Gubener Zeitung

Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.

1908

Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember

3. Januar 1908

In der Stadt- und Hauptkirche wurden im Kalenderjahr 1907 gezählt: 292 getraute Paare (284), getauft wurden: 411 Knaben (447), Mädchen 470 (400), konfirmiert wurden: 327 Knaben (328) und 374 Mädchen (326); 8 Knaben und 13 Mädchen waren taubstumm. Kommunikanten waren 6066 (5937), davon 5728 (5637) Kirchen- und 338 (300) Hauskommunikanten. Kirchliche Beerdigungen fanden 443 (409) statt. – Die Ziffern in Klammern geben die entsprechenden Zahlen des Jahres 1906 an.

Witterungsbericht für 1907. Das verflossene Jahr zeichnete sich durch besonders kühlen Sommer und viele Kältetage aus. Sonnige Tage waren 168, Tage mit Niederschlagen 137, davon 26 ganze Regentage. Sommertage mit 25 Grad C. und darüber waren nur 29, während die Anzahl der Tage mit Temperaturen unter dem Gefierpunkte (auch während des Tages) 35 betrug. Gewitter gab es 20 und 8 Ferngewitter. Die Sommertage blieben gegen den mittleren Durchschnitt der letzten Jahrzehnte mit etwa 14 – 15 ganz erheblich zurück, während die Kältetage ihn überstiegen. (Das Jahr 1901 war am günstigsten mit 203 Sonnen- und 61 Sommertagen.)  Die höchste Temperatur hatten der 12. Mai und der 29. Juni mit je 31 Gr. C., die niedrigste der 29. Januar mit 21 Gr. Unter Null. Januar hatte ebenso wie Februar und Dezember 10, November 5 Kältetage, Mai, juni je 8, August 7 und juli 7 Sommertage, während der Juli 1901  deren 28 aufwies. Schnee fiel im Januar und februar je achtmal, im März sech- im November drei- und im Dezember zweimal, Graupeln in den ersten 4 Monaten je einmal, Hagel in geringem Maße am 21. Juli. Niederschläge fielen im Januar a 15, Februar 12, März 12, April 11, Mai 13, Juni 12, Juli 17, August 11, September 7, Oktober 5, November 6 und im Dezember an 16 Tagen. Der Juli hatte die stärksten Niederschläge und an einzelnen Regentagen nur bis 12 Gr. C. Wärme. Die vorherrschnde Windrichtung war W., während Ostwinde nur im April und in den drei letzten Monaten des jahres  zu einiger Geltung gelangten.


7. Januar 1908

Feuer im Kinematographentheater. In dem erst Weihnachten eröffneten Kinematographentheater „Apollo“ an der Egelneißebrücke entstand gestern abend nach 9 Uhr während der Vorstellung Feuer, durch das sämtliche Filme vernichtet wurden. Anscheinend hat ein Filmstreifen beim Abrollen einige Zeit auf der Glocke der elektrischen Lampe gelegen, und durch die Hitze wurde die leicht entzündliche Zelluloidmasse in Brand gesetzt. Sofort entstand eine Stichflamme, die anderen in dem Raume vorhandenen Filme wurden vom Feuer erfasst und verbrannten sämtlich. Das Publikum verließ beim ersten Aufflammen des Feuers die Plätze und drängte hinaus. Da drei Ausgangstüren vorhanden sind – nach der Frankfurterstraße, nach der Egelneiße zu und nach dem Hofe -,  kamen alle Besucher unverletzt hinaus. Eine Gefahr war für das Publikum durch das Feuer überhaupt nicht vorhanden. Der Apparat befindet sich nicht auf einer offenen Bühne, sondern in einem von allen Seiten durch gemauerte Wände eingeschlossenen Raum. Der Lichtstrahl dringt durch ein in die Vorderwand eingelassenes Loch auf die aufgespannte Leinwand. Hätten die den Apparat bedienenden Leute mehr Geistesgegenwart besessen, so hätten die anderen Filme wahrscheinlich gerettet werden können, da Wasser und Sand zum Löschen des Feuers vorhanden war. Das Feuer konnte nicht weiter um sich greifen, es wurde bald gelöscht, der entstandene Schaden ist immerhin beträchtlich. Die Filme waren nicht versichert.


8. Januar 1908

Filzschuhe für gestürzte Pferde hat der Tierschutzverein beschafft. Die Schuhe haben sich bisher überall bei großer Glätte außerordentlich gut bewährt. Sie werden bei gestürzten Pferden über die Vorderhufe gestreift und mit deren Hilfe können sich die Tiere dann leicht aufrichten. Die Filzschuhe werden an folgenden Stellen aufbewahrt, von wo sie in Bedarfsfällen geholt werden können: bei Kaufmann Mißling an der Bahnhofsrampe, bei Kaufmann H. Richter am Markt, bei Kaufmann Schnierstein, Crossener Straße und bei Witwe Sauermann (Zigarrenhandlung) am Lubstplatz.


15. Januar 1908

Schiedlo. (Enteignung.) In den letzten Tagen hat unter Hinzuziehung von Vertretern der Lokalbehörden eine Regierungskommission getagt, in der die einzelnen Ressorts vertreten waren, um Beschlüsse über das weitere Schicksal Schiedlos zu fassen. Insoweit über das Ergbnis dieser Konferenz etwas in die Öffentlichkeit gelangt ist, steht nunmehr fest, daß gegen diejenigen Besitzer, die sich einem freihändigen Verkaufe bisher widersetzt haben, nunmehr das Enteignungsverfahren eingeleitet wird. Es hat an warnenden Stimmen nicht gefehlt, wie auch an dieser Stelle wiederholt dringend dazu geraten worden ist, es nicht zum Äußersten kommen zu lassen. War doch jedem einzelnen Besitzer schriftlich von dem Oberpräsidenten ausdrücklich eröffnet worden, daß das Angebot des Staates nur noch bis zum 1. Januar 1908 aufrecht erhalten würde, und dass nach diesem Termine auch der Zuschlag, der über das Angebot hinaus bewilligt worden war, nicht mehr gewährt werden würde. Wenn daher die Säumigen jetzt empfindliche Verluste erleiden, haben sie sich diese selbst zuzuschreiben, denn im Enteignungsverfahren wird bekanntlich lediglich der reale Wert zugebilligt. Vielleicht besinnt sich dieser oder jener noch eines Besseren und wird bei der zuständigen Stelle vorstellig, staatsseitig noch jetzt den Kauf für den von dem Oberpräsidenten zuletzt festgestellten Preis abzuschließen. Daß der Fiskus sich noch nach der Einleitung des Enteignungsverfahrens zu einem freihändigen  Kauf für die angebotene Summe bereit finden lassen wird, erscheint uns nicht wahrscheinlich.


22. Januar 1908

Taubendorf. (Haltestelle.) Die hiesige Haltestelle an der Guben-Forster Eisenbahn wird nach den neuerdings getroffenen Feststellungen in Km. 18,15 angelegt werden.


23. Januar 1908

Das Nachtwachwesen erfährt vom 1. Oktober ab in unserer Stadt eine Umgestaltung. Die Nachtwächter verschwinden, an ihre Stelle treten Nachtpolizeisergeanten unter Leitung eines Wachtmeisters, denen fortan die Fürsorge für die Sicherheit der Bewohner unserer Stadt in der Nacht anvertraut wird.