Gubener Zeitung

Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.

1909

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2. Juni 1909

Es ist doch noch fast wider Erwarten ein schönes Pfingstfest geworden. Der dreitägige Dauerregen, der von unermeßlichem Nutzen für die Landwirtschaft war, erreichte erst am ersten Feiertag früh sein Ende. Dann aber teilten sich langsam und ganz allmählich die Wolken, und gegen Mittag brach zeitweise die Sonne hervor. Nachmittags hatte sich der Himmel schon fast völlig aufgeheitert und kein Regentropfen störte mehr die Festfeier. So konnte sich die Menschheit in der wunderbar erfrischten Natur auf staubfreien Straßen ergehen und die balsamischen Frühlingslüfte einatmen. Der zweite Feiertag gestaltete sich sogar zu einem herrlichen Frühlingstage, wie es deren nur wenige gibt. Alle Pfingstausflügler werden frohlockt haben, daß sie sich durch den noch in der Nacht zu Sonntag bindfadenförmig herabströmenden Regen von dem geplanten Ausflug nicht hatten zurückhalten lassen.


8. Juni 1909

Der rechte Neißedamm ist neuerdings von der Stadt bis hin zur Eisenbahnbrücke (Oberneiße) mit Erlen bepflanzt worden. Die Bäume stehen an der Westseite auf dem unteren Teile der Böschung. Wenn sie erst so weit herangewachsen sein werden, daß sie einigen Schatten geben, wird der beliebte Damm mit seiner frischen, reinen Luft den Nachmittagsspaziergängern im heißen Sommer noch lieber werden.


10. Juni 1909

Prinz Heinrich-Fahrt. Guben stand heute im Zeichen der Automobile. Schon seit Wochen sah man täglich Automobile durch die Stadt fahren, die wahrscheinlich die Rennstrecke hinter dem Heidekrug ausprobten. Dadurch wurde man immer wieder auf die Fahrt hingelenkt. Gestern Nachmittag und in der Nacht traf nach und nach eine größere Menge Automobilisten hier ein, sodaß alle Hotels bis auf den letzten Platz besetzt waren und verschiedene spät ankommende Automobile anderweitig Nachtquartier suchen mußten. Heute früh hörte man schon  vom Morgengrauen an vielfach das Rattern der Motore und das Tuten der Hupen. Auf den Straßen sammelte sich eine zahlreiche Menschenmenge an, die die durchfahrenden Automobile sehen wollte. Geduldig harrten sie viele stundenlang aus. Viele, die über mehr Zeit verfügten, hatten sich zum Start hinaus in die Forst begeben, die Schnelligkeitsfahrt aus nächster Nähe sich anzusehen. In kurzen Zwischenpausen fuhren die Automobile hier durch, viele unter ihnen, die außer Konkurrenz fuhren. Als ein Auto in der Bahnhofsstraße vor Herrn Dr. Moderow hielt und ein Insasse mit dem Arm in der Binde zu dem Arzt geführt wurde, verbreitete sich das Gerücht von einem schweren Unfall. Es sah aber nicht ganz so schlimm aus. In einem Dorfe vor Guben, vermutlich Pinnow, war das Auto gegen die Schwelle eines Hauses angefahren und durch den Ruck war Herr Komnick hinausgeschleudert worden und hatte sich den Arm verrenkt… Prinz Heinrich fuhr ebenfalls hier durch, er dürfte aber wohl nur von wenigen erkannt worden sein…


13. Juni 1909

Ein verschwundenes Dorf. Im sogenannten Born rechts der Sommerfelder Chaussee nahe der Eisenbahn befand sich ein kleines Gebüsch, das einen größeren Wassertümpel umsäumte, den Aufenthalt von ungezählten Fröschen. Die Bäume sind jetzt geschlagen, die Wasserlöcher zugeschüttet und das Ganze wird eingeebnet. Es ist damit das letzte Zeichen der ehemaligen Dorfstätte von Schmachtenhagen verschwunden. Der Tümpel soll von dem ehemaligen Dorfteiche herrühren. Das Dorf wurde im Hussittenkriege verwüstet und die geflüchteten Bewohner siedelten sich in der Werdervorstadt an.


15. Juni 1909


17. Juni 1909

Die Aufstellung eines neuen Gasometers für die Gasanstalt ist erforderlich. Die Stadtverordneten gaben gestern im Prinzip ihre Zustimmung dazu, indem sie dem Abbruch des alten schadhaften Gasometers zustimmten. Der neue Gasometer wird etwa 85000 bis 100000 M. kosten, die aus dem Reservefonds der Gasanstalt gedeckt werden können.


22. Juni 1909

Waldgottesdienst. Am gestrigen Sonntag fand im Walde bei Germersdorf der angekündigte Waldgottesdienst unter außerordentlicher Beteiligung von Stadt und Land statt. Es waren wohl an 2000 Menschen auf der Berghöhe zu stiller und feierlicher Andacht versammelt…


23. Juni 1909

Zum heutigen Viehmarkt waren 614 Pferde, 849 Rinder aufgetrieben. Die Einnahme für Standgeld betrug 292,60 M