Gubener Zeitung

Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.

1921

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3. Juli 1921

Friedhofsfeier. Eine Ostern auf dem Ostfriedhofe veranstaltete der Bedeutung des Festes entsprechende Feier hatte einen über Erwarten großen Hörerkreis gefunden. Von Bewohnern des Westens unserer Stadt wurde eine ähnliche Feier auf dem Sprucker Friedhofe (Westfriedhofe) gewünscht, die morgen, Sonntag, nachmittag 5 Uhr dort stattfinden soll und bei der Pastor Dr. Jacobskötter die Ansprache halten wird. Die Angehörigen der auf dem Westfriedhofe Ruhenden und die Bewohner des Westens, die den weiteren Kirchweg nicht machen können, seien auf diese Feier aufmerksam gemacht.


6. Juli 1921

Postverkehr mit Ungarn. Vom 1. Juli an beträgt der Meistbetrag einer Postanweisung aus Ungarn nach Deutschland 3200 Mark und der Meistbetrag einer Postanweisung aus Deutschland nach Ungarn 10000 Kronen. Ferner werden vom 1. Juli an wieder Nachnahmen auf eingeschriebenen Briefsendungen sowie auf Briefen mit Wertangabe und auf Postpaketen und Postfrachtstücken nach und aus Ungarn unter den Bedingungen des Weltpostvereins zugelassen.


8. Juli 1921

Der Bau der Notbrücke an der großen Neißebrücke hat in den letzten Tagen ersichtlich Fortschritte gemacht und soll in diesen Tagen vollendet werden. Wie wir hören, soll bereits am Sonnabend oder kommenden Montag der Verkehr über die Notbrücke geleitet werden können. Die Verhältnismäßig geringe Verzögerung, in der Fertigstellung ist nach Ansicht der Bauleitung auf die Schwierigkeiten zurückzuführen, die sich bei dem Einrammen der Brückenpfeiler ergeben haben. Der Baugrund ist ein ungewöhnlich schlechter, sodaß der Brückenneubau noch manche Nuß zu knacken geben wird. Wie sich jetzt beim Abbruch der alten Brücke herausstellt, war es erstaunlich, daß die Brücke überhaupt noch gehalten hat. Die Bohlen sind fast alle faulig und rissig und nur einem glücklichen Zufall ist es zu danken, daß sich nicht schon Zusammenbruchsanzeichen ergeben haben. Im allgemeinen Interesse ist also der Beschluß der Stadtverordnetenversammlung, den Neubau der Brücke vorzunehmen, zu begrüßen. Ob aber zu den veranschlagten Kosten nicht eine erhebliche Nachforderung kommen wird, bleibt abzuwarten.


10. Juli 1921

Die Straßenbahn ist durch Spruch eines Schiedsgerichtes mit sofortiger Wirkung ermächtigt, den Betrieb erheblich einzuschränken. Sie ist zu dieser Maßnahme gezwungen, weil die Unterbilanz im vergangenen Geschäftsjahr über 800 000 M betrug, vorläufig auch eine Besserung der wirtschaftlichen Verhältnisse nicht in Aussicht steht und die Stadt nicht in der Lage ist, einen Zuschuß zu gewähren. Der neue Fahrplan, der so eingerichtet ist, daß die Wagen alle halbe Stunden verkehren, jedoch zu Zeiten lebhaften Bahnverkehrs verdichtet ist, wird morgen veröffentlicht werden. Im Interesse der Erhaltung dieses Verkehrsmittels sollte die Straßenbahn möglichst häufig benutzt werden!


13. Juli 1921

Verkehrseröffnung über die „Notbrücke“. Nachdem in den letzten Tagen an der Herstellung der im Zuge der Frankfurter- und Klosterstraße über die Neiße gebauten „Notbrücke“ mit vereinten Kräften gearbeitet worden ist, konnte diese heute vormittag 11 Uhr dem öffentlichen Verkehr übergeben werden. Der Straßenbahnverkehr wird seit gestern nachmittag durch Umsteigen an den beiden Brückenenden aufrecht erhalten, doch wird an der Herstellung des über die Notbrücke führenden Anschlußgleises, sowie der elektrischen Oberleitung fleißig gearbeitet, so daß auch die Straßenbahn voraussichtlich schon morgen Vormittag über die Notbrücke geleitet werden kann. Mit dem Abbruch der alten Brücke wird sofort begonnen.


16. Juli 1921

Erstes großes Konzert des Gubener Konzert- und Theaterorchesters. Am Dienstag, dem 19. d. M., abends 8 Uhr, findet im Schützenhauspark das erste größere Konzert des Gubener Konzert- und Theaterorchesters unter Leitung des Kapellmeisters Hans Betsch statt. (Solistin: Käthe Helbig , Berlin.) Wie uns geschriebenen wird , ist der einheitliche Rahmen des Programms durch die Wahl des Stoffes bedingt. Vor allem sind die deutschen Romantiker und Neuromantiker berücksichtigt. Franz List kommt mit seiner symphonischen Dichtung „Lee preludes“ zu Wort, die in ihrer einsätzigen Form, als Vorläufer unserer allerdings oft mehr äußerlich bedingten symphonischen Werke seit Richard Strauß zu betrachten sind und von denen Ludwig Thuille sagt: Sie lehren uns mit den Ohren sehen. Die Form der Brelubsen Liszt‘s ist noch vom rein musikalischen Gehalt diktiert: sie dürften hier musikalischen Zuhörern auf dem Programm sehr willkommen sein.


28. Juli 1921

Geäußerte Hoffnung. Als gestern mittag sich der Himmel schwarz überzog, freute sich, im Gegensatz zu sonst. Alt und Jung, Städter und Landmann, auf den langersehnten Regen. Leider mußten die schwarzen Wolken, die sich erlösungsverheißend am Firmament zeigten, wieder der sieghaften Dundstagssonne weichen. Am späteren Nachmittag bewölkte sich nochmals der Himmel. Diesmal gab es wirklich eine kleine Dusche, durch die wohl die erhitzte staubige Luft gereinigt wurde, mehr aber auch nicht. Das durstende Land hat wenig davon profitiert, auch die Abkühlung war kaum nennenswert. Der Hoffnung auf Regen müssen wir nach wetterwissenschaftlichen Mitteilungen noch für geraume Zeit entsagen. Zwar ist in den letzten Tagen der vergangenen Woche ein tiefes Minimum, das vom Nordmeer nach Skandinavien zog, nicht spurlos am übrigen Europa vorübergegangen. Frische Nordwestwinde brachten etwas Abkühlung, aber das erquickende Naß, das der verdüsterte Himmel verhieß, ist nur in mehren Regenfällen der deutschen Küste zugute gekommen: im Binnenlande waren nur vereinzelte kurze Gewitter und etwas Regen zu verzeichnen. Nachdem ein neues Maximum sich über Mitteleuropa ausbreitet, haben in Deutschland sich dementsprechend die Winde nach gedreht und sie führen eine neue beträchtliche Erwärmung herbei. Aussicht auf Regen besteht, von etwaigen Gewitterstörungen abgesehen, für das ganze Binnenland auch jetzt noch nicht. Immerhin kann angesichts der großen Hitze das zurzeit noch fast ganz Europa beherrschende Hochdruckgebiet rasch zerfallen, und deshalb läßt sich die weitere Entwicklung der Wetterlage über mehrere Tage hinaus zurzeit nur schwer voraussehen.