1904
Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember1. November 1904
Pförten: (Der Ort mit den meisten Schankstätten.) Kürzlich ging eine Notiz durch zahlreiche Zeitungen, wonach Günburg in Bayern prozentualiter die meisten Schankstätten habe. Dem Forst. Tagebl. wird nun geschrieben. "Warum in die Ferne schweifen?" Pförten hat nach der letzten Volkszählung im Stadt- und Gutsbezirk zusammen 1089 Einwohner. Hierselbst befinden sich nicht weniger als 14 Schanklokale (Richter, Reinhard, Gattig, Scheer, Plettig, Unger, Conrad, Schulz, Märksch, Meißner, Klauke, Vogt, Rößler, Krumpelt). Mithin kommt hier schon auf je 78 Einwohner eine Schankstätte. Pförten dürfte also die Stadt sein, wo der Durst am größten ist."
3. November 1904
Gr. Gastrose: (Hundesteuer.) Die Einführung der Hundesteuer im Landkreise Guben ist bekanntlich vom Kreistage beschlossen worden. Danach soll jeder Hund ohne Ausnahme vom 1. Oktober d. Js. ab mit 2 Mark jährlich besteuert werden. Angesichts dieser neuen Abgabe ist in hiesiger Gegend wahrzunehmen, daß den Hundekäufern - meist Forster Leuten, die die Hunde zum Schlachten kaufen - ein außerordentlich reiches Angebot zur Seite steht. Wenn aber der treue Wächter des Hauses nicht mehr anschlägt, dürfte auch das Geschäft der "Langfinger" sicherer werden.
4. November 1904
Grießen: (Treibjagd.) Dienstag hielt Herr Fabrikant G. Lehmann auf einem Teile unserer Feldmark eine Treibjagd ab. Es wurden 18 Rehe, 105 Hasen, 50 Kaninchen und einige Hühner erlegt. Tags vorher hatte Herr L. mit noch 4 anderen Schützen schon das Feld abgesucht und es waren auch schon 35 Hasen geschossen worden; im ganzen sind also 140 Hasen erlegt worden. Der Wildbestand hat sich hier so ve-mehrt, daß die Besitzer mancher Grundstücke anfangen, über Wildschaden zu klagen
8. November 1904
Pinnow: (Treibjagd.) Am Donnerstag hielt Herr Fabrikbesitzer Lehmann aus Gr.-Gastrose auf unserer Feldmark eine Treibjagd ab. Erlegt wurden 3 Hirsche, 5 Rehe, 20 Hasen und 45 Kaninchen; außerdem wurde noch ein Fuchs zur Strecke gebracht.
16. November 1904
Groß-Breesen: Die Einweihung der neu erbauten Schule fand am letzten Sonntag statt. Der Bau ist von der Firma Gutte und Sohn in Guben ausgeführt. Herr Gutte sen. übergab auch mit einer Ansprache dem Patron, Herrn Rittergutsbesitzer Caesar, die Schlüssel. Die Weiherede hielt Herr Pastor Sack, Herr Landrat von Kunow brachte das Hoch auf den Kaiser aus. Die Kinder wurden nach der Feier im Helmschen Gasthofe mit Kaffee und Kuchen bewirtet. Zur Ausschmückung der Schule haben die Herren Caesar und Gutte je ein Kaiserbild gestiftet.
20. November 1904
Elektrisches Licht erhalten noch vor Beginn der Theatersaison der Zuschauerraum des Stadttheaters, ebenso der große Saal des Schützenhauses. Die Theaterbesucher werden die elektrische Beleuchtung mit ganz besonderer Freude begrüßen, indem die offenen Gasflammen den Theaterraum erhitzten und die Luft verschlechterten, Uebelstände, die bei stark besetztem Hause immer besonders schwer empfunden wurden.
Kanalisation: Um den Zwangsanschluß an die Kanalisation zu erleichtern, haben die städtischen Behörden beschlossen, 30 000 Mark aus der städtischen Sparkasse aufzunehmen und bedürftigen Hausbesitzern die Mittel zum Anschluß gegen 31/2 % Verzinsung und Rückzahlung innerhalb 10 Jahren vorzustrecken.