Gubener Zeitung

Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.

1921

Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November

02. Februar 1921

Schöffengericht, § Guben, 26. Januar.

Fortgesetzter Diebstähle hatte sich der Matrose Ernst M. aus Guben, damals noch nicht 18 Jahre alt, an Bord eines Schulschiffes schuldig gemacht. Er war geständig, teils dem Schiffsverein, teils Kameraden gehörige Gegenstände entwendet und verkauft zu haben. Der Antrag des Amtsanwaltes wie das Urteil lauteten auf 10 Tage Gefängnis. Der Strafvollzug wird bis zum 1.Januar 1924 ausgesetzt.


03. Februar 1921

Die Kraatz´sche Mordaffäre in Küppern.

In unserer Stadt und in den umliegenden Orten geht noch immer das Gerücht um, daß die Mörder der Kraatz´schen Familie in Küppern inzwischen ermittelt worden seien und bereits ein Geständnis abgelegt haben. Dieses Gerücht entbehrt, wie uns von zuständiger Stelle mitgeteilt wird, jeder Begründung. Bis jetzt hat über die Mörder leider noch nichts ermittelt werden können. 


06. Februar 1921

Kerkwitz, 5. Febr. (Denkmal für Gefallene.) Hier ist seit einiger Zeit ein Ausschuß beschäftigt, die Vorarbeiten zu einer Denkmalssetzung für die Gefallenen aus unserer Gemeinde zu erledigen. Als Standort des Denkmals wurde ein Teil des Spielplatzes vor der Schule ausgewählt.

§ Wäschediebstahl. Am 3.Februar gelang es hier, auf der Bahn einen Reisekorb mit Wäsche im Werte von 20 000 M zu beschlagnahmen, die eine Näherin Sch.  einem Gutsbesitzer v. R. im Kreise Golbin Nm.  entwendet hatte. Der Korb mit Wäsche sollte nach einem benachbarten Dorfe gebracht werden.


07. Februar 1921

Forst, 31. Jan. (Musikfest.) Die Vereinigung der Kunstfreunde in Forst veranstaltet Montag, den 21.Februar, und Dienstag, den 22.Februar, ein Musikfest. An beiden Abenden findet im Konzerthaus Lindengarten von 8 Uhr an großes Orchester- und Gesangskonzert statt, das von dem Dresdner Philharmonischen Orchester in Stärke von 70 Musikern unter Leitung seines Dirigenten Edwin Lindner ausgeführt wird. Ferner wirken Frau Charlotte Viereck-Kimpel und Kammersänger Robert Burg, beide von der Dresdner Staatsoper, als hervorragende Solisten mit. Der Besuch kann auch allen Musikfreunden in den Nachbarstädten Forsts warm empfohlen werden.


08. Februar 1921

Das Hotel „Blauer Engel“ wird zum 1.April d. Js.  eingehen. Die Niederlausitzer Bank, A.G., Zweigniederlassung Guben, hat vom genannten Zeitpunkte ab das Hotelgrundstück von dem Eigentümer, Herrn Fritz Wolff auf einen längeren Zeitraum gepachtet und wird die Räume beziehen. In den Keller wird eine große, allen Anforderungen der Neuzeit entsprechende Stahlkammer eingebaut. Im Erdgeschoß und zum Teil auch im 1. Stockwerk werden Geschäftsräume der Bank untergebracht, die übrigen Räume zu Wohnungen hergerichtet. Mancher alteingesessene Gubener wird das Eingehen dieses altrenommierten Hotels, das annähernd hundert Jahre im Besitze der Familie Wolff ist und ein Stück Gubener Geschichte repräsentiert, bedauern. Im Jahre 1817 ist der Gasthof von dem Fleischermeister Heinrich Erdman Kalisch käuflich übernommen worden, dessen Tochter Auguste Amalie sich 1830 mit dem Kaufmann Carl August Wolff verheiratete, welcher schon 1844 starb. Die vielen Gubener Bürgern später als „alte Engelwolffen“ bekannte Wirtin hat den Gasthof als Witwe fortgeführt, 1862 ihrem Sohn Carl Gustav, dem Vater des jetzigen Besitzers übergeben. Dieser hat den einen Teil des Gasthofes umgebaut und starb Weihnachten 1895. Am 1. April 1891 übernahm der derzeitige Wirt, Herr Fritz Wolff das Haus von seiner Mutter und baute das Hotel zu seiner jetzigen Gestalt aus. Nach genau 30jähriger Tätigkeit geht jetzt die in den weitesten kaufmännischen Kreisen bekannte Gaststätte ein, weil die zwei noch lebenden Söhne des jetzigen Besitzers einen anderen Beruf ergriffen haben. Vier Generationen hindurch ist das Hotel im Besitz der Familie Wolff gewesen. Wie wir hören, beabsichtigt Herr Wolff sich nicht ganz in das Privatleben zurückzuziehen, sondern will in seinem Hause, und zwar an der nach der Königsstraße zu belegenen Räumen, eine Weinstube mit Weinhandel betreiben, sodaß alte und neue Stammgäste immer noch eine anheimelnde Stätte finden, wo es einen „guten Tropfen“ gibt.


