Gubener Zeitung

Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.

1920

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1. Januar 1920

Mordanschlag. Vor etwa drei Wochen wurde ein Anschlag gegen daß Leben des Gutsvogts Le. In Tieliß verübt. Der Täter gab abends durch ein Loch in dem schadhaften Fensterladen einen Gewehrschuß gegen den am Tisch sitzenden Vogt ab, der glücklicherweise nicht traf. Auf Veranlassung der Staatsanwaltschaft fand aufgrund der Voruntersuchung eine verantwortliche Vernehmung vor dem Sorauer Amtsgericht statt. Sie endete mit der Verhaftung des Gastwirts  Ba.   aus Tieliß, nachdem die Verdachtsmomente der Täterschaft oder Anstiftung diese geboten erschienen ließen.

Ein tragischer Vorgang spielte sich in der Brauerei in Schlössel-Beilau ab. Dort sandte die Brauereibesitzerin Möse ihren einzigen Sohn Heinz in eine Nebenstube, um Geld zu wechseln. Da geriet ihm ein scharfgeladener Revolver in die Hand, dem die Mutter zum Schutz gegen Einbrecher in einem Schuhe verwahrte. Die Waffe entlud sich und die Kugel durchschlug dem Knaben den Kopf. Er verstarb bald nach seiner Ueberführung in das Krankenhaus.


3. Januar 1920

Ungültigkeit des Papiernotgeldes der Stadt Guben. Wie wir hören, ist immer noch Notgeld in Form der 10 Markscheine im Umlauf, obwohl die Einlösungsfrist schon längst verstrichen ist. Die Stadthauptkasse hier nimmt nur noch bis Ende Januar 1920 solche Notgeldscheine an. Nach diesem Zeitpunkte soll eine Einlösung aber nicht mehr stattfinden. Inhabern dieser 10 Markscheine sei deshalb geraten, den Umtausch des Notgeldes recht bald zu bewirken, um sich vor Verlust zu schützen.         

Kleinfeuer. Gestern abend gegen 10:30 Uhr wurde die Feuerwehr zu einem Zimmerbrand nach der Klosterstr. 1 gerufen. Der Brand war durch Kurzschluß entstanden und konnte schnell gelöscht werden.

Diebische Freundin. Einer in der Dammvorstadt wohnenden Familie wurde vor dem Weihnachtsfest aus der Wohnung ein Sparkassenbuch, in dem noch 10000 M. bares Geld lagen, gestohlen. Als Diebin wurde jetzt eine Freundin der bestohlenen Familie ermittelt. Die Täterin hatte außerdem noch 1000 Mark von der Sparkasse abgehoben und das Geld für Weihnachtsgeschenke verausgabt.


4. Januar 1920


8. Januar 1920


11. Januar 1920

Turnerschaft Guben. Am Sonntag sind wieder spannende Wettkämpfe zu erwarten. Es treffen sich  vormittags 10 Uhr auf dem Sportplatz am Damm die 1. Mannschaft von F.C. Preußen und  Turnerschaft e.V. zum fälligen Verbandsspiel. Beide Mannschaften werden ihr möglichstes  daransetzen, um günstig abzuschneiden. Auf dem Sportplatz der Turnerschaft am  Koenigpark treffen sich nachmittags 13:30 Uhr die 3. Vereinsmannschaft und die Jgdm, genannten Vereins. Um 2 Uhr tritt die 2. Mannschaft der Turnerschaft gegen die 1. Mannschaft der Sportvereinigung Germersdorf zu einem Gesellschaftsspiel an.                              


14. Januar 1920

Aufklärungsvortrag über Säuglingsfürsorge. Der Aerzteverein veranstaltet am Freitag, dem 16.Januar, abends 7:30 Uhr, im großen Saale des Schützenhauses einen Aufklärungsvortrag über Säuglingsfürsorge mit Lichtbildern. Bei der Unklarheit über viele Fragen dieses Gebietes in allen Schichten der Bevölkerung und bei der  Notwendigkeit, über diese Fragen unterrichtet zu sein, ist der Besuch dieses Vortrages dringend zu empfehlen. Insbesondere sollte keine Frau und kein junges Mädchen dem Vortrage fernbleiben. Zur Deckung der Unkosten wird ein Eintrittsgeld von 20 Pf.  je Person  erhoben.

