Gubener Zeitung

Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.

1909

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1. April 1909

- Der Bismarckturm wird am Geburtstage Bismarcks, am 1. April, wieder erleuchtet werden, und zwar beginnt die Beleuchtung erst nach dem Fackelzuge, halb nach 9 Uhr. – Sonnabend den 3. April, findet im Stadttheater die angekündigte Vorstellung zu Gunsten des Bismarckturms statt. Herr Direktor Hänseler hat in höchst anerkennenswerter Weise diese Vorstellung bereitwillig zugesagt und dafür eine zugkräftige Novität, einen  Einakterzyklus von Felix Salten, betitelt „Vom anderen Ufer“ bestimmt. Es sind 3 Einakter: Der Graf, Komödie; Der Ernst des Lebens, Schauspiel; Auferstehung, Komödie. Am Berliner Lessingtheater ist dieser Einakterzyklus mit großem Erfolg aufgeführt worden. Es ist dringend zu wünschen, daß das Theater an diesem Abend recht zahlreichen Besuch aufweist.

 Unfall. Von einem leeren Ziegelfuhrwerk, das in schnellstem Tempo fuhr, wurde gestern Nachmittag in der Lubststraße ein 12jähriger Knabe überfahren und erheblich, wenn auch nicht lebensgefährlich verletzt. Als der Kutscher sah, was er angerichtet hatte, hieb er auf die Pferde ein und suchte mit um so größerer Schnelligkeit über den Kastaniengraben zu entkommen. Erst in der Crossener Straße wurde er eingeholt und seine Personalien wurden festgestellt. Es war der Kutscher einer Hermersdorfer Ziegelei.


2. April 1909

Gerichtliches.

Wegen Tierquälerei hat sich der Kutscher Wilhelm L. zu verantworten; auch ist er nachts ohne brennende Laterne gefahren. Der Angeklagte hatte Steine gefahren, war etwas angetrunken und nachts in der Triftstraße vom Wagen gefallen; die Pferde waren dann ausgerückt und wurden von ihm erst nach mehreren Stunden in bösem Zustande beim Bismarckturm entdeckt. Der Angeklagte kann der Tierquälerei nicht überführt werden, wird aber wegen Uebertretung zu 6 M oder 2 Tagen Haft verurteilt.

Wegen unberechtigten Frettierens wird der Böttchergeselle Gustav L. mit 30 M Geldstrafe oder 10 Tagen Haft bestraft.

Der Ziegarrenmacher Bernhard M. hat den Buchbinder Adolf Weber, mit dem er vorher gekneipt hatte, mit einem Hausschlüssel blutig geschlagen. Er muß sein Begehen mit 15 M Geldstrafe oder 3 Tagen Gefängnis büßen.

Der Bäckermeister Karl S. hat den Polizeisergeanten L. wörtlich beleidigt und wird deshalb mit 15 M Geldstrafe oder 3 Tagen Gefängnis bestraft.

Wegen versuchten Diebstahls und dreier Betrugsfälle wird der Schlosserlehrling S. zu 3 Tagen Gefängnis verurteilt.

Der 16jährige Schneiderlehrling Sch. hat einer Witwe 12 M gestohlen und muß sein Begehen mit 2 Tagen Gefängnis büßen.


6. April 1909

Obgleich der Poetensteig von beiden Seiten abgesperrt ist, sieht man vielfach Kinder auf den zerstörten Böschungen muntere Spiele treiben. Sie laufen dabei nicht nur in Gefahr, ins Wasser zu stürzen, sondern können auch leicht durch nachstürzende Erdmassen verschüttet werden. Außerdem verursachen sie den Uferanwohnern, die schon stark geschädigt sind, noch mehr Schaden, da sie fortwährend Erde abbröckeln. Eltern sollten nicht dulden, daß ihre Kinder an diesen gefährlichen Stellen spielen; für den beim Spiel angerichteten Schaden sind die Eltern verantwortlich.


