Gubener Zeitung

Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.

1921

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2. August 1921

Sagan, 1. Aug. (Opfer des Alkohols.)

Der Kaufmann Reinh. Schn. in Leuthen b.G. unterhält neben einem Warengeschäft eine Probierstube für Spirituosen. Am letzten Dienstag aber fand, wie schon öfter, ein wüstes Zechgelage statt, in dessen Verlauf dem Arbeiter Wilh. Be. von hier so viel Schnaps eingetränkt wurde, dass er auf dem Hofe auf einem Streuhaufen zusammenbrach. Die Zechkumpane deckten ihn mit Stroh zu, damit er seinen Rausch ausschlafe. Die kam aber anders. Als spät abends jemand nach Be. sah, war er tot. Der herbeigerufene Arzt konnte nur noch den Tod bestätigen. Der Mann hinterlässt eine Witwe mit vier Kindern. Die Sache wird noch ein gerichtliches Nachspiel haben.


5. August 1921

Warnung.

In letzter Zeit mehren sich die Fälle von Waldbränden in unserer Stadtforst, die bei der großen Trockenheit leicht größeren Umfang annehmen können. Wir machen das unsere Stadtforst besuchende Publikum darauf aufmerksam, dass das Anzünden von Feuer und das Rauchen von Tabak im Walde verboten ist und Zuwiderhandlungen streng bestraft werden. Insbesondere sind die Kinder strengstens zu verwarnen, im Walde mit Streichhölzern zu spielen, weil nachweislich durch sie die meisten Brände entstehen.


6. August 1921

Kindersportfest der Freien Turnerschaft.

Am Sonntag, dem 7. August findet auf dem Turnplatz Kiekebusch das Kindersportfest der Vereine der Gruppe Guben statt. Außer dem Gubener Verein werden sich noch Sommerfeld, Fürstenberg, Gr.-Breesen und der Sportclub „Komet“ beteiligen. Es werden ungefähr 300 Kinder beiderlei Geschlechts zu diesen Wetturnen antreten. Das Programm wird sich folgendermaßen abwickeln: Um 1 Uhr Abmarsch vom Spichererplatz nach dem Turnplatz Kiekebusch. Dann folgen allgemeine Freiübungen, daran anschließend ein Vierkampf. Zum Schluß werden Staffetten und Wettspiele ausgetragen.


9. August 1921

Regenwolken überzogen heute morgen wieder einmal den Himmel und alles blickte erwartungsvoll aufwärts. Die durstende Erde wurde denn auch wirklich durch einen kräftigen Strichregen angefeuchtet, doch nach einer kleinen Weile stach die Sonne wieder durch die sich verziehenden Wolken und rasch trockneten die Regenspritzer wieder auf. Es ist dies zwar kein Ereignis von „welterschütternder Bedeutung“, doch bei dem regenarmen Sommer sei es pflichtschuldigst registriert und dargetan, daß der Mensch die Hoffnung nicht verlieren soll.


10. August 1921

Überfall auf eine Frau.

Am Sonntag Vormittag wurde eine junge Frau auf dem Wege von Guben nach Schenkendöbern im Walde bei Kilometerstein 34 von einem Unhold überfallen, der an ihr ein Sittlichkeitsverbrechen zu verüben versuchte. Der Unhold muss infolge des Ringens Kratzwunden am Halse und Bisswunden an der Hand davongetragen haben. Der Täter, der in der Richtung nach Guben verschwunden ist und stark nach Alkohol gerochen hat, wird wie folgt beschrieben: Größe 1,66 Meter, 26 bis 28 Jahre alt, schwächlich, schmales und hageres Gesicht, lange Nase, kleiner Schnurrbart. Er trug einen hellgrünen Anzug und schwarzen Schlapphut. Etwaige Mitteilungen, die zur Ermittlung des Täters führen können, erbittet die Kriminalpolizei.


11. August 1921

Hühnerdiebstahl.

In der Nacht zum 9. d.M. sind aus einem verschlossenen Stalle Alte Poststraße 35 drei weiße und drei schwarze Hühner entwendet worden. Die Hühner wurden noch an Ort und Stelle abgeschlachtet.


