Gubener Zeitung

Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.

1904

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6. April 1904

Auf der Neubaustrecke Forst-Guben sind am Sonnabend, den 2. d. Mts. die beiden von Forst und Guben vorgestreckten Schienenstränge  zwischen Groß-Gastrose und Taubendorf verbunden worden... Die Eröffnung der Bahnstrecke erfolgt voraussichtlich am 1. Juni.


7. April 1904

Bekanntmachung zur Verhütung von Unglücksfällen durch den Betrieb der elektrischen Straßenbahn


10. April 1904

Bekanntmachung. Während des I. Quartals 1904 sind bei uns nachstehende Gegenstände als gefunden angemeldet: Ein Geldbetrag, eine Federboa, ein Spazierstock, eine seidene Schürze, eine blaue Schürze, ein lederner Hundemaulkorb, ein Fleischhackebeil, eine Glanzdecke, ein Etui mit Gummi pp. Platten, ein Hundehalsband von Leder, ein Beil, ein Muff und ein Schlüssel, ein Haarkamm, 9 m Spitze, eine Vorstecknadel, eine Brille, ein defektes Lederportemonnaie, ein grünes Portemonnaie mit Inhalt, ein Kinderkragen, ein Portemonnaie mit Inhalt, ein Paar halbe schwarze Strümpfe, ein weißleinenes Taschentuch, ein angestrickter Strumpf, ein Kopfschal, ein Trauring, eine Handlaterne, ein kleiner Taschenkamm, ein paar Kinderhandschuhe, eine Brille, eine Knabenmütze, ein Fächer von weißen Federn, ein Portemonnaie mit Inhalt, ein Ring gez. St. Joseph, ein Portemonnaie, ein Augenglas, ein Regenschirm, ein paar Damenzwirnhandschuhe, ein Paar Ohrringe, diverse Schüssel.


14. April 1904

Das zertrümmerte Schaufenster. Ein stattlicher, kräftiger Hund, der heute vormittag eine Promenade über den Markt unternahm, sah durch das Schaufenster eines Geschäftslokals im Laden einen Köter; er mußte wohl dem anderen nicht freundlich gesinnt sein, vielleicht hatte er mit ihm auch noch einen alten Kampf auszufechten, plötzlich stürzte er sich auf den im Laden herumspazierenden Genossen, übersah in seinem Kampfeseifer aber, daß sich zwischen ihnen die Schaufensterscheibe befand und rannte mit voller Wucht mit dem Kopf dagegen. Unter dem harten Anprall ging die Schaufensterscheibe in Trümmer, der Hund, über diesen unerwarteten Zwischenfall nicht wenig erschreckt, verlor seinen Kampfesmut völlig und suchte schleunigst das Weite.


21. April 1904

Bei den Frühjahrs-Kontrollversamlungen werden die Füße der Mannschaften gemessen werden. Die Kontrollpflichtigen haben mit sauber gewaschenen Füßen zur Kontrollversammlung zu erscheinen.


23. April 1904

Groß-Gastrose. Im vorigen Jahr erbaute bekanntlich der Fabrikbesitzer  Emil Lehmann hierselbst einen Kinderhort, dazu bestimmt, die noch nicht schulpflichtigen Kinder seiner Arbeiter während der Tagesstunden aufzunehmen. Entworfen und ausgeführt wurde der Bau von dem Architekten Karl Gutte jun. in Guben. Es ist ein in gefälligen Formen errichtetes und sehr zweckentsprechend eingerichtetes Gebäude, das eine Zierde unseres Ortes bildet und als Muster für ähnliche Baulichkeiten dienen kann. Der Entwurf zu dem Bau ist von der illustrierten Fachzeitschrift für Architekten und Ingenieure "Der Bauzeichner" in Lübeck angekauft und in Nr. 12 der Zeitschrift vom 20. April d. J. veröffentlicht worden. Den abgedruckten Zeichnungen (9 an der Zahl) ist eine Erläuterung beigegeben, der folgendes entnommen sei: Im Erdgeschoß liegt der zum Aufenthalt der Kinder bestimmte Saal von 60 Quadratmeter Grundfläche nebst einer geräumigen Veranda. 2 Stuben mit anschließender Kammer sind für 2 Lehrerinnen, welche die Spiele der Kinder überwachen, bestimmt. Im Keller ist eine Küche angeordnet. Im Dachgeschoß befindet sich eine Wohnung für einen Fabrikbeamten, bestehend aus 2 Stuben, 1 kleinen Stube u. 1 Küche. Die geräumigen Keller- und Bodenräume dienen zur Aufbewahrung von Spielgerätschaften und zur Unterbringung von Gartenfrüchten. Die äußeren Ansichtsflächen sind weiß, die Holzwerke braun gestrichen. Das Dach ist mit glasierten Ziegeln als Krondach eingedeckt. Die Baukosten betragen 18 000 Mark.


28. April 1904

Zu dem Eisenbahnunfall auf der Neubaustrecke Forst-Guben, der sich gestern vormittag in der Nähe von Eulo zugetragen hat, wird uns von zuständiger Stelle mitgeteilt, daß die Entgleisung des Kieszuges zweifellos durch Laschenbruch hervorgerufen ist. Die äußere Lasche an der betreffenden Stelle wies eine alte Bruchstelle auf.  - Einem Bericht des Forst. Tagebl. entnehmen wir noch folgende Einzelheiten: Die Maschine sprang, die entgegenstehende Schiene mit sich reißend,  aus dem Geleise und stürzte den Bahndamm herab. Der Tender wurde hoch emporgehoben, die nächsten Wagen schoben sich unter ihn, die folgenden Wagen zersplitterten, zwei andere wurden weniger beschädigt und die letzten Wagen setzten wieder aufeinander. Auf der Lokomotive befanden sich außer dem Führer und dem Heizer der Baumeister, der den Bau der Strecke leitet, und der Zugführer. Der Baumeister sprang im Momente der Gefahr geistesgegenwärtig ab, die anderen drei Personen wurden mit der Maschine herabgerissen. Die aus dem Tender rollenden Kohlen und das aus dem Wasserreservoir strömende Wasser bedeckten die Verunglückten, jedoch blieben sie vor größeren Beschädigungen bewahrt. Sobald sie sich aus den Trümmern herausgearbeitet hatten, sorgten Führer und Heizer  durch Ablassen des Dampfes dafür, daß eine Explosionsgefahr vermieden wurde. Auch das Begleitungspersonal rettete sich durch Abspringen. Ein auf dem dritten Wagen befindlicher Hilfsbremser wurde durch den Stoß von seinem offenen Bremssitz geschleudert, ehe die hinter ihm befindlichen Wagen ins Kippen kamen. Die Unglücksstätte ist eine grauenhafte Stätte der Verwüstung.