Gubener Zeitung

Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.

1920

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4. Juni 1920

Glückwunsch und Begrüßungstelegramme sowie Telegramme in nicht dringenden Familienangelegenheiten sind, nach amtlicher Meldung aus Berlin , von jetzt an wieder zugelassen.

Glogau, 3. Juni. (Eine Bluttat auf den Rittergut Tschepplau.) Auf dem Rittergute Tschepplau des Grafen v. Schlabrendorf-Seppau drang der etwa 25 jährige Wirtschaftsassistent  Kinzel unvermutet in das Amtszimmer des Guts-Inspektors Paul Gutschner, schloß die Tür zu und brachte seinem Vorgesetzten mit einem Revolver einen schweren Kopfschuß bei. Darauf richtete er die Waffe gegen sich selbst. Als das Amtszimmer gewaltsam geöffnet wurde, fand man Gutschner zusammengesunken auf dem Stuhl vor seinem Schreibtisch sitzen und Kinzel tot am Boden. Gutschner starb nach kurzer Zeit. Ueber das Motiv zur Tat sind nur Vermutungen im Umlauf, Gutschner war etwa 33 Jahre und kinderlos verheiratet. Er wird als umsichtiger und ruhiger Gutsbeamter geschildert.


5. Juni 1920


9. Juni 1920

Primkenau, 8.Juni. (Ein Stier im Gewicht von 7 Zentnern gestohlen) wurde hier von einer Weide in der Nähe der Henriettenhütte. Von den Tätern fehlt jede Spur.

Mord? In der letzten Woche wurde die Arbeiter-Ehefrau Wilhelmine Lehmann, geb. Richter, wohnhaft Bösitzerstraße  75 hier, als Leiche bei den Schießständen aus der Neiße gezogen. Die gerichtsärztliche Untersuchung ergab, daß die Tote nicht ertrunken, sondern durch einen wuchtigen Schlag auf den Kopf, durch den die Schädeldecke zertrümmert worden, getötet und erst nachher ins Wasser geworfen wurde. Die Ermittlungen nach dem Täter sind im Gange.


13. Juni 1920

Volksküche. Es ist Vielleicht noch nicht genug in den Gubener Familien bekannt, daß seit etwa einem Monat die Verwaltung der Volksküche sich entschlossen hat, wesentlich kräftigere und abwechslungsreichere Kost wie früher, naturgemäß auch zu erhöhteren Preisen, zu geben. Die ständigen Besucher der Volksküche haben diese Aenderung mit Freuden begrüßt, da die Preise, je nach den Gerichten 1,25 bis 2 M für die 1- Literportion, immer noch sehr mäßig sind und das dafür Gebotene wirklich nahrhaft und wohlschmeckend ist. Es wäre aber wünschenswert, wenn Familien, die aus irgend einem Grunde nicht selbst kochen können, in steigendem Maße von der Volksküche Gebrauch machen würden. Zur größeren Bequemlichkeit des Publikums soll jetzt wöchentlich der Speisezettel veröffentlicht werden, der hiermit zum ersten Male folgt: Montag: Reis, Dienstag: Erbsen, Mittwoch: Nudeln, Donnerstag: Brühkartoffeln, Freitag: Saure Bohnen, Sonnabend: Graupen.

Lubsträumung. Vor einiger Zeit brachten wir einen Artikel über die Lubst mit ihren Begleiterscheinungen. In dem Kreisblatt vom 10. d Mts.  hat jetzt der Herr Landrat eine Anordnung erlassen, die sich auf die Räumung der Lubst von der Kreisgrenze des Crossener Kreises bis zum Eintritt in den Stadtkreis Guben, die Freilubst in der Feldmark Kerke und Seebigau, den Mühlengraben (Lache) bei Jaulitz, die Freilubst in der Gemarkung Starzeddel und den Neidgraben bei Stargardt bezieht und die in der Zeit vom 28.Juni bis 10.Juli von den Pflichtigen auszuführen ist. Im Anschluß an diese Räumung erfolgt durch den Kreiswiesenbaumeister unter Beteiligung der zuständigen Amts-, Gemeinde- und Gutsvorsteher in den Tagen vom 12. Bis einschließlich 16.Juli d Js. eine Schau und Bereisung der Lubst und ihrer Nebenarme. Das weitere kann im Kreisblatt bei der Ortsbehörde eingesehen werden.


18. Juni 1920

Sorau, 17.Juni.(Aus dem Gefängnis ausgebrochen). Zwei Arbeiter, Gustav Kleiß, 19 Jahre alt, und Willi Strobel, 21 Jahre alt, sind in der Nacht zum Mittwoch aus dem Gefängnis in Sorau ausgebrochen. 


20. Juni 1920

Keine Haftung des Arztes für Diebstahl im Wartezimmer. Die Frage, ob der Arzt einem Patienten  für Kleidungsstücke, die aus dem Wartezimmer gestohlen werden, haften muß, ist schon verschiedentlich von den Gerichten verneint worden. Neuerdings hat auch das Reichsgericht, wie die „Berliner Aerztekorrepondenz“ mitteilt, im gleichen Sinne entschieden. Es geht dabei von dem Grundsatz aus, daß zwischen Arzt und Kranken kein selbstständiger Verwahrungsvertrag abgeschlossen worden sei. Der Kranke ist nicht berechtigt, die Verpflichtung des Arztes zu einer Bewachung seiner im Vorraum der Wohnung abgelegten Garderobenstücke zu fordern. 


23. Juni 1920

Crossen a.O.21.Juni. (Beschlagnahmte Scheinhandelsware.) Dem Bauern Gottfried Gr. Aus Neuendorf wurden am Sonnabend 10,5 Pfd. Butter, die er in einem hiesigen Restaurant für 32 M das Pfund zum Kauf anbot, von der Polizei abgenommen. Bei der Beschlagnahme erklärte er, daß in Neuendorf bereits seit längerer Zeit überhaupt keine Butter mehr abgeliefert werde, sondern daß sie allseits freihändig verkauft werde!- Bei einem Handelsmann aus Guben wurden etwa 45 Pfund Rindfleisch und einige Pfund Fleischwurst beschlagnahmt.   


25. Juni 1920

Charakterverleihung. Dem Rittergutsbesitzer Hauptmann d. Res. Reimnig in Reichersdorf, Kr. Guben, ist Charakter als Major verliehen worden.

Die Sommerspiele auf Schneiders Berg warten am Sonnabend mit einem neuen Programm auf, und zwar geben die hier bestens bekannten Apollo-Sänger ein zweitägiges Gastspiel. Am Sonntag ist im Anschluß an die Abschieds-Vorstellung nur für die Theaterbesucher ein Tanzkränzchen.


26. Juni 1920


29. Juni 1920

Ein erfreuliches Bild guten Einvernehmens zwischen Vermieter und Mietern hat die kleine Feier am Sonnabend im Hause Salzmarkstr. 36. Dort konnte der Vermieter, Herr Kürschnermeister Bernhard Fettke, in körperlicher und geistiger Frische seinen 80. Geburtstag begehen. Zu diesem Fest lud der betagte Vermieter alle Mieter, von denen mehrere schon viele Jahre bei ihm wohnen, ein, um einige Stunden mit ihnen in froher harmonischer Runde zu verplaudern. Die gewiß seltene Feier verlief zur größten Zufriedenheit der Teilnehmer und legte ein schönes Zeugnis von einem guten Einvernehmen zwischen Vermieter und Mietern ab.