Gubener Zeitung

Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.

1920

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1. September 1920

Hoteldiebe treiben in letzter Zeit hier ihr Unwesen. Die Inhaber von Gasthöfen haben wiederholt die Erfahrung machen müssen, daß sich Gäste heimlich unter Mitnahme von Einrichtungsgegenständen entfernten. Am Samstag ist ein Gastwirt wieder von zwei jungen Leuten geschädigt worden, indem sie Bettwäsche und Handtücher mitnahmen und obendrein die Zeche nicht bezahlten. Sie riegelten von innen zu und kletterten aus dem ersten Stock im Hofe an der Rinne entlang herab. Es empfiehlt sich, bei verdächtigen Leuten größte Aufmerksamkeit zu üben.


05. September 1920


10. September 1920

Das Instrumental-Gastspiel der Neubert-Cornell-Truppe im Schützenhaus erreicht heute Donnerstag sein Ende. Der gestrige Abend konnte sich starken Besuchs erfreuen und die Darbietungen fanden wieder großen Beifall. Da tatsächlich mancherlei Wunderinstrumente gezeigt und gespielt werden, bietet der Besuch des letzten Gastspiels viel des Intressanten.


11. September 1920

Ueber den Pflaumendiebstahl auf dem Steinsdorfer Gebiet, bei dem in der Nacht zum 1. Sept. einer Frau von dem Wächter eine Schußverletzung beigebracht wurde, erhalten wir noch eine andere Darstellung, nach der es sich doch nicht nur um Mitnahme einiger Hände voll Pflaumen handelt, sondern um einen planmäßigen Pflaumendiebstahl. Der Gastwirt R. hielt in der fraglichen Nacht Wache. Zwischen 12 und 1 Uhr nachts hörte er entferntes Rascheln im Laub. Er ging dann weiter, kehrte aber noch einmal zurück und sah einige Gestalten, die er anrief, die aber davonliefen. Er gab daraufhin 2 Schreckschüsse ab. Als er näher heran kam, nahm er an, daß es drei Männer waren, von denen er nicht wußte, ob sie ihn, da er allein war, nicht überfallen werden. Daher gab er noch zwei Schreckschüsse ab und ging dann zurück, um sich Hilfe aus Steinsdorf zu holen. Mit dem Gemeindevorsteher kam er an die fragliche Stelle, wo sie drei Körbe und drei Säcke mit zusammen etwa 4 Ztr. Pflaumen fanden. Der Gemeindevorsteher begab sich nochmals ins Dorf zurück, um weitere Hilfe zu holen. Während dieser Zeit kam ein Mann auf R. zu, der nun nochmals schoß und dabei die Frau getroffen haben muß. Der Mann kam dann nicht an die Körbe heran. Während dessen kam der Gemeindevorsteher mit drei Mann von zwei verschiedenen Richtungen heran. Sie hatten unterwegs eine Frau getroffen, die vorgab, vom „Pflaumenpellen“ zu kommen und zunächst hartnäckig leugnete, von dem Diebstahl etwas zu wissen. Schließlich gab sie aber zu, mitbeteiligt zu sein. Die Körbe und Säcke wurden dann ins Dorf gebracht.- Soweit die Darstellung von beteiligter Seite: im übrigen wird der Fall ja weiter untersucht werden und hoffentlich abschreckend auf diejenigen wirken, die unter dem Deckmantel der Nacht das Obst von den Bäumen gleich zentnerweise stehlen. Die Wächter müssen sich zu schützen suchen, da meist die Diebe auch bewaffnet sind.


16. September 1920

Vorsicht bei Mangobohnen. Es ist in letzter Zeit mehrfach beobachtet worden, daß in öffentlichen Verkaufsstellen Mangobohnen markenfrei feilgehalten werden. Diese Mangobohnen sind den hiesigen deutschen weißen Bohnen täuschend ähnlich, besitzen jedoch, worauf bereits in einer Verfügung des Herrn Ministers für Volkswohlfahrt vom 29.Januar 1920 hingewiesen wurde, ein Clofosid Phaseolanstin, daß beim Kochen Blausäure abspaltet, und, falls nicht bestimmte Kochvorschriften, nämlich 24 stündiges Einweichen im Wasser, Fortgießen dieses Wassers, Garkochen unter abermaligem Weggießen des Ankochwassers, eingehalten werden, zu schweren gesundheitlichen Schädigungen führen kann. Um das Publikum hiervor zu bewahren, ist es dringend notwendig, daß die betreffenden Kaufleute diese Bohnen mit der genauen Bezeichnung „Mangobohnen“ versehen und die Käufer auf die erforderliche Kochvorschrift hinweisen. In Zweifelsfällen, ob Mangobohnen oder deutsche Bohnen vorliegen, dürfte es sich empfehlen, Proben der Bohnen an das Untersuchungsamt der Stadt Cottbus einzusenden, das über die Art derselben kostenlos Auskunft erteilt.


17. September 1920

Grünberg, 16.Sept. (Festgesetzte Tuchdiebe.) Am 14.  Und 18.August d.J. verübten zwei Monteure einen Einbruchdiebstahl in eine hiesige Tuchfabrik und erbeuteten dabei Tuchstoffe im Werte von 100 000 M, die sie unter Mithilfe zweier Sittendirnen und eines Handlungsgehilfen an Breslauer Schieber verkauften. Den Erlös haben sie vergeudet. Der Breslauer Kriminalpolizei ist es nunmehr gelungen, sämtliche an diesem Diebstahl beteiligten Personen festzunehmen.