12. August 1921

Ein Vortrag mit Ausstellung „Sparsames Kochen und Heizen“, der bei der jetzigen allgemeinen Kohlennot und den hohen Kohlenund Gaspreisen von größter wirtschaftlicher Bedeutung sein dürfte, findet am Freitag den 12. August, abends 8.15 Uhr, im großen Saale des Schützenhauses statt. Es wird dort erläutert und praktisch vorgeführt, wie man die geringen zur Verfügung stehenden Feuerungsvorräte am günstigsten ausnutzen kann und wie sich jeder selbst aus allen möglichen Abfällen, die sonst nutzlos fortgeworfen werden, Briketts von ganz ausgezeichneter Heizkraft herstellen kann. Die Ausstellung hat in allen Orten, in denen sie bisher stattfand, das größte Interesse des Publikums gefunden.


13. August 1921

Neue Zwei-Mark-Scheine.

Der neue Eine-Mark-Schein mit der Sonnenblume zwischen den Füllhörnern hat einen Bruder erhalten. Der dazugehörige Zwei-Markschein kommt in den Verkehr als Ablösung des bisher durch so viele Hände gegangen roten Papiers. Die Vorderseite zeigt in einem braunen Viereck die Wertbezeichnung in Buchstaben, flankiert von zwei Reichsadler Stempeln. Als Umrahmung eine aus zierlichen Ornamenten gewobene Raute auf bräunlichem Grunde, auf dem kleine braune Zweien aufgedruckt sind. Auf der Rückseite in dunklerem Braun in der Mitte wieder Nummer und Wertbezeichnung, daneben rechts und links auf blau und braun geblümter Tapete Stempel und Siegel der Reichsschuldenverwaltung. Querleisten tragen oben nochmals die Aufschrift Darlehnskassenschein und unten die üblichen Unterschriften. Das ganze umrahmt - in der Form Erinnerung an Leibnitzkeks – die bekannte Drohung: Wer Darlehnskassenscheine nachmacht oder... Als Gesamteindruck etwas sehr kraus und etwas reichlich braun, wenig geschmackvoll wie alle unsere Geldscheine.


16. August 1921

Wellmitz, 15. Aug. (Radfahrerfest.)

Am Sonntag feierte der Radfahrerverein Wanderlust aus Breslack sein diesjähriges Sommervergnügen im Gasthof zur Eisenbahn hier. Mehrere Brudervereine aus den umliegenden Ortschaften waren der Einladung gefolgt. Sie wurden vom Festkomitee einzeln mit Musik eingeholt und zum Festlokal geführt. Um 3 Uhr hielten die Vereine auf ihren Rädern mit Vorantritt einer Musikkapelle einen Festzug durch das Dorf nach dem Kriegerdenkmal zu. Jeder Verein war durch die verschiedenen Farben der Festschärpen der Vereinsmitglieder besonders erkenntlich gemacht worden. Im Vereinslokal entwickelte sich bald eine frohe Feststimmung unter Beteiligung der Ortsbewohner. Kunstfahrten wurden ausgeführt. Im schön belaubten Garten waren zwei Schießstände eingerichtet, die lebhaft benutzt wurden. Um 5 Uhr begann der Ball mit fröhlichem Tanze, wobei der Saal ziemlich überfüllt war. Das Fest wird allen Teilnehmern in guter Erinnerung bleiben.


17. August 1921

Papierpreiszuschlag bei Postkarten.

Die von der Postverwaltung neu ausgegebenen Postkarten tragen neben den Wertzeichen den Aufdruck „Papierpreiszuschlag 5 Pf.“. Dieser Zuschlag ist bekanntlich seit März d. Js. eingeführt und soll der Postverwaltung einen Ausgleich dafür bieten, daß sie dem Versender auch den Kartenvordruck zur Anbringung der Mitteillungen liefert, denn die eingedruckte Marke stellt nur die Gebühr für die Beförderung der Karte nach dem Postgebührengesetz dar.


18. August 1921

Ausbesserung des Schlammwagens.

Für den Betrieb der städtischen Kanalisation ist im Jahre 1905 ein Schlammwagen zum Preise von 1622,50 M beschafft worden. An diesem Wagen sind bisher nur kleinere Ausbesserungen vorgenommen worden. Nunmehr bedarf er einer grundlegenden Wiederherstellung die auf 2000 M veranschlagt ist. Der Betrag wurde bewilligt.


