Gubener Zeitung

Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.

1920

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3. Februar 1920

In der letzten Sitzung der kirchlichen Körperschaften der Stadt- und Hauptkirche wurde Herr Stored in sein Amt als Gemeindevertreter eingeführt. Sodann machte der Vorsitzende Mitteilung über eine Anzahl Austritte aus der Kirche. Die Versammlung erklärte sich mit der Annahme einer Stiftung des Studienrats Ziersch  in Cottbus zur Instandhaltung des Erbbegräbnisses der Familie Ziersch  auf dem Alten Friedhofe einverstanden. Der vierte Pfarrer Herr Dr. Menzel hat zum 31. März seine Stellung gekündigt mit der Begründung, daß er sich in einer Stadt mit Hochschule niederlassen will, um sich wissenschaftlich fortbilden und unter Umständen ein Lehramt daselbst anzunehmen. Die Ausschreibung der Pfarrstelle, die mit einem verheiraten Geistlichen besetzt werden wird, soll baldigst erfolgen. Da Herr Pastor Bettermann  von der christlichen Brüdergemeinde Guben verläßt , wird beschlossen, seine Wohnung für den neuen Geistlichen und den Betsaal für kirchliche Zwecke, zur Abhaltung von Sitzungen, Betgottesdiensten, Konfirmandenunterricht u. f. f. zu mieten.


5. Februar 1920

Spar-Prämienanleihe. Von zuständiger Stelle wird darauf hingewiesen, daß Anträgen auf Löschung von Schuldbuchforderungen und Ausreichung von Schuldverschreibungen zur Bezahlung von Spar-Prämienanleihe nur dann noch stattgegeben werden kann, wenn sie in der allernächsten Zeit bei der Reichsschuldenverwaltung eingehen.

Stadttheater. Herr Carreno, der am Donnerstag abend singen sollte, hat sich auf der Reise erkältet und mußte das Gastspiel hier absagen : an seiner Stelle wird Herr Mächler aus Forst auftreten. Am Freitag wird Herr Kaffran aus Berlin den Wilfred in der „Fledermaus“ singen.


6. Februar 1920

Der Postverkehr mit Ostpreußen. Die Verbindung mit Ostpreußen für gewöhnliche und Wertpakete ist nach Unterbrechung des Eisenbahnverkehrs vorläufig unsicher, weil sie mit Schiffen erfolgen muß, auf denen nur beschränkte Laderäume zur Verfügung stehen. Deshalb wird dem Publikum geraten, in dieser Zeit möglichst von der Auslieferung der in Betracht kommenden Pakete abzusehen, die Annahme kann nur auf Gefahr des Absenders geschehen. Nach dem Freistaat Danzig werden gewöhnliche und Wertpakete vorläufig nicht annommen.


7. Februar 1920

Jagdverpachtung Ruckulenzschen Gasthofe hier fand Mittwoch die Neuverpachtung unserer über 2700 Morgen umfassenden Gemeindejagd statt. Ausgeschlossen von der Verpachtung sind die einen Eigenjagdbezirk bildenden Ländereien des Lehngutes und die zum Stift Neuzelle gehörigen Grundstücke. Die Verpachtung geschah auf eine sechsjährige Dauer, die mit Abschluß des Vertrages beginnt. Zum Verpachtungstermin hatten sich zahlreiche Bieter, auch von auswärts eingefunden. Die drei Meistbietenden waren : Rittergutsbesitzer Dekonomirat Schulz – Sembten mit 4380 M , Landwirt Bahro in Lawitz mit 4380 M und Postsekretär Voigt in Fürstenberg a.O. mit 4360 M jährlicher Pachtsumme. Die bisherige Jahrespacht betrug 630 M. Die hiesige Gemeindejagd wird von den Gutsländereien Gr.- Drewitz, Sembten und Neuzeller Stiftsforst umgeben und hat einen guten Wildbestand. 


10. Februar 1920

Fernsprech- Automat. In der Eingangshalle des Rathauses ist ein Fernsprech-Automat aufgestellt worden, von dem Gespräche mit Teilnehmern der hiesigen Ortsfernsprecheinrichtung sowie mit näher gelegenen Orten geführt werden können. Die Höhe der Gebühr, die in Zehnpfennigstücken zu entrichten ist, wird bei Anmeldung eines Gesprächs bekannt gegeben. Im übrigen ist die an Automaten angebrachte Anweisung über die Benutzung zu beachten. Die Einrichtung ist zur Bequemlichkeit des Publikums, das im Rathaus zu tun hat, getroffen: sie wird bei günstigen Lage hoffentlich allgemeinen Anklang finden.


11. Februar 1920

Grudekoks für Hausbrandzwecke ist nach der Bekanntmachung des Magistrats im heutigen Anzeigenteil zu haben, und es werden Bestellungen darauf vom Kohlenbureau entgegengenommen. Es wird darauf hingewiesen, daß Grudekoks nur vom solchen Haushaltungen verwendet werden kann, die eine besonders dafür eingerichtete Feuerungsanlage besitzen.  