18. September 1920

Börsenmanöver. In den letzten Tagen ging eine Notiz durch die Presse, daß ein nicht unerheblicher Teil des Aktienkapitals der Berlin- Gubener Hutfabriken in ausländischen Besitz übergegangen sei. Es handelt sich dabei um unkontrollierbare Gerüchte, die vermutlich von Spekulantenseite in eigennützigem Interesse in die Presse lanziert werden. Jedenfalls liegt kein Grund zu irgendwelcher Beunruhigung vor. 

Cottbus 17.Sept. (Das Pferd im Schaufenster.) Gestern nachmittag war am Bahnhofsübergang das vor den Wagen des Landwirtschaftsbesitzers und Kolonialwarenhändlers Konzan aus Schmellwitz gespannte Pferd durch ein Automobil scheu und unruhig geworden. An der Ecke der Bahnhofs- und Lausitzer Straße wurde die Unruhe des Tieres durch einen daher kommenden Straßenbahnwagen noch vermehrt. Der Führer des Wagens konnte es nicht halten: es rannte mit dem Wagen auf den Bürgersteig und in das Schaufenster des dort gelegenen Schokoladengeschäfts von Winkelmann. Das große Schaufenster wurde völlig zertrümmert und die Auslage größtenteils vernichtet oder beschädigt. Auch das Tier erlitt durch Splitter sehr schwere Verletzungen.


21. September 1920

Rybnitz, 20.Sept.(Ueberfall.) Wie der „Oberschl. Wanderer“ meldet, wurde gestern früh ein Postbote auf dem Wege nach Kriewald nahe der Pulverfabrik Lygnose von vier bewaffneten Banditen überfallen. Die Räuber stürzten den Postkarren um, raubten außer Wertsendungen zwanzigtausend Mark bar und entkamen in einem wartenden feldgrauen  Automobil.


22. September 1920

Einbruchsdiebstahl. In vergangener Nacht wurde in die Villa Seehof in Deulowitz (Besitzer Herr Fabrikbesitzer Max Wilke) eingebrochen. Es sind verschiedene wertvolle Gegenstände entwendet worden. Von den Dieben fehlt bis jetzt jede Spur.  


23. September 1920

Künstliche Verjüngung. Es sei nochmals auf den morgen, Donnerstag abend auf „Sanssouci“ stattfinden Vortrag der Frau Dr. Wutke über Prof. Eugen Steinachs Methode der Künstlichen Verjüngung aufmerksam gemacht. Nach auswärtigen Pressestimmen weist Frau Dr. Wutke in fesselndem Vortrage, in sachlicher und formvollendeter Darstellung die Richtigkeit Steinachs wissenschaftlicher Forschungsergebnisse nach. Sämtliche Verjüngungsmethoden in Dichtung und Wahrheit aus der Urzeit bis heute, Hexenglauben, Märchenträume und ernste Forschung wechseln in lebenswahrer Darstellung mit reizvollen Bildern aus vergangenen Zeitepochen ab. Er war, schreibt eine Berliner Zeitung, ein seltener Genuß, dieser sympatischen Vortragskünstlerin auf den Wegen vom urältesten Traum von der künstlichen Verjüngung des Menschen bis zu seiner nun durch Steinach gefundenen Erfüllung zu folgen.

Bentschen, 22.Sept. (Wegen Spionage verhaftet.) Hier ist kürzlich das Haus des Schneidemühlenbesitzers Seelig umstellt und dessen kurz zuvor zum Besuch heimgekehrter Sohn, Ingenieur Seelig, wegen angeblicher Spionage verhaftet worden. 


25. September 1920

Wallmitz, 24.Sept.  (Kartoffeln für 15 M den Zentner.)  Ein  nachahmenswertes Beispiel verständiger Fürsorge gibt der Burggraf zu Dohna in Wallmitz, Kreis Sprottau, allen Landwirten. Der Zentner Kartoffeln kostet dort 25 M. Der Graf hat aber für die Wallmitzer Bevölkerung 5400 Zentner Kartoffeln zu 15 M den Zentner zur Verfügung gestellt. Wallmitz hat rund 1000 Einwohner. Wer macht es ihm nach?

Löwenberg, 24.Sept.  (Der Streit um die Schuhe.) Ohne Zustimmung des Kreisausschusses hat der frühere Landrat von Schrötter, bei der Firma Wolter und Bohn (Breslau) 4000 Paar Schuhe bestellt, wovon nur 30 Paar des hohen Preises von 170 M wegen verkauft worden sind. Die Firma hat nun den Kreis  auf Zahlung von 635 000 M nebst 4 Prozent Zinsen vom 1. Mai d. Js. ab verklagt. Nach eingeholten Gutachten ist der Kreis nicht haftbar. Der Kreistag stimmte den Vorschlag des Kreisausschusses zu, die Klage laufen zu lassen und den Vertrag abzulehnen.


29. September 1920

Besseres Bier! Der Reichsrat nahm in seiner Sonnabend-Sitzung die neue Verordnung über die Malzkontingente der Bierbrauereien an. Die Verordnung erhöht das bisherige Kontingent sämtlicher Brauereien gleichmäßig für Norddeutschland und Süddeutschland auf 30 %. Dadurch wird den Brauereien die Möglichkeit gegeben, das Bier stärker einzubrauen. Der Verbrauch des Dünnbieres hat derart nachgelassen, daß viele  Brauereien vor dem wirtschaftlichen Ruin stehen, um die Notlage der Brauereien zu beseitigen.