1906
Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember5. Oktober 1906
Umbau des Bahnhofs. Der hiesige Bahnhof genügt in seiner jetzigen Gestalt schon lange nicht mehr den stetig wachsenden Anforderungen des Verkehrs. Die Bahnverwaltung hat sich deshalb zu einem umfangreichen Umbau entschlossen, der namentlich auf der Breslau-Berliner Strecke wesentliche Verbesserungen bringt und dem Publikum eine größere Sicherheit als jetzt gewährleistet, indem es dann nicht mehr über das erste Geleise zu dem auf dem zweiten Geleise stehenden Zuge zu gehen braucht. Die beiden ersten Geleise werden nebeneinander gelegt und dann in einiger Entfernung noch ein drittes, neues Personenzuggeleise gelegt. Zwischen diesen Geleisen wird ein großer, überdeckter Bahnsteig angelegt von 220 Meter Länge und 9 Meter Breite. Der Zugang zu diesem Bahnsteig erfolgt durch einen Tunnel, der sich voraussichtlich an den Tunnel nach der Stadt direkt anschließt. Um Raum für den Bahnsteig zu schaffen, müssen große Geleisumlegungen erfolgen, der dem Bahnhof gegenüberliegende Schuppen fällt weg. Auf der anderen Seite des Bahnhofes sind die Veränderungen nicht so weitgehend. Hier wird u. a. ein neues Freiladegeleis für den Güterverkehr angelegt. Der Güterverkehr von und nach der Stadt erfährt dadurch eine wesentliche Verbesserung. Auf der Strecke nach Cottbus wird ebenfalls ein Stellwerk, eine Zentralweichenstelle angelegt. – Mit dem Bau ist bereits begonnen worden. Er dürfte etwa im Laufe eines Jahres vollendet sein. Die gesamten Kosten dürften mit 400 000 Mark eher zu niedrig als zu hoch geschätzt sein.
11. Oktober 1906
Die städtische Volksbibliothek umfasst nach dem neuaufgestellten Bücherverzeichnis 5936 Bände. Rechnet man dazu noch die in mehreren Hundert Heften vorhandenen Reiseschriften, so ergibt sich die stattliche Zahl von mehr als 6000 Bänden.
14. Oktober 1906
18. Oktober 1906
Ein neuer Tarif für das städtische Krankenhaus ist in der gestrigen Stadtverordnetensitzung festgesetzt worden. Der niedrigste Satz für erwachsene Patienten beträgt jetzt 2 M., bisher 1,80 M. Mitglieder, die von der Kreiskrankenkasse oder auswärtigen Krankenkassen, von den Berufsgenossenschaften usw. überwiesen werden, zahlen 50 Pfg. mehr als die hiesigen Einwohner.
26. Oktober 1906
Pförten.. (Seltene Jagdbeute. Kaninchenplage.)
Graf v. von Brühl erlegte im Großteiche von Nablat, wo er nach Enten jagte, eine große Rohrdommel (Ardea stellaris). – Wie groß die Kaninchenplage werden kann, zeigte die kürzlich auf der Feldmark Oegeln abgehaltene Kleinjagd. Es wurden nicht weniger als 600 Kaninchen geschossen. Außerdem wurden 70 Hasen und über 20 Fasanen zur Strecke gebracht. Revierförster Fr. hat in der Zeit von Juli bis jetzt 1600 Kaninchen abgeliefert. Die meisten Kaninchen wurden durch Frettchen gefangen.
27. Oktober 1906
Kaltenborn. (Giebelstube im Schulhause.) Vor längerer Zeit brachten wir die Mitteilung, daß die Lehrerwohnung im hiesigen Schulhause unzureichend sei und durch Einrichtung einer Giebelstube erweitert werden müsse, dass sich aber die Gemeinde weigere, die Giebelstube auszubauen. Jetzt ist der Ausbau der Giebelstube auf Kosten der Gemeinde zwangsweise zur Ausführung gebracht und inzwischen fertig gestellt worden. Zu diesem Bau ist bekanntlich auch die Stadtgemeinde Guben als Gutsherr zur Leistung des erforderlichen Bauholzes in Anspruch genommen worden. Der Magistrat hat sich aber geweigert und es schwebt dieserhalb noch das Verwaltungsstreitverfahren, über dessen Ausgang man hier gespannt ist.
30. Oktober 1906
Größere Umbauten sind im Schützenhause in Aussicht genommen. Die Küche soll verlegt werden, und zwar sollen die beiden Hinterzimmer des Tunnels dazu genommen werden, vergrößert durch einen Anbau nach dem Garten. Die jetzige Küche wird in Gastzimmer umgewandelt. Die Closettanlagen werden nach vorn, an den Eingang verlegt. In dem jetzt dazu benutzen Raum soll die Kesselanlage für die Heizung aufgestellt werden. Die Heizungsanlage wird erneuert und der große Saal erhält einen neuen Anstrich. (Hoffentlich wird die lange Loge nicht wieder mit dieser roten Leimfarbe angestrichen, die jedem, der die Wand leise streift, sofort an den Kleidern haftet!). Die Klage, dass die Küche vom Garten zu weit abliege, ist berechtigt. Um diesem Uebelstande abzuhelfen, hatte man anfänglich geplant, eine Sommerküche neben dem Bufett der Glashalle zu errichten. Durch die Verlegung der Küche wird dies unnötig. Nach dem Garten zu wird ein Ausgabefenster eingerichtet, sodaß die Kellner mit den Speisen eine viel kürzeren Weg als jetzt zurückzulegen habe. Dem Vernehmen nach dürfte sich die Stadtverordneten-Versammlung schon in einer der nächsten Sitzungen mit diesem Projekt beschäftigen. Stimmt sie zu oder genehmigt sie die Mittel dazu, so soll mit dem Bau im Frühjahr begonnen werden.