1904
Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember3. Mai 1904
Gr.-Gastrose. Dem königl. Oberförster Ladi in Jänschwalde ist ein seltenes Jagdglück zuteil geworden. Es gelang ihm, in der königlichen Taubendorfer Forst in früher Morgenstunde einen balzenden Auerhahn anzuspringen und ihn zu erlegen. Es ist ein Prachtexemplar von ca. 1 m Länge und 1,10 m Flugweite. Da das Auerwild, das in den Gebirgsgegenden Süddeutschlands heimisch ist, bei uns eine große Seltenheit bedeutet, so repräsentiert der zur Strecke gebrachte Auerhahn einen hohen Wert in den Augen des Waidmannes.
4. Mai 1904
Schutz dem Maulwurf. Der Verband fortschrittlicher Frauenvereine richtete an den Reichstag, Bundesrat, sowie an die landwirtschaftlichen Ministerien von Preußen, Sachsen, Bayern, Württemberg und Baden eine Petition, um schleunigst Maßregeln zu ergreifen, um der drohenden massenweisen Ausrottung der Maulwürfe vorzubeugen. Durch die gedankenlose Modetorheit, Maulwurfspelze zu tragen, sind in manchen Gegenden Frankreichs die Maulwürfe fast gänzlich vernichtet, und auch in Deutschland wird bereits eine systematische Jagd auf dieses nützliche Tier veranstaltet, um einer Modelaune zu genügen. Es würde durch Ausrottung der Maulwürfe der deutschen Landwirtschaft ein unabsehbarer Schaden zugefügt werden, da de Maulwurf unzählige schädliche Käfer, Larven und Würmer vertilgt. Das Abnagen von Wurzeln in Gärten und Feldern rührt niemals vom Maulwurf her, sondern Nagetiere wie Meermaus, Feldmaus, Wasserratte usw. sind dafür verantwortlich zu machen. Es ist nur der Unkenntnis zuzuschreiben, wenn in manchen Gegenden Geldbelohnungen auf das Fangen und Töten von Maulwürfen ausgesetzt werden. Hoffentlich wird hier bald durch gesetzliche Maßnahmen Wandel geschaffen.
6. Mai 1904
Das Geleise der Forst-Gubener Bahn ist soweit fertiggestellt, daß schwere Lokomotiven die Arbeitszüge befördern. Die Jugend sieht man jetzt vielfach beim Herannahen eines Zuges zum Bahnträger eilen, um in nächster Nähe das schnaubende Dampfroß zu bewundern. Doch bleibt es nicht immer bei diesem harmlosen Beschauen. Vielmehr gaben Unachtsamkeit, Leichtsinn und Mutwillen zu Beschwerden seitens der Bauleitung an Ortsbehörden Anlaß; ist es doch vorgekommen, daß auf dem Geleise spielende Kinder sich selbst durch Pfeifen und Läuten der Lokomotive nicht in ihrem Spiel stören lassen wollten, ja es sind direkt Sachbeschädigungen am Baumaterial verübt worden. Auf eine gefährliche Unart sei besonders hingewiesen. Die Kinder lagern gern Gegenstände, z.B. Steine, zuweilen von beträchtlicher Größe, auf die Schienen, ohne sich ihres gefährlichen Tuns recht bewußt zu sein. Eltern und Erzieher werden daraufhin ein besonders wachsames Auge haben müssen.
18. Mai 1904
Die Masern sind gegenwärtig in der Stadt außerordentlich verbreitet. Seit Neujahr sind gegen 130 Fälle von Masernerkrankungen bei Kindern zur Anzeige gelangt, die weitaus meisten in den letzten Monaten, doch wird mit gutem Grund angenommen, daß viele Erkrankungsfälle, den gesetzlichen Bestimmungen zuwider, nicht zur Anzeige kommen. Zum Glück tritt die Krankheit in milder Form auf.
19. Mai 1904
Groß-Gastrose. Mühlenbesitzer Karl Lehmann gewahrte kürzlich in der Neiße einen ausgewachsenen Fischotter, der von seinen Hunden gestellt wurde, so daß er aus der nahegelegenen Wohnung das Gewehr herbeischaffen und das Raubtier erlegen konnte.
25. Mai 1904
Das Pfingstfest war vom Wetter nicht sehr begünstigt. Der Himmel blieb meist bedeckt, am Morgen des ersten Feiertages regnete es sogar, dazu herrschte eine kühle Temperatur; im Freien sitzen konnte man allenfalls noch dort, wo man vor dem kühlen Ostwinde geschützt war. Die zahlreichen Gartenkonzerte, die während der Feiertage veranstaltet wurden, hatten hierunter sehr zu leiden.
31. Mai 1904
Auf Anfragen teilen wir mit, daß die Teilnehmer an den Festlichkeiten aus Anlaß der Eröffnung der Guben-Forster Bahn im Gehrock mit Zylinder zu erscheinen haben.