Künstlerfest. Eine beschränkte Anzahl Karten stehen noch zur Verfügung. Wünsche auf Zusendung einer Einladung sind an Herrn Marberg, Grüne Wiese 44a, Fernsprecher 771, zu richten.


18. Januar 1920

Dunkles Brot und Semmeln. Auf die häufigen Klagen des Publikums über dunkles Brot oder Semmeln wird vom Lebensmittelamt mitgeteilt, daß außer dem jetzt gelieferten verhältnismäßig hellen Roggen- und Weizenmehl  noch Weizennachmehl und andere Streckungsmittel von der Reichsgetreidestelle, geliefert werden, die sämtlich sehr dunkel sind. Solange diese Streckungsmittel zum Mischen verbraucht werden müssen, wird auch das Brot, trotz des besseren  Roggen- bezw. Weizenmehles, leider immer noch zum Teil dunkel ausfallen.


20. Januar 1920

Stadtschaft  der Provinz Brandenburg. In dem vierten Kalendervierteljahr 1919 wurden außer Groß-Berlin Anträge aus Städten und Landgemeinden der Provinz Bandenburg in Höhe von 475 600 M an die Stadtschaft gestellt. Zur Bewilligung gelangten 4 160 600 M, von denen auf die  Städte und Landgemeinden der Provinz 925 600 M entfielen. Der Hypothekenbestand belief sich am 31.Dezember 1919 auf 84 420 500 M und verteilte sich auf 1055 Darlehen.


21. Januar 1920

Ueber die Vereidigung der Lehrer hat der Minister für Volksbildung  besondere Bestimmungen getroffen. In den Schulen soll der Eid tunlichst im Beisein sämtlicher Schüler geleistet werden. Bei nichtstaatlichen Anstalten wird den Patronaten anheimgestellt, sich bei der Feierlichkeit vertreten zu lassen.  Einzelstehende Beamte wie die Kreisschulinspektoren haben den Eid bei dem Landrat abzulegen, soweit  sie nicht am Eide der Behörden wohnen. Die nachgeordneten Behörden sind angewiesen, die nötigen Anordnungen für die Vereidigung der Beamten sowie der Lehrer und Lehrerinnen an den öffentlichen Unterrichtsanstalten zu treffen. Die Leiter der Schulen und Anstalten sollen vor dem versammelten Lehrkörper zuerst selbst den Treuschwur leisten und dann die einzelnen Erschienen vereidigen.


23. Januar 1920

Der Gubener Ruderclub 1905 e.V. hielt im Deutschen Hause seine diesjährige Hauptversammlung ab. Aus dem Geschäftsbericht ist mitzuteilen, daß der Ruderclub auch im 14.Jahre seines Bestehens weiteren Zuwachs an ausübenden und unterstützenden Mitgliedern verzeichnen kann. Nachdem in den Kriegsjahren die Rudertätigkeit erheblich nachgelassen hatte – waren doch insgesamt 59 ausübende Mitglieder zum Beeresdienst eingezogen- konnte im verflossenen Jahre ein erfreulicher Aufschwung der Rudertätigkeit sichergestellt werden. Der Gubener Ruderclub wird sich auch weiterhin durch sachgemäße Ausübung des gesunden Rudersportes die körperliche Ausübung seiner Mitglieder zur obersten Aufgabe machen.


25. Januar 1920

Stadttheater. Der heute Abend 6 Uhr stattfindenden Erstaufführung von „Ihre Hoheit- die Tänzerin“ wird der Präsident Richelt von der Deutschen Bühnengenossenschaft und der Komponist Goetze beiwohnen.- Sonntag abend 7 Uhr wird der überaus lustige Schwank „Willis Frau“ gegeben.


