1908
Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember1. August 1908
Für die Einweihung des Bismarckturmes ist der Sedantag, der 2. September, festgelegt. Folgendes Programm ist vorläufig dazu aufgestellt worden.
Die Eröffnungsfeier findet um 4 Uhr nachmittgs am Turm statt, die Festrede hält hier Oberbürgermeister Bollmann. Um ½ 8 beginnt die Beleuchtung des Turmes. Um 8 Uhr findet ein Festkommers im Restaurant Sansouci statt, bei dem Prinz Carolath einen Trinkspruch auf den Kaiser ausbringen wird. Herr Justizrat Hoemann hält die Festrede und Herr Stadtverordnetenvorsteher Gymnasialdirektor Dr. Hamdorff einen Trinkspruch auf das Werk. Bei der Feier wird auf rege Beteiligung aus der Bürgerschaft, von Korporationen, Vereinen, Deputationen, von Schülern der oberen Klassen usw. gerechnet.
2. August 1908
Am Turm der Stadt- und Hauptkirche haben sich Schäden im Mauerwerk gezeigt, die ausgebessert werden müssen. Ein Gerüst von unten zu errichten, würde sehr kostspielig werden. Es sind deshalb Stangen von ganz oben herausgesteckt worden, auf die die Gerüstbretter gelegt werden. Die Arbeiten werden von besonders zuverlässigen Leuten ausgeführt, die von verschiedenen Maurermeistern gestellt werden. Am Turme sind hie und da schwarze Zeichen angebracht, deren Bedeutung wohl manchem rätselhaft erscheint. An diesen Stellen sind bei Reparaturen in früheren Zeiten Leute verunglückt.
11. August 1908
Feuer. Ein dreimaliges Läuten der Feuerglocke meldete am Sonnabend gegen 8 Uhr abends vor dem Klostertor Großfeuer an. Eine unzählige Menschenmenge, groß und klein, eilte hinaus auf die Straße, zu sehen, wo es denn brenne. Das Feuer war in der Maschinenfabrik von Wolfermann in der Alten Poststraße ausgebrochen. Ein starker Rauch, der sich dem ganzen Klostertorstadtteil mitteilte, ließ zunächst den Brandherd nicht erkennen. Erst beim Näherkommen konnte man sehen, daß das Feuer in der Formerei des sich sehr lang ausdehnenden Fabrikgebäudes herausgekommen war. Ein größerer Posten Bretter, die über dem Trockenofen der Formerei lagerten, hatte Feuer gefangen. Diese Bretter sind verbrannt. Auch das Dach ist beschädigt, die Balken des Daches sind verkohlt, auch der massive Teil des niedrigen Gebäudes zeigt Brandstellen. Großer Materialschaden scheint aber nicht entstanden zu sein. Die Feuerwehr griff gleich energisch ein, sodaß das Feuer eine größere Ausdehnung nicht nehmen konnte. Etwa 4 Stunden hatte die Wehr auf der Brandstelle zu tun, dann konnte sie, da die Gefahr beseitigt war, wieder abrücken. – Da das Feuer in einer Fabrik ausgebrochen war, wurde sofort gestürmt, was jetzt nur noch bei Großfeuer geschieht. Bei kleineren Bränden wird bekanntlich die Feuerglocke nicht mehr gezogen.
12. August 1908
Zum heutigen Viehmarkt waren 853 Pferde und 1395 Stück Rindvieh aufgetrieben. Die Einnahme von Standgeld betrug 449,80 Mk, an Budenstandgeld 76,25 Mk.