Gubener Zeitung

Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.

1920

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1. Juli 1920

Der Jugendklub unternimmt am Sonnabend, dem 10. Juli, abends, mit dem letzten Zuge einen Ausflug nach Forst und kehrt Sonntagabend mit dem letzten Zuge wieder zurück. Der Zweck des Ausfluges ist der Besuch des dortigen Jugendheims, wo selbst auch übernachtet wird, ferner soll die Rosenausstellung und die Umgebung von Forst besichtigt werden. Da den Mitgliedern unter zwanzig Jahren Fahrpreisermäßigung zusteht, ist Anmeldung für die Beteiligung die spätestens Dienstag, dem 6.Juli, bei Jugendpfleger Hardt notwendig. Ausführliche Besprechung bezüglich Abkochens usw. nächsten Dienstag, abends 8 Uhr, im Jugendheim.


03. Juli 1920

Eine faustdicke Lüge verbreitete die Brüsseler Zeitung „National“, indem sie mitteilte, daß in dem Konzentrationslager bei Guben 17 Belgier festgehalten und mißhandelt werden. Von der amtlichen Stelle in Berlin wird jetzt öffentlich mitgeteilt, daß diese tendenziöse Nachricht, deren Absicht allzu durchsichtig ist, jeder Grundlage entbehrt. Trotzdem wird es nicht die letzte Lüge sein, die unsere ehem. Feinde verbreiten werden.


06. Juli 1920

Eine Ferien-Jugendvorstellung veranstalten nachmittags ½ 4 Uhr die Lichtspiele an der Neißebrücke am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag dieser Woche. Im Film erscheint „Der Rattenfänger“ nach der alten Sage in lebenden Bildern und Versen in fünf Akten. Außerdem werden noch eigens für die Jugend ausgewählte Filme vorgeführt, die zur Erheiterung des Kindergemüts beitragen werden.


15. Juli 1920

Dem unerlaubten Handel mit Lebensmitteln ist die Polizei auf den Fersen. Gestern wurde auf dem hiesigen Bahnhof eine scharfe Kontrolle der Händler, die Lebensmittel nach Berlin ausführen, vorgenommen. Es wurden eine Anzahl hiesiger Händler angehalten, die nicht im Besitze des Erlaubnisscheins zum Handel mit Lebens- und Futtermittel waren, der von dem hiesigen Lebensmittelamt ausgegeben wird. Die Händler haben nicht nur den Verlust ihrer Waren zu gewärtigen, sondern werden auch bestraft, wenn sie ohne Schein abgefaßt werden. Es liegt also im Interesse der Händler, den unerlaubten Handel zu unterlassen, oder die Erlaubnis zum Handel nachzusuchen. Die Kontrolle auf dem Bahnhof und im allgemeinen wird weiter scharf durchgeführt.

Vergiftung. Von den Genuß der ausgereiften Kartoffelblüten erkrankte gestern 6 jähriger Knabe. Der herbeigerufene Arzt stellte eine schwere Vergiftung fest, die trotz sofortiger Behandlung heute früh den Tod des Knaben herbeiführte. Dieser Vorfall ermahnt erneut, die Kinder vor dem Genuß unbekannter Früchte zu warnen.


17. Juli 1920

Kleinfeuer. Durch Funkenflug aus einem Lötofen war ein Dachaufbau auf dem Fabrikgrundstück Gasstraße 2 in Brand geraten. Mit Hilfe einer Fabrikschlauchleitung konnte der Brand schnell gelöscht werden.


21. Juli 1920

Fürstenberg a . O., 20.Juli.(Ein heftiges Gewitter.) verbunden mit wolkenbruchartigen, allerdings nur kurze Zeit andauernden Regen und heftigen Sturm entlud sich am Sonnabend zwischen 11 und 12 Uhr nachts über der hiesigen Gegend. Der Schaden, den das Unwetter an den Gärten, Bäumen usw. angerichtet hat, ist sehr bedeutend.

