Gubener Zeitung

Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.

1917

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2. Mai 1917

Der Mai ist gekommen - und mit dem hoffentlich auch der Frühling. Lange genug hat man im geheizten Zimmer sitzen und beim Ausgehen den Wintermantel tragen müssen, als daß man sich heute nicht auf den „ Wonnemonat " freute und dem Schöpfer des All für einen warmen Sonnenstrahl dankte. Und in der Tat scheint es, als ob der „holde Mai“ dem barbarischen und schier endlos langen Winter nun wirklich ein Ende zu machen gedenkt. Schon gestern wehten lindere Lüfte und das Quecksilber im Thermometer verließ die traurige Gegend um den Nullpunkt herum und stieg in die Höhe. Baum und Strauch treiben bereits grüne Knospen. Die Frühlingsblumen entfalten ihre Blüten, kurze Zeit noch und wir haben - Baumblüte! Wie so ein bißchen Maisonne die Straßen verklärt und Licht auch in die Herzen fallen läßt. Nicht nur die Saaten keimen unter ihm, die unser täglich Brot geben sollen, sondern auch die Hoffnungen. Ja, jetzt glauben wir, daß es doch Frühling werden muss auch im Leben der Völker, daß bald der Friede wieder seinen Einzug halten wird. Das ist das holdeste Wunder, das der Mai wirkt und darum allein begrüßen wir ihn mit einem herzlichen „Willkommen“!


3. Mai 1917


5. Mai 1917


8. Mai 1917


9. Mai 1917


10. Mai 1917

Der Eisenbahnversand von Spargel. Amtlich wird mitgeteilt: Es ist zur Kenntnis gekommen, daß an einzelnen Orten von der Eisenbahnerverwaltung die Annahme von Spargel zum Versand von der Beibringung eines mit dem Stempel der Reichsstelle für Gemüse und Obst versehenen Frachtbriefes abhängig gemacht wird. Zur Behebung von Zweifeln wird darauf hingewiesen, daß Verkehrsbeschränkungen irgendwelcher Art für Spargel nicht bestehen.


11. Mai 1917


16. Mai 1917

Die geistliche  Musikaufführung morgen (Mittwoch) abend in der Stadt- und Hauptkirche hat einen etwas wehmütigen Beiklang: Ein Abschiedskonzert ist es für die vom Kirchenschiff aus sichtbaren Orgelpfeifen. Gerade 75 Jahre haben sie ihre Stimme zur Ehre Gottes erklingen lassen, um nun in den nächsten Tagen gemeinsam mit ihren Kolleginnen - den Glocken - einem Ruf des Vaterlandes zu folgen, unseren Feinden Tod und Verderben zu bringen. Welch  ein Gegensatz! Möchten auch diese Opfer nicht vergeblich sein! Wer sich also von den lieben alten Bekannten noch einmal etwas sagen lassen will, dem ist Mittwoch dazu Gelegenheit geboten. Die im Anzeigenteil veröffentlichte Vortragsfolge zeigt, daß es sich wiederum um eine Aufführung handelt, deren Wert zu dem Eintrittspreise von 20 Pf in gar keinem Verhältnis steht. Die mitwirkenden Künstler sind alle bestens bekannt. Sämtliche Stücke kommen in diesen Konzerten zum ersten Mal zur Aufführung. Das ganze Konzert ist ein stimmungsvoller Auftakt zum Himmelfahrtsfest.                                                                                                                                                                                                              


18. Mai 1917


26. Mai 1917

Stadtkinder aufs Land. Nachdem die Stadtverordneten-Versammlung in ihrer letzten Sitzung die zur Versendung der Gubener Kinder aufs Land notwendigen Mittel bewilligt hat, werden die gemeldeten Kinder alsbald nach Pfingsten, voraussichtlich am 1. Juni, nach ihrem Bestimmungsort abreisen können. Es sind indessen bedauerlicher Weise einige Kinder infolge Erkrankungen an ansteckenden Krankheiten an der Abreise verhindert, sodaß noch die Möglichkeit besteht, an ihre Stelle andere Kinder in den in Betracht kommenden Altersgrenzen, nämlich zwischen 10 – 14 Jahren, treten zu lassen. Eltern, Vormünder oder sonst gesetzliche Vertreter, die den Wunsch haben, ihre Kinder der Wohltat eines mehrmonatigen Landaufenthalts teilhaftig  werden zu lassen, mögen sich daher umgehend und zwar, wenn angängig,  noch morgen, Sonnabend, zwischen 10 und 1 Uhr bei der Zentralstelle vom Roten Kreuz, Stadtschule am Buttermarkt, melden, wo ihnen alles nähere mitgeteilt wird.                                                                                                                                                                                                               


31. Mai 1917

Stärkere Verwertung der Pilze. Der Präsident des Kriegsernährungsamts hat in einem Rundschreiben an sämtliche Bundesregierungen u. a. die folgenden Anregungen zu einer größeren Verwertung der Pilzernte gegeben. Bei der Lebensmittelknappheit muß angestrebt werden, daß die wildwachsenden Beeren und Pilze für die menschliche Ernährung so weit als möglich Verwendung finden. Im Vorjahre ist die Beerenernte fast restlos, die Pilzernte hingegen nur in denjenigen Gegenden in etwas stärkerem Maße verwertet worden, wo die nötigen Kenntnisse und Erfahrungen vorhanden waren. Letzteres wird auch eine Vorbedingung sein müssen, wenn die Pilze in weiteren Kreisen als bisher als Nahrungsmittel Aufnahme finden sollen. Daher muss eine weitgehende Aufklärung erstrebt werden, die die Zahl der Pilzkenner vermehrt. Als besonders zweckmäßig haben sich hierfür ständige Pilzausstellungen, Pilzwanderungen, Unterricht in den Schulen, öffentliche Auskunftsstellen, sowie Vorträge u. a. m. erwiesen. Als Lehrer kommen u. a. Fachlehrer, Förster, landwirtschaftliche Wanderlehrer und Lehrerinnen von Haushaltungsschulen in Frage. Praktisch ist die Verwendung der Pilze und deren Haltbarmachung in den Kochschulen und bei Wanderkochkursen zu behandeln. Zur Unterstützung in die Einführung der Pilzkunde dienen fernerhin Pilzbücher und Pilzwandtafeln. Die Einerntung von Beeren und Pilzen soll den Einsammlern in jeder Weise erleichtert werden. Die sonst im Frieden für vereinzelte Gegenden und Forsten geltenden Beschränkungen sollen nach Möglichkeit in Fortfall kommen. Bezüglich des Beginns der Ernte ist bei Beeren eine zeitliche Beschränkung unbedingt erforderlich, bei Pilzen kommt eine zeitliche Regelung der Ernte nicht in Frage. Um die geernteten Pilze einem tunlichst großen Kreis zugänglich zu machen, beabsichtigt die Reichsstelle für Gemüse und Obst viele Pilzsammelstellen einzurichten. Dies wird sich natürlich nur an den Orten durchführen lassen, wo genügendes Packmaterial vorhanden ist und ein schneller Abtransport der leicht verderblichen Ware gewährleistet wird.