Gubener Zeitung

Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.

1914

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4. August 1914


6. August 1914

Sie marschieren. Unsere tapferen Krieger zogen auch heute mit heiterem Sinn hinaus zum Bahnhof, um zu ihren Kameraden befördert zu werden, die bereits in die Schlachtlinie gerückt sind. Auch sie begleiten die innigsten Wünsche der Gubener Einwohnerschaft, die ihnen von allen Fenstern den Abschiedsgruß zuwinkt.


9. August 1914

Den bitteren Ernst der Zeit in seiner ganzen Größe scheint ein großer Teil unserer männlichen und weiblichen Jugend zwischen 14 und 17 Jahren noch nicht ganz erkannt zu haben. Unter Gekicher treiben junge Leute allerhand Allotria an öffentlichen Orten. Wenn die Eltern sich einmal mit ihren Jungen und Mädchen hinsetzen und die Karte von Europa ansehen möchten, werden sie finden, daß bereits deutsche Söhne und Brüder im Heer und in der Marine in der vordersten Schlachtlinie stehen und durch das feindliche Blei dahingerafft werden können. Es ist also nicht ausgeschlossen, daß sehr bald das jetzige auffällige Benehmen der Jugend einen bösen Dämpfer bekommen, das Gekicher in Tränen umgewandelt werden kann. Auch von den weißen Tanzschuhen und der Ballkleidung wird man bald zur Trauerkleidung übergehen, wenn die ersten Verlustlisten kommen. Die Eltern tun gut, ihren Kindern den Ernst der Lage eindringlich beizubringen und sie zu beschäftigen oder zur Beschäftigung bei der Ernte u.s.w. zu geben, als sie untätig auf den Straßen flanieren zu lassen. Daß diese hier gekennzeichnete Beobachtung auch in anderen Orten gemacht worden ist, beweist ein Aufruf, den der Münchener Polizeipräsident an die Frauen und Jungfrauen erlassen hat und in dem er ersucht, in dieser schweren Zeit das Tragen auffälliger Kleider und Hüte zu vermeiden und in den Ernst der Lage sich auch in der Kleidung zu finden.


12. August 1914


13. August 1914

Für Radfahrer-Vereine. Ein Radfahrer-Verein mit auffallender Kleidung fuhr auf seinem Ausfluge in geschlossener Kette durch eine Ortschaft. Der Gendarmeriewachtmeister erblickte darin einen Aufzug auf öffentlichen Straßen, wozu nach dem neuen Reichsvereinsgesetz eine polizeiliche Erlaubnis nötig gewesen wäre und erstattete Anzeige. Die Polizeibehörde war gleicher Ansicht und bestrafte den Führer. Dieser beantragte gerichtliche Entscheidung, beschritt alle Instanzen, wurde aber in höchster Instanz dennoch für schuldig erklärt. Das Kammergericht erachtete einen genehmigungspflichtigen Aufzug für vorliegend. Es habe sich eine vereinigte Menschenmenge über öffentliche Straßen in einer Weise bewegt, welche die Aufmerksamkeit des Publikums zu erregen und den Verkehr zu gefährden geeignet gewesen ist.


14. August 1914


26. August 1914

Die Zentralstelle vom roten Kreuz bittet dringend um Spenden von eingekochtem Obst und Gemüse. Es muß Vorsorge getroffen werden, daß in den einzurichtenden Lazaretten darin kein Mangel eintritt. Sollte es dem einzelnen Spender nicht möglich sein, Obst und Gemüse selbst einzukochen, so wird gebeten, es in der Zentralstelle anzumelden. Das Einmachen und Einkochen geschieht dann von freiwilligen Kräften in einer Schulküche. Vor allem wird um reichliche Spenden an Kartoffeln freundlichst gebeten.


29. August 1914

Warnung. Ein großer Teil der Arbeiter usw., die in letzter Zeit an den Befestigungsarbeiten im Reiche beteiligt gewesen sind, sind bereits oder werden in den nächsten Wochen wieder entlassen. Es ist nun bereits vorgekommen, daß solche Leute in Kneipen usw. Mitteilung von ihren Arbeiten und von dem gemacht haben, was sie sahen. Es wird daher besonders darauf hingewiesen, daß über solche Dinge überhaupt nicht gesprochen werden darf, und daß diejenigen, die es tun, sich hohen und schweren Strafen aussetzen. Durch Mitteilung über Befestigungsarbeiten, auch solche, die scheinbar ganz nebensächlicher Natur sind, können unter Umständen wichtige Dinge verraten werden, weshalb schärfste Maßnahmen gegen diejenigen zu erwarten stehen, die über diese Dinge reden und ihre Kenntnisse ausplaudern.


30. August 1914

Das Wetter der Woche. Warme, prachtvolle Sommertage waren uns während der letzten acht Tage, der Schlußwoche des meteorologischen Sommers, beschieden. Die Regenfälle waren fast überall nur unbedeutend, erfolgten in Begleitung von Gewittern und wurden stets bald von neuer Aufheiterung abgelöst. Dabei stiegen die Temperaturen nicht so hoch empor, daß die Hitze drückend gewesen wäre. Es wird dieser Sommer als der „Kriegssommer“ von 1914 im Gedächtnis der Millionen von deutschen Kämpfern, die sein letztes Drittel im Felde zugebracht haben, fortleben….