Gubener Zeitung

Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.

1914

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3. Juni 1914

Die Pfingststage sind hinsichtlich der Witterung besser gewesen, als die hoffnungsfreudigsten Wetterpropheten voraussagten. Am Pfingstsonntag-Morgen sah der Himmel zwar sehr trübe aus, doch klärte es sich gegen Mittag auf und die am Nachmittag zeitweilig hervorbrechende Sonne lockte zahlreiche Menschen ins Freie. Noch besser ließ sich der zweite Pfingsttag an. Über Berg und Tal lag schon am frühen Morgen goldener Sonnenschein; eine weiche, warme Luft regte sich und rief die zartesten Sommerkleider auf den Plan. Die Berge und die nächste Umgebung der Stadt wimmelten von zahlreichen Ausflüglern, die sich der prächtig blühenden und duftenden Natur erfreuten. Daß auch der leibliche Mensch dabei nicht zu kurz kam, dafür sorgten die Wirte in der Stadt und den Bergrestaurants in ausgiebiger Weise.

In aller Stille wurde zum Pfingstfest ein Gebäude eröffnet, um das s. Zt. hitzige Wortgefechte im hohen Rat der Stadtväter und Schreibereien in den Zeitungen entstanden, weniger wegen seiner Zweckmäßigkeit als wegen seines Standortes. Wir meinen das kleine schmucke Häuschen auf dem Dreiecksplatz neben der Egelneißebrücke. Niemand wollte es „vor die Nase gesetzt“ haben und doch – wie bitter Unrecht man dem kleinen freundlichen Häuschen mit seinen Blumenfenstern, seiner hellen Holzverschalung und seinem schiefergedeckten Turmdach getan hat, das sieht man eigentlich erst jetzt, wo es fertig ist und ob der erlittenen Unbill sich noch verschämt unter blühenden Lindenbäumen verbirgt. Drinnen aber waltet eine gute Frau, die Groß und Klein, Frauen und Männern, einen verschwiegenen Ort anweist, wenn es verlangt wird. Schon zum Städtetag hat das Häuschen hohen Besuch gesehen und alle, alle priesen das Häuschen unter der Linde.


6. Juni 1914

Verkauf von Engelmanns Berg. Unter den Wirtschafts-Etablissements, die den nordöstlichen Höhenzug unserer Stadt krönen, ist „Engelmanns Berg“ eines der bekanntesten und beliebtesten. Über ein halbes Jahrhundert lang (genau 54 Jahre) ist der beliebte Ausflugsort im Besitze der Familie Engelmann. Nunmehr hat der jetzige Besitzer, Stadtv. Paul Engelmann, das schöne Besitztum verkauft. Der neue Besitzer, Herr Martin Schulze, gegenwärtiger Betriebsleiter von Liehrs Hotel, G.m.b.H., ist gleichfalls Gubener Kind und ein tüchtiger Fachmann, sodaß „Englmanns Berg“ – der Name soll auch künftig beibehalten werden – in guten Händen verbleibt. Die Übernahme erfolgt spätestens Mitte Juli dieses Jahres.


7. Juni 1914


10. Juni 1914


19. Juni 1914


20. Juni 1914

Stadttheater Guben-Forst. Die Direktion des Genossenschaftstheaters hat jetzt in einem der Theaterfreunde zugänglichen Heftchen die Übersicht über die erste Spielzeit des Genossenschaftstheaters (Oktober 1913 bis Mai 19149 veröffentlicht. Danach fanden in Guben statt: im Schauspiel 78 regelmäßige Abendvorstellungen, 9 eingeschobene Vorstellungen, 9 Vereins-Abendvorstellungen, 6 Nachmittags- (Volks) Vorstellungen, 3 Nachmittags-Kindervorstellungen und 2 Nachmittags-Vereinsvorstellungen, in der Oper 15 regelmäßige Abendvorstellungen, 2 eingeschobene Vorstellungen und 3 Vereinsvorstellungen, als insgesamt 127 Vorstellungen…


28. Juni 1914

Zur Eröffnung des Säuglings-Fürsorgeheims in Guben. Zur Feier des 25jährigen Regierungsjubiläums des Kaisers und Königs am 16. Juni 1913 hat bekanntlich die Stadt Guben, gestützt auf die Opferwilligkeit ihrer Bürger, eine Reihe bedeutsamer Wohlfahrtseinrichtungen errichtet, um auf diese Weise der Verehrung für ihren Landesherren und den Gefühlen des Dankes und der Freude in einer von dem hohen Jubilar gewünschten Weise Ausdruck zu verleihen. Die bedeutendste der aus diesem Anlaß entrichteten Wohlfahrtseinrichtungen ist neben dem von Herrn Fabrikbesitzer Max Wilke für die schulentlassene Jugend gestifteten Heim an der Bahnhofstraße und der aus städtischen Mitteln vollzogenen Umgestaltung der Schreiber´schen Wiesen zu einem neuzeitlichen Sportplatz die Errichtung eines Säuglings-Fürsorgeheims, zu dem der Grundstein am 16. Juni v. Js. gelegt wurde und das am 1. Juli d. Js. seiner Bestimmung übergeben werden soll in zeitlicher Verbindung mit der 25. Jahresversammlung des brandeburgischen Provinzialvereins gegen den Mißbrauch geistiger Getränke… Das Säuglings-Fürsorgeheim ist errichtet auf dem von der Stadt erworbenen ehemals Lüdick´schen Grundstück zwischen der Alten Poststraße (Nr. 42) und dem Poetensteig und soll, wie es in der Grundsteinsurkunde heißt, dazu dienen, unserem Nachwuchs eine bessere Pflege und ein gesünderes Heranwachsen zu sichern, insbesondere denjenigen Frauen, die als Fabrikarbeiterinnen in der hiesigen Industrie, besonders zahlreich in der Hut- und Tuchindustrie, beschäftigt sind, die Möglichkeit zu bieten, ihren Säuglingen eine sachgemäße Wartung angedeihen zu lassen…[Es folgt eine ausführliche Beschreibung der Nutzungsmöglichkeiten des Gebäudes.]


29. Juni 1914

Berlin, 29. Juni. Heute begann vor dem Landgericht II der Prozeß gegen Frau Rosa Luxemburg wegen Beleidigung von Offizieren und Unteroffizieren. Der als Zeuge geladene Kriegsminister hat sein Nichterscheinen mit dienstlichen Abhaltungen entschuldigt. Das Gericht stellte in einem Gerichtsbericht fest, daß seine Ladung nicht ordnungsgemäß erfolgt sei. Der Erste Staatsanwalt beantragte Vertagung, da gar keine konkreten Beweisanträge vorlägen, und er imstande sein müsse,  zunächst zu prüfen, ob die Tatsachen, die behauptet werden, wirklich vorgekommen sind….