Gubener Zeitung

Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.

1920

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14. April 1920

Abgabe von Hausbrandkohlen. Nach einer heutigen Bekanntmachung werden weitere Marken der Kohlenkarten zur Belieferung mit Rohkohlen freigegeben.

Preiserhöhung für die mit Autos zur Ausfuhr kommenden Briketts. Nach der Bekanntmachung des Magistrats im heutigen Anzeigenteil hat der Preis für die genannten Briketts erhöht werden müssen. Wollen Haushaltungen ihre Bestellung nicht aufrecht erhalten, so muß die Rücknahme derselben sofort im Kohlenbureau erfolgen.


16. April 1920

Feuersbrunst Crossen a. O., 15. April (Eine Feuersbrunst) äscherte in Thiemendorf die Scheune des Gastwirts Helbig, die mit Getreide gefüllt war, ein. Auch drei Wagen, eine landwirtschaftliche Maschine und viel Holz sind verbrannt. Durch den Wind ergriffen die Flammen auch das mit Stroh gedeckte Wohnhaus des Halbbauern Weinert, das vollständig niederbrannte.

Stadtverordnetensitzung - Fortsetzung

Guben, 14. April

Schulzahnklinik. Der Magistrat gibt der Stadtv.-Versammlung in einer besonderen Notlage bekannt, daß die städt. Schulzahnpflege seit ungefähr 2 Jahren ruht, nachdem eine Verlängerung des mit zwei hiesigen Zahnärzten z.Zt. abgeschlossenen Dienstvertrags nicht ermöglicht werden konnte. Nunmehr soll eine Neuordnung der städt. Schulzahnpflege in der Weise in die Wege geleitet werden, daß unter Bestellung eines städt. Schulzahnarztes eine besondere Schulzahnklinik errichtet wird, da bei dem Umfange der Behandlung zahnkranker Schulkinder diese nicht mehr wie bisher in den Sprechzimmern der Ärzte erfolgen kann. Die Raumfrage soll durch einen Barackenbau auf dem Grundstück des städt. Krankenhauses gelöst werden. Die Kosten des Barackenbaues veranschlagt der Magistrat auf rund 12000 M.

Der Stadtv.-Vorsteher teilte hierzu den Eingang zweier Eingaben mit, und zwar seitens der hiesigen Zahnärzte und der Dentisten. In beiden Eingaben wird darauf aufmerksam gemacht, daß die Verwirklichung des Magistratsantrages nicht nur große Kosten verursachen, sondern nicht einmal zweckentsprechend sein würde. – Stadtrat Hoffmann hielt es für nützlich, vor Ausführung des Planes mit den beiden Fachorganisationen zu unterhandeln. – Der Oberbürgermeister teilte mit, der Magistrat habe mit den in Betracht kommenden Körperschaften bereits verhandelt, sich jedoch zu den gestellten Forderungen nicht entschließen können. Im Übrigen habe sich der Magistrat auf den Standpunkt gestellt, die Schulkinder durch ordinierte Zahnärzte und nicht durch Dentisten behandeln zu lassen. – Stadtv. Bohn hielt die für diesen Zweck veranschlagte Summe für viel zu gering, namentlich wenn Inventar, Instrumente, Materialien usw. angeschafft und schließlich bei der großen Zahl der Kinder dem behandelnden Arzt ein Assistent zur Seite gestellt werden solle. – Stadtv. Steinhagen empfahl noch nähere Informationen von Städten einzuholen, in denen bereits Schulzahnkliniken bestehen. Hierauf wurde die Weiterberatung der Vorlage vertagt.

Schont die Blütenzweige. Wir erhalten aus Germersdorf, wo die Bäume in voller Blüte stehen, eine Zuschrift, in der es u. a. heißt: Leider muß man immer wieder beobachten, daß Blütenzweige von Spaziergängern abgebrochen werden, obwohl sich die Blüten nicht lange halten. Dann wirft man sie sinnlos weg. Es wird dem Landmann, dem das Großziehen der Obstbäume viel Arbeit bereitet, erheblicher Schaden zugefügt, weil gleichzeitig auch anderer Flurschaden angerichtet wird. Germersdorf freut sich über die zahlreichen Gäste und Spaziergänger, aber man sollte doch Baum- und Flurschäden zu vermeiden suchen.

Entschädigung für verlorene Pakete. Der gesetzlich festgelegte Satz von 3 M für das Pfund, bis zu dem die Post bei Verlust oder Beschädigung von Postpaketen Ersatz leistet und der jetzt auf 10 M erhöht werden soll, kann nur durch Gesetz dementsprechend geändert werden. Da die betreffende Gesetzesvorlage zur Zeit noch dem Reichsrat vorliegt, also von der Nationalversammlung noch nicht verabschiedet worden ist, ist die Nachricht, daß die Erhöhung bereits Tatsache geworden sei, verfrüht.


18. April 1920

Das erste Frühlingsgewitter zog gestern Nachmittag in der fünften Stunde über Guben. Es türmten sich schwarze Wolken a Himmel zusammen und drohten in schwerster Weise zur Entladung zu kommen. Einige Windstöße wirbelten den Staub auf, blieben aber ungefährlich, auch das schwere Gewölk löste sich unter einigen Blitzen und Donnerschlägen nach und nach auf. Nach einem dünnen Regen klärte sich der Himmel gegen Abend wieder auf und heute scheint wieder die goldene Sonne vom azurblauen Himmel.

