Gubener Zeitung

Die Gubener Zeitung, von 1871 bis 1944 kann auf Rollfilm in den Räumlichkeiten der Stadtbibliothek Guben eingesehen werden.

1904

Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember

1. September 1904

Das Corona-Schröter-Denkmal dürfte noch in diesem Jahre enthüllt werden. Professor Carl Donndorf, dem bekanntlich das hiesige Komitee die Ausführung übertragen hat, hat das Werk jetzt vollendet. Die Büste, die in doppelter Lebensgröße ausgeführt wurde, ruht auf einem Sockel aus Granit. Der Künstler hat, wie dem schwäbischen Merkur geschrieben wird, ein Werk voll atmender Lebendigkeit geschaffen. Den Kopf mit dem edlen Profil und der welli-gen reichen Haarfülle leicht zur Seite gewendet, geben die weichen Formen und schönen Ge-sichtszüge ein Bild von überraschender Anmut.


2. September 1904

Ein neues Feld für den jugendlichen Sport hat die Kanalisation eröffnet. Nicht nur, daß die Jungen Übungen in den Laufgräben und auf den Sandhügeln anstellen, nein, man dringt auch einzeln und in Trupps, namentlich in der Abendstunde, in die unterirdischen Leitungen ein, um dort gewissermaßen Höhlenwanderungen zu unternehmen. Die Wanderungen nehmen ihren Anfang  nicht an den geschlossenen Einsteigeschächten, sondern an der Mündung der Kanäle in die Flußläufe (Neiße, Lubst). Immerhin sind diese Wanderungen, so romantisch sie auch dem Kindesgemüt in seinem Unternehmensdrange vorkommen mögen, nicht ganz unge-fährlich, weshalb die Eltern gut tun, warnend dazwischenzutreten.


11. September 1904

Grießen: Am vergangenen Mittwochnachmittag entstand bei Grießen ein Heidebrand, der durch Funken der Lokomotive des von Guben kommenden Zuges verursacht wurde. Das dürre Gras der abgeholzten Höhen rechts des Bahndammes hatte Feuer gefangen und dieses verbreitete sich, durch starken Ostwind angefacht, mit großer Schnelligkeit die steilen Berge hinauf. Da der Lokomotivführer  die Entstehung des Feuers beobachtet hatte,  konnte von der nahen Station Grießen sogleich Hilfe gebracht werden. Der dortige Vorsteher Winde eilte auf einer Draisine zur Brandstelle; mit noch einigen hinzukommenden Mannschaften gelang es, das Feuer, nur noch 3 Meter von dem angrenzenden Walde entfernt, zum Stehen zu bringen und somit beträchtlichen Schaden zu verhüten. Die Brandstelle hat eine Ausdehnung von ca. 20 Morgen. Der Rest des noch auf dem Platze lagernden Holzes ist zumteil mit verbrannt. Besitzer des Grundstücks ist Fabrikbesitzer Lehmann in Gr.-Gastrose.


14. September 1904

Gr.-Gastrose: Am Sonntag wurde der neuerbaute Kois´sche Gasthof "Zum deutschen Kronprinz" eingeweiht. Der vom Maurer- und Zimmermeister Walther in Guben ausgeführte Bau gewährt einen prächtigen Anblick und bildet eine Zierde des Ortes. Parkettfußboden, Glühlichtbeleuchtung, Dampfheizung u.a. praktische Einrichtungen geben der inneren Ausstattung der Lokalitäten modernen Anstrich. Durch die geschaffene Chaussee- und Bahnverbindung ist Gr.-Gastrose ein beliebter Ausflugsort geworden.


27. September 1904

Die Parkbrücke, die neue Fußgängerbrücke am Schlachthofe, ist jetzt dem Verkehr übergeben worden. Wenn sie auch noch nicht ganz vollendet ist - es fehlen nur noch Kleinigkeiten am Geländer und die Eisböcke - so kann sie doch völlig gefahrlos  betreten werden und ist bereits seit länger als einer Woche von zahlreichen Fußgängern benutzt worden. Die Brücke ist bekanntlich aus privaten Mitteln errichtet worden, die allerdings zur Deckung der Kosten noch nicht ausreichen, sodaß dem Komitee weitere Gaben für die Brücke sehr erwünscht sind.