Jacobskötter, ein Hurra ausgebracht. Vaterländische Lieder wurden gemeinsam gesungen. Ein vaterländischer Reigen von 16 Anstaltskindern unter dem Gesang der „Wacht am Rhein“ trefflich ausgeführt, fand großen Beifall. Fräulein Ilse Waske trug durch verschiedene herrliche Lieder, zwei Geiger und Klavierspieler durch einige Stücke und der Schwesternchor durch Vortrag von drei altniederländischen Volksliedern mit Klavier- und Geigenbegleitung zur Verschönerung des Abends bei. Große Freude bereitete allgemein ein von vier Verwundeten mit Geschick u. Begeisterung aufgeführter Schwank: „Die erste Instruktionsstunde“. Uebrigens fehlte es auch an leiblicher Erquickung nicht. Den Schluß bildete das Niederländische Dankgebet, der übliche Abendsegen und das Lied: „Ich bete an die Macht der Liebe“. Noch oft ist von dem wohlgelungenen Abend bei den Teilnehmern die Rede.
18. September 1917
23. September 1917
28. September 1917
30. September 1917
Abgabe bürgerlicher Kleidung an entlassene Militärpersonen. Um die Versorgung der zurückkehrenden bedürftigen Kriegsteilnehmer mit bürgerlicher Kleidung sicherzustellen, hat die Reichsbekleidungsstelle ein Drittel der bei den Altbekleidungsstellen vorhandenen Bestände an getragener Männeroberkleidung beschlagnahmt und ihre Veräußerung nur an bedürftige entlassene Unteroffiziere und Mannschaften zugelassen. Die Veräußerung ist nur statthaft, wenn der Entlassene einen Ausweis der zuständigen Gemeindeverwaltung vorlegt, in dem bescheinigt wird, daß der Entlassene die notwendigsten Stücke an Männeroberkleidung nicht besitzt und derart unbemittelt ist, daß er sich Kleidungsstücke zu den im Handel üblichen Preisen nicht kaufen kann. Die erforderlichen Ausweise sind im Rathaus, Zimmer 31, erhältlich. Die Veräußerung erfolgt durch die städtische Altbekleidungsstelle, Königstraße Nr. 73. Von nun an dürfen auch gemeinnützige Wohlfahrts- und Fürsorgeunternehmungen Männeroberbekleidung an die aus dem Heere und der Marine entlassenen Krieger, auch schenkungsweise nur abgeben, sofern ihnen die erwähnte amtliche Bescheinigung der Gemeindeverwaltung übergeben wird. Für die unentgeltliche Abgabe von Oberkleidung an Kriegsteilnehmer durch die gemeinnützigen Wohlfahrtunternehmungen fällt indessen das Erfordernis der Hingabe eines Bezugsscheins fort. Alles nähere über die Regelung der Angelegenheit ist aus den in dem Anzeigenteil der heutigen Nummer enthaltenen Bekanntmachungen der Reichsbekleidungsstelle mit den Bestimmungen des Magistrats ersichtlich.