Gubener Zeitung

Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.

1914

Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember

3. März 1914


4. März 1914

Obstbaumzählung an den Chausseen des Landkreises Guben. Am 1. Dezember 1913 wurden gezählt: 4807 Apfelbäume, 3157 Birnbäume, 2523 Süßkirschen, 835 Pflaumen, zusammen 11322 Bäume.

Fundgegenstände. Im polizeilichen Fundbüro sind abgeliefert: 1 Pferdeschwanzriemen, 1 Frauenkleiderschleife, mehrere Wäschestücke, 1 Wagenbuchse, 1 Geldbetrag, 1 Vorstecknadel, 1 Trauring, 1 kleine Scheere.

Eine Weltreise in der Mark ist durchaus keine Unmöglichkeit. Die Lausitzer Blätter stellen hierfür folgenden hübschen Reiseplan auf: Man reise zunächst nach Celle, von da nach Altona, dann über Quebec, Maryland, Hamshire nach New-York und von hier nach Pennsylvanien und Philadelphia. Über Charlstown, Yorkstown, Saratoga, Savanna und Florida kommt man nach Havanna und Jamaica, von dort nach Sumatra und Ceylon von dort über Anapolis und Malta nach Corsica. Das Festland betritt man in Frankreich und gelangt über Beaulieu und Breisach nach Stuttgart. Von dort reist man über Mannheim, Freiberg und Neu-Dresden nach Hause. Nebenbei lernt man noch Friedrich den Großen und Gurko kennen. Um diese „Weltreise“ zu machen, braucht man sich nur auf die Eisenbahn zu setzen und nach Reppen zu fahren. Dort steigt man um und fährt nach dem Städtchen Sternberg im Kreise Oststernberg. Alle obengenannten Namen sind Dorfnamen dieses Kreises. Manche, wie Corsica und Sumatra sind sogar Gemeinde- und Gutsbezirke.


5. März 1914


6. März 1914


8. März 1914

Direktoratswechsel am Gymnasium und der Realschule. Der Gymnasialdirektor, Geheimer Regierungsrat Dr. Hamdorff tritt am 1. Oktober d.J.  nach 50jähriger Dienstzeit in den Ruhestand. An seiner Stelle ist vom Magistrat der Gymnasial-Oberlehrer Professor Max Pohl am Gymnasium in Berlin-Steglitz gewählt worden und hat die Wahl angenommen.

Herr Geheimrat Dr. Hamdorff feiert heute seinen 72. Geburtstag. Aus diesem Anlaß wurde ihm heute vom Schülerchor der Doppelanstalt unter Ltg. Des Kgl. Musikdirektors Zierau ein Morgengruß dargebracht.

Am 1. April d.J. feiert Herr Geheimrat Dr. Hamdorff sein 50jähriges Dienstjubiläum als Lehrer am hiesigen Gymnasium. Aus diesem Anlaß findet am Dienstag, den 31. März, nachmittags 3 Uhr im Schützenhaus ein gemeinsames Festmahl der Bürgerschaft statt. (Siehe Anzeige.)

Vom Wetter. Die kurze, während der letzten Februartage wieder eingetretene Frostperiode hat schon zu Ende der Vorwoche wieder ihr Ende erreicht, und von  neuem hat mildes, vorfrühlingshaftes Wetter eingesetzt… Allem Anschein nach wird sich der herrschende Witterungscharakter mit seiner starken Veränderlichkeit, den für die Jahreszeit hohen Temperaturen und den ergiebigen Regenfällen, einstweilen fortsetzen.


10. März 1914

Der neue Direktor des Gymnasiums und der Realschule in Guben, Prof. Max Pohl vom Gymnasium in Steglitz, ist 1869 in Breslau geboren, besuchte dort das Gymnasium, studierte in Breslau und Berlin, bestand im Juli 1893 die Staatsprüfung, war von 1895 bis 1896 am Leibnitz-Gymnasium in Berlin und seit Ostern 1898 in Steglitz tätig, wo er am 1. April 1900 als Oberlehrer angestellt wurde. Professor Pohl hat die Wahl in Guben angenommen.


