Gubener Zeitung

Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.

1921

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1. November 1921

Vorsicht Kartoffelschwindler.

Von der Kriminalpolizei wurden die Kartoffelankäufer Lehmann und Jeske festgenommen. Letzterer wurde nach der Aufklärung der Angelegenheit dem Untersuchungsgefängnis zugeführt. J. hatte vom Kreiskommunalverband Jülich und auch von einem Herrn Sch. aus Jülich Auftrag erhalten, Kartoffeln aufzukaufen. Zu diesem Zwecke bekam er zusammen 25000 M Vorschüsse. Das Geld hat er mit Lehmann, den er als seinen Bruder vorstellte, verbraucht, ohne auch nur einen Zentner Kartoffeln gekauft zu haben. Ein dritter noch zu ermittelnder Aufkäufer ist mit 18000 M verschwunden.


4. November 1921

Beim Neubau der Neißebrücke herrscht Feiertagsstille. Nur der unter Dampf stehende Greifer und einige Kärrner lassen ahnen, dass hier „gearbeitet“ wird. In der Nacht zu gestern erfolgte wieder ein neuer Wassereinbruch und füllte die offene Baugrube bis obenan. An sich wäre dieses Malheur nicht so groß, was jedoch die Sache verschlimmert, ist die Tatsache, daß die Elektromotoren, die die Pumpen treiben, mit „ersoffen“ sind, da sie in der Tiefe der Baugrube (!!) montiert waren, anstatt auf hoher Stellage, wo sie von derartigen Zufälligkeiten verschont geblieben wären. Auch die Maurerarbeiten können wegen Mangels an Zement, den die Bauleitung unbegreiflicherweise für Privatbauten ausgeliehen hat und jetzt nicht zurückerhalten kann, nicht fortgesetzt werden.- Man braucht also, um etwas Absonderliches zu erleben, nicht erst nach Schilda zu pilgern.


6. November 1921

Organisation der Landfrauen.

Am Sonntag nachm.3 Uhr sind in den „Schwarzen Bär“ die Gubener Landfrauen eingeladen zur Gründung einer Ortsgruppe.


8. November 1921

Der große Saal des „Kaisergartens“ machte mit seiner reichen Deckenbeleuchtung, seinen frischen Farben und seinen weißbedeckten, blumengeschmückten Tafeln einen überaus festlichen Eindruck. Nach einigen flotten Vorträgen der Wolff`schen Kapelle eröffnete der Gubener Sängerbund unter Leitung seines Dirigenten, Herrn Musikdirektors Zierau die festliche Veranstaltung mit dem klangvollen, rhythmisch belebten „ Lied hoch“, worauf Herr Lehrer Richter den von Herrn Pfarrer Dr. Anspach der Gubener Liedertafel zum 80. Geburtstag gewidmeten, das deutsche Lied preisenden Vorspruch in passender Weise vortrug.


27. November 1921

Die Gubener Instrumental-Musiker haben unter dem Druck der wirtschaftlichen Verhältnisse ihren Tarif erhöhen müssen. Es sei auf die heutige Anzeige noch besonders hingewiesen.


4. Dezember 1921

Wäschedieb.

In einem hiesigen Hotel übernachtete ein angeblicher Techniker Lindemann, der, als man sein Zimmer betrat, mit der gesamten Wäsche verschwunden war. Ferner wurden in einem Geschäft 8Dtzd. Bestecke entwendet.


6. Dezember 1921

Betrüger.

Seit einiger Zeit treibt ein angeblicher Maschinist Paul Pfeffer, angeblich aus Hamburg sein Unwesen, indem er junge Leute überredet, nach Südamerika auszuwandern. Er schreibt Schiffskarten aus, die natürlich schon wegen des geringen Preises auffällig erscheinen und lässt sich hierfür z.B. nach Rio de Janeiro 400M zahlen. Geschädigte sollen sich bei der Kriminalpolizei melden. Vor Pfeffer wird gewarnt.


14. Dezember 1921

Der überfüllte Lehrerberuf.

Mit allem Ernst und aufs eindringliche muß vor der Ergreifung des Lehrerberufs gewarnt werden. Für die jetzt in der Ausbildung begriffenen jungen Leute - besonders aber für wissenschaftliche Lehrerinnen - besteht auf viele Jahre hinaus keine Aussicht, in den Schuldienst einberufen zu werden. Für Ranghohe Lehrkräfte besteht wegen der geringen Zahl von Stellen überhaupt keine Möglichkeit mehr, in Berlin beschäftigt zu werden. In Deutschland beträgt die Zahl der nicht beschäftigten Lehrkräfte zurzeit 17000.


15. Dezember 1921

Kieselwitz 14.Dez.(Einsturz eines Holzturmes.)

Durch den Sturm der letzten Tage ist die obere Hälfte des in der staatlichen Forst zwischen Diehlo und Kieselwitz stehenden Holzturmes eingestürzt. Der 30 Meter hohe Turm ist 1909 für die preußische Landesaufnahme auf einer Anhöhe von 162 Metern durch Soldaten erbaut worden. Er wurde viel von Touristen bestiegen.


18. Dezember 1921

Hochherzige Weihnachtsspende.

Wie wir hören, hat, die BerlinGubener Hutfabrìk AG (vorm. A Cohn) vom Magistrat der Stadt Guben zur Linderung der herrschenden Not unter den Bedürftigen der Stadt wiederum einen größeren Betrag (100 000 M) zur Verfügung gestellt. Durch diese hochherzige Weihnachtsspende kann viel Not und Elend gemildert werden und dankbar werden die Bedürftigen der wohltätigen Spenderin gedenken.


28. Dezember 1921

Neue Aktiengesellschaft in Guben. In Frankfurt a. M. wurde am 18. Dezember 1921 eine neue Aktiengesellschaft unter der Firma Guben – Rastatter Hutstoffwerke Akt.-Ges. mit dem Sitz in Guben errichtet.


29. Dezember 1921

Breslau, 28. Dez. (Zur Erhaltung des Deutschtums in Polnisch-Oberschlesien.)

Wie jetzt bekannt wird, hat sich im polnisch werdenden Teil Oberschlesiens bereits eine größere Anzahl von Bürgermeistern und leitenden Gemeindebeamten bereit erklärt, ihre Posten auch nach der Übergabe des Landes an Polen beizubehalten. Auch eine Anzahl von deutschgesinnten Lehrern, meist Deutsche, die der deutschen und polnischen Sprache mächtig sind, hat sich bereit erklärt, unter polnischer Herrschaft auszuharren. Dagegen ist kein einziger deutscher Richter bisher zum Bleiben zu bewegen gewesen.