1914
Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember3. Januar 1914
Januar. Der erste Monat des Jahres, der Januar, bildet die große Eröffnung eines neuen Stück Lebens und Vergehens. Dem alten Römergott Janus verdankt er seinen Namen, dessen zusammengewachsenes Doppelantlitz einen tiefen Sinn hatte: Es schaute nach vorwärts und nach rückwärts und deutete so auf die beiden Mächte, die an der Zeit und an allem Dasein und Schaffen hängen und zerren. Die alten Römer haben diesen Janus als eine Art Natur- und Wettergott gepriesen, der alle Wandlungen zur rechten Zeit herbeiführe. Der Januar ist der eigentliche Wintermonat, darum muß er auch Schnee und Kälte bringen, wenn er dem Landmann gefallen soll, wie es in den alten Bauernregeln heißt „Ist der Januar kalt und klar, gibt´s gewiß ein gutes Jahr“ oder
„Reichlich Schnee im Januar, macht Dung für´s ganze Jahr“. Dagegen „Im Januar viel Regen, wenig Schnee, tut Saaten, Wiesen und Bäumen weh“….
4. Januar 1914
Kirchen- und Pfarrhaus-Neubau. Von dem Vorstande der hiesigen katholischen Kirchengemeinde wurden die Vorlagen zum Neubau einer dreischiffigen Kirche und Pfarrhaus-Neubau hergestellt. Beide Bauten sollen an der Haagstraße errichtet werden. Das alte Kirchlein soll zur Erhaltung des landschaftlichen Bildes unverändert bleiben, das alte Pfarrhaus dagegen abgetragen werden. Die Straßenflucht bildet in der Haagstraße auch die Bauflucht, trotzdem beabsichtigt die Kirchengemeinde, die Bauten mit einem Vorgarten zu versehen.
Kirchliche Statistik. Im verflossenen Kalenderjahre 1913 wurden 291 Paare getraut gegenüber 275 Paaren im Jahre 1912. Mithin haben 16 Paare mehr die kirchliche Ehe geschlossen. Getauft wurden 758 Kinder, und zwar 383 Knaben und 375 Mädchen. Gegenüber dem Jahre 1912 hat sich die Zahl (706) der getauften Kinder um 52 verringert. Konfirmiert wurden 362 Knaben und 390 Mädchen, insgesamt wurden also 752 Konfirmanden gezählt (im Jahre 1912 383 Knaben und 386 Mädchen = 769 Konfirmanden). Unter den 752 konfirmierten Kindern waren 19 taubstumme Kinder, und zwar 5 Knaben und 14 Mädchen. Das heilige Abendmahl empfingen 5769 Personen gegenüber 5675 im Jahre 1912. Kirchlich beerdigt wurden 469 Personen (404 Personen im Jahre 1912). Die goldene Hochzeit begingen unter ehrender Anerkennung 7 Ehepaare.
25 Jahre Vorsteher der Synagogengemeinde. Am Sonnabend, den 10. Jan., feiert Herr Wilhelm Just hier sein fünfundzwanzigjähriges Amtsjubiläum als Vorsteher der hiesigen Synagogengemeinde. Von Seiten der Gemeindevertretung werden Vorbereitungen getroffen, den Tag festlich zu begehen.
10. Januar 1914
13. Januar 1914
16. Januar 1914
Beleuchtung der Eisbahn. Wie uns mitgeteilt wird, hat das M. E-W. nach der Eisbahn auf den Schreiberschen Wiesen eine elektrische Leitung legen lassen, damit der Sportplatz nach eingetretener Dunkelheit elektrisch beleuchtet und allen, die tagsüber durch ihren Beruf festgehalten werden, Gelegenheit geboten werden kann, noch abends den gesunden Sport des Eislaufes auszuüben. Die Benutzung der Eisbahn wird dadurch bis 10 Uhr abends ausgedehnt.
18. Januar 1914
Die Eisbahn auf den Schreiberschen Wiesen bildet jetzt das Ziel von vielen Hunderten. Am Eröffnungstage besuchten 246 Personen den Eisplatz, Donnerstag stieg der Besuch auf 579 und Freitag sogar auf 727 Personen. Der Rauhreif der letzten Tage, der jeden Baum und Strauch mit seinen feinen Kristallen umhüllte, gab dem Platz ein erhöhtes winterliches Aussehen. Für morgen Sonntag sind zwei Eiskonzerte geplant. Das erste findet voraussichtlich von 11 bis halb Eins statt. Der Eintrittspreis zu solchem Konzert beträgt 20 Pfg. für die Person. Kinder- und Freikarten werden dazu nicht ausgegeben. Auch Büfetts sind seit gestern auf dem Eise aufgeschlagen, an denen für billiges Geld warme Getränke, Kuchen, Würstchen usw. zu haben sind.
21. Januar 1914
Von der Klosterkirche. Ein lange gehegter Wunsch der Klosterkirchengemeinde soll nun im neuen Jahre in Erfüllung gehen. In der gestrigen Sitzung der Kirchenkörperschaften wurde einstimmig beschlossen, im Laufe des kommenden Sommers eine Heizungsanlage in der Klosterkirche herzustellen, sodaß mit Beginn des Winters dann eine warme Kirche die Gemeinde aufnehmen kann. Dieser Beschluß der Klosterkirchengemeinde hilft einem argen Übelstand ab und war unter den gegenwärtigen Verhältnissen durchaus notwendig.
23. Januar 1914
25. Januar 1914
Eisfest auf dem Sportplatz. Gelinder Frost, eine blanke Eisdecke, blitzender Reif auf Dächern und Bäumen. Was gibt es Schöneres als in diesem Milieu sich den reizvollen Freuden des Schlittschuhsports hinzugeben? Was früher unzulänglich war, wurde jetzt Ereignis. Durch die Anlage des Sportplatzes und den glücklichen Gedanken, den Platz im Winter zur Eislaufbahn herrichten zu lassen, ist es den Gubener Freunden des schönen Eissports ermöglicht, auch Eisfeste zu veranstalten. Der Anfang wurde gestern gemacht; er eröffnete die günstigsten Aussichten auf die Zukunft. Die Gartenbaudeputation und ihre Mitarbeiter hatten durch eine geschmackvolle Illumination den Sportplatz in ein Märchenland verwandelt......
Das Wetter im Jahre 1913. Die Witterung des verflossenen Jahres zeichnete sich im großen und ganzen weniger durch angenehme Seiten als durch abnorme Gestaltung aus. Fast niemals entsprach der Witterungscharakter der jeweils herrschenden Jahreszeit; es war entweder zu warm oder zu kalt; und auch die Niederschlagsverhältnisse gestalteten sich insofern wenig befriedigend... Das Jahr begann mit Tauwetter, dem erst gegen Ende der zweiten Monatswoche leichter bis mäßiger Frost folgte... Am 3. März stieg das Thermometer in einzelnen Gegenden schon auf 12, am 6. auf 13 Grad Wärme, und mit einzelnen Schwankungen dauerte das allgemein milde Märzwetter den ganzen Monat hindurch. Das frühlingshafte Wetter setzte sich im April bis zum Schlusse der ersten Monatswoche fort; dann trat eine scharfe Abkühlung ein; bei nordwestlichen Winden fiel überall Schnee, und zu Beginn der zweiten Monatsdekade kam es zu scharfen Nachtfrösten, die in ganz Deutschland außerordentlichen Schaden verursachten...