27. Januar 1920

Arbeitszeit für Photographen. Auf Anordnung des Regierungspräsidenten sind sämtliche photographischen Anstalten am ersten  Weihnachts-, Oster- und Pfingstfeiertage geschlossen zu halten. Die Beschäftigung von Hilfspersonal ist gestattet an den letzten vier Sonntagen vor Weihnachten für  8 Stunden zwischen 8 Uhr vormittags und 6 Uhr nachmittags, an allen übrigen Sonn- und Festtagen von 10 Uhr vormittags bis 5 Uhr nachmittags. Außenhalb der hiernach für die Arbeitnehmer freigegebenen Zeit müssen die photographischen Anstalten an Sonn- und Festtagen geschlossen gehalten werden.


28. Januar 1920

Ermittelte Einbrecher. In den letzten Monaten wurde wiederholt in das Agentur- und Kolonialwaren-Großgeschäft von Bruno Görlich, Lausitzer Straße 57, eingebrochen und allerlei Waren, wie Zigarren, Zigaretten, Konserven, Schokolade, Kakao, Bonbons usw., im Werte von über 5000 M entwendet. Nunmehr hat die Kriminalpolizei die Täter in der Person des Invaliden Paul Skadow und Arbeiters Kurt Schmidt aus Schmellwitz ermittelt und festgenommen. 

Fundgegenstände. In der Zeit  vom 17.Dez. 1919 bis 20.Januar 1920 sind nachfolgende Gegenstände in der Fundsammelstelle Markt 12 abgeben worden : Geldscheine, 1 Portemonnaie mit Inhalt, 1 Handtuch, 1 Strumpfhalter, 1 Rolltuch, 1 Schürzchen , 1 Deckchen, 1 Brille, 1 Markttasche mit Inhalt, 2 Brillen, 1 Wanddeckchen, 1 Portemonnaie mit Inhalt, 2 Markttaschen, 1 schwarzer Damenhut, 3 einzelne Handschuhe, 1 leeres Portomonnaie,1 Kinderhandschuh, 1 paar Schuhe, 1 Kinderschlittschuh,1 künstliches Gebiss.


29. Januar 1920

Die Tollwut unter den Hunden hat in einzelnen Bezirken einen bedrohlichen Umfang angenommen und selbst unter den Viehbeständen nicht unbedeutenden Schaden verursacht. Da durch den Biß wutkranker Hunde die Seuche weiter verbreitet wird, ist jeder Verkehr mit Hunden nach und aus gefährdeten Bezirken zu vermeiden. Hunde, die den Verdacht erwecken, tollwütig oder von einen wutkranken oder der Wut verdächtigen Hunde gebissen worden zu sein, sind sofort getötet oder lebend einer amtstierärztlichen Untersuchung zu unterwerfen.  


31. Januar 1920

Gefährliche Glätte.  Der Schneefall in den letzten Tagen hat wieder eine Glätte auf den Bürgersteigen hervorgerufen, die für den Verkehr sehr gefährlich ist. Wir haben schon wiederholt darauf hingewiesen, daß allein schon die Rücksicht auf die Bein-Kriegsbeschädigten es nötig macht, die Bürgersteige und Brücken zu säubern. Darüber hinaus muß aber auch Rücksicht auf die Allgemeinheit verlangt und die Bürgersteige gesäubert und gestreut werden. Leider ist die Organisation der Straßenreinigung nicht einmal so straff, daß Brücken und Bürgersteige vor den städtischen Grundstücken unverzüglich gereinigt werden. Die Stadt muß unbedingt mit guten Beispiel vorangehen. Sonst haben es die übrigen Hausbesitzer bequem ,sich auf die Säumigkeit der Stadt zu berufen. Schließlich sei hierbei auch an die Haftpflicht bei etwaigen Unglücksfällen erinnert. Heut morgen sah man verschiedene Personen ausgleiten und hinschlagen. Ernstliche Unfälle scheinen glücklicherweise noch nicht vorgekommen zu sein.