Gubener Zeitung

Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.

1914

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1. Mai 1914

Zur Gubener Baumblüte, die jetzt von neuem einen prächtigen Anblick gewährt, da die Apfelblüte sich entfaltet, kommen täglich Gäste aus der näheren und weiteren Umgebung, um die Blütentage zu genießen. Nicht oft genug kann man Freunde und Bekannte darauf hinweisen, sich den Genuß der Baumblüte nicht entgehen zu lassen, da sie Herz und Sinn erquickt. In den aufgepflegten Berggassen, die besäumt mit sauberen Obst- und Gemüsegärten sind, läßt es sich herrlich wandern. Und wenn man den Blick von irgend einer Anhöhe umherschweifen läßt, empfängt man einen Eindruck von der herrlichen Natur und der Blütenpracht, der lange in der Erinnerung haften bleibt. Diesmal kommt auch der Berliner Sonderzug am Sonntag noch nicht zu spät. Wenn das Wetter weiter so schön bleibt, wie gegenwärtig -  und die Aussicht ist dazu nach der Wetterkarte vorhanden - werden die Gäste am kommenden Sonntag noch viele tausende von Bäumen in farbenprächtigem Blütengewand finden.


3. Mai 1914


7. Mai 1914

Meteorfall. Gestern abend halb acht Uhr ging in der Lubststraße, in der Nähe von Schemels Fabrik, ein Meteorite nieder. Die Erscheinung war an einem leuchtenden kometartigen Schweif gut erkennbar.

Unart. Man kann nicht selten beobachten, daß Kinder und halbwüchsige Burschen gegen Automobile und Radfahrer Steine und Knüppel werfen. Schon im vorigen Jahre wurde der Führer eines Kraftwagens in der Bösitzerstraße durch den Steinwurf eines 12jährigen Schlingels nicht unerheblich am Kopf verletzt. Gestern warf in der Nähe des Lubstplatzes ein etwa zehnjähriger Knabe einem auf dem Fahrrad daherkommenden Gärtnereibesitzer einen Knüppel vor das Rad, sodaß der Mann vom Rade stürzte und sich am Kopfe erheblich verletzte, sodaß er sich zum Arzt begeben mußte. Wir machen darauf aufmerksam, daß die Eltern für derartige Ungezogenheiten ihrer Sprößlinge verantwortlich und haftbar sind, also für die Erstattung der Arztkosten und den entgangenen Arbeitsverdienst eines Verletzten herangezogen werden können. Es dürfte daher im eigenen Interesse der Eltern liegen, daß sie ihre Kinder eindringlich ermahnen, gegen Automobile und Radfahrer nicht mit Sand, Steinen oder Knüppeln zu werfen; auch dürfte es zweckmäßig sein, wenn durch die Schulaufsichtsbehörde eine diesbezügliche Verfügung an die einzelnen Schulen erlassen würde.


8. Mai 1914

Ein starker Gewitterregen ging gestern nachmittag zwischen 6 und 7 Uhr hier nieder. Die Regengüsse der letzten Tage haben zwar vieles wieder gut gemacht, was der Frost in der Nacht zum Sonntag verdorben hat, immerhin dürften die Schäden der Frostnacht, namentlich an den blühenden Obstbäumen, nicht gering anzuschlagen sein.


9. Mai 1914


13. Mai 1914

Der neue Viehmarktplatz an der Kupferhammer Straße, westlich vom Bahnhof Guben, ist jetzt zweckentsprechend hergerichtet. Laut Bekanntmachung im heutigen Anzeigenteil wird bereits der nächste Vieh- und Pferdemarkt, der am 19. d.M. hier stattfindet, auf dem neuen Viehmarktplatz abgehalten.


14. Mai 1914

Die drei Eisheiligen, Mamertus, Pankratius und Servatius, die im Rufe stehen, den wohlbekannten großen Kälterückfall des Mai zu bringen, haben uns diesmal ziemlich rauhes und unfreundliches Wetter beschert. Ein eigentlicher Kälterückfall mit all seinen nachhaltigen Begleitumständen für Garten- und Feldfrüchte sowie für den Fruchtansatz an den Obstbäumen scheint glücklicherweise ja nicht einzutreten, indessen dürften doch die kalten Winde nicht nach Nordwesten drehen, denn dann dürfte die Maikühle sich noch verschärfen und für freigelegene Orte auch schwache Nachtfröste bringen. Heute vormittag ging ein kurzer Hagelschlag nieder, nach dem es sich wohl wieder aufklärte, der aber doch merkliche Abkühlung brachte, welche die später durchkommenden Sonnenstrahlen nicht zu beseitigen vermochten.


15. Mai 1914


17. Mai 1914


19. Mai 1914

Der Waldgottesdienst bei Germersdorf hatte gestern trotz der trüben und unsicheren Witterung wieder eine große Zahl andächtiger Hörer hinausgelockt. Es waren sicher über tausend Menschen versammelt, die sich an dem Bergabhang gelagert hatten -  ein malerisches Bild. Der Waldgottesdienst war diesmal der Heidemission gewidmet, zu deren Unterstützung nach einer einleitenden Ansprache des Herrn Pfarrer Schulze Herr Pfarrer Stephan aus Fürstenberg in eindringlichen Worten aufforderte. Das Schlußwort hatte Herr Pfarrer Mix. Eingerahmt wurde die Feier durch einige von dem gemischten Chor des Jünglings- und Jungfrauenvereins schön vorgetragenen Lieder und Motetten, sowie durch mehrere Gemeindegesänge unter Begleitung einer Musikkapelle. Neu waren die hübschen Liederhefte mit dem wohlgelungenen Bild der Klosterkirche, die den Teilnehmern überreicht wurden. Sie enthalten außer den beliebtesten Gesangbuchliedern auch Lieder von neueren Dichtern wie Gustav Schüler, dessen tiefempfundenes Abendlied. „Wollst unser Häuslein schirmen“ zum Schluß gesungen wurde. Das Heft soll, wie Pfarrer Mix mitteilte, nun an den folgenden Waldgottesdiensten wieder benutzt werden und wird sich gewiß als neues Band dieser schönen und zeitgemäßen Veranstaltung erweisen.


31. Mai 1914