Gubener Zeitung

Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.

1906

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6. September 1906

Das Gerücht, dass der Kaiser gestern Mittag im Automobil unsere Stadt passiert habe, war gestern verbreitet und wurde von Personen, die ihn erkannt haben wollten, hartnäckig aufrecht erhalten. Ist es wirklich nötig, ein solches Gerücht für falsch zu erklären? Es sei hiermit geschehen. Der Kaiser weilte gestern den ganzen Tag in Berlin und fährt erst morgen nach Breslau ab. Entstanden war das Gerücht dadurch, dass gegen 2 Uhr Nachmittag zwei Automobile mit militärischen Insassen hier durchfuhren, die sich auf dem Wege nach Sommerfeld befanden, was aus der Auskunft zu hören war, die der ein Chauffeur von einem Herrn auf der Frankfurterstraße erhielt.

Seltene Fruchtbarkeit. Nicht nur die Getreide-, Heu- und Obsternte ist in diesem Jahre gut, sondern auch die Kartoffelernte verspricht reichliche Erträge. Sahen wir doch in diesen Tagen Kartoffeln aus Niemtzsch, aus dem „Heiligen Lande“, von denen eine 630, eine andere sogar 725 Gramm wog, und solcher Kartoffeln befanden sich 18 bis 20 an einer Staude. Es ist somit dafür gesorgt, dass die Fruchtpreise im wohltuenden Gegensatz zu den hohen Fleischpreisen niedrig bleiben,

Altweibersommer. Der sogenannte „Altweibersommer“ ist gegenwärtig an der Herrschaft. Alle charakteristischen Eigentümlichkeiten dieser alljährlich wiederkehrenden Besonderheit unseres Klimas sind diesmal in besonders scharf ausgeprägter Weise vorhanden: der gleichmäßige und hohe Barometerstand, die völligen Wolkenlosigkeit des Himmels, die nahezu vollkommene Ruhe der Luft und die hochsommerlichen Wärmegrade. Seit 1901 haben wir keinen so prachtvollen Spätsommer mehr gehabt, denn in den folgenden Jahren gelangte er nie zur vollständigen, ungehinderten Entfaltung, und war nur ansatzweise und  wenige Tage lang zu verspüren. Auffallend ist der bisherige Altweibersommer nicht nur durch seine ungewöhnlich hohen Temperaturen, sondern durch seinen verhältnismäßig schon sehr frühen Eintritt. Meist pflegt er sich nämlich erst gegen Mitte des Monats, oft erst in der zweiten Hälfte einzustellen, während er in diesem Jahre bereits am 30. August begann. Zum letzten Male stellte er sich im Jahre 1886  so früh ein und zeichnete sich auch auf die gleiche, ungewöhnliche Hitze und Schönheit der Witterung aus wie in diesem Jahre. Wenn die Analogie zwischen  beiden Jahren weitergeht, dürfen wir übrigens noch auf eine längere Dauer des gegenwärtigen Prachtwetters rechnen, denn 1886  erfolgten Wetterumschlag und Temperatursturz erst am 21. September. 1885 währte der Altweibersommer sogar über vier Wochen. In der Regel beträgt die Dauer der Erscheinung  ein bis zwei Wochen, selten weniger.


11. September 1906

Eigenartige Ortsnamen, in denen die Tierwelt zahlreich vertreten ist, weist das Postverzeichnis für die Mark Brandenburg auf. So findet man Namen wie die folgenden: Adlershof, Bärenschlauch, Bieberheim, Bienenhof, Dohlennest, Dammhirsch, Entenfang, Eselshütte, Eule, Alter Gaul, Fliegendes Roß, Grünhirsch, Goldener Löwe, Hecht, Hammelstall, Hundekehle und Hundebelle, Kaninchenhaus, Kuckuck, Kuhfort, Kuhbier, Rabenstein, Schwan, Hungriger Wolf, Schwarzer Kater, Schweinepfeife, Ziegenwerder u.a.m. Vielfach begegnet man fremden Ortsbezeichnungen, wie Kapernaum, Jerusalem, Zion, Ninive, Ceylon, Jamaika, Malta, Corsika, Saratoga, Anopilis, Charlestown, Havanna, Maryland, Pennsylvanien, Philadelphia. Eigenartig muten auch die nachstehenden Namen an: Almosen, Allzunah, Apostelgarten, Bierfässchen, Fegefeuer, Paradies, Trinkemal, Letzte Groschen, Totenkopf, Totengräber, Elend, Mißgunst und Bahnwärter.


14. September 1906

Die Einquartierung des Ulanen-Regiments Nr. 3 trifft am 21., 22. und 23. September in den in Nr. 211 aufgezählten Ortschaften des Landkreises Guben ein.


26. September 1906

Grobe Ausschreitungen wurden Sonntag abend in der Sprucke durch 3 Ulanen verübt, die auf einem Dorfe der Umgebung einquartiert waren. Sie rasselten dabei sehr mit dem Säbel und erschreckten friedliche Einwohner. Ihre Namen sind ermittelt und dem Regiment ist Anzeige von ihren Heldentaten erstattet worden.