1920
Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember01. Dezember 1920
Züllichau, 29.Nov. (Gefaßter Einbrecher.) Der Polizei gelang es, einen Einbrecher festzunehmen, der seit langem die hiesige Geschäftswelt ausraubte. Es handelt sich um einen Alfred Zock, 18 Jahre alt, der hier von der Scholle stammt. Auf dem Polizeibureau bequemte er sich nach anfänglichem Leugnen, hier verübten Diebstähle zuzugeben. Diese sind folgende: Einbruch bei Schneider Migdau, hier, entwendete er Waren im Werte von etwa 2000 M., 2 Einbrüche bei Kaufmann Honisch, im Oktober und November, Wert der entwendeten Waren etwa 2000 M, ferner Einbrüche bei Kaufmann C. Pfeiffer, Kaufmann Haak und Schuhmacher Prüfer. Die entwendeten Waren sind von ihm nach Berlin geschafft worden. Die bestohlenen dürften von ihren Sachen wohl nichts mehr wiedersehen.
03. Dezember 1920
Beuthen (O.-S.), 2.Dez.(Ausstand.) Die Bismarckhütte ist seit heute früh im Ausstande. Notstandsarbeiten werden verrichtet. Sonst ist es im Industriebezirk ruhig. In Gleiwitz ist die Lokomotiv-Betriebswerkstätte wegen Lohnforderungen ausständig. Die Wagen- und Reparaturwerkstätten arbeiten. Der Bahnverkehr ist nicht gestört.
05. Dezember 1920
Sammlung für Oberschlesien. Die Fälle, daß in Vereinen und Gesellschaften Sammlungen für die Abstimmung in Oberschlesien vorgenommen werden, mehren sich erfreulich. Gestern wurde im Verein der Gastwirte eine Sammlung veranstaltet, 296,25 M ergab, und eine Gesellschaft bei Cafe Gulde sammelte 72 M. Der Abstimmungstermin rückt heran und es ist erfreulich, daß die Erkenntnis über die Notwendigkeit der Erhaltung Oberschlesiens bei Deutschland wächst.
06. Dezember 1920
08. Dezember 1920
Buckow, 7.Dez. (Großfeuer.) Im benachbarten Sägewerk Julianenhof brannte eine große Scheune, die zu Wohnungen für die dort beschäftigten zahlreichen Arbeiter umgebaut worden war vollständig nieder. Als auswärtige Hilfe eintraf, war das Gebäude bereits völlig ausgebrannt. Wenngleich Menschenleben nicht zu beklagen sind, so konnten doch nicht alle Vorräte bei dem schnell um sich greifenden Brande gerettet werden, so daß einige der Arbeiterfamilien herbe Verluste erlitten haben. Als Ursache des Schadenfeuers wird Unvorsichtigkeit und ungenügende Anlage der Feuerungsvorrichtungen vermutet.
Langenöls, 7.Dez. (Todessturz in ein Kellerloch.) Als Ofenfabrikant Christoph, Töpferstraße, in später Abendestunde nach seinem Heim zurückkehrte, verfehlte er den Weg und stürzte bei der herrschenden Finsternis in das vor dem Hause befindliche Kellerloch. Er wurde am Sonntag morgen in dem Kellerloch als Leiche aufgefunden.
10. Dezember 1920
Stadttheater. Am Freitag wird zum ersten Male die entzückende Operette „Miß Dudelsack“ von Nelson gegeben. Titelrolle: Fräulein Noack, Hauptrollen: Die Herren Adam, Jahn, Marberg, die Damen v. Holbein, Waldow, Spielleitung: Ernst Marberg. Am Sonntag findet wiederum eine musikalische Morgenfeier und zwar über Franz Schubert statt. Vielfachen Wünschen zufolge wird „Der letzte Walzer“ wieder in den Spielplan aufgenommen und ist die nächste Aufführung am Dienstag, dem 14.d. Mts. Im Schauspiel wird ein Hofmannsthal-Abend vorbereitet.
15. Dezember 1920
Sommerfeld, 14.Dez. (Errichtung einer Stadtbank.) Die Stadtverordneten-Vrsammlung beschloß die Errichtung einer Stadtbank. Die Giroabteilung wird von der Sparkasse getrennt und als Stadtbank weitergeführt.
17. Dezember 1920
Endlich erwischt. Seit vergangenem Sommer wurden aus Stammhaus der Berlin-Gubener Hautfabrik in der Uferstraße wiederholt größere Posten Hutstumpen von bedeutendem Werte gestohlen, ohne daß man des Diebes habhaft werden könnte. In der letzten Nacht gelang es endlich zwei Kriminalbeamten, die das Gebäude bewachten, den frechen Dieb bei einem erneuten Diebstahlsversuch zu erwischen, nach kurzem Kampfe zu überwältigen und festzunehmen. Es ist der Arbeiter Pursche aus Forst. Auch den Hehlern ist man auf der Spur.