09. Februar 1921

§ Spremberg, 8.Febr. (Vom Kraftwagen überfahren.) Die nicht scharf genug zu bekämpfende Gewohnheit der Kinder, sich an fahrende Wagen anzuhängen oder neben Ihnen herzufahren, hat hier zu einem bedauerlichen Unfall geführt. Als der Autoomnibus des Kraftwagenverkehrs „Marken“ durch die Dresdener Straße fuhr, liefen wieder mehrere Jungen daneben her, stiegen auf das Trittbrett und hielten sich an den Schutzblechen der Räder an. Der achtjährige Schüler Lehmann geriet dabei zu Fall und das Hinterrad des schweren Wagens fuhr ihm über den einen Fuß. Der Knochen wurde vollständig zerdrückt, so daß eine Amputation unvermeidbar sein dürfte.


14. Februar 1921


16. Februar 1921

Von der Ortsgruppe heimattreuer Oberschlesier wird uns mitgeteilt, daß in der Stadt das unsinnige Gerücht aufgetaucht sei, als ob die hiesige Ortsgruppe heimattreuer Oberschlesier der polnischen Sache Vorschub leisten könnte. Diese beleidigende Zumutung muß die Ortsgruppe schärfstens zurückweisen. Es sollten schon die Persönlichkeiten ihres Vorstandes genügend Garantie bieten, daß derartige Vermutungen nur müßiges Gerede sind. Die Ortsgruppe ist ein Glied der vereinigten Verbände heimattreuer Oberschlesier, die ausschließlich der guten heutigen Sache und Erhaltung Oberschlesiens bei Deutschland dienen. Um aber allen Mißverständnissen vorzubeugen, wird die Ortsgruppe fernerhin zeichnen: Vereinigte Verbände heimattreuer Oberschlesier, Ortsgruppe Guben.    


22. Februar 1921

Blindenkonzert. Am Sontag, dem 27. Februar findet im Schützenhaussaal ein Wohltätigkeits-Blindenkonzert, verbunden mit einer Verkaufs-Ausstellung der von Blinden hergestellten Arbeiten statt. Das Programm enthält Männerquartette, Violin- und Trompetensolis, Rezitationen, sowie einen Vortrag aus dem Blindenwesen. Eintrittskarten sind bei Krüger u. Oberbeck zu haben. (Siehe Anzeige.)  


24. Februar 1921

35 Prozent-Zuschlag zu Wohnräumen, 40 Prozent-Zuschlag zu gewerblichen Räumen genehmigt.

Wie wir hören hat der Regierungspräsident mit Verfügung vom 15. Februar den Antrag des Magistrats zu Guben, die Höchstgrenze für Mietzinssteigerungen auf 35 Prozent Zuschlag für Wohnräume und 40 Prozent Zuschlag für gewerbliche Räume genehmigt. Die amtliche Bekanntgabe dieser Verfügung wird in den nächsten Tagen erfolgen. 

                     

Ueber die Zulassung von Mädchen zum Besuch höherer Knabenschulen verlautet, daß in jedem einzelnen Falle die Genehmigung des Ministers nachgesucht werden muß. Zugelassen werden nur besonders begabte Mädchen an Orten, wo entsprechende Lehranstalten oder Nebenkurse für sie nicht vorhanden sind.  


25. Februar 1921

Deutsche Kinderhilfe. Im Landkreise Guben sind in vielen Gemeinden Sammlungen für die „Deutsche Kinderhilfe“ veranstaltet worden. Die Sammler fanden bereitwillige Spender unter Privatpersonen, Schulkindern, Gemeinden und bei Veranstaltungen usw. Insgesamt wurden bisher aus 45 Gemeinden 11591,55 M an die Kreiskommunalkasse abgeführt; einzelne Gemeinden stehen noch aus. Mit 300 M und darüber sind folgende Spender vertreten: Gut Groß-Breesen (300 M.), Knape-Gr. Drewitz (1000 M), K.-R. Lehmann-Gr.-Gastrose (300 M.), Gemeinde Germersdorf (522,50 M.), Gemeinde Horno (615,25 M.), Dr.Hardy-Lübbinchen (300 M.), Gemeinde Merke (306 M.), Schule Pohlitz (307 M.), Gemeinde Ratzdorf (963,25 M.), Gut Schenkendöbern (300 M.), Kirchengem. Schenkendorf (538,70 M.), Schule Starzeddel (440,50 M.), Gemeinde Streichwitz (451,90 M.), Gemeinde Wiesenau (455 M), Gut Wirchenblatt  (500 M.). – Den freundlichen Spendern und Sammlern spricht der Landrat im amtlichen Kreisblatt besten Dank aus. Besonderen Dank und Anerkennung sagt er der Gemeinde Ratzdorf für das gute Ergebnis ihrer Sammlung.

   


26.Februar 1921

Der nächste Rindvieh- und Pferdemarkt findet in Guben am Dienstag, dem 1.März d. J., statt. Der Magistrat weist auf die Bekanntmachung im heutigen Anzeigenteil mit dem Bemerken hin, daß eine Veröffentlichung wegen des stattfindenden Marktes auch in entsprechenden Fachzeitungen erfolgt ist.