14. März 1914

Das Naemi Wilke-Stift, Krankenhaus und ev.-luth. Diakonissen-Anstalt zu Guben, das im Juli des vergangenen Jahres auf ein 25jähriges Bestehen als selbständige Stiftung zurückblickte, hat in seinem Krankenhause im Jahre 1913 834 Patienten gezählt, und zwar 397 männliche und 437 weibliche. Von diesen 834 Kranken wurden in der 1. Klasse 53, in der 2. 129 und in der 3. Klasse 652 verpflegt. An Verpflegungstagen wurden 19599 gezählt, an Operationen 654. Als Assistenzarzt trat am 17. Januar der bisherige Medizinalpraktikant, Herr Dr. Knorr, und als Praktikant am 15. Juli Herr Dr. Kunze ein. Der höchste Krankenbestand – am 30. Januar – betrug 70 Personen. In der Idiotenanstalt wurden anfangs 58 blöde Mädchen gezählt. Durch Zugang von 4 neuen Pfleglingen, Entlassung und Todesfall veränderte sich diese Zahl etwas, sodaß am Ende des Jahres 59 Insassen vorhanden waren. 5 männliche und 4 weibliche vorschulpflichtige taubstumme und blinde Kinder der Provinzialverwaltung und 21 schwachsinnige Berliner Waisenkinder wurden im Pflegehause, dem früheren Städt. Siechenhause, verpflegt. Die christliche Kinderbewahranstalt wurde von durchschnittlich 50 Kindern besucht. Die Schwesternschaft zählte am Ende des Jahres 42 Diakonissinnen und 20 Probeschwestern. Sie beklagte, abgesehen von anderen Abgängen, den unerwarteten Heimgang der auch in hiesiger Stadt vielfach bekannten Schwester der Männerstation des Krankenhauses, Diakonisse Maria Klose, erfuhr aber doch durch Neueintritte hinreichenden Zuwachs und durch einige freie Hilfen soviel Unterstützung, daß die Anstalt den an sie hier und auf seinen Außenstationen in Preußen, Sachsen, Schwarzburg-Sondershausen und Reuß gestellten Anforderungen genügen konnte.


15. März 1914


29. März 1914

Ein neuer Film beherrscht gegenwärtig das Programm der hiesigen Kinotheater an der Neißebrücke und an der Herrenstraße. Es ist ein mimisches Drama von dem bekannten Kinomeister Urban Gad, das sich „Das Kind ruft“ betitelt und die beliebte Kinodiva Asta Nielsen in der Hauptrolle zeigt. Der Film enthält mehrere hochdramatische Stellen, wie sie die Lichtspielkunst selten aufzuweisen hat. Man wirft einen Blick in das Gefühlsleben einer Mutter und Gattin, die um ihre Liebe kämpft, schließlich aber dem Schicksal verfällt. Die Szenenführung ist eine spannende.


31. März 1914

In der Klosterkirche wurden am Sonntag 13 Kinder konfirmiert, 55 Knaben und 58 Mädchen. Bei der Gelegenheit konnte man die beiden Dürerschen Apostelbilder in wohlgelungenen Kopien (von einem jungen Gubener Maler hergestellt) bewundern, die hinter dem Altar zu beiden Seiten des Kruzifixes aufgehängt sind und dem ganzen bisher recht nüchtern wirkenden Raum einen wärmeren Ton geben. Zu wünschen wäre, daß auch die beiden angrenzenden Felder der Apsis noch mit einigen größeren Gemälden geschmückt werden. Vielleicht finden sich dazu ein paar Gönner. Die Beschaffung dieser beiden Bilder ist in erster Linie den diesjährigen Konfirmanden zu danken.