13. Februar 1920

Landbundtag. Alle Landwirte des Kreises Guben werden nochmals darauf aufmerksam gemacht, daß am 16. Februar d.J. in Berlin der Brandenburgische Landbundtag abgehalten wird. Er soll zeigen, daß die Landwirtschaft einig ist in dem Wunsche, die deutsche Landwirtschaft auf eine gesunde Grundlage zu stellen, um dadurch der Allgemeinheit nützlich werden zu können. Der Landbund will den Gegnern beweisen, daß er stark genug ist, um die Forderungen durchzusetzen. Die Regierung ist bereit, den Landwirten zu helfen. Sie hat es kürzlich durch Heraufsetzung der Preise für Milch bewiesen. Aber sie braucht als feste Unterlage eine einheitliche Willenskundgebung  der gesamten deutschen Landwirtschaft. Darum ist es das Interesse jedes einzelnen Landwirts, bei dem Landbundtag am 16.Februar mitzuwirken durch sein Erscheinen im Versammlungssaal, Tierganderstraße 41, Lehrervereinshaus.- Ehefrauen und Angehörige können durch die Mitglieder eingeführt werden. Einlaßkarten sind bei den Ortsgruppenvorsitzenden bezw. Bei der Geschäftsstelle in Geschäftsstelle Guben, Teichbornstraße 1, zu haben. 


15. Februar 1920

Beim Verlassen der Eisenbahnhauptwerkstatt ist gestern durch auswärtige Kriminalbeamte eine größere Anzahl von Personen verhaftet worden, bei denen Gegenstände gefunden wurden, die Staatseigentum waren. Die weitere Untersuchung in dieser Angelegenheit ist eingeleitet.  


17. Februar 1920

Stadttheater. Morgen findet die letzte Aufführung von „Fledermaus“ statt. Die Rolle des Alfred singt nach längerer Erkrankung Herr Walter. Donnerstag geht zum ersten Male „Polnische Wirtschaft“ in Szene. Das Stück ist teilweise mit neuen Gesangstexten versehen und liegen die Hauptrollen in Händen der Damen Waldow, Holbein, Marren, der Herren Marberg, Lorenz, Jahn und Melzer. Spielleitung: S. Heinzel.  


21. Februar 1920

Der Verein ehemaliger Schülerinnen des städt. Lyzeums hielt am Dienstag abend seine Monatssitzung im „Schwarzen Bär“ ab. Den Hauptteil bildete ein Experimental-Vortrag der Herrn Gewerberat Rinneberg über „Gebilde welche durch physikalische Vorgänge in Gelatineschichten entstehen“. In anziehender und lehrreicher Weise sprach der Vortragende zuerst von der Dissusion, dem gegenseitigen Einbringen verschiedener Körper, Stoffe oder Flüssigkeiten. Er wies nach, wie sich diese Dissusion nicht nur besonders  deutlich im Wasser. (Vermischten der Wassers mit Salz oder Eisenvitrial), sondern auch auf Gelatineschichten zeige. Diese besondere Art der Dissusion ist die Demose. Durch sie entstehen durch Auftropfen verschiedenartiger Lösungen auf eine mit einer Gelatineschicht bedeckte Glasplatte die wunderbarsten Zeichnungen und durch Vermischen verschiedenartiger Lösungen eigenartige Gebilde. Die Zuhörer folgten mit Anteilnahme den bestehenden Ausführungen und bewunderten die eigenen Versuche des Vortragenden.    


22. Februar 1920

Polizeilich beschlagnahmt sind 3 Fahrräder. Deren  Eigentümer noch nicht ermittelt werden konnten. Eins ist die Marke Kraus; das zweite anscheinend Marke Blücher oder Reval : das dritte ist umgearbeitet, hat Brennaborfreilauf und breiten roten Streifen in der Mitte des Hinterrades. Weiter ist ein kleiner Handwagen mit besonders starken aber niedrigen Rädern sichergestellt, der grau gestrichen war und an dem die vorderen Holzrungen durch solche von Eisenschienen ersetzt sind. Die Eigentümer können Ansprüche jederzeit auf der Polizei-Wache geltend machen.    


24. Februar 1920


25. Februar 1920

Die Einreise nach Oberschlesien. Nach Mitteilung der französischen Regierung bedarf es zur Einreise nach Oberschlesien während der Dauer der Verwaltung durch die interalliierte Kommission (Anl, zu  Art. 88,§ 2ff.) eines Passes, der mit einem französischen Visum versehen sein muß. Das Visum wird in Deutschland zunächst durch die Kanzlei des französischen Geschäftsträgers in Berlin und nach Errichtung des französischen Konsulats auch durch diese erteilt.


26. Februar 1920

Der Verein Kinderfürsorge veranstaltet morgen, den 26.Februar, einen Lichterbildervortrag, um für Kinderhorte das allgemeine Interesse zu erwecken. Fräulein Barth, Berlin, wird über das Thema „Kind im Kinderhort“ sprechen. Um 7 Uhr ist im gleichen Saale die Ausstellung von Kinderarbeiten aus den Horten zu besichtigen. Um regen Besuch wird gebeten. Der Eintritt ist frei.


27. Februar 1920

Schließung von Volksschulen wegen Grippe. Die Klosterschule, Stadtschule, Katholische Schule und Pestalozzischule mußten nun auch geschlossen werden und  zwar bis einschließlich, Mittwoch, den 3.März d.J. Ob ein Bedürfnis zur Schließung der anderen Volksschulen besteht, unterliegt noch besonderer Prüfung. Bei den in der Stadt, Kloster- und Katholischen Schule untergebrachten Fortbildungsschulklassen fällt für diese Zeit der Unterricht auch aus.


28. Februar 1920

Verschoben wurden zwei von der Firma Koenigs Bogenanleger, Maschinenfabrik, vor einigen Wochen der Bahn zur Weiterbeförderung nach Hellingfors (Finnland) übergebene Maschinen (Bogenanleger) im Gewichte von etwa 24 Zentner. Die Maschinen wurden mit Hilfe der Berliner Kriminalpolizei in Potsdam wieder beschlagnahmt; hoffentlich gelingt es ihr auch, die Täter zu fassen.