Der Gubener Mandolinenklub 1910, der unter der tüchtigen Leitung seines Dirigenten Serghi Bokun schon öfters Proben seines Könnens abgelegt hat und in der Mandolinenmusik in Guben und den Nachbarstädten an der Spitze steht, veranstaltet morgen, Sonntag, auf „Wilhelmshöhe“ ein Mandolinen-Frühkonzert. Alle Frühaufsteher und Freunde der Mandolinenmusik seien auf dieses Baumblütenkonzert aufmerksam gemacht. Näheres besagt die heutige Anzeige.


20. April 1920

Die Kiefernspinner-Kalamität im Gubener Stadtwalde geht ihrem Ende entgegen, diesmal hoffentlich ohne größere Schädigung angerichtet zu haben. Das war nicht immer so. Wer die Försterei Tiefensee öfters durchwandert hat, wird sich gewundert haben über die weiten Flächen junger zusammenhängender Stangenorte. Das sind die Folgen des großen Spinnenfraßes aus den Jahren   1862 – 65, dem 250 Hektar Wald zum Opfer fielen. Ein kleinerer Fraß in den 70er Jahren brach 1876 zusammen, bevor die Kalamität ihren Höhepunkt erreicht hatte. In den Jahren 1886 – 1890 wuchs die Meng der Raupen so gewaltig an, daß über 3000 Hektar Wald geleimt werden mußten, um ausgedehnte Verheerungen zu verhindern. Die noch überall sichtbaren ring stammen aus jener Zeit. Wer Interesse an unserem Wald hat, seinem Gedeihen und den Gefahren, welche ihm und unseren Gemeinden drohen, den weisen wir hier nochmals auf den Vortrag des Herrn Prof. Haase, Berlin, hin, der mit Vorführung einer Reihe von Lichtbildern einen allgemein verständlichen Vortrag über das Leben des Kiefernspinners, unter besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse im Gubener Stadtwald, sprechen wird.


23. April 1920

Aus dem Gubener Landkreise

Groß Breesen, 22. April: Der in weiten reisen bekannte Solotänzer a.D., Inhaber eines akademischen Tanzinstituts, Herr Carl Schmiedel aus Berlin, hat, wie uns mitgeteilt wird, seinen Wohnsitz nunmehr endgültig nach seinem idyllischen Landhäuschen zu Gr. Breesen verlegt und gedenkt in nächster Wintersaison auch in Guben Tanzkurse anzuhalten. Herr Schmiedel hat sich in Berlin in der Einstudierung von Kostüm-Quadrillen, Gavotten, Nationaltänzen und Ausbildung von Tanz-Soubretten usw. bestens bewährt; er war Lehrer der meisten akademischen Verbindungen n Berlin und wird nunmehr mit seiner Kunst auch seiner neuen Heimat dienen.


28. April 1920

Drei Rehe wurden heute von der Polizei beschlagnahmt. Das Fleisch ist wie gewöhnlich an die Krankenhäuser abgeliefert.

Ein Einbruch ist in einer Villa auf der Grünen Wiese verübt worden, bei dem den Tätern wertvolle Silbersachen, ein Seidenkleid und andere Gegenstände in die Hände fielen.- Die Einbrüche mehren sich wieder; es scheint, daß noch immer ein besonderes raffiniertes Diebesgesindel sein Unwesen treibt. Die Aufmerksamkeit muß schärfer auf die völlig im Dunkeln liegenden Straßen gerichtet werden, zu denen auch die Grüne Wiese gehört.


29. April 1920

Stadttheater. Am Donnerstag findet die zweite Aufführung der Operette „Bolenblut“ statt; Freitag zum ersten Male; „Liebe“; Schauspiel von Wildgans, als Kammervorstellung. Da der Dichter das Thema mit seinen Folgen zwar sehr künstlich, aber modern behandelt, so ist der Besuch für jüngere Personen nicht geeignet. Am Sonnabend geben noch einmal „Die Raschhoffs“ von Sudermann  in Szene; Frau Barowska  vom Stadttheater in Liegnitz, die bei ihrem ersten Gastspiel außerordentlich gut gefiel, spielt die Wally.

Strafkammer Guben 27. April. Der Hausdiener Paul B.  aus Guben, mehrfach vorbestraft wegen Diebstahls, ist geständig der Arbeiterin Anna Gl.  zu Guben aus einem offenen Vertiko ein auf die Bank für Handel und Industrie Guben lautendes Sparbuch über 366 M und später noch einmal 40 M entwendet zu haben. Das auf dem Buche stehende Geld hat er auf zweimal abgehoben, erst 350 M und dann später 16M. Dabei hat er die Quittungen dem Namen Carl Gl.  gefälscht. 40 M hat er später zurückgegeben. Der Staatsanwalt beantragt wegen einfachen Diebstahls und wegen schwerer Urkundenfälschung in 2 Fällen eine Zusatzstrafe von 1 Monat Gefängnis. Das Urteil lautet aber auf eine Zusatzstrafe von 2 Monaten Gefängnis. 


30. April 1920

Cottbus 20.April. (Bluttat) Wie gestern Abend in später Stunde der Landwirt und Viehhändler Quißke in Kunersdorf bei Cottbus mit Sohn und Tochter aus Cottbus, wo sie Besorgungen erledigt hatten, heimkehrten, fanden sie die Ehefrau Quißke mit durchschnittenen Halse im Bette liegend tot vor. Ehemann und Sohn hatten sich schon früh morgens, die Tochter am Nachmittag nach Cottbus begeben. Die Bluttat scheint am späten Nachmittag verübt worden zu sein. Der Verdacht  der Täterschaft richtet sich gegen einen Mann im grauen Militäranzug, der im Dorfe Geflügel einkaufen wollte.