18. Dezember 1920
Starzeddel, 17. Dez. (Familienabend) Am nächsten Sonntag, abends 7 Uhr, findet im Lehmann´schen Saale hier ein Familienabend statt. Der Erlös soll zum Teil dem Denkmalfonds, sowie der Grenzspende für Abstimmung in Oberschlesien überwiesen werden.
22. Dezember 1920
Ziltendorf, 21.Dez. (Elektrizitäts-Versorgung) In zwei Generalversammlungen der hiesigen Elektrizitätsgenossenschaft,G.m.bH. am 8. Und 15.Dezember brach sich endlich der Gedanke Bahn, dass, durch die jetzt bestehenden schlechten und teuren Beleuchtungsmittel gezwungen, die elektrische Anlage gebaut werden muss. Lehrer Lehmann-Reichenbach, als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft ländlicher Genossenschaften des Landkreises Guben trug zur Klärung aller Angelegenheiten bei und gab Richtlinien für die weitere und schnellere Arbeit. Wenn sich auch noch einige nie zu Belehrende in der Gemeinde befinden, die sich gegen die Anlage wenden, so ist man größtenteils dafür, das zeigt auch der Zuwachs der Mitglieder von 48 auf über 100. Damit nun nicht die jetzt noch Fernstehenden für ihre Säumigkeit und ihre misstrauischen Gedanken leer ausgehen, wurde beschlossen, daß die die nach dem 1.Januar 1921 eintreten, pro Lampe und P. S. 50 Mark Strafe zu zahlen haben, was wohl diesen und jenen noch zur Überlegung und zum Beitritt zwingen wird. Auch jeder Mieter, der Licht abnimmt, muß Genossenschaftler mit einer Einlage von 100 Mark = 1 Anteil werden, die er später beim Verzug oder Austritt wieder zurückerhält.
23. Dezember 1920
Kerkwitz,22.Dez. (Christnachtfeier.) Zum Heiligabend, am 24.Dezember 5 Uhr, findet wieder in der Schule – wie es der hiesige Lehrer seit 14 Jahren gehalten hat – Christnachtfeier statt. Fast jedes von den zahlreichen Schulkindern wird eine Deklamation, bestehend in Weihnachtsgedichten, Weihnachtsgeschichten. Erzählungen und Einzelgesängen zum Vortrag bringen.- Am 1. Weihnachtsfeiertag, nachm. 6 Uhr, wird die Schule einen Weihnachtsfamilienabend im Lehmannschen Saale veranstalten. Es kommen zeitgemäße Stücke der Jugendbühne zur Aufführung; „Am Weihnachtsabend heimgefunden“, „Peters Christbaum“, „Die 4 Jahreszeiten“ und das bekannte Märchen „Die Sterntaler“. Jedermann ist zu diesen Veranstaltungen, die ja bisher immer reichen Besuch aufzuweisen hatten, herzlich willkommen. Der Reinerlös dieser Abende ist zu Wohltätigkeitszwecken, vom Veranstalter, dem hiesigen Lehrer, bestimmt worden.
24. Dezember 1920
Dritter Feiertag für die Banken. Die Bureaus der hiesigen Banken bleiben, wie bereits im Anzeigenteil bekannt gegeben, am Montag, dem 27.Dezember geschlossen.
28. Dezember 1920
Am 1.Feiertag nachmittags brachte die Theaterleitung ein drittes Kinderstück und zwar: „Zauberglöckchen oder Prinz Mandelkerns Brautfahrt“. Es ist ein reizendes Stück für das Gemüt der Kinder, das so recht in die Weihnachtszeit hineinpaßt. Der Spielleiter Ernst Göbbe hat mit gutem Blick das herauszuarbeiten verstanden, was erheiternd auf die Kinderherzen einwirkt. Ein reizender Elfenreigen, der den Jubel der Kinder wach rief und Solotanz, sowie eine eindrucksvolle Weihnachtsapotheose vervollständigten die Wirkung des Weihnachtsmärchens. Die Kinder folgen gespannt den Vorgängen auf der Bühne und rührten die kleinen Hände lebhaft nach jedem Aktschlusse. Es werden gewiß noch einige Aufführungen kommen, sodaß noch viele Kinder Gelegenheit finden, das Weihnachtsmärchen von dem schönen Prinzen Mandelkern und der lieblichen Prinzessin Rosine miterleben. Der Besuch der Abendvorstellungen an den Feiertagen war recht befriedigend. Hoffentlich hält er auch nach Inkrafttreten der Vergnügungssteuer so an.