Gubener Zeitung

Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.

1921

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1. Juni 1921

Ziltendorf, 31. Mai. (Tödlicher Unglücksfall.) Ein bedauerlicher Unglücksfall hat sich hier zugetragen. Der Oberschweizer Müller hier wollte den mit dem andern Rindvieh des hiesigen Stiftsgutes auf der Koppel befindlichen Zuchtbullen in den Stall zurückbringen. Dabei wurde der Bulle wütend und verletzte den Müller innerlich so schwer, daß Müller kurz darauf seinen Verletzungen erlag und auf der Koppel verstarb.


2. Juni 1921

Finsterwalde, 1. Juni. (Notgeld.) Um den hier herrschenden Mangel an Kleingeld abzuhelfen, hat sich die Stadtverwaltung entschlossen, eine große Anzahl Papiergeldscheine drucken zu lassen. Es sollen Scheine des Stadtnotgeldes im Werte von 50, 25, 10 und 5 Pfg. in den Verkehr gebracht werden. Das Stadtnotgeld wird auf der Rückseite die beliebten Bilder von den „Sängern aus Finsterwalde“ zeigen. 


3. Juni 1921

Ein Prachtfeuerwerk wird heute, Donnerstag, abend im Schützenhausgarten von dem Kunstfeuerwerker Richter aus Glogau abgebrannt, worauf nochmals aufmerksam gemacht wird.


4. Juni 1921

Das 3. Niederlausitzer Volkswetturnen, das aus Anlaß des 60jährigen Bestehens des Männer-Turnvereins veranstaltet wird, nimmt morgen mit der Kampfrichtersitzung und der Begrüßung auswärtiger Turner im Schützenhaus seinen Anfang. Der Sonntag bringt fünf Abteilungen und zwar Fünfkampf der Männer, Dreikampf der Jugendturner, Mannschaftskämpfe, Einzelwettkämpfe für Männer und Jubiläums-Kunstturnen. Nachmittags 6 Uhr ist die Siegerverkündigung vorgesehen. Das Wetturnen findet auf dem Turn- und Sportplatz des M-T-V am Damm statt. 


11. Juni 1921

Die Zittavia Sänger, das lustige und humorvolle Sängervölkchen, hat gestern trotz des einsetzenden ungünstigen Wetters noch gut abgeschnitten. Der Kreis der Freunde der Gesellschaft hat sich bedeutend vergrößert, der Schützenhaussaal war fast ganz besetzt und die Darbietungen waren wieder derart vielseitig, dass jeder befriedigt nach Hause ging. Herr Dir. Hopfstock hat Glück in der Wahl seiner Mitarbeiter. Die Doppelquartetts, Quintetts und Quartetts fanden hinsichtlich der Ausgeglichenheit der Stimmen eine ausgezeichnete Wiedergabe. Dazu kommt der humorgewürzte Inhalt, so daß der Beifall in jedem Falle gesichert ist. R. Matthes-Wolf ist ein vorzüglicher Humorist, der nichts Abgesprochenes, sondern Zeitgemäßes  und Dezentes in seinen Vorträgen bringt. R. Lehmann hatte mit seinen ernsten und gemütvollen Tenorliedern, sowie Oppelt mit seinen Baßliedern starken Erfolg und der Tanzhumorist O. Kühn erregte unentwegt die Lachlust der Zuschauer. Die komische Soloszene „Der Turner“ (O. Brocksch) war ebenso von durchschlagendem Erfolg, wie auch Fritz Oppitz als Damendarsteller sich elegant und sicher in kleidsamen Kostümen bewegte. Den Schluß des amüsanten Abends bildete das Gesamtspiel  „Pepitta, die Dame ohne Unterleib“, das sich als harmlos, aber launig und witzig erwies. Insgesamt bot das Gastspiel wieder eine Zugkraft, die bei späterem Wiederkommen der Gesellschaft zugute kommen wird.


14. Juni 1921

Der Umfang des „Handgepäcks“.  Zu Beginn der Hauptreisezeit macht die Eisenbahnverwaltung darauf aufmerksam, dass die Mitnahme von allzu umfangreichem Gepäck in die Abteile nicht gestattet ist, weil hierdurch der Verkehr behindert und der Raum zur Unterbringung des Gepäcks anderer Reisender beschränkt wird. Die Bahnsteigsperren sind daher angewiesen worden, darauf zu achten, dass nicht unzulässig viel Gepäck in die Abteile der Züge mitgenommen wird.


15. Juni 1921

Neusalz a.O. 14. Juni. (Kein Oderverkehr.) Wenngleich Cosel-Hafen von den Aufständischen gesäubert ist, ist mit einer Wiederaufnahme der Schiffahrt  in nächster Zeit doch noch nicht zu rechnen. Der  Betrieb ruht vollständig, abgesehen von einigen Getreidetransporten ab Hamburg, für die es aber bereits an Kohle fehlt; wenn es nicht gelingt, westfälische Kohlen heranzugekommen, muss auch dieser Betrieb zum Stillstand kommen.


16. Juni 1921

Gegen Geldsammlungen unter Schulkindern. Geldsammlungen unter Schulkindern dürfen seit Jahrzehnten nicht ohne Genehmigung der Schulaufsichtsbehörde veranstaltet werden. Die Genehmigung soll nur in seltenen Fällen erteilt werden. Im Kriege sind die Sammlungen häufiger zugelassen worden. Der Volksbildungsminister hat jetzt sein Bereich angewiesen, bei derartigen Anträgen wieder die größte Zurückhaltung zu üben.


23. Juni 1921

Beleuchtung der Fuhrwerke und Fahrräder. Für die Dauer des Kriegszustandes ist die dahin vorgeschriebene Beleuchtung der Fuhrwerke und Fahrräder während der Dunkelheit außer Kraft getreten. Jetzt sind diese Vorschriften wieder in Geltung gesetzt worden, sodaß die Beleuchtung während der Dunkelheit und bei starkem Nebel wieder notwendig und  der Unterlassungsfall strafbar ist.


24. Juni 1921

Schwindler. Vom Finanzamt wird uns mitgeteilt, daß in letzter Zeit an verschiedenen Stellen Kolporteure aufgetreten sind, die sich fälschlicherweise als Beauftragte oder Beamte des Landesfinanzamtes ausgegeben und den Vertrieb eines Buches „Das Deutsche Umsatz- und Einkommenssteuerbuch“ aus dem Verlage H. Rabsilber in Frankfurt a. M. versucht haben. Unter der Vorspiegelung, daß die Nichtbestellung des Buches mit 500 M. auch 1000 M bestraft werden würde, ist es ihnen gelungen, eine nicht unerhebliche Anzahl von Bestellern zu erhalten. Die Betreffenden haben es auch verstanden, sich von Gemeindevorstehern amtliche Empfehlungen zu verschaffen, ohne daß diese die Zweckmäßigkeit des Buches kannten. – Ferner reist ein 20—24 Jahre alter Mensch mit Büchern, die zum Anschreiben der umsatzsteuerpflichtigen Einnahmen dienen sollen. Derselbe gibt sich als Beauftragter des Finanzamtes aus und versucht auch von den Steuerpflichtigen die Umsatzsteuer einzuziehen. Wegen Festnahme der Schwindler empfiehlt es sich, den zuständigen Polizeibehörden sofort Nachricht zu geben.