Gubener Zeitung

Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.

1921

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01. März 1921

Diebstahl. In einer der letzten Nächte ist aus dem Eiskeller von Hafelbach, Schögelnerstr. ein Elektrogleichstrommotor aus einem Schuppen im Hofe vom Fundament abgeschraubt und gestohlen worden. Die Trommel des Motors hat einen Durchmesser von etwa 40 cm. Auf einem Schild, welches an dem Motor angebracht ist, stehen folgende Zeichen: 4,5 Amp. 220 Volt, 1450 Umdrehungen, Lameyer-Frankfurt, Nr. 23885. Sachdienliche Angaben nimmt die Kriminalpolizei hier entgegen.

Axel Hellström gibt am 3. und 4. März im Kaisergarten ein Gastspiel. Man sagt ihm besonders hervorragende Leistungen nach. Hellström führte z.B. vor der Lübecker und Bremer Kriminalpolizei staunende Experimente der Gedankenübertragung vor. Am 9. Mai 1919 gewann er in Hamburg eine Aufsehen erregende Wette um 5000 Mark in 9 Minuten und trat im Anschluß an diese dort ununterbrochen 6 Monate vor ausverkauften Häusern auf. Nach einer Tournee in Amerika von 6 Monaten Dauer trat er in letzter Zeit in Berlin, Darmstadt, Düsseldorf, Frankfurt a. O. und Lübeck mit wiederholten Aufführungen vor ausverkauften Häusern auf.


02. März 1921

Forst, 1.März. (Feuer im Stadtmühlengrundstück.) Ein Schadenfeuer ist gestern früh auf dem Stadtmühlengrundstück ausgebrochen, und zwar in dem am Ufer des Mühlengrabens liegenden Gebäude, in welchem die Städtischen Pferde untergebracht sind. Das Feuer, das jedenfalls durch Selbstentzündung des über den Pferdeställen lagernden Heues oder durch Kurzschluß entstanden ist, entwickelte sich so schnell, daß die Bewohner der auf der Südseite über dem Kontor des Tuchfabrikanten Richard Hentschel liegenden Räume in Lebensgefahr  gerieten. Da eine Flucht über die Treppe durch dicken, beißenden Qualm abgeschnitten war, mußten die Leute auf angelegten Leitern durch die Fenster gerettet werden. Große Vorräte von Heu wurden von dem Feuer vernichtet. Die Feuerwehr griff den Brandherd von verschiedenen Seiten mit Erfolg an, so daß nach etwa einstündiger Arbeit die größte Gefahr beseitigt war. – Wie  mitgeteilt wird, ist der durch das Feuer entstandene Schaden durch Versicherung voll gedeckt.   

Sommerfeld, 1. März.(Einstweilige Betriebseinstellung auf der Nebenbahn Sommerfeld-Teuplitz-Muskau .) Wie gemeldet wird, sieht sich die Lausitzer Eisenbahngesellschaft Sommerfeld von heute, dem 1.März, ab genötigt, den Betrieb wegen Kohlemangels bis auf weiteres einzustellen. Im Interesse aller an der Bahnstrecke liegenden Ortschaften und Betriebswerke ist nur dringend zu wünschen, daß die für den Verkehr scharf einschneidende Maßnahme bald wieder behoben sein wird.  

Das Gastspiel der Zittavia-Sänger im Schützenhause heute, Dienstag, abend verspricht sehr unterhaltend zu werden. Die lustige Schar, die ihren Ruf auch in Guben befestigen will, wird mit einer besonders guten Auswahl von Darbietungen aufwarten.


03. März 1921

Eine Schiffstaufe mit Hindernissen. Die Flensburger Schiffswerft hat gestern vormittag ihre gesamte Arbeiterschaft, etwa 2000 an Zahl, ausgespert. Ein für die Aktiengesellschaft Hugo Stinnes in Hamburg erbauter, 12 000 Tonnen großer Dampfer sollte gestern von Stapel laufen. Das Schiff sollte den Namen Tirpitz erhalten, womit sich jedoch die Mehrheit der Arbeiterschaft nicht einverstanden erklärte. Da ein Vermittlungsvorschlag ergebnislos verlief, griff die Direktion zu der genannten Maßnahme. Staatssekretär a.D. von Tirpitz, der mit Stinnes und anderen Persönlichkeiten auf der Werft erschien, taufte das Schiff  auf seinen Namen. Der Stapellauf erfolgte indessen nicht. 