Auch sind einige Dächer dem Wüten der Elemente zum Opfer gefallen. Im Restaurant „Zur Schleuse 1“ fuhr ein Blitz (kalter Schlag) in die Küche und zertrümmerte verschiedene Einrichtungsgegenstände u . dgl . Die Telephonleitungen nach außerhalb sind größtenteils gestört. An der Schönfließer Chaussee wurden ganze Reihen von Bäumen glatt umgeworfen. Auch in den umliegenden Ortschaften, besonders in Schönfließ, ist verschiedentlich Schaden angerichtet worden.


25. Juli 1920

Die Lichtspiele an der Neißebrücke bereiten für ihre Besucher eine neue Ueberraschung vor. Wie uns mitgeteilt wird, wird in den nächstmöglichen Spielplan und zwar vom 27. Bis 29. Juli ein Abendprogramm: Die Alpen in Bild und Lied, ferner ein Jägerdrama eingereiht. In bezaubernder Naturpracht bietet sich dem Auge Bild um Bild der reizvollsten Alpenländer. Herrlich koloriert sehen wir Berge, Grotten, Wasserfälle, Bergfelsen, dazwischen die Herden auf der Alm, Abend- und Morgenröte, Sonnenaufgang. Die Wirkung des Films wird noch erhöht durch die Gesänge des Jodlerpaares Jahoda. Das Sängerpaar bringt Jodler, wie man sie nur in den südlichen Bergländern kennt, zu Gehör, aber auch bekannte Ländler, das „Hoch vom Dachstein“ und das „Berner Oberland“ und sonstige Melodien der Kinder der Berge wird man hören. Durch Gesang und Bild wird eine Wirklichkeit geschaffen, die jeden Besucher in Entzücken versetzen wird.


27. Juli 1920

Liegnitz, 26.Juli.(Der verhinderte Mordplan.) Eine Ehetragödie wird aus dem von Liegnitz etwa 10 Kilometer entfernten Orte Lodendau, Kreis Goldberg-Hagnau, gemeldet. Der dortige Gutsbesitzer Artur Wirth hatte den Feldzug mitgemacht und dabei ein Bein verloren, das dann durch ein künstliches ersetzt wurde. Seine Ehefrau knüpfte während der Abwesenheit des Gatten ein Verhältnis an, und scheint auch nach der Rückkehr des Gatten aus dem Felde nicht mehr geneigt gewesen zu sein, die eheliche Gemeinschaft wieder aufzunehmen. Vielmehr faßte sie den Entschluß, ihren Gatten durch eine Gewalttat aus dem Wege räumen zu lassen. Sie vertraute sich zu diesem Zwecke einen Bekannten an, dem sie das Verlangen stellte, er solle ihren Mann erschießen oder einen dritten ausfindig machen, der dies besorgen sollte. Sie stellte dafür gute Bezahlung in Aussicht. Der Bekannte ging scheinbar auf den Plan ein, teilte ihn aber der hiesigen Kriminalpolizei mit, die einen Polizeibeamten vorschickte. Als Strolch verkleidet, wurde er der Frau Wirth, die zu diesem Zwecke am Donnerstag nach Liegnitz gekommen war, zugeführt und alle Einzelheiten des auszuführenden Mordplanes besprochen. Die Frau übergab dem Manne alsbald 800 M, versprach aber weitere 10000 M, wenn der Plan gelingen sollte. Nunmehr gab sich der Kriminal-Schutzmann der Frau zu erkennen, und mit Hilfe eines zweiten Kriminal-Wachmeisters wurde Frau Wirth noch am Donnerstag in Polizeigewahrsam genommen und am Freitag dem Untersuchungsgefängnis zugeführt.


29. Juli 1920

Crossen, 28. Juli.(Zwei Schulknaben schwer verunglückt.) Der 8jährige Schulknabe Kurt Liehr und sein Spielkamerad, der 13jährige Franz Krugowski, fuhren auf einem Rade, der letztere hinten auf dem Rade stehend, den Stadtberg herunter. Sie verloren dabei die Gewalt über das Rad und jagten unten gegen einen Pfeiler der Oderbrücke. Schwer verletzt blieben beide Knaben besinnungslos liegen. Es wurde festgestellt, daß beide schwere Kopfverletzungen erlitten haben.


31. Juli 1920