Gubener Zeitung

Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.

1906

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1. Dezember 1906

Eine ganz besondere Bedeutung hat der 1. Advent in diesem Jahr für unsere Stadt- und Hauptkirche. 1706, mitten in der schwedischen Invasion und den Zeiten schwerster Bedrängnis für unsere Stadt, entstand als Beispiel von Liebe und frommer Zuneigung der Bürger zu ihrer Kirche die kostbare schöne Kanzel unserer Kirche, deren Kosten durch freiwillige Gaben aufgebracht wurden. Poppo schreibt in seiner Kirchen- und Schulchronik 1768: Es kam solche neue Kanzel 1706 und wurde am 1. Advent eingeweiht und zum erstenmal darauf gepredigt am 28. November. Die Bürgerschaft, bei welcher dazu colligiert (gesammelt) wurde, hatte ihre Liebe, der bösen Kriegstrouble ohngeachtet, so reichlich bewiesen, dass über 200 Taler eingekommen sind. 1720 erstand unter verhältnismäßig größeren Opfern der künstlerische Hochaltar.


8. Dezember 1906

Viehzählung. In der Stadt Guben wurden gezählt: 2649 Gehöfte, davon 1034 mit Viehstand; viehbesetzte Haushaltungen gab es 1145. An Vieh war vorhanden: 700 Pferde, 945 Rinder, 16 Schafe, 2108 Schweine. Im Jahre 1904 wurden gezählt: 679 Pferde, 860 Rinder, 13 Schafe, 1418 Schweine, 2186 Ziegen. Die Ziegen sind diesmal nicht gezählt worden.


16. Dezember 1906

Besitzwechsel. Das benachbarte Rittergut Deulowitz ist durch Kauf aus dem Fischer´schen Besitz in denjenigen eines Landwirts Wernicke aus Berlin übergegangen.


19. Dezember 1906


21. Dezember 1906

Pferdebesitzer, die ihren Pferden die Hufeisen noch nicht haben schärfen lassen, wollen wir hiermit erinnern, es nicht weiter aufzuschieben, da bei zunehmender Kälte die Wege noch glatt bleiben werden. Pferden vor Lastwagen ist es oft eine große Erleichterung, an glatten Stellen, wo sie trotz scharfer Eisen immer wieder abgleiten, wenn man ihnen eine alte Decke dicht vor die Füße legt oder mit Lappen ihnen die Füße umwickelt, damit sie auf dem beeisten Pflaster fest auftreten können. Jeder Lastwagen sollte jetzt, wie es an anderen Orten üblich ist, zu diesem Zwecke immer irgend ein altes Stück Zeug mitnehmen, für den Fuhrherrn ist dies überhaupt keine Ausgabe und den Pferden wird damit oft eine große Qual erspart.

Fahrplanuhr. Die Verwaltung der elektrischen Straßenbahn hat seinerzeit vor der Post neben dem Fahrplankasten eine Uhr aufstellen lassen. Viele Leute betrachten diese als einen  unverständlichen Luxus oder als Dekorationsstück, da man die Zeit doch ganz bequem von der Turmuhr ablesen kann und wir hier in Guben nicht auf dem Standpunkte jenes Kalauer Witzboldes stehen, der zwei Uhren nebeneinander für nötig hielt, im Falle zwei Personen zur gleichen Zeit nach der Uhr sähen. Die Uhr der Straßenbahn ist nun in der Hauptsache ein Fahrplan. Jeder rote Strich auf dem Rande des Zifferblattes zeigt das Eintreffen eines Wagens an, und zwar gilt das für jede Fahrtrichtung, da sich am Markte die Wagen kreuzen. Während des 15 Minuten-Verkehrs (statt des 71/2 Minuten-Verkehrs) wird jedes Mal ein Strich übersprungen.


28. Dezember 1906

Ein echtes Weihnachtsfest mit Schnee und Eis, wie wir es seit Jahren nicht gehabt haben, war uns in diesem Jahre beschieden. Als am Tage vor dem Fest in den Mittagsstunden das so tief gesunkene Quecksilber im Thermometer immer höher stieg und fast den Nullpunkt erreichte, fürchtete mancher, das zu Weihnachten schon traditionell gewordene Schmutzwetter mit Regen werde sich auch diesmal einstellen. Aber es kam doch anders. Die Quecksilbersäule im Thermometer fiel wieder, die angekündigten Niederschläge gingen am ersten Feiertag nieder, doch in Form von Schnee, der eine prächtige Schlittenbahn bildet. Der zweite Feiertag war ein herrlicher Wintertag mit einigen Grad Kälte. In der Nacht zu Donnerstag ging wieder reichlich Schnee nieder und unausgesetzt schneite es weiter. – Während der letzten 11/2 Jahrzehnte brachten die Weihnachtstage ausschließlich Tauwetter oder doch nur für kurze Zeit leichten Frost (z.B. 1899). 1890 ereignete sich zum letzten  Mal der Fall, daß während der Festtage andauernd mäßige Kälte herrschte. Eine strenge Kälte von -6 Gr., wie sie in der Nacht zu Sonntag herrschte, ist dagegen schon seit den siebziger Jahren in der Weihnachtszeit nicht mehr dagewesen. Das kälteste Weihnachtsfest fiel in das Jahr 1876. Sehr strenge Kälte in der Weihnachtszeit brachten besonders die Jahre 1870 und 1855. Bemerkenswert wegen der enormen Menge Schnee in weiten Teilen Norddeutschlands war das Jahr 1886, wo durch einen  vier Tage langen, kolossalen Schneefall (19.-23. Dezember) der Eisenbahnverkehr in einer kaum wieder dagewesenen Weise behindert wurde, so dass viele Reisende, die im Schnee festsaßen, wider Willen das schöne Fest unterwegs verleben mussten. Man muß sehr lange zurückgehen, bis man eine Weihnachten mit so starkem Schneefall findet. Das war im Jahre 1829. Kurz vor dem Fest, in der Nacht zum 21. Dezember, waren damals 80 Zentimeter Schnee gefallen.


30. Dezember 1906

Den Besitzern von Kanalisationsanlagen ist zu empfehlen: gegen Frost bei Klosetträumen, insbesondere denen, welche Außenwände haben und deshalb Wind und Wetter ausgesetzt sind, Einpacken der Klosetttrichter mit Torfmull und der Wasserleitungsdruckrohre mit schlechten Wärmeleitern , wie Papier, Filz, Asbest usw.; möglichstes Geschlossenhalten der Klosettdeckel, von Türen und Fenstern in den Klosetträumen; bei großer anhaltender Kälte Heizen der Klosetträume durch eine gut befestigte brennende Petroleumlampe oder Gasflamme, Überdecken gemauerter Hofsinkkästen mit einem Holzbrett.