15. April 1909

Während der Baumblüte wird ein Sonderzug aus Berlin nach Guben abgelassen werden. Der Verkehrsverein, der sich mit dem Verein der Gubener in Berlin in Verbindung gesetzt hat, hat bei der königl. Eisenbahndirektion die Ablassung eines Sonderzuges gegen eine bestimmte Garantie durchgesetzt. Der Zug wird Sonntag den 9. Mai früh von Berlin abfahren und nur in Frankfurt a. Oder halten, wo ebenfalls Fahrgäste einsteigen können. Die genaue Abfahrtzeit wird noch bekannt gegeben werden. Den Vertrieb der Billets in Berlin übernimmt der Vorstand des Vereins der Gubener in Berlin. Schon jetzt ist bei diesem die Zahl der Anmeldungen sehr beträchtlich. Der Verein der Gubener in Berlin hat eine starke Mitgliederzahl, und viele von ihnen werden die Gelegenheit benutzen, mit ihren Angehörigen ihre Vaterstadt zu besuchen….


17. April 1909


18. April 1909

Groß-Gastrose. (Neiße-Regulierung.) Die Neißeregulierungsarbeiten haben hier wieder begonnen. Eine Anzahl polnischer Arbeiter mit einem Schachtmeister trafen vorgestern früh auf hiesigem Bahnhof ein und bezog wieder das vorjährige Quartier auf der Besitzung des Büdners Kalske in Sadersdorf. Die Hauptarbeiten finden an dem Neißelauf oberhalb Markersdorf bis hinter Grießen statt.


20. April 1909

Eisenbahnunterführung beim Kupferhammer. Die von Grunewald kommenden Fuhrwerke müssen, wenn sie den Bahnhof und die Güterverladestelle hierselbst erreichen wollen, den ziemlich weiten Umweg über die Kupferhammerstraße machen, weil der Fahrweg und die Brücke über das schwarze Fließ zwischen der Kupferhammermühle und dem Gartenlokal Privateigentum und die Überfahrt über die Eisenbahngeleise wegen des starken Bahnverkehrs zeitraubend und mit Gefahren verbunden ist. Um Abhilfe zu schaffen und die vom Fuhrwerksverkehr zeitweise stark benutzte Kupferhammerstr. zu entlasten, ist, wie uns mitgeteilt wird,  an zuständiger Stelle in Anregung gebracht worden,  in der Nähe der Kupferhammermühle nach Grunewald zu im Anschluß an die Chaussee auf Stadtgebiet eine Eisenbahnunterführung herzustellen, vermittels deren eine nähere und bequemer zu erreichende Verbindung -  unter Benutzung der Straße am linksseitigen Neißeufer -  mit dem Bahnhof geschaffen werden.


21. April 1909

Der ausgebaute Werderturm hat einen mittelalterlichen Schmuck in Gestalt von sechs Steinkugeln erhalten, wie sie durch Belagerungsmaschinen vor der Schießpulverzeit zum Schleudern benutzt wurden. In verschiedenen Städten der Mark besteht die Gepflogenheit, solche aufgefundenen Steinkugeln in die Hausfront halb einzumauern.


25. April 1909

Sonderzüge zur Baumblüte. Außer dem Sonderzuge aus Berlin, der am 9. Mai eine große Anzahl Besucher aus der Reichshauptstadt in unsere Baumblüte bringen wird, werden noch am 9. und 16. Mai Sonderzüge von Frankfurt a. O. und Cottbus und höchstwahrscheinlich auch von Forst nach Guben verkehren. Dem Verkehrsverein ist auf seine Anträge von der königl. Eisenbahndirektion in Posen ein Schreiben zugegangen, worin es heißt: Wir sind bereit, am 9. und 16. Mai d. J., vorausgesetzt, daß die Baumblüte bis dahin eingetreten ist, die gewünschten Sonderzüge von Frankfurt a. O. und Cottbus nach Guben und zurück einzulegen.  Wir bemerken jedoch hierbei ausdrücklich, daß es sich hierbei nur um einen Versuch handelt und daß diese Sonderzüge in Zukunft  nicht gefahren werden, wenn die Besetzung in diesem Jahre nicht eine derartige ist, dass die Mindestkosten gedeckt werden“….


28. April 1909

Gymnasium und Realschule. Das neue Schuljahr ist eröffnet worden mit 222 Gymnasiasten, 218 Realschülern und 127 Vorschülern. Die erste Vorschulklasse und die Sexta der Realschule weisen so viel Schüler auf, daß zu Ostern die Teilung der letztgenannten Klasse oder Abweisung sämtlicher auf der Volksschule vorgebildeten Schüler in Frage kommen wird.