       


06. März 1921

Hühnerdiebstahl. Am 4. d. Mts. im Laufe des Vormittags sind von einem Grundstück in der Hundsgasse, aus dem Hühnerauslauf lebend ein weißer Hahn, 3 weißgrau gesprengelte, 1 weißbunte,  1 braune und 1 schwarze Henne  gestohlen worden. Vor Ankauf der Tiere wird gewarnt. Sachdienliche Angaben, die zur Ermittlung des Täters führen könnten, erbittet die Kriminalpolizei, Markt 12, 1 Treppe, Zimmer 1.

Aus der Geschichte der Stadt Guben. Die Volkshochschule teilt uns mit, daß die beiden ursprünglich für den 4. und 11. März geplanten Vorträge des Herrn Lehrer Gander auf den 11. und 18. März verlegt werden mußten, sodaß also am 11. März der Hussiteneinfall in die Lausitz und am 18. der Bürgeraufstand in Guben 1604 behandelt werden wird. Die Vorträge sind öffentlich und kostenlos. Näheres wird noch mitgeteilt. 

Stadttheater. Am Sonntag abend wird zum ersten Male „Die Scheidungsreise“, der Schlager des Berliner Künstlertheaters, aufgeführt, der in Berlin seit Monaten auf dem Spielplan ist. Seinen Erfolg hat der Schwank in erster Reihe dem bekannten Lied „Warum denn weinen“ zu verdanken. Die Hauptrollen werden von Frl. von Holbein und Herrn Warberg, der auch die Spielleitung hat, dargestellt. Für nächste Woche ist als Kammerspielvorstellung die Kindertragödie „Frühlingserwachen“ von Wedekind in Aussicht genommen. Am Dienstag wird zum letzten Male „Der Zigeunerbaron“ aufgeführt.  


08. März 1921


09. März 1921

Glogau 8.März (Ein Kind ertrunken.) Am Sonnabend spielte dass 10jährige Mädchen Else Höppner am Schützenhausufer. Da ihm ein Holz oder sein Kreisel ins Wasser gefallen war, bückte sich das Kind über die Böschung. Hierbei muss es das Übergewicht verloren haben. Eine  Rettung war leider nicht mehr möglich,  Die Leiche könnte noch nicht geborgen werden.


10. März 1921

Ehrenkonzert der Theaterkappelle. Am Montag, dem 14. März, veranstaltet die Direktion des Stadttheaters ein Symphonie-Konzert, dessen Gesamteinnahme den Mitgliedern des Orchesters zugute kommen soll. Da die wirtschaftliche Lage der hiesigen Musiker eine äußerst mißliche ist und sehr dringend einer finanziellen Hilfe bedarf, wäre es erwünscht, wenn alle Theaterbesucher in dankbarer Anerkennung der unterhaltenden Stunden, die ihnen das Orchester während der Winterspielzeit schon bereitet hat, auch dieses Symphonie-Konzert besuchen wollten. Eventuelle Spenden und Ueberzeichnungen nimmt der Orchesterausschuß dankend entgegen. 


11. März 1921


13. März 1921

Eine reisende Betrügerin mit ihrer angeblichen Tochter wurde hier in einem Hotel von Kriminalbeamten festgenommen und dem Amtsgericht zugeführt. Es handelt sich um eine Bankdirektorenwitwe aus Dresden die aber schon seit einem Jahr keinen festen Wohnsitz hat. Sie logiert sich in Pensionen und Hotels ein und verschwindet, ohne bezahlt zu haben. Soweit sich bisher feststellen ließ, wird sie von drei auswärtigen Behörden wegen gleicher Betrügereien, ferner wegen Diebstahls und Unterschlagung gesucht. 


15. März 1921

Hamburg 14.März. Am Sonntag nachmittag wurde der Chinese Tichen Jar, Besitzer einer Wäscherei in Hamburg, ermordet und beraubt aufgefunden. Jar war am Sonnabend mit chinesischen Freunden zusammen in einem Kellerlokal, das er als Lagerraum gemietet und als Opiumhalle eingerichtet hatte, und hatte im Spiel gewonnen, darauf wurde Opium geraucht. Die Täter hatten diesen Zeitpunkt abgewartet, um Jar zu überfallen. Es kam zu einem Kampf. Jars Körper war ganz mit Blut bedeckt. Er weist Stichwunden in die Herzgegend und 4 Schußverletzungen auf. Geraubt wurden eine Brieftasche mit 11 000 M. Inhalt, ein Portemonnaie mit Inhalt und mehrere Schmucksachen. Verschiedene Chinesen, die verhaftet worden waren, mußten wieder freigelassen werden.  


16. März 1921


17. März 1921

Stadttheater. Am Montag, dem 21. findet ein interessanter Theaterabend statt: Frl. Maria Fein vom Deutschen Theater in Berlin wird ein einmaliges Gastspiel als Magda in der „Heimat“ von Sudermann absolvieren. Frl. Fein gehört seit Jahren zu dem Reinhardt-Ensemble und wird zu den beliebtesten Darstellerinnen Berlins gezählt. - Freitag zum letzten Male: Die „Scheidungsreise“.  - Die Erstaufführung des neuen entzückenden Lustspiels „Peterle“ findet am Sonnabend für den Volksbildungsverein statt; diese Vorstellung wird für das Publikum in der nächsten Woche auf dem Spielplan erscheinen. - In Vorbereitung eine neue Operette: „Die tanzende Maske "von R. Benatzky.


18. März 1921

Rom, 15. März. Ingenieur Brezzi, der Erfinder eines neuen Fallschirmes, der von jedem Luftfahrzeug aus benutzt werden kann, hat mit seinem Apparat einen Versuch gemacht, indem er sich von einer Höhe von 300 Metern in der Nähe von Forte Trionfale fallen ließ. Der Versuch ist vollständig geglückt. Die Erfindung ist von der spanischen Regierung angekauft worden,


19. März 1921

Oppeln, 18. März. (Neue Briefmarken.) Die Interalliierte Kommission gibt bekannt, daß am Abstimmungstage besondere Briefmarken in den Werten von zehn bis hundert Pfennigen einschließlich ausgegeben werden. Die bisherigen Briefmarken werden mit dem Aufdruck: „Abstimmung 20. III. 21“ versehen.


22. März 1921

Jugendklub. Am Karfreitag unternimmt der Jugendklub einen Ausflug nach den Grießener Bergen. Abmarsch früh 7.30 Uhr von der Schützenhausbrücke. Als Anzug ist ein leichter Wanderanzug zu empfehlen. Auf derbe, gutsitzende Stiefel ist zu achten. Verpflegung ist für den Tag mitzubringen. Im Dorfe Taubendorf wird eine Stunde Rast gemacht. Von da aus beginnt eine Schnitzeljagd, wozu jedes Mitglied eine Tüte mit Papierschnitzel mitbringen soll. Wer nicht für die Rückreise in den Verlust der für Jugendliche bestehenden Fahrpreisermäßigung geraten will, hat sich bis spätestens Dienstag abend bei Jugendpfleger Hardt zu melden und das Fahrgeld im Voraus zu entrichten. 


24. März 1921

Ausbau eines Hafenschuppens für Wohnzwecke. Das auf dem Hafengelände unmittelbar an der Schlachthofmauer befindliche massive Schuppengebäude wird am 1.April d. Js. frei. Der Unterausschuss zur Beschaffung von Notwohnungen hat vorgeschlagen, diese Schuppenanlage zu einer Wohnung für den Hafenmeister auszubauen. Aus dem Schuppen lassen sich eine Küche und 2 Stuben gewinnen. Die Baukosten werden voraussichtlich 20 000 Mark nicht übersteigen. Nach Mitteilung des Stadtverordneten Noack schlägt die Kommission, die den Schuppen besichtigt hat, vor, an das Grundstück mit dem Bureau des Hafenmeisters eine Wohnung für den letzteren anzubauen und den Schuppen weiter zu verpachten. Unter Ablehnung der Magistratsvorlage wurde der Kommissionantrag angenommen.


30. März 1921

Unfall. Am Montag nachm. 4 Uhr 45 wurde die Feuerwehr zu einem Unfall nach der Crossener Straße gerufen. Ein Pferd des Ziegeleibesitzers Kempe war gestürzt und hatte sich äußerliche Verletzungen zugezogen. Mit Hilfe des Pferdehebezugs gelang es der Wehr, das gestürzte Pferd nach kurzer Zeit auf die Beine zu helfen. 


31. März 1921

Schaufenstereinbruch. In der Nacht zum 29. März wurde in das Schaufenster eines Herrengarderobengeschäfts in der Königstraße ein Einbruch verübt. Wie die Untersuchung ergeben hat, ist das große Schaufenster mit einem Ziegelstein eingeschlagen worden und Nachbarsleute haben den Knall vernommen. Ehe indessen der Geschäftsinhaber verständigt werden konnte, hatte der Dieb die Beute  durch das geschlagene Loch in Sicherheit gebracht. Gestohlen wurden 4 Meter hellgrauer Paletotstoff und 5 Meter dunkelgrüner Anzugstoff im Werte von etwa 2500 M. Sachdienliche Mitteilungen, die zur Auffindung der gestohlenen Ware führen könnten, nimmt die hiesige Kriminalabteilung entgegen.