19. August 1921

Das Johann Strauß-Konzert, das morgen, Freitag, im Garten oder Saal des Schützenhauses mit Streichorchester stattfindet, begegnet in weiteren Kreisen freundlichem Interesse. Früher reiste der beliebte Dirigent mit einer eigenen Kapelle, die Ungunst der Verhältnisse hat aber dazu geführt, dass er jetzt nur als Dirigent kommen kann. Die ihm zur Verfügung stehenden Kapellen müssen aber eine bestimmte Besetzung haben, insbesondere vermag nur ein Streichkörper das tiefe musikalische Empfinden in sich aufzunehmen, das von der unwiderstehlichen Musikphantasie des Dirigenten ausströmt. Unsere Gubener Konzert- und Theaterkapelle wird durch tüchtige Kräfte verstärkt und gerade bei diesem Konzert wird es sich zeigen, ob das Orchester in der Lage ist, zwar nicht einer Vortragsfolge heroischer Kunst genügen, aber eine fein empfundene volkstümliche Musik zu machen, die Sorgen verscheucht und Falten glättet, die Lebensmut und Lebensfreude gibt, die erfreut und beglückt. Die Spannung auf das Konzert wächst daher, wie auch die Entnahme von Eintrittskarten im Vorverkauf zeigt.


21. August 1921

Aufgeklärter Kindesmord.

Gestern wurde von der Kriminalpolizei die Kindesmörderin in der Person der Frida Müller von hier festgenommen. Bei ihrer Vernehmung hat sie ein umfangreiches Geständnis abgelegt und zugegeben das Kind gleich nach der Geburt vorsätzlich getötet zu haben. Der Bruder der M., Karl Müller, hat die Leiche in die Lubst geworfen. Bei dieser Gelegenheit stellte es sich heraus, daß die Geschwister seit langer Zeit unlautere Beziehungen zueinander unterhielten und Karl M. auch der Vater des getöteten Kindes ist. Er wurde ebenfalls festgenommen. Außer dem Verbrechen § 173 wurde ihm noch ein Einbruchsdiebstahl nachgewiesen. Beide Geschwister wurden dem Untersuchungsgefängnis zugeführt.


24. August 1921

Schützenhaus-Konzert.

Am Donnerstag veranstalten wieder die Vereinigten Kapellen Wolff-Kutschan ein größeres Konzert. Die Beitragsfolge ist diesmal als Wagner-Abend gedacht und dürfte durch Mitwirkung von Fräulein Mize Walter, deren Gesangskunst in hiesigen Kreisen Recht geschätzt wird, besonderes Interesse erwecken.


25. August 1921

Blühende Obstbäume.

Infolge der großen Dürre haben viele Obstbäume die Blätter verloren. Durch den letzten Regen, der bis auf die Wurzeln ging, erfrischt, trieben die Bäume neuerdings wieder aus und tragen Blüten. So sieht man in Stadt- und Landkreis Guben z.Zt. mehrere Obstbäume in Blüte stehen.


26. August 1921

Volksbildungsverein.

Den Vereinsmitgliedern wird der Besuch des Gartenfestes am Montag, dem 29. d.M. im Schützenhausgarten empfohlen. Das gut besetzte Wolff-Kutschan-Orchester bringt im Konzert zwölf wertvolle Sätze zu Gehör. Als Solist tritt Herr Kutschan in der Ballett Szene von Beriot auf. Nach dem Konzert findet im Saale noch Tanz statt. Näheres enthält die heutige Anzeige.


30. August 1921

Der Postfrachtstückverkehr nach Spanien über Hamburg (See) hat wegen der sehr großen Schwierigkeiten, die sich durch Beibringung der Ursprungszeugnisse ergeben, eingestellt werden müssen. Postpakete – Pakete im Gewicht bis 5 Kilogramm, die den Bestimmungen des internationalen Postpaketvertrages entsprechen - werden dagegen nach wie vor nach Spanien über Hamburg angenommen.


31. August 1921

Wellmitz, 30. Aug.

(Der Kegelclub „Gut Holz“) Mitglied des Gubener Kegelverbandes, feierte am Sonntag sein Sommervergnügen, wozu auch die Kegelbrüder des genannten Verbandes erschienen waren. Im Vereinslokal „Gasthof zur Eisenbahn“ fand außer Preiskegeln auch ein Preisgeldschießen des Vereins statt. Die Beteiligung auf beiden Ständen war recht rege. Mehrere Preise waren für die besten Kegler und für die Schützen gestiftet. Der erste Preis der Kegler ging nach Guben und der erste Preis für die Schützen verblieb in Wellmitz. Durch den Vortrag mehrerer gut gewählter Musikstücke im Garten des Festlokales wurden die Festteilnehmer angenehm unterhalten. Nach Verteilung der Preise fand der Ball im Vereinslokale statt, an dem sich die Ortsbewohner recht zahlreich beteiligten.