Gubener Zeitung

Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.

1909

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1. Oktober 1909

Feuer. Heute früh, unmittelbar nachdem es 6 Uhr geschlagen hatte, ertönte die Feuerglocke. Da seit Einführung des elektrischen Feuermeldesystems nur noch bei Fabrikbränden gestürmt wird, entstand eine gewisse Erregung in der Stadt, die sich noch vermehrte, als bekannt wurde, daß das Feuer im Winkel, in der Abteilung Berthold Lißner der Berlin-Gubener Hutfabrik ausgebrochen sei. Die Besorgnis, daß das große Fabriketablissement mit seinen zahlreichen Baulichkeiten niederbrennen könne, erwies sich jedoch glücklicher Weise als unbegründet. Der Brand war in kurzer Zeit überwältigt, die Gefahr einer weiteren Ausbreitung des Feuers, soweit eine solche überhaupt bestanden hatte, beseitigt. Im Kesselhaus ist eine Aushilfe-Trockenstube eingebaut, in der sich ein Posten halbfertiger Hüte befand; in dieser Trockenstube war das Feuer aus bisher unbekannten Ursachen entstanden. Als der Kesselheizer früh ½ 6 Uhr zur Anfeuerung des Kessels schreiten wollte, bemerkte er das Feuer. Leider scheint in der Feuermeldung doch nicht alles zu klappen, denn vergeblich wurde versucht, telephonisch das Feuer zu melden, ein Bote musste schließlich zur Wache eilen, worauf gestürmt wurde. Darüber war natürlich einige Zeit vergangen. Die Feuerwehr war schnell zur Stelle, leider war irgendwas an der Spritze in Unordnung geraten, sie versagte; dem konnte jedoch dadurch abgeholfen werden, daß die eigenen Schläuche der Fabrik an Hydranten angeschraubt wurden, worauf die Wehr in kurzer Zeit des Feuers Herr war. Der Dachstuhl des Kesselhauses ist total zerstört, der Inhalt der Trockenstube ist ausgebrannt. Der gesamte Schaden ist jedoch nicht bedeutend. Der Betrieb der Fabrik ist nicht gestört.


9. Oktober 1909

Eine Taxameterdroschke war Mittwoch abend in der Kupferhammerstraße verschwunden, als der Kutscher das Fuhrwerk kurze Zeit ohne Aufsicht gelassen hatte. Ein Mann wurde wahrgenommen, der sich an dem Fuhrwerk zu schaffen machte. Gestern ist das Fuhrwerk bei Seitwann aufgefunden worden, der Wagen war stark beschädigt, das Pferd graste ruhig. Ob ein Diebstahl beabsichtigt war und der Dieb es doch nicht wagte, das Pferd zu verkaufen -  den Wagen hätte er ohnehin nicht riskieren können, irgendwo zum Kauf anzubieten -  oder ob der Entführer des Fuhrwerkes lediglich eine nächtliche Spazierfahrt unternehmen wollte, ist unbekannt.


9. Oktober 1909

Kaltenborn. (Neubau.) Die am Ausgange von Kaltenborn gelegene Wirtschaft von Jurack wurde vor längerer Zeit von dem Brauereibesitzer Krüger aus Tomsk in Sibirien erworben. Auf dem Gelände, das ringsum von öffentlichen Wegen eingeschlossen liegt, sind jetzt   umfangreiche Baulichkeiten zum Abschluß gelangt, die eine Zierde des Ortes bilden. Die roten, sauber gefugten Steine der ausgedehnten Umfassungsmauern, die langen Zaunfelder auf massiven Fundamenten und das trauliche, schmucke Wohnhaus, alles macht einen anheimelnden Eindruck. Die Anlage eines großen Ziergartens steht bevor.


15. Oktober 1909


22. Oktober 1909

Ein Automobilunfall ereignete sich in unserer Stadt in der Nacht zum Mittwoch. Ein Automobil des Maschinenhändlers B. hierselbst, in dem sich fünf Personen, sämtlich Gubener, befanden, fuhr den Bahnhofsberg herab nach der Berliner Straße zu. Plötzlich riß der Chauffeur das Automobil, das eine Geschwindigkeit von 70 Kilometer hatte, nach rechts herum, dabei überschlug es sich zweimal, sämtliche Insassen weit hinausschleudernd. Einer von ihnen kam unter das Auto zu liegen. Wunderbarer Weise kamen alle mit schmerzhaften Hautabschürfungen, Verstauchungen und sonstigen geringfügigen Verletzungen davon, gefährlich verwundet wurde niemand. Das Auto wurde ziemlich stark beschädigt. Der Chauffeur hatte erst vor kurzem die Führung eines Autos erlernt und besaß noch keinen Fahrschein, hatte aber doch schon mehrere Wochen selbständig gefahren. Der Unfall ist lediglich auf den Versuch, die Kurve bei so hoher Geschwindigkeit zu nehmen, zurückzuführen.


24. Oktober 1909


30. Oktober 1909

Auf eine Petroleumkanne mit Absperrhahn im Auslauf und einem mit diesem durch eine Kette verbundenen Schiebedeckel in der Einfüllöffnung wurde Herrn Otto Schulz, Sohn des Kaufmanns Max Schulz hier, unter Nummer 396 836 Musterschutz erteilt. Durch diese Erfindung ist eine Explosion des Petroleums beim Einfüllen in die Lampe